12.-28.Januar 2007
Wijk aan Zee

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Zwischenbilanz nach der neunten Runde
Von André Schulz, Fotos: Frederic Friedel
Mit der gestern gespielten 9. Runde bewegt sich das Corus-Turnier
allmählich auf die Zielgerade zu. Noch vier Runden sind zu spielen.
In der A-Gruppe hatte der junge Aserbeidschaner Teimour Radjabov den besten
Start und einige Runden geführt, bis er von Veselin Topalov überholt wurde.
Gestern spielte Radjabov gegen Carlsen und Topalov gegen Aronian remis. Beide
Spitzenreiter führten die schwarzen Steine.

Teimour Radjabov, Spitzenreiter der ersten Runden
Radjabov testete gegen Carlsen einen "Kalaschnikov"-Sizilianer -
Sveshnikov ohne Einschaltung von 4...Sf6 5.Sc3 -, die korrekte Bezeichnung
lautet Löwenthal-Variante. Allzu viele Vorbilder gab es nicht. Ein Blick in die
Mega 2007 zeigt, dass die Position nach 12.Le3 zuvor 19 mal gespielt wurde und
nur zwei dieser Partien remis endete. Die beiden Jungstars fügten der Statistik
ein weiteres Unentschieden hinzu, nachdem schon im 21.Zug die Spannung aus der
Positionen entwichen war.
Radjabov hält damit seinen zweiten Platz mit +3 und wird mit
seinem bisherigen Abschneiden sehr zufrieden sein. Allerdings warten noch
schwere Aufgaben. Mit Svidler (5), Topalov (1) und Kramnik (4) muss er noch
gegen drei Spieler des oberen Tabellendrittels antreten. Mit Motylev wartet noch
ein etwas leichterer Gegner. Magnus Carlsen kommt bisher auf 3 Punkte, hat drei
Niederlagen erlitten und bisher noch keine Partie gewonnen. Es ist klar, dass
der junge Norweger im Konzert der Besten noch Lehrgeld zahlen muss. Das weiß er
auch, allerdings gefällt dem ehrgeizigen Norweger diese Rolle nicht so recht.

Magnus Carlsen
Topalov hatte mit Schwarz gegen Aronian anzutreten, der ihn mit
der Englischen Eröffnung konfrontierte.

Mit 12.e3 schlug Aronian einen in dieser Position neuen Weg ein
und auch hier war vor dem 30.Zug die Stellung völlig verflacht. Topalov bleibt
damit Erster mit +4 und 6,5 Punkten. Der Bulgare ist ohne Niederlage und muss
noch gegen Radjabov, Kramnik, Svidler und Carlsen spielen.

Das spannungsgeladene Duell gegen Kramnik wird am Samstag
stattfinden.
Auch Svidler und Kramnik trennten sich in einer recht
ereignislosen Partie unentschieden, ebenso wie Sergey Tiviakov und Alexander
Motylev nach längerem Kampf in einem ruhigen geschlossenem Caro-Kann.

Svidler hat eine Stellung, die ihm offenbar Übelkeit bereitet
Kramnik liegt mit 5,5 Punkten und +2 auf Platz Vier, Svidler
punkgleich aufgrund der schlechteren Sonderwertung auf Platz Fünf. Tiviakov und
Motylev liegen sind am anderen Tabellenende zu finden. Mit je 3,5 Punkten nehmen
sie die Plätze Zehn und Elf ein und sind beide noch ohne Sieg.
Für die Siege sorgten gestern andere. Vishy Anand musste nach
ordentlichem Turnierbeginn in den Kämpfen der ersten Drei der Weltrangliste
Niederlagen gegen Kramnik und Topalov hinnehmen, was ihn ins Mittelfeld spülte.

Kramnik schlägt Anand

Topalov gegen Anand
Gestern war der niederländische Spitzenspieler Loek van Wely sein
Gegner. Es muss Spaß machen, gegen Van Wely zu spielen, denn der lange Holländer
spielt immer prinzipiell und versteckt sich nie, um vielleicht einmal ein Remis
abzuklammern. Vielleicht hat es ihn für das eigene Weißrepertoire interessiert;
jedenfalls kopierte er Anands Schwarzspiel aus der zweiten Runde gegen Motylev
in der Bauernraubvariante und folgte der Vorgängerpartie bis zum 20.Zug. Dann
folgte er dem Vorschlag von Anand aus dessen Kommentar zur Partie gegen Motylev
und opferte eine Qualität. Das Endspiel neigte sich aber bald zugunsten von Weiß
in schwierig werdender Position stellte Van Wely eine Figur ein.

Anand
Das Duell des Weltmeisterteams von 2002 entschied Ruslan
Ponomariov für sich, als er seinen Sekundanten von damals Sergey Karjakin
schlug. Im Najdorf-Sizilianer mit entgegen gesetzten Rochaden war Ponomariov mit
Weiß am Königsflügel schneller und schnürte seinen Gegner ein. Am Ende entschied
er die Partie mit einem taktischen Schlag.
Seinen ersten Sieg im Turnier feierte schließlich Alexej Shirov
gegen David Navara. Nach einem Auftaktremis musste Shirov sechs Niederlagen in
Folge hinnehmen und konnte sich dann mit zwei Remisen etwas konsolidieren.
Gestern gelang ihm endlich ein Sieg, noch dazu mit den schwarzen Steinen.

Corus 2007 ist nicht Shirovs Turnier

Denker mit Kuli

David Navara, 21 Jahre, Topspieler

Die
Partien der Runden 1 bis 9...
In der B-Gruppe führt der Maxime Vachier-Lagrave mit +4 und 6,5
Punkten. Er gewann fünf Partien und verlor gegen den Chinesen Bu. Mit 16 Jahren
ist Vachier-Lagrave der jüngste französische Großmeister und ist auf dem Weg
nach oben. Hinter dem Führenden folgen mit einem Punkt Rückstand Bu Xiangzhi,
Vitor Bologan und Pawel Eljanov. Dimitry Jakovenko liegt mit einem weiteren
halben Punkt Rückstand auf Platz Fünf. Tatiana Kosintseeva hat als einzige Frau
im Feld 4 Punkte eingesammelt, was in der Rangliste Platz Elf ist, aber für die
junge Russin einen Elogewinn bringen würde.

Tatiana Kosintseva

Nadezhda Kosintseva spilt in derC-Gruppe
Suat Atalik ist außer Form und nimmt mit 2,5 Punkten das Tabellenende ein.

Suat Atalik

Die Partien der Runden 1 bis 9...
In der C-Gruppe dominiert Ian Nepomniachi mit nun 8 Punkten und
+7. Offenbar ist der 16-jährige Russe dem Rest des Feldes haushoch überlegen.
Michal Krasenkow folgt mit immer noch stattlichen 6,5 Punkten auf Platz Zwei vor
Emanuel Berg. Die Talente Hou Yifan und Panimarjan Negi nehmen die Plätze Vier
und Sieben ein.

Hou Yifan

Parimarjan Negi

Die Partien der Runden 1 bis 9...
Bilder der vergangenen Tage:

Großer Zuschauerandrang bei Kramnik gegen Anand in Runde 6

Navara gegen Topalov in Runde 6

Sergey Karjakin

Svidler konzentriert

Manuel Bosboom

Radjabov und Ponomariov bei der Analyse

Auf den Zahn gefühlt: Levon Aronian

Kramnik zeigt seine Partie gegen Anand

Der Weltmeister im Interview



Shirov und Motylev. Radjabov schaut zu.


Cheparinov und Danailov

Silviao Danailov hat in Wijk zusammen mit anderen Organisatoren die Grand Slam
Chess Association gegründet.

Kramnik und Carlsen bei der Analyse, Links. Aviv Friedman und Dirk-Jan Ten
Geuzendamm, Yuri Vasilievich fotografiert.


Topalov, Danailov und Cheparinov

Topalov zeigt seine Partie gegen Anand

Igor Stohl hält die Wand fest. Rechts: Gennadi Sosonko