ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Für ein Butterbrot:
Ein Nachruf auf Jan Louwman
Mein Computerschach Debüt fand 1990 bei der Computerolympiade in Maastricht
statt. Nimzos Jungfern-Partie war gleich gegen Gideon von Ed Schroeder. Gideon
wurde von Jan Louwman bedient. Dieser begrüßte mich mit "Dag Meneer Waldheim"
(guten Tag, Herr Waldheim). Ich lebte damals in den Niederlanden und wußte was
gemeint war. Der österr. Bundespräsident Waldheim war für einen Holländer der
Inbegriff des häßlichen Nazi-Österreichers. Eigentlich sollte ich beleidigt
sein. Aber irgendwie war mir Jan sympathisch und anstatt beleidigte Leberwurst
zu spielen, gab ich ihm Kontra. Die Limburger/Maastrichter fühlen sich als das
Aschenputtel Hollands. Ich fragte Jan daher, ob er überhaupt ein Einreisevisa
für Maastricht hätte. "Auf so einen Unsinn kann auch nur ein
Waldheim-Österreicher können, hier ist doch Holland" war seine Antwort. Auf die
Aussage, "hier ist doch Holland" erntete Jan massiven Widerspruch umstehender
Maastrichter. Man fand die Idee für Holländer ein Visum einzuführen durchaus
überlegenswert. Es stand 1:1 und wir schüttelten uns zu Beginn der Partie
bereits sehr herzlich die Hände.
Das holländische Wort Apartheid gehört zum Weltsprachschatz: Die
südafrikanischen Buren haben die Apartheid nicht erfunden, sondern aus dem
holländischen Mutterland mitgebracht. Es ist ihnen nur auf der langen Reise die
in Holland zugehörige Toleranz über Bord gegangen. Obwohl wir uns redlich
bemühten, lebte ich mit meiner Frau Anni lange vereinzelt, getrennt, eben apart,
von der holländischen Gesellschaft. Bis Coby und Jan Louwman uns eines Tages auf
ein Butterbrot einluden. Es gab wirklich nur ein Butterbrot und Kaffee, aber es
war die schönste Einladung die wir jemals erhalten haben. Der Bann war
gebrochen, Jan und Coby gaben uns das Gefühl dazu zu gehören.
Jans Haus war von oben bis unten mit Schachcomputern vollgerammelt. Überall
surrte und blinkte es. Er spielte Tag und Nacht Test-Partien für befreundete
Programmierer. Jan hatte keine Ahnung wie Schachprogramme intern aufgebaut sind,
aber er hatte oft ein weit besseres Gefühl für die Stärken und Schwächen als der
Programmierer selbst.
Jan zeigte mir auch ganz stolz ein Ehrengeschenk der holländischen
Computerschach Vereinigung. Dies verwunderte mich: Er führte zur gleichen Zeit
wieder einmal eine heftige "ruzie" (Zank) mit dem Vereinsvorstand. Aber so war
er nun einmal. Nicht immer pflegeleicht, aber wenn man mit ihm umgehen konnte
und nicht jedes Wort auf die Goldschale legte, ein sehr hilfsbereiter und
humorvoller Mensch, der anerkannt und geliebt werden wollte. Jan hat mich
seither tatkräftig unterstützt und auch mehrmals Nimzo bei den niederländischen
Meisterschaften bedient. Als echter Holländer rechnete er mir laufend vor, in
welche Unkosten er sich dabei gestürzt hat. Jan hatte in den letzten Jahren eine
Reihe von schweren Krankheiten. Die wichtigste Medizin dagegen war die
Computerschach Leidenschaft. Ich erstellte ihm daher eine Gegenrechnung für die
gelieferte Nimzo-Medizin und wir waren wieder quitt.
Jan erlitt bereits bei der Computerschach-WM 1991 in Vancouver eine schwere
Herzattacke. Ausgerechnet sein Computeschach-"Erzfeind" Ossi Weiner hat ihn
damals durch sein umsichtiges Eingreifen das Leben gerettet. Im Frühjahr dieses
Jahres verstarb Coby Louwman. Ich habe Jan bei Cobys Begräbnis gesagt, daß er
gefälligst noch ein bisserl durchhalten soll. Ich kann mir nicht alle 14 Tage
eine Reise nach Holland leisten. Jan hatte dafür großes Verständnis, er drückte
mir liebevoll die Hand, aber Cobys Ableben hat ihn endgültig geknickt. Am 4-ten
Dezember 2002 hat Jan jene Partie verloren, die wir alle auch einmal verlieren
werden.
Danke Coby und Jan für das Butterbrot.