"Bunt und inklusiv" oder "überhastete Symbolpolitik"? Die Transgender- Diskussion im Schach

von André Schulz
27.06.2025 – Im Deutschen Schachbund schlägt derzeit eine Diskussion um die Teilnahme von Transgenderpersonen bei Mädchen- und Frauenschachturnieren hohe Wellen. Anlass ist der Sieg einer Transgenderperson bei der letzten Deutschen Jugendmeisterschaft. Zur Teilnahme von Transgenderpersonen in Mädchen- und Frauenturnieren gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Hier ist ein Überblick.

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Am 1. November 2024 ist in Deutschland ein neues Gesetz zur Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtereintrag in Kraft getreten. Die neue Regelung erleichtert intergeschlechtlichen Menschen oder Menschen, die ihren amtlichen Geschlechtereintrag ändern möchten, die Verwirklichung ihres durch das Grundgesetz geschützte Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung, das zuvor durch Bestätigung von Sachverständigengutachten und eine gerichtliche Entscheidung erschwert war. Die Änderung des Geschlechtereintrages ist nun deutlich vereinfacht und kann ohne großen zeitlichen Verzug durch eine "Erklärung mit Eigenversicherung" gegenüber dem Standesamt erfolgen.

Auf einer Informationsseite verweist das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf 16 weitere Länder, in denen ähnliche liberale Gesetze zur Selbstbestimmung des Geschlechtereintrags verwirklich wurden. Allerdings gibt es auf der Welt auch Kulturen und Gesellschaften, in denen eine deutlich restriktivere Betrachtung dieses Themas vorliegt. 

Die Möglichkeit, seine Geschlechtszugehörigkeit ohne großen Aufwand per Selbsterklärung zu ändern, wirft auf vielen Gebieten des gesellschaftlichen Zusammenlebens neue Fragen auf, die zum Teil bisher noch nicht beantwortet werden konnten. Emotionale Nebentöne erschweren eine sachliche Diskussion.

Auch der Sport und hier auch der Schachsport sind betroffen. 

Die meisten Sportverbände unterscheiden zwischen Männer- und Frauenwettbewerben. Im Schach ist das schon seit langer Zeit anders. Hier wird durchweg zwischen "offenen Wettbewerben" und Frauenwettbewerben unterschieden. Jede Person, egal welchen Geschlechts, kann ohne Weiteres an einem der offenen Schachwettbewerbe teilnehmen und so seinen/ihren Sport im Wettbewerb ausüben. Niemand ist von der Teilnahme an Schachturnieren ausgeschlossen. 

Die Frauen-Wettbewerbe waren bisher solchen Personen vorbehalten, die als Frau identifiziert wurden. Die Zuweisung erfolgte in der Regel nach dem Geschlecht, das einem nach der Geburt zugewiesen worden war. Änderungen waren möglich, aber aufwändig. In der Geschichte des Schachs sind nur wenige Fälle bekannt, wo Personen, denen nach der Geburt das Geschlecht "männlich" zugewiesen wurde, dieses in "weiblich" änderten und dann als Frau bei Frauenturnieren teilnahmen.

Doch dies ändert sich derzeit, auch als Folge der liberalisierten Gesetzgebung.

Aktuell gibt es innerhalb des Deutschen Schachbundes eine intensive Diskussion darüber, ob Transgenderfrauen, die früher als männlich identifiziert wurden, an Mädchen- und Frauenturnieren teilnehmen dürfen oder weiter in den offenen Wettbewerben spielen sollen.

Der Anlass dafür ist der Titelgewinn durch eine Transgenderperson bei der jüngst beendeten Deutschen Jugendmeisterschaft (Willingen) in einem der Turniere für Mädchen. Auch bei den Frauen-Teammeisterschaften der Landesverbände in Braunfels nahmen Transgenderpersonen teil.

Da Jungen und Männer bei Schachturnieren insgesamt besser abschneiden als Mädchen und Frauen, stellt sich die Frage, ob die Wettbewerbsfairness noch gegeben ist, wenn Jungen und Männer sich als Mädchen oder Frau identifizieren und nun an Mädchen- und Frauenturnieren teilnehmen. 

Der Grund dafür, warum Jungen (ab einem gewissen Alter) und Männer besser Schach spielen als Mädchen und Frauen, ist nicht bekannt. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze und Studien, die das Phänomen bisher aber nicht eindeutig erklären konnten. Tatsache ist aber, das der Spielstärkeunterschied zwischen den Geschlechtern besteht. Man kann ihn alleine an den nationalen und internationalen Ranglisten ablesen. Die derzeit beste Schachspielerin der Welt, Yifan Hou, ist mit ihrer Elozahl nicht unter den Top 100 der Welt geführt. Judit Polgar als beste Schachspielerin der Schachgeschichte hat einmal im Zenit ihrer Karriere die Top 10 erreicht, ist aber eine Ausnahme geblieben. Auch ohne eine Erklärung für die Ursachen kann und muss man dies so zur Kenntnis nehmen.

Der Spielstärkeunterschied ist der Grund dafür, dass die nationalen und internationalen Verbände zusätzlich zu ihren für jede Person offenen Turnieren auch Frauenturniere anbieten - quasi als Schutzraum für Frauen, die gerne Schach spielen und dort auch erfolgreich sein wollen, ohne sich gegen die stärkere männliche Konkurrenz durchsetzen zu müssen. Ob das gut oder schlecht ist, wird auch diskutiert, ist aber hier nicht das Thema.

Mit der Möglichkeit für Transgender-Personen, die früher männlich waren, an Frauenturnieren teilzunehmen, wird dieser Schutzraum aufgebrochen, und es stellt sich die Frage, ob die Wettbewerbsfairness noch gewährleistet ist, wenn man zugrunde legt, dass früher männliche Personen nun gegen Mädchen und Frauen um nationale oder internationale Titel spielen.

Natürlich ist dies auch eine Frage der Quantität. Wenn nur bei seltenen Anlässen vormals männliche Transgenderpersonen bei Frauenturnieren um Titel mitspielen möchten, kann man als Verband die Frage vielleicht vernachlässigen, so wie das bei der Deutschen Frauenmeisterschaft 2003 geschah. Wenn sich die Frage nun häufiger stellt, muss man dafür eine Antwort finden.

Dies ist der sportliche Aspekt der Frage. Es gibt aber noch weitere Aspekte.

Bei der Festlegung einer Regelung, die die unterschiedlichen Interessen zum bestmöglichen Ausgleich bringt, müssen die Sportverbände auch die gesetzlichen Vorgaben und die Regelungen der übergeordneten Sportverbände berücksichtigen. Wenn dies nicht juristisch eindeutig und unanfechtbar geschieht, ergäbe sich die Möglichkeit für betroffene Personen, sich in die Frauenturniere einzuklagen. Verstößt ein Sportverband gegen die nationalen Vorgaben, können ihm unter Umständen auch die Zuschüsse gesperrt werden. Eine weitere Frage ist zudem, wie Sponsoren auf eine Regelung in die eine oder andere Richtung reagieren.

Wie die Gesetzes- und Regellage ist, kann gar nicht so einfach festgestellt werden. Die Vorgaben sind mitunter nicht eindeutig gefasst oder nicht eindeutig formuliert und geben dann juristischen Interpretationsmöglichkeiten Raum.

Im Framework des IOC (International Olympic Committee), das sich mit der Behandlung von Transgenderpersonen beschäftigt, wurde vor allem an Körpersportarten gedacht, nicht an den Schachsport. Der Weltschachbund FIDE, Mitglied des IOC, hat 2023 in seinem Handbook seine Regeln für die Teilnahme von Transgenderpersonen neu gefasst:

"Die FIDE hat jüngst in ihrem FIDE Handbook die Regeln für die Behandlung von Transgender-Personen festgelegt, d.h. "Personen, deren Geschlechtsempfinden nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Die Regeln gelten nicht für "Intersexuelle Menschen, androgyne und polygendere Menschen, Crossdresser und Transvestiten.

...

Bei der Änderung des Geschlechts von einem Mann zu einer Frau, darf die betreffende Person gemäß den FIDE-Regeln bei offiziellen FIDE-Turnieren nicht mehr in der Frauen-Gruppe oder bei Frauen-Turnieren mitspielen, sondern ist auf die Teilnahme an den Turnieren der Offenen Gruppe beschränkt. Diese ist für alle Geschlechter zugänglich. Die FIDE räumt ein, dass diese Entscheidung demnächst auch noch geändert werden kann. Die FIDE weist ausdrücklich darauf hin, dass die Bestimmungen für alle Wettbewerbe unter der Schirmherrschaft der Globalen Strategiekommission, der Veranstaltungskommission und für Veranstaltungen, bei denen Qualifikationsplätze für den Weltcup und die Mannschaftsweltmeisterschaften vergeben werden, gelten. Davon nicht betroffen sind offenbar nationale Meisterschaften oder die zahlreichen privaten Turniere. Internationale Topturniere werden aktuell aber von der FIDE bepunktet und der beste Spieler einer Saison erhält einen Platz im Kandidatenturnier. Diese Turnier sind somit möglicherweise von der Regelung auch betroffen." 

https://de.chessbase.com/post/fide-regeln-zur-registrierung-von-transgender-schachspielern-im-fide-verzeichnis

Das heißt, dass den nationalen Verbänden auch erlaubt ist, eigene Regeln aufzustellen. Die Führung des Deutschen Schachbund hatte seinerzeit auch auf "X" gleich erklärt, sich nicht an diese FIDE-Regel halten zu wollen.

Die Frage um die Behandlung von Transgenderpersonen im Schach - dabei geht es eigentlich nur um zuvor männliche Personen - schlägt im Deutschen Schachbund hohe Wellen. Das Phänomen wurde aus dem aktuellen Anlass auf sozialen Medien, z.B. Facebook, diskutiert und kam auch beim Treffen der Frauenschachreferenten in Braunfels zur Sprache.

Die Führung des Deutschen Schachbundes hat darauf mit einem Beitrag auf seiner Webseite reagiert, "Schach ist bunt und inklusiv", und sich dabei gegen die Position der Frauenreferenten der Länder und ihren Beschluss gestellt (Protokoll, s.u.).

Schon vorher hat der A-Trainer und Jugendtrainer Wolfgang Pajeken mit einem Leserbrief eine breite und sachliche Diskussion über das Thema anstoßen wollen (s.u.).

Die Frauenreferentin im DSB, Nadja Jussupow, hat nun mit einem offenen Brief auf den Beitrag auf der Webseite des Deutschen Schachbundes reagiert. 

André Schulz

Anhang:


Offener Brief von Nadja Jussupow, DSB Referentin für Frauenschach

Offener Brief an das Präsidium des Deutschen Schachbundes (DSB)

Betreff: Kritische Stellungnahme zur Trans- und Frauenpolitik des DSB und Vorschläge zur konsensorientierten Lösung

Sehr geehrtes Präsidium,

mit großer Aufmerksamkeit und zunehmender Sorge verfolgte ich Ihre öffentlichen Äußerungen und die Positionierung des DSB zur Teilnahme von Transfrauen an Frauenwettbewerben, insbesondere im Artikel "Schach ist bunt und inklusiv" vom 24. Juni 2025.

Ich möchte in aller Klarheit betonen: Es geht dabei nicht um Ausgrenzung oder Abwertung von transidenten Personen. Mir geht es um Fairness, Transparenz und Respekt für die berechtigten Anliegen und Gefühle einer großen Mehrheit im Frauenschach: der cisgeschlechtlichen Spielerinnen.

Begriffsklärung: Was verstehen wir unter "Frau"?

Wir erkennen an, dass das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) es ermöglicht, den Geschlechtseintrag per Selbstauskunft zu ändern. In diesem Sinne ist jede Person mit weiblichem Eintrag rechtlich als Frau anerkannt. Diese Änderung kann ohne medizinische Maßnahmen und ohne psychologische Begutachtung erfolgen. Eine dreimonatige Bedenkzeit sowie eine Wartefrist von einem Jahr zwischen erneuten Änderungen sind vorgesehen.

Dies bedeutet faktisch: Auch Personen, die biologisch männlich sind und sich selbst nicht dauerhaft als transident verstehen, können sich rechtlich als Frau eintragen lassen – etwa aus strategischen, sozialen oder rechtlichen Motiven. Zwar ist Missbrauch theoretisch strafbar, aber die Schwelle zur Eintragung bleibt niedrig. Gerade im Sport, wo es um geregelte Wettbewerbsbedingungen geht, stellt das eine Herausforderung dar.

In anderen gesellschaftlichen Bereichen wird der Begriff "Frau" unterschiedlich verstanden:

In der medizinisch-biologischen Sicht ist eine Frau durch Chromosomen, Hormone und reproduktive Merkmale definiert.
In der kirchlich-traditionellen Lehre (z. B. katholisch) gilt ausschließlich das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht.
In der soziologischen und psychologischen Perspektive wird Geschlecht als gelebte Identität verstanden.

Für den Wettbewerb im Schach, der nicht rein psychologisch, sondern leistungsorientiert organisiert ist, halten wir es für notwendig, die Kategorie "Frau" nicht ausschließlich über Selbstdefinition oder Personenstand zu bestimmen. Vielmehr müssen auch biologische und soziokulturelle Hintergründe berücksichtigt werden, insbesondere im Hinblick auf Chancengleichheit und Schutzräume für cis Frauen.

Kritik am Vorgehen des Präsidiums

Das Präsidium vertritt in der genannten Veröffentlichung eine Position, die sich deutlich pro Transinklusion ausspricht. Dabei stützt es sich einseitig auf ausgewählte Argumente und Quellen, während andere relevante Stimmen und Perspektiven systematisch ausgeblendet werden:

Die restriktive Haltung der FIDE bleibt unkommentiert.
Die vielfältigen kritischen Positionen, die auf dem Frauen-Referent:innen-Treffen geäußert wurden, werden nicht angemessen berücksichtigt und sind ohne Erlaubnis und aus dem Kontext dargestellt.

Zudem vermittelt der Artikel den Eindruck, als sei die Position des Präsidiums bereits final und konsensbasiert. Eine offene demokratische Debatte innerhalb des Verbands wird dadurch faktisch unterlaufen. Gerade weil die Thematik sensibel und kontrovers ist, erwarten wir Transparenz, Beteiligung und Respekt gegenüber allen betroffenen Gruppen – nicht symbolisch-politische Kommunikation von oben.

Kritik an der Argumentation des Sportdirektors Kevin Högy

Herr Högy argumentiert, dass Schach keine körperliche Komponente habe und daher Transfrauen keinerlei Vorteile gegenüber cis Frauen hätten. Diese Aussage ist aus mehreren Gründen problematisch:

Auch im Schach spielen mentale Ausdauer, Belastbarkeit, Frustrationstoleranz und psychische Energie eine Rolle, die mit körperlicher Konstitution und hormoneller Prägung verbunden sein können. 

Wenn Leistungsunterschiede zwischen Frauen und Männern rein soziokulturell erklärt werden, heißt das im Umkehrschluss: Frauen wurden systematisch benachteiligt. Dies rechtfertigt Schutzräume wie Frauenwettbewerbe und spricht gerade nicht für ihre Aufweichung.
Die Argumentation von Herrn Högy ignoriert die reale Erfahrung vieler Spielerinnen, die sich durch plötzliche Teilnahmen von Transfrauen verunsichert oder ungerecht behandelt fühlen.

Die berechtigten Interessen von cis Frauen

Die große Mehrheit der aktiven Schachspielerinnen in Deutschland sind cis Frauen. Ihre Interessen dürfen nicht geopfert werden. Ohne ihre Zustimmung wird jede Öffnung zur Spaltung führen.

Natürlich, dass auch echte Transfrauen Schutz und Teilhabe verdienen. Aber eine Öffnung der Frauenklasse ohne Rücksicht auf Fairness und Akzeptanz wird langfristig nicht Inklusion, sondern Polarisierung schaffen. Schon jetzt zeigen sich erste Signale der Frustration und Resignation bei aktiven cis Spielerinnen.

Vorschläge zur Lösung

Ich schlage vor:

Mindestens eine 1-jährige Sperrfrist für Transfrauen nach offizieller Geschlechtsänderung, bevor sie an Frauenwettbewerben teilnehmen dürfen.
Eine verpflichtende Konsultation der Frauenkommission bei allen Entscheidungen, die Frauenkategorien betreffen.
Eine Datenerhebung und statistische Auswertung über Leistungsergebnisse von Transfrauen im Vergleich zu cis Frauen, um faktenbasiert entscheiden zu können.

Schlussbemerkung

Ich appelliere an das Präsidium, seine Haltung zu überdenken und nicht durch überhastete Symbolpolitik genau das Gegenteil dessen zu bewirken, was beabsichtigt ist: Die Integration und Inklusion von Transpersonen kann nur gelingen, wenn sie auf einem stabilen Fundament von Fairness, Transparenz und gegenseitiger Anerkennung basiert.

Mit sportlichem Gruß,

Nadja Jussupow,

DSB Referentin für Frauenschach


Leserbrief von Wolfgang Pajeken

Bei der kürzlich zu Ende gegangenen DJEM gewann in einer der Altersgruppen erstmals eine Transgender-Athletin den Titel einer Deutschen Jugendmeisterin – ein Mädchen, dem bei der Geburt das Geschlecht "männlich" zugewiesen wurde. Bei den im Anschluss an solch ein großes Turnier üblichen Gesprächen stellte ich nun fest, dass viele Mädchen und Frauen bei der Teilnahme von Transgenderathletinnen an Frauenturnieren zumindest ein "ungutes Gefühl" haben, da sie sportliche Nachteile befürchten. So habe ich mit Teilnehmerinnen der abgelaufenen DJEM, wie auch mit aktuellen und ehemaligen Spitzenspielerinnen über die Thematik gesprochen. All diese Mädchen und Frauen sind vorbildliche Sportlerinnen und völlig frei von jedwedem Verdacht transphob zu sein. Aber sie vereint die Sorge, dass Frauen und Männer im Schach von Natur aus nicht gleich stark sein könnten und Transgenderathletinnen daher im Kampf um Titel, Geldpreise, Qualifikationen und Kaderplätze einen Vorteil haben. Zusätzlich wurden Bedenken darüber geäußert, dass das neue Selbstbestimmungsgesetz möglicherweise missbraucht werden könne – etwa von Spielern, die sich in offenen Turnieren nicht durchsetzen konnten. Leider gibt es bei den genannten Mädchen und Frauen aber noch eine Gemeinsamkeit, nämlich die Angst, ihre diesbezügliche Meinung öffentlich kund zu tun. Sie befürchten Anfeindungen im Internet und soziale Ausgrenzung. Und das finde ich schlimm und daher schreibe ich diesen Brief. Wir dürfen es nicht zulassen, dass "Angst vor freier Meinungsäußerung" und "Cancel Culture" zum Teil unseres Miteinanders werden. Worin bitte besteht das Problem, eine Diskussion mit unterschiedlichen und kontroversen Meinungen zu führen? Wir dürfen niemals zulassen, dass Menschen aus Angst vor Repressalien ihre Meinung nicht mehr äußern – denn eine offene, angstfreie Debatte ist das  Rückgrat einer jeden freien Gesellschaft.

Ich bitte darum, dieser überfälligen Diskussion über die (möglichen?) (naturgegebenen?) Leistungsunterschiede zwischen Frauen und Männern im Schach erneut eine Plattform zu verleihen und sportwissenschaftliche Expertinnen und Experten, wie auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im DSB anzuhören, denn als Konsequenz der aktuellen Entwicklungen sehe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten: A) Die sofortige Abschaffung aller Mädchen- und Frauenklassen. B) Die umgehende Nichtzulassung aller Transgender-Athletinnen bei Frauenturnieren. Wichtig ist mir, diese Diskussion sachlich, wissenschaftlich und frei von ideologischen Vorannahmen zu führen. Zu oft werden solche Themen emotionalisiert, bevor überhaupt ein faktenbasierter Diskurs möglich ist. 

Zur Thematik selbst kann ich – wie viele andere auch – nur persönliche Eindrücke beisteuern. Im Laufe der Jahre sind einige meiner Schülerinnen Deutsche Jugendmeisterinnen geworden und haben dabei ganz hervorragende sportliche Leistungen erbracht. Dennoch habe ich stets einen sehr großen Unterschied gegenüber dem Jungentraining und auch der schachlichen Entwicklung vergleichbarer Jungen empfunden. Die Jungen sind nach meiner Wahrnehmung in ihrer schachlichen Entwicklung meist noch schneller und noch steiler vorangegangen und waren auch in der Lage intensiver zu trainieren als die vergleichbaren Mädchen. Aber das ist eben nur gefühlt und möglicherweise ist mein Gefühl ja auch durch klischeehafte Rollenbilder und ein Denken in überholten Stereotypen geprägt. 

Bei einer (oberflächlichen) Recherche nach nicht sozial oder statistisch bedingten Spielstärkeunterschieden zwischen Frauen und Männern, bin ich im Internet auf folgende Erklärungsansätze gestoßen:

1.Männer verfügen über mehr Muskelmasse und ein leistungsfähigeres Herz-Kreislauf-System, was auch die Ausdauer während Partien und  Training positiv beeinflussen könnte.

2.Männer haben angeblich ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, insbesondere bei geometrischen Aufgaben.

3.Männer sollen besser darin sein, schnelle Entscheidungen (vor allem Ausschlussentscheidungen) zu treffen, während Frauen sorgfältiger abwägen, aber dafür mehr Zeit benötigen.

4.Männer scheinen im Schnitt als risikofreudiger als Frauen zu sein.

5. Der weibliche Menstruationszyklus führt zu hormonellen Schwankungen führen, welche die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen können.

Ich stelle diese Aspekte einfach mal zur Diskussion in den Raum. Weiß jemand mehr und/oder hat bessere Lösungen als die oben genannten A) oder B)? 

Liebe Grüße und eine gute lebhafte Diskussion! Möge uns die gemeinsame Suche nach Lösungen stets mehr verbinden als unsere Meinungsunterschiede uns trennen. Nur mit Respekt füreinander kommen wir weiter!

Wolfgang Pajeken

FM und A-Trainer DSB


Protokoll:

Traditionelles Treffen der Landesfrauenreferenten /-innen am 21.06.2025 in
Braunfels: 

Bei der letzten Woche beendeten DJEM 2025 in Willingen gewann in der Altersklasse U18w eine Transfrau den Titel. Unmittelbar nach Turnierende hagelte es von außen Kritik an der Zulassung der Spielerin zum Turnier. Sie hatte einen Freiplatz erhalten, da zum Zeitpunkt der NRW-Meisterschaften noch keine Spielberechtigung in der Altersklasse U18w vorlag.
Der Hauptvorwurf an die DSJ lautet, dass man mit der kurzfristigen Zulassung der
Spielerin zum Turnier, versuchte eine positive Haltung zu zeigen, um mit der
Situation umzugehen. 

Es erfolgte eine ausgiebige Diskussion über das Thema und es wurde angefügt, dass der Einbezug der Wissenschaft zwingend notwendig ist. Es bestand Einigkeit darüber, dass es in Zukunft klare Regeln für Ausschreibungen für Transgender im Schach geben muss. Diese Richtlinien müssen aufgestellt werden, um für Inklusion und Schutz der Teilnehmerinnen zu sorgen und einen Missbrauch zu verhindern.

Ebenso wurde über einer Sperrfrist diskutiert, wann eine Transfrau im Frauenschachsport spielberechtigt ist. Hier wurden verschiedene Ideen hervorgebracht. Im vorliegenden Fall gab es im laufenden Spielbetrieb die Zulassung unterjährig. Dies sollte in Zukunft vermieden werden, andere Diskussionsteilnehmer sprachen sich für eine Sperrfrist von 2-3 Jahren
aus.

Die Kommission erteilt dem DSB Präsidium den klaren Auftrag einen wissenschaftlichen Befund erstellen zu lassen und eine Sperrfrist festzulegen. Im Verlauf der Diskussion erfolgte der Einwurf, dass man keine Vorteilsnahme der Spielerin unterstellen sollte. Sie ist ebenso Leittragende der Situation um die DJEM 2025 in Willingen. 

Die Kommission ist sich einig, dass es für Transgender eine Wartezeit geben muss, dass eine wissenschaftliche Analyse zu erfolgen hat und dass es ab sofort klare Regelungen für Turniere geben sollte, damit auch die Landesverbände diese übernehmen können. Ebenso sollte man Transgender-Experten hinzuziehen.

Antrag NRW: Die DSB Frauenschach Kommission hält die Änderung des Geschlechts im Personenregister nicht für ausreichend. Es muss eine wissenschaftliche Analyse erfolgen, die darüber aufklärt, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen im Schachsport gibt. Ebenso wird der Inhalt der letzten Mail von DSB Vize Präsident zum Thema Transgender im Schach abgelehnt.

Abstimmung: Einstimmig"

Protokoll auf Facebook...

 


Schach ist bunt und inklusiv...

IOC releases Framework on Fairness, Inclusion and Non-discrimination on the basis of gender identity and sex variations...

Framework des IOC...

Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG)...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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oegenix oegenix 03.07.2025 09:42
Vor ein paar Tagen berichtete die britische TIMES über den Sieg einer Transfrau bei den Deutschen Mädchenmeisterschaften. Am 2.7. hat die WELT in einem Artikel die Bedenken von Frau Jussupow gegen die Zulassung von Transgenderfrauen bei Frauenwettbewerben aufgegriffen. Der DSB will das Thema erstmal 3 Monate vertagen und dann im Hauptausschuss darüber reden. Es wird schwer sein, drei Monate den Deckel draufzuhalten. Ich hoffe, Nadja Jussupow sorgt dafür, dass das nicht gelingt
Matthias Ruf Matthias Ruf 30.06.2025 03:45
Die Selbstbestimmung über das Standesamt wurde durch den Bundestag wesentlich erleichtert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste männliche GM oder IM diesen Schritt vollzieht, und sich die Fronten weiter verhärten. Beim Kampf um Preisgeld und Ruhm spielt die Moral eine untergeordnete Rolle. Nachdem sich Stanley Omondi 2023 in Nairobi Frauenkleider (Burka) bei den Kenya Open Chess Championships angezogen hat, kann ihm nach deutschen Recht niemand absprechen, sich als Frau zu fühlen. Leider werden bei uns in der Praxis keine 40.000 Euro bei einem Frauenturnier ausgeschüttet. Hier könnte sich der Deutsche Schachbund an die eigen Nase fassen. Stattdessen werden kurzfristig politisch korrekt ausgewählte Elo-Freiplätze für Jugendmeisterschaften vergeben. Man setzt bewusst ein Statement für die in der Medienlandschaft wiedergegebene richtige und gute Meinung.

Weniger berücksichtigt wurden augenscheinlich die Gefühle der anderen weiblichen U18 Teilnehmerinnen. Vor 20 Jahren waren noch 90 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass das weibliche Geschlecht emotionaler reagiert. In Bezug auf Geschlecht und Identität wird in Genderstudien das traditionelle Weltbild angezweifelt, denn alles sei Erziehungssache. Selbst Aristoteles muss sich täuschen, wenn er Frauen als weicher, mitfühlender und eher zu Tränen geneigt in alten Schriften beschreibt. Elisabeth Pähtz bekommt im neuesten Podcast sicherlich keinen Widerspruch, dass sie zumindest während der Periode nicht so leistungsfähig wie ein Mann ist, zumal sie öfters auf die Toilette muss. Dort könnte sie mir als Elo-Freiplatz Teilnehmerin zukünftig begegnen, wenn ich meinen Vornamen in Maja umändere und die Auffassung vertrete, bei Meisterschaften aufgrund meiner neuen Identität auch Tampons wechseln zu müssen.
schachkwak schachkwak 30.06.2025 01:04
Nein, die Zahlen sind so eindeutig, dass die Befürworter etwas zeigen müssen, dass das erlaubt sein sollte.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man wird nachweisen können, dass Transpersonen, die von männlich zu weiblich gewechselt sind, z.B. im oberen Quantil schlechter spielen als Männer, sondern sich statistisch vermutlich genau wie Männer verhalten. Wenn die Zahlenbasis zu gering für statistische Aussagen ist, dann verweise ich nochmals auf die oberen Enden der Ranglisten, wo männliche Gehirne leider dominieren.

Ich finde es traurig, dass man Judendlichen überhaupt einredet, dass das rechtens sein kann, anstatt zu erklären, dass sie privat fast alles machen kann, was sie möchte, aber Leistungssport mit biologischen Frauen nicht dazu gehört.

Das wird hier nun leider eine Privatdiskussion. Deshalb bin ich für die nächste Zeit erst mal raus.
Schachobserver Schachobserver 30.06.2025 08:57
P.S.: Zitat schachwak "Zusätzlich überprüfen, ob die 'übergetretenen' tatsächlich der erwarteten Gruppe entsprechen oder ob es eher nach Missbrauch aussieht. "

Ich finde die dahintersteckende Vorstellung von schachwak grotesk, um nicht zu sagen infam. Wie das vorgeschlagene Prüfverfahren aussehen soll, möchte ich mir erst recht nicht vorstellen. Ich bitte darum, hier keinen generalisierenden, mit indirekten Unterstellungen arbeitenden Kulturkampf auf dem Rücken einer jugendlichen Einzelperson zu veranstalten. Debatten sollten bitte sachlich und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse ablaufen.
Schachobserver Schachobserver 30.06.2025 07:45
@schachwak: Es ist schade, dass du leider den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität weiterhin nicht ausreichend zu Kenntnis nimmst. Auf meinen an anderer Stelle erwähnten Einwand, dass man auf Basis reiner Korrelation problemlos unzählige weitere Subgruppen identifizieren könnte, gehst du nicht ein. Ebenso finde ich es bedauerlich, dass du kein Interesse an der Kenntnisnahme der wissenschaftlichen Studienlage zu haben scheinst. Damit gibt es leider keine Grundlage für eine sachliche Diskussion mir dir.

Glücklicherweise befinden wir uns allerdings in Deutschland in einem Land mit klaren Antidiskriminierungsgesetzen. Ich persönlich kann die betroffene Schachspielerin daher nur ermuntern, den Rechtsweg in Erwägung zu ziehen, falls es diskriminierende Ausgrenzung geben sollte. Das gilt umso mehr, als dass es hier um den Jugendbereich geht.
schachkwak schachkwak 29.06.2025 07:57
Überall wo man von der Mathematik in die reale Welt geht, muss man mit einer Restungenauigkeit leben.

Die Datenbasis ist aber so klar, dass kein praktischer Zweifel besteht, dass die männliche Spitze der weiblichen Spitze deutlich überlegen ist. Ob das nun beweisbar zwangsläufig ist für Schachspieler, dass Männer wirklich mehr Talent in der Spitze haben oder es kulturell nur Trainingsfleiß ist, ist völlig irrelevant.

Hou Yifan ist auf Position 102 der ELO-Weltrangliste. Die nächste Frau (Weltmeisterin Ju Wenjun) ist 50 Punkte schwächer und nicht mal in den Top 200.

Elisabeth Pähtz ist gerade so in den deutschen Top100 auf Platz 94.

Zumindest die Chinesinnen bekommen sicherlich deutlich mehr Förderung als die allermeisten Top-100-Spieler. Ohne sehr konkrete Ansätze, warum bestimmte biologische Männer in der Frauen-Welt- oder -Landes-Spitze mitspielen sollten, wäre es geradezu absurd, das zu erlauben. Diese Ansätze müssten lang und breit diskutiert werden, warum sie in der Spitze statistisch nicht besser sind als biologische Frauen.

Dabei bitte unbedingt den Median oder den Mittelwert von einem p-Perzentil (Quantil mit selbstdefinierten Prozenten) und dann dort Erwartungswert und Streuung ermitteln. Zusätzlich überprüfen, ob die "übergetretenen" tatsächlich der erwarteten Gruppe entsprechen oder ob es eher nach Missbrauch aussieht.

Es bleibt dabei - Transsexuelle sind meist biologisch Männer und sollten sich im Spitzensport deshalb auch mit Männern messen. Das ist im Schach besonders einfach, weil im Männerbereich jeder zugelassen ist, egal wie sich das Individuum identifiziert.
Schachobserver Schachobserver 29.06.2025 04:05
@schwachwak: Das ist leider kein valider wissenschaftlicher Beweis. Niemand hat geleugnet, dass es eine kulturell bedingte Dominanz biologisch männlicher Menschen im Schach gibt. Das hat aber nichts mit männlichen oder weiblichen Gehirnen zu tun. Ich schlage daher vor, du liest dir die von mir angeführten Studien einmal in aller Ruhe gründlich durch. Offenbar hast du das nämlich bislang nicht getan. Danach können wir gerne weiter diskutieren.
schachkwak schachkwak 29.06.2025 03:42
Doch Schachobserver. Es gibt einen wissenschaftlichen Beweis. Es gibt diverse Studien/Statistiken für das Spitzenschach.

Die Datenbasis nennt sich jeweils Fide Elo Top 100 List of (beliebiges gültiges Datum einsetzen) oder DWZ Top 100 List of (beliebiges gültiges Datum einsetzen). Derzeit befindet sich in den Elo Top 100 keine einzige Frau, wie so häufig.

Diese Ergebnisse korrelieren wunderbar mit der letzten Jugendmeisterschaft U18w, wo ein Proband mit männlichem Gehirn sich vor alle Probanden mit weiblichem Gehirn gesetzt hatte.

Wie das bei Studien und Stichproben ist, bleibt eine Restungenauigkeit. Das sollte aber kein Grund sein, das einfach so laufen zu lassen. Es ist viel eindeutiger als bei vielen medizinischen Studien sonst, selbst wenn es viel weniger Frauen gibt, die Schach organisiert spielen.
Schachobserver Schachobserver 29.06.2025 03:01
@TGarber: Mit diesem Argument könnte man problemlos auch andere Subgruppen von Menschen finden, bei denen - aus welchen Gründen auch immer - statistisch schlechtere Ergebnisse vorliegen. Im Übrigen befinden wir uns hier nicht in einem juristisch luftleeren Raum. Es gibt in Deutschland glücklicherweise klare Gleichbehandlungsgesetze.
TGarber TGarber 29.06.2025 02:02
Ich bin sehr für eine offene Diskussion, sehe die Teilnahme von Transgender-Personen in Frauenturnieren aber erst einmal kritisch. Frauen erreichen im Spitzensport im Schach statistisch ein nicht ganz so hohes Niveau wie die männlichen Spitzenspieler. Ist es dabei nicht unerheblich, ob diese Unterschiede biologisch, soziologisch, theologisch oder anders erklärt werden? In allen Fällen ist es nicht ganz fair, wenn starke Transgender-Spielerinnen in Frauenturnieren mitspielen.
Nordseepferdchen schreibt "In Bezug zu Punkt 2 finde ich es daher geradezu kleingeistig, Andersartigkeit mit Teilnahmesperren sanktionieren zu wollen!" Das wäre ja ein Plädoyer, dass jeder - auch Männer - bei Frauenturnieren mitspielen darf!? Das ist vermutlich nicht so gemeint, entspricht aber der Option A von Wolfgang Pajeken, nämlich der Abschaffung von Frauenturnieren.
Schachobserver Schachobserver 29.06.2025 01:06
Auch wenn es leider nicht jedem bekannt zu sein scheint: Es gibt keinerlei seriöse wissenschaftliche Beweise dafür, dass es spezifisch männliche Gehirnstrukturen gibt, die nachweislich die Spielstärke im Schach beeinflussen. Auch die anderen angeblichen Belege für einen biologischen Vorteil sind bestenfalls äußerst vage Hypothesen. Die gegenwärtige Evidenz spricht vielmehr recht klar dafür, dass nicht das biologische Geschlecht, sondern das kulturelle Umfeld, Training und Erfahrung maßgeblich die Spielstärke beeinflussen. Hierzu gibt es eine ganze Reihe von Studien (Maas et al., 2007; Bilalić et al, 2011 - um nur die wichtigsten zu nennen).
schablonenhaft schablonenhaft 27.06.2025 04:15
Ganz einfach: Der DSB/die DSJ hintergeht die Dopingregeln des DOSB und lässt bewusst Doping Positive zu Wettkämpfen zu und gibt ihnen wissendlich Freiplätze.
schachkwak schachkwak 27.06.2025 02:22
Wobei ich das mit der Sperrfrist nicht verstehe. Ganz egal ob 1 Jahr oder 2-3 Jahre. Biologisch männliches Gehirn bleibt biologisch männliches Gehirn.

Transpersonen haben in keinem Sport etwas verloren, wo Geschlechter unterschiedlich stark sind und sie abseits ihres biologischen Geschlechts in der schwächeren Gruppe antreten wollen.

Ich bin mir bewusst, dass es weitere Grenzfälle gibt, wo Chromosomen nicht zum Hormonhaushalt passen und noch vieles mehr. Sofern es aber unbedingt Spitzensport sein soll, dann sollte mindestens der Chromosomensatz passen, eventuell sogar noch mehr. Nicht jeder darf auch bei anderen Sportarten überall antreten.

Keine Ahnung, ob ihr meinen letzten Text für sinnvoll haltet, aber das hatte in die letzten 2000 Zeichen nicht mehr reingepasst.
Irina Braeutigam Irina Braeutigam 27.06.2025 08:05
Eine ausgezeichnete Zusammenfassung zu diesem Thema. Vielen herzlichen Dank.
schachkwak schachkwak 26.06.2025 08:31
Das Thema wird schon eine Weile diskutiert und auch von bestimmten Kreisen gekapert. Den Betroffenen muss ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden. Das neue Gesetz halte ich für gut, auch wenn Angleichungen genau überlegt sein sollten. Normalerweise detektieren wir Unnatürlichkeit sofort und mit einem Verstellen zu etwas anderem verschwinden Probleme nicht. Selbstverständlich sind Geschlechtswechsel zu akzeptieren.

Allerdings bin ich sehr erstaunt, dass Transgender im Spitzensport nicht unterbunden wird. Es sollte eigentlich darum gehen, dass man sich integriert, wohin man sich zugehörig fühlt. Bei geschlechtsspezifischen Leistungen kann es nicht der Sinn sein, beste SportlerIn zu sein und so wieder aus herauszustechen.

Wer das für seine Transgenderidentität braucht, sich wieder herauszuheben, ist da nicht auch etwas Exibitionismus dabei? Exibitionismus ist übrigens eher männlich.

Im Schach kann man vermuten, dass Männer einen Vorteil haben. Frauen können seit Jahren bei den Männern mitspielen.

Es gab auch schon eine Dopingdiskussion im Schach. Genau wie in anderen Sportarten, könnte man bestimmte Hormongrenzen einführen und auch den Chromosomensatz vorschreiben. Wer dem nicht entspricht, ist jederzeit gerne im offenen Turnier gesehen. Sperrwürdig aber bei Frauen.

Auch in anderen Sportarten sind durch andere Hormonverhältnisse (Geschlecht, Doping, ...) Strukturen aufgebaut worden, die bei einer Angleichung nicht verschwinden. Einmal im Körper angelegte Muskeln sorgen z.B. auch später ohne Doping für verbesserte Leistungen. Das ist auch für das Gehirn zu vermuten.

Zusammenfassung:
Zu einer Angleichung gehört nicht, sich aus der neuen Gruppe gleich wieder herauszuheben. Toleranz muss von allen erwartet werden, auch von den Betroffenen selbst. Schach bietet gute Möglichkeiten, für alle einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Entsprechend möchte ich Nordseepferdchen widersprechen.
Nordseepferdchen Nordseepferdchen 26.06.2025 06:21
Moin zusammen,

vielen Dank für diese interessanten, teils kontrovers geführten Ausführungen in ihrem Artikel bzw. den dazugehörigen Anhängen.

Ich hätte ein paar Anmerkungen zur "Transgender"-Thematik im Schach zu machen:

1. freie Meinungsäußerungen sind wichtig, ebenso aber auch der Umgang damit. Keine*r soll Angst vor Repressalien haben, aber ich halte es für unsere gesellschaftliche Pflicht, auch für seine eigene Positionierung einzustehen. Mag sich so manches Mal auch als "unbequem" gelten. Nur so kann man zu einer ehrlichen und an Konstruktivität ausgerichteten Diskussion gelangen. Wir reden und schreiben hier aber über Menschen, die als "transgender" direkt betroffen sind und sich sicherlich auch nicht wohl damit fühlen, wenn andere "versteckt" über sie urteilen!

2. Wir leben im Jahr 2025, dort sollte die Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung unterschiedlichster Lebensauffassungen und Geschlechter längst angekommen sein. Wir sollten eigentlich in einer Welt leben, in der es als selbstverständlich gilt, anders als andere sein zu dürfen. Heterogenität ist Normalität und nix anderes.
Vom vergleichenden Anspruch der Homogenität sollten wir uns so langsam im Jahre 2025 mal verabschiedet haben.
Mich persönlich schmerzt es, dass wir die Vielfaltsrechte auch heutzutage immer noch so in den Fokus und in die Diskussion rücken müssen statt diese endlich als Selbstverständlichkeit zu leben.

3. In Bezug zu Punkt 2 finde ich es daher geradezu kleingeistig, Andersartigkeit mit Teilnahmesperren sanktionieren zu wollen! Wo leben wir denn??? Ach ja, in Deutschland. Da ist solch ein Denken wohl immer noch verankert und dies leider nicht nur im Einzelfall.

Sorry, das musste jetzt mal um diese leidliche Thematik raus, viele Grüße an alle aus dem echten Norden!

Be different and proud!
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