"Ich habe meinen Rhythmus noch nicht einmal ansatzweise gefunden."
Carlsen gewann den Wettkampf, aber äußerte sich hinterher dennoch kritisch über sein Spiel. Ein Grund dafür dürfte auch die erste Partie des Wettkampfs gewesen sein, in der Carlsen bald nach der Eröffnung auf Gewinn stand, aber den Sieg dann wieder aus der Hand gab.
Ich habe meinen Rhythmus noch nicht einmal ansatzweise gefunden, und bin deshalb ganz allgemein bislang sehr unzufrieden mit meinem Spiel. Heute lief es viel besser, denn immerhin hat er keine Gegenchancen bekommen.
Nach vier Wettkämpfen steht das Match jetzt 2-2 und wird in den letzten drei Wettkämpfen entschieden werden.
M. Carlsen 2½ : 1½ H. Nakamura
Im Interview nach dem Wettkampf wollte Tania Sachdev von Carlsen wissen, warum er so viel mehr Zeit verbraucht als in seinen bisherigen Wettkämpfen. Der Weltmeister hatte eine überraschend einfache Antwort:
Ich glaube, das liegt daran, weil er gut spielt. Ich habe das Gefühl, dass ich in all diesen Onlineturnieren viel Zeit verbraucht habe, aber Nakamura stellt mir besonders viele Probleme. In einer Reihe von Partien habe ich bereits geglaubt, dass ich gewinne, aber stand dann vor immer neuen Problemen.
Genau das geschah in der ersten Partie des vierten Wettkampfs. Im 22. Zug unterlief Nakamura eine Ungenauigkeit, die Carlsen starken Angriff gab. Doch zehn Züge, im 32. Zug, verpasste Carlsen den Gewinn:
In der Partie geschah 32.hxg5? fxg5 33.Te7, und hier steht Weiß immer noch ein bisschen besser. Aber zum Gewinn führt 32.Kh2! gxh4 33.Lg2 — jetzt droht Weiß Matt auf b7 — und nach 33...hxg3+ 34.fxg3 Dd7 hat Weiß den entscheidenden taktischen Schlag 35.Td3!, der sofort gewinnt, weil die schwarze Dame überlastet ist. Wie Carlsen nach der Partie verriet, hatte er diesen Zug bei seinen Vorausberechnungen übersehen. "Das ist eine dieser taktischen Möglichkeiten, die man in Bruchteilen von Sekunden sieht, wenn man weiß, dass es in der Stellung eine taktische Möglichkeit gibt. Wenn man das nicht weiß, übersieht man solche Züge auch einmal."
Nach der Partiefortsetzung steht Schwarz immer noch gefährdet, aber Nakamura bewies einmal mehr erstaunliche Defensivqualitäten und nach 53 Zügen endete die Partie mit Remis.
Nach einem Remis in Partie zwei konnte Carlsen die dritte Partie gewinnen:
In dieser Stellung spielte Schwarz 26...Dxf2+?, aber wie sich zeigte, hatte Carlsen weiter gerechnet. Nach 26...Txe5 bekommt Weiß ein etwas besseres Endspiel mit einem Mehrbauern, der aber, wie Carlsen nach der Partie sagte, "unwichtig ist". Nach dem Textzug ging die Partie weiter mit 27.Kh2 Tad8 28.Tf1 Txe5 (Jetzt muss Weiß immer aufpassen, dass er nicht mit ...Th5+ auf der h-Linie Matt gesetzt wird.) 29.Txf2 Tdxd5
Doch in dieser taktisch komplizierten Stellung kommt Weiß zuerst: 30.Txf7+! Ke8 31.Dxd5! Txd5 32.Lg6 Kd8 33.Te1 c6 34.Txb7 Lc7 35.Te8+ Kd7 36.Th8
Schwarz gab auf.
In der vierten Partie kam Carlsen mit Schwarz zu einem ungefährdeten Remis und sicherte sich so den Wettkampfsieg und den 2-2 Ausgleich im Match.
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