Carlsen startet im "Legends of Chess" mit einem Sieg

von André Schulz
21.07.2020 – Magnus Carlsen macht beim vierten Online-Turnier seiner eigenen Serie da weiter, wo er beim letzten Turnier aufgehört hatte- mit einem Sieg. Für die größte Überraschung sorgte aber "Turniersenior" Boris Gelfand mit einem Sieg über Ding Liren.

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Das vierte Online Turnier der Magnus Carlsen Chess Tour wird unter dem Titel "Legends of Chess" gespielt, denn zu den vier Halbfinalisten des vorherigen Turniers wurden sechs "Schachlegenden" eingeladen: Vladimir Kramnik, Viswanthan Anand, also der 14. und der 15. Schachweltmeister, Boris Gelfand, Vizweltmeister 2012, Peter Leko, Vizeweltmeister 2004, Vassily Ivanchuk und Peter Svidler - allesamt Routiniers des Spitzenschachs. Leko ist mit 40 Jahren der Benjamin in diesem Kreis und Boris Gelfand mit 52 Jahren der Patriarch.

Die "Oldies" treffen auf Ding Liren, Anish Giri, Ian Nepomniachtchi und Magnus Carlsen. Der amtierende Weltmeister ist vielleicht noch kein Veteran, aber ohne Zweifel ein Routinier. Bei freien Online-Turnieren beklagt er schon gerne sein hohes Alter - im November wird er schon 30. Er spürt den Atem der jungen hungrigen Leute, die ihn in den Online-Arenen jagen. Aber er lässt sich auch gerne jagen, denn Carlsen ist mit seiner über 15-jährigen Turniererfahrung immer noch klar der Beste. Er will immer gewinnen und meistens macht er das auch.

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Gespielt werden wieder Minimatches mit vier Schnellschachpartien 15+10 und einer Armageddonpartie bei Gleichstand. 

Zum Auftakt traf Carlsen auf seinen "Spezi" Anish Giri, den er gerne die Schranken aufweist, wobei Giri es aber immer mal gelingt, einen Punch zu landen. Nach einem Remis in der ersten Partie kam Carlsen in Partie zwei mit einer Rammbockstrategie zum Erfolg.

 

Der Weltmeister ging hier mit 7.g4 direkt auf sein Ziel los. Ein paar Züge später befand sich Giri schon in der Defensive.

 

Hier ließ sich Giri zu 15...Sxg5 [Besser war das kühle 15...Sc6] verleiten und war nach 16.hxg5 Dxg5+ 17.Kb1 Sd7 18.cxd5 in großen Schwierigkeiten.

18...Sb6 19.dxe6 Lxe6 20.Lxa8 Txa8 [Nach dem Qualitätsgewinn schaltete der Weltmeister auf Autopilot und übersah ein paar schnellere Gewinnwege.]

21.Dd2 Dg6 22.Dd6 f4+ 23.Ka1 Tf8

 

Hier übersah Carlsen 24.Th8+ Kxh8 25.Dxf8+ Kh7 26.Th1+ Dh6 27.Dxg7#

24.De5 g3 25.fxg3 [25.Th5] 25...Sc4 26.Dh5 Dxh5 27.Txh5 Se3 28.Tg1 Lf5 29.b3 fxg3 30.Txg3 Lg4 31.Txc5 Tf1+ 32.Kb2 Sd1+ 33.Ka3 Sxc3 34.Txg4 1–0

Die dritte Partie endete ebenfalls remis. Giri musste also Partie vier gewinnen, biss aber auf Granit und verlor diese auch.

Mit Ian Nepomniachtchi und Vladimir Kramnik trafen zwei russische Großmeister aufeinander, wobei der 14. Weltmeister ja inzwischen in der Schweiz lebt. Vom Turnierschach hat Kramnik sich zurückgezogen, aber verlernt hat er das Schach nicht. Auch hier ging es mit einem Remis los. Dann punktete Kramnik mit dem gefährlichen Damengambit.

 

18.b3 f5 19.Db2 fxe4 20.Lxe5 c3 21.Lxc3 Ld6 22.h3 [Richtig war 22.Dc2 Lxh2+ 23.Kh1 Ld6 24.Dxe4] 22...b4 23.Ld2 Lh2+ 24.Kh1

 

24... Le5 [mit Qualitätsgewinn.] 25.Dc2 Lxa1 26.Txa1 De5 27.Tf1 c5 28.Lc1 Dd6 29.Dc4 Ld7 30.Td1 Dc6 31.Kg1 Tad8 32.Lb2 Lc8 33.Ta1 Td2 34.Lc1 Td5 35.Ta2 Dd6 36.Tc2 Lxa6 0–1

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Nepomniachtchi glich in der 3. Partie aus, die vierte endete Remis. Es kam also zum Armageddon und dieses entschied der 15 Jahre jüngere Nepomniachtchi mit Schwarz für sich. Remis hätte gereicht, aber Nepomniachtchi gewann.

Auch das Match zwischen Vassily Ivanchuk und Peter Leko wurde im Armageddon entschieden. Beide "Legenden" konnten eine Partie gewinnen, zwei Partien endeten remis. Im Armageddon musste Ivanchuk mit Weiß gewinnen und kam Leko mit dem Königsgambit.

 

Hier gab Ivanchuk mit 18.Txh6 ein Qualitätsopfer, das viel Instabilität in die schwarze Stellung und Ivanchuk eine Dauerinitiative brachte.

Das Match zwischen Peter Svidler und Anand wurde nach drei Remisen in der vierten Partie in einem hochdramatischen Finale entschieden.

 

Schwarz steht besser, aber: 30... La6? [Gut war 30...Db8!? 31.Td7 Ta6 mit schwarzem Vorteil.] 31.Dc6 Sb5 32.Td7 De8 33.Dxd5 [Droht nun entscheidend Se4. Dagegen gibt es nur ein Rezept.]

 

33...Sc3 34.Txc3 bxc3 35.Sxe4 [Nun sollte Schwarz gewinnen. Objektiv richtig war stattdessen 35.Txf7 mit der bizarrenn Fortsetzung: 35...Dxf7 36.Le6 Kh8 37.Lxf7

 

37... Tc8! 38.Sc4 Lxc4 39.Db7 c2 40.Db2+ (40.Dxc8 c1D+ 41.Kg2 Df1#) 40...Lg7 41.Dxc2 Le6 42.Dxa4 Lxf7=]

Schwarz gab das Geschenk jedoch umgehend zurück.

35...Le7? [35...c2 36.Tc7 Lg7 37.Txc2 Td8 Schwarz gewinnt eine Figur.] 36.Txe7 1–0

Für die Überraschung des Tages sorgte Turniersenior Boris Gelfand, der sein Match gegen Ding Liren glatt mit 3:1 gewann. Die vierte Partie dauerte nur 16 Züge. Dann wandte Ding sich mit Grausen ab.

 

13... Lxf5 14.exf5 Sxf5 15.Tfe1+ Se3 16.Sf1 d4 0–1

Alle Partien

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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