Carlsen wird zum sechsten Mal Schnellschach-Weltmeister

von Carlos Colodro
29.12.2025 – Der Schlusstag der Schnellschach-Weltmeisterschaften in Doha brachte nach 13 Runden im offenen Turnier und 11 Runden bei den Frauen die Entscheidungen. Magnus Carlsen gewann seinen sechsten Schnellschach-Weltmeistertitel und setzte sich mit einem Punkt Vorsprung durch. Vladislav Artemiev und Arjun Erigaisi komplettierten das Podium nach Feinwertung. Bei den Frauen lagen Aleksandra Goryachkina, Zhu Jiner und Koneru Humpy punktgleich an der Spitze. Der Titel wurde in einem Blitz-Stichkampf entschieden, den Goryachkina mit 1,5:0,5 gegen Zhu gewann. | Foto: FIDE / Lennart Ootes

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Bei den Schnellschach-Weltmeisterschaften in Doha sicherte sich Magnus Carlsen mit einem starken Schlussspurt den Titel. Mit 7 Punkten aus 9 Partien und einem halben Punkt Rückstand auf Hans Niemann und Vladislav Artemiev war er in den Schlusstag gestartet, holte dann aber 3,5 Punkte aus den letzten vier Runden und gewann das Turnier mit 10,5 aus 13 und einem Punkt Vorsprung.

Die Entscheidung fiel in den Runden zehn bis zwölf. Zunächst besiegte Carlsen Alexey Sarana, anschließend gewann er sowohl gegen Niemann als auch gegen den erst 14-jährigen Yagiz Kaan Erdogmus. Nach zwölf Runden führte er das Feld allein an und lag einen vollen Punkt vor Niemann und Artemiev. Ein Remis mit Weiß gegen Anish Giri reichte Carlsen in der Schlussrunde, um sich den Titel endgültig zu sichern.

Die Plätze zwei bis fünf belegten vier Spieler mit jeweils 9,5 Punkten. Dank besserer Feinwertung gewann Artemiev die Silbermedaille, Arjun Erigaisi holte Bronze. Für beide war es die erste Medaille bei einer Schnellschach-Weltmeisterschaft. Niemann und Leinier Dominguez landeten auf den Plätzen vier und fünf.

Vladislav Artemiev, Hans Niemann

Vladislav Artemiev (links, mit Schwarz) war in den letzten vier Runden mit vier Remis zufrieden - auch gegen Hans Niemann. | Foto: FIDE / Lennart Ootes

Yagiz Kaan Erdogmus, Arjun Erigaisi

Arjun Erigaisi (rechts, mit Schwarz) wurde Dritter, aber verlor in Runde 10 gegen den erst 14-Yagiz Kaan Erdogmus. Erdogmus landete nach zwei Niederlagen gegen Carlsen und Leinier-Dominguez in den Runden 12 und 13 mit 8,5 aus 13 am Ende auf Platz 15. | Foto: FIDE / Lennart Ootes

Seit 2012 werden die Schnellschach-Weltmeisterschaften jährlich ausgetragen. Insgesamt gab es seither 13 Turniere, die WM 2020 fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Magnus Carlsen nahm elfmal teil. 2013 verzichtete er, da das Turnier ungewöhnlich früh im Jahr stattfand und er im November 2013 gegen Vishy Anand um die Weltmeisterschaft im klassischen Schach spielte. 2024 zog sich Carlsen nach einer Geldstrafe wegen eines Verstoßes gegen die Kleiderordnung – er trug Jeans – vom Turnier zurück.

Mit dem Sieg in Doha gewann Carlsen seinen sechsten Titel bei elf Teilnahmen. In den übrigen Turnieren landete er einmal punktgleich auf Platz eins sowie drei Mal allein oder geteilt auf Rang zwei. Sein schwächstes Ergebnis erzielte er 2021, als er das Turnier mit anderthalb Punkten Rückstand auf die Sieger beendete. Zehn Mal lag Carlsen am Ende höchstens einen Punkt hinter dem Sieger oder den Siegern.

Der Erfolg in Doha erhöht Carlsens Zahl an Weltmeistertiteln auf insgesamt 19: fünf im klassischen Schach, sechs im Schnellschach und acht im Blitz. Bei der Blitz-Weltmeisterschaft, die am Montag beginnt, möchte Carlsen seinen 20. WM-Titel gewinnen.

Magnus Carlsen, Anish Giri

Mit einem Remis gegen Giri in der Schlussrunde sicherte sich Carlsen einen weiteren WM-Titel. | Foto: FIDE / Lennart Ootes

Magnus Carlsen

Carlsen gibt Autogramme. | Foto: FIDE / Anna Shtourman

Die Begegnungen zwischen Carlsen und Niemann sind immer spannungsgeladen, doch in Doha fiel in der Partie Carlsen gegen Niemann auch eine Vorentscheidung über den Turniersieg.

Magnus Carlsen, Hans Niemann

Niemann gibt auf. | Foto: FIDE / Lennart Ootes

Schlussstand nach 13 Runden

Rk. Name Pts. TB1
1 Carlsen, Magnus 10,5 99
2 Artemiev, Vladislav 9,5 105,5
3 Erigaisi, Arjun 9,5 98
4 Niemann, Hans Moke 9,5 97,5
5 Dominguez Perez, Leinier 9,5 95,5
6 Vachier-Lagrave, Maxime 9 100
7 Sindarov, Javokhir 9 93,5
8 So, Wesley 9 93
9 Giri, Anish 9 92,5
10 Esipenko, Andrey 9 91,5
11 Sevian, Samuel 9 90,5
12 Dubov, Daniil 9 90,5
13 Mamedyarov, Shakhriyar 9 90
14 Shimanov, Aleksandr 8,5 98,5
15 Erdogmus, Yagiz Kaan 8,5 98
16 Aravindh, Chithambaram VR. 8,5 96
17 Lazavik, Denis 8,5 96
18 Caruana, Fabiano 8,5 95,5
19 Nihal, Sarin 8,5 94,5
20 Gukesh, D 8,5 92,5
21 Meng, Yihan 8,5 92,5
22 Lu, Shanglei 8,5 92
23 Abdusattorov, Nodirbek 8,5 92
24 Maghsoodloo, Parham 8,5 91
25 Gurel, Ediz 8,5 90

...247 Teilnehmer

Partien - Open

Goryachkina gewinnt Stichkampf gegen Zhu

Im Gegensatz zum offenen Turnier fiel die Entscheidung bei der Frauen-Schnellschach-Weltmeisterschaft nicht in der Schlussrunde. Mit jeweils 8,5 Punkten aus 11 Partien belegten Zhu Jiner, Aleksandra Goryachkina und Koneru Humpy gemeinsam den ersten Platz. Nach den Turnierregeln qualifizierten sich bei mehr als zwei Erstplatzierten die beiden Spielerinnen mit der besseren Feinwertung für einen Stichkampf im Blitzschach.

Nach Buchholz Cut-1 erreichten Zhu Jiner und Aleksandra Goryachkina das Play-off, während Titelverteidigerin Koneru Humpy die Bronzemedaille gewann. Im anschließenden Blitz-Stichkampf gewann Goryachkina die erste Partie mit Weiß und sicherte sich mit einem Remis mit Schwarz in der zweiten Partie den Titel der Schnellschach-Weltmeisterin.

Tiebreak-Partien

Zhu Jiner, Aleksandra Goryachkina

Zhu Jiner und Aleksandra Goryachkina kämpfen um den Titel. | Foto: FIDE / Lennart Ootes

Alle drei Medaillengewinnerinnen blieben im Turnier ungeschlagen. Jede von ihnen erzielte sechs Siege und fünf Remis, alle direkten Duelle zwischen den späteren Podiumsspielerinnen endeten unentschieden.

Die Vorentscheidung fiel in der zehnten Runde. Nach neun Runden lagen gleich fünf Spielerinnen mit sieben Punkten an der Spitze: Zhu Jiner, Aleksandra Goryachkina, Koneru Humpy, Lei Tingjie und Bat-Erdene Mungunzul. In Runde zehn besiegte Goryachkina Mungunzul, Humpy setzte sich gegen Lei Tingjie durch, und Zhu Jiner gewann mit Schwarz gegen Kateryna Lagno, die nur einen halben Punkt hinter den Führenden gelegen hatte. Damit setzten sich Zhu, Goryachkina und Humpy entscheidend vom Feld ab.

Aleksandra Goryachkina

Aleksandra Goryachkina | Foto: FIDE / Lennart Ootes

In der Schlussrunde trennten sich alle drei Führenden remis und blieben damit punktgleich an der Spitze. Den Verfolgerinnen mit einem halben Punkt Rückstand gelang kein Sieg mehr, um noch in den Titelkampf einzugreifen. Knapp hinter den Spitzenreiterinnen beendeten drei Spielerinnen das Turnier mit 8 Punkten aus 11 Partien: die 18-jährige Inderin Savitha Shri, die indische Blitz-WM-Bronzemedaillengewinnerin 2024 Vaishali Rameshbabu sowie die Europameisterin von 2006, Ekaterina Atalik aus der Türkei.

Für Aleksandra Goryachkina bedeutet der Titelgewinn ihre erste Goldmedaille bei einer Schnellschach-Weltmeisterschaft der Frauen. Zuvor hatte sie 2018 in Sankt Petersburg Bronze gewonnen. Auch Zhu Jiner erreichte in Doha einen Meilenstein und holte ihre erste Medaille bei diesem Wettbewerb. Koneru Humpy ergänzte dagegen eine ohnehin beeindruckende Bilanz um einen weiteren Podestplatz: Sie wurde Weltmeisterin 2019 und 2024, gewann 2023 Silber und bereits 2012 Bronze.

Savitha Shri, Humpy Koneru

Savitha Shri (links, mit Weiß) spielt gegen Humpy Koneru | Foto: FIDE / Lennart Ootes

Schlussstand nach elf Runden

Rk. Name Pts. TB1
1 Zhu, Jiner 8,5 72,5
2 Goryachkina, Aleksandra 8,5 71,5
3 Koneru, Humpy 8,5 69
4 Savitha, Shri B 8 70,5
5 Vaishali, Rameshbabu 8 65
6 Atalik, Ekaterina 8 62
7 Lei, Tingjie 7,5 71,5
8 Divya, Deshmukh 7,5 71
9 Lagno, Kateryna 7,5 68,5
10 Tan, Zhongyi 7,5 68
11 Kosteniuk, Alexandra 7,5 67
12 Arabidze, Meri 7,5 66,5
13 Shuvalova, Polina 7,5 65
14 Muzychuk, Anna 7,5 63
15 Batsiashvili, Nino 7 74
16 Mungunzul, Bat-Erdene 7 70,5
17 Chen, Yining 7 70
18 Muzychuk, Mariya 7 69,5
19 Dronavalli, Harika 7 67,5
20 Stefanova, Antoaneta 7 67
21 Dzagnidze, Nana 7 66
22 Khamdamova, Afruza 7 64
23 Song, Yuxin 7 63,5
24 Maltsevskaya, Aleksandra 7 63,5
25 Khotenashvili, Bella 7 62

...141 Spielerinnen

Partien - Frauenturnier

Turnierseite

Chess-results: Open | Frauen


Carlos Colodro stammt aus Bolivien und ist Spanisch-Philologe. Seit 2012 arbeitet er als freier Übersetzer und Autor. Schach, Literatur und Musik sind seine großen Leidenschaften.
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