Caruana gewinnt Grenke Classic

von André Schulz
09.04.2018 – Fabiano Caruana sicherte sich heute mit einem Sieg über Nikita Vitiugov den Turniersieg bei den Grenke Chess Classic. Alle übrigen Partien endeten remis. Magnus Carlsen beendete das Turnier auf dem zweiten Platz. Bester Deutscher wurde Matthias Blübaum mit 4,5 Punkten auf Platz sechs. (Alle Fotos: Georgios Souleidis)

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Heute wurde bei den Grenke Classic in Karsruhe/ Baden-Baden die neunte und letzte Runde gespielt. Der frisch gebackene WM-Herausforderer Fabiano Caruana ging mit einem halben Punkt Vorsprung in die Schlussrunde, verfolgt von Weltmeister Magnus Carlsen und Nikita Vitiugov. In seiner letzten Partie traf der Spitzenreiter auf Vitiugov und hatte es damit selber in der Hand, zumindest einen seiner beiden Verfolger auf Distanz zu halten oder vielleicht sogar den Turniersieg mit einem Partiegewinn unter Dach und Fach zu bringen. Carlsen führte heute ebenfalls die schwarzen Steine und hatte Viswanthan Anand zum Gegner. Wenn Carlsen noch seine theoretische Chance auf einen Turniersieg wahren wollte, musste er gegen Anand auf Gewinn spielen. 

Maxime Vachier-Lagrave, mit einem Punkt Rückstand, hatte mit den weißen Steinen die Möglichkeit vielleicht gegen Georg Meier zu punkten, der mit seinen drei Niederlagen das Schlusslicht der Tabelle bildete. Der andere deutsche Nationalspieler im Feld, Matthias Blübaum, hatte es ebenfalls mit Schwarz spielend, mit Levon Aronian zu tun. Mit vier Punkten, 50%, war Blübaum bislang der beste der drei deutschen Spieler. Auch Arkadij Naiditsch spielte mit den schwarzen Steinen, gegen die punktgleiche Hou Yifan. Beide hatten vor der Runde drei Punkte auf dem Konto.

In seiner Partie gegen Nikita Vitiugov vertraute Fabiano Caruana auf die Russische Verteidigung, nachdem Vitiugov die Partie mit 1.e4 begonnen hatte. In den zwei früheren Begegnungen, die es zwischen den beiden Spielern bisher gab, hatte der russische GM jeweils mit dem Damenbauer eröffnet. Bilanz: 1,5:0,5 für Caruana. Im 5. Zug brachte der US-Amerikaner mit 5...Dd7 eine etwas verblüffende Neuerung.

 

Bisher geschah hier 5...Sxd2 oder einige Male auch 5...Sc5.

Nach dem Rückzug des Se4 nach e6 erarbeitete sich Caruana im weiteren Verlauf der Partie durch den Vorstoß des c-Bauern ein Übergewicht im Zentrum und erhielt dadurch die besseren Möglichkeiten. Auch nach dem Damentausch hielt Caruana sein Übergewicht fest. Am Ende entschied die Taktik:

 

Mit Caruanas Sieg über Vitiugov war auch das Turnier entschieden.

Carlsen hat in seiner bisherigen Laufbahn vermutlich schon jede Eröffnung gespielt, aber die Wahl der Klassischen Variante der Sizilianischen Verteidigung dürfte für Anand sicher etwas überraschend gewesen sein und muss wohl als Kampfansage interpretiert werden.

Anand gegen Carlsen

Zuletzt hatte Anand diese Variante bei der Schnellschach-WM 2017 gegen Demchenko auf dem Brett. Sollte Carlsen gegen Anands Spielweise in dieser Partie etwas vorbereitet haben, so lief diese Vorbereitung ins Leere, denn Anand wählte gegen Carlsen einen anderen Aufbau. Nach 11. Kb1 b5 war man schon auf unerforschtem Gebiet:

 

Carlsen erhielt eine brauchbare Stellung, konnte aber gegen Anands solides Spiel nichts ausrichten. Da die Partie Vitiugov-Caruana am Nebentisch schon einigermaßen früh zum Spiel auf Vitiugovs Tor wurde, machte es für Carlsen auch sicher auch wenig Sinn, gegen Anand noch auf Biegen oder Brechen auf Gewinn zu spielen. Im 41. Zug wurde der Punkt geteilt.

Maxime Vachier-Lagrave eröffnete mit Weiß mit einem Aufbau nach Art der Grünfeld-Verteidigung und Georg Meier versuchte aus dem Umstand Nutzen zu ziehen, dass der Franzose auf den Zug c2-c4 verzichtet hatte, indem er früh seinen b-Bauern nach b5 setzte.

Vachier-Lagrave gegen Meier

Vachier-Lagrave setzte nun den Vorstoß e2-e4 durch.

 

Vachier-Lagrave hat im beginnenden Mittelspiel eine leichte Initiative, doch nachdem Meier seine Stellung mit dem Vorstoß c6-c5 befreit hatte, stand eher Schwarz besser. Nach einigem Lavieren im Endspiel mit Dame und Leichtfiguren endete die Partie im Dauerschach mit einem Remis.

Levon Aronian und Matthias Blübaum lieferten sich ein Theorieduell in der Wiener Variante des Damengambits.

Matthias Blübaum

Aronians 15.Tb1 war der erste neue Zug, nachdem die Partie bis dahin noch einer Begegnung Jobava-Wojtaszek aus dem letzten Jahr gefolgt war.

 

Das nachfolgende Mittelspielgeplänkel mündete in ein Schwerfigurenendspiel, schließlich in ein Turmendspiel, in dem Aronian einen Bauern mehr hatte. Zum Gewinn reichte das nicht.

Als letzte Partie endete die Begegnung zwischen Hou Yifan und Arkadij Naiditsch, auf dem Terrain der Modernen Variante der Italienischen Partie ausgetragen. Naiditsch legte die Partie seinem Temperament entsprechend scharf an und ging mit einem zeitweiligen Figurenopfer am Königsflügel vor.

 

Nachdem einige taktische Tricks von der Chinesin durchschaut und abgewehrt wurden, musste der Baden-Badener Lokalmatador mit einem, später mehreren Minusbauern im Sprnigerendspiel ums Remis kämpfen. Mit Hilfe eines agilen b-Freibauern gelang ihm das aber souverän.

Endstand

 

Partien

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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