Spannendes Finale in Queenstown
Von Dejan Bojkov
Fotos: DFejan Bojkov, Nadig Kruttika, Wolfgang Thiele
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Der Anfang war aufregend, doch das Finale war noch aufregender.
Mit Spannung am Anfang meine ich nicht, den Unfall, den Paul Spiller vor dem
Turnier hatte. Mit seinem Lieferwagen, in dem die ganze Turnierausrüstung nach
Queenstown gebracht wurde, war der Chef-Organisator von einem außer Kontrolle
geratenen Wagen gerammt worden. Zum Glück gab es nur Sachschaden am Auto und ein
kleiner der Teil der Ausrüstung ging zu Bruch. Der deutsche Großmeister Klaus
Bischoff, der mit seiner Lebensgefährtin Ingrid Lauterbach am Turnier teilnahm,
half noch beim Wegräumen einiger Gegenstände.

Am Heck gerammt

Das Turnier fand im Millenium Hotel in Queenstown statt


Die meisten Laptops blieben heil

Ingrid Lauterbach, Klasu Bischoff
Auf diese Form der Spannung verzichtet man gerne, nicht aber auf
das spannende Turniergeschehen. Das ist die Kurzfassung der Ereignisse beim
dritten Queenstown Classic Tournament, das vom 15. bis 23. Januar in Queenstown,
Neuseeland, gespielt wurde.

Queenstown City

Hier kann man mit einer Seilbahn den Berg hinauf fahren

Bungie Jumping wurde in Queenstown erfunden

Am See

Wenig bevölkerter Strand
Dieses Turnier hat etwas ganz Besonderes. Entschuldigung, ich
muss mich korrigieren, das ist zu schwach ausgedrückt. Alles an diesem Turnier
ist besonders! Die Tatsache, dass es alle drei Jahre stattfindet, die
außergewöhnliche Schönheit der Natur in Queenstown, die seltenen Tierarten, die
man nur hier sehen kann, ja, sogar die Reise an diesen wunderbaren Ort. Man wird
für all seine Mühen belohnt und das Turnier selbst ist wundervoll.

Ein Opossum


Neuseeland ist der einzige Ort, an dem der Kiwivogel in freier
Wildbahn zu sehen ist, und darauf sind die Einheimischen sehr stolz.

So selten dieser Vogel ist, so selten sind auch internationale
Schachturniere in Neuseeland, aber das sollte reisende Schachfans nicht beirren.
Tatsächlich gingen dieses Jahr fast 150 Teilnehmer aus 19 Ländern beim
Queenstown Classic an den Start.

Treibende Kraft, Ideengeber und überhaupt alles ist GM Murray
Chandler. Egal, wie bescheiden er auftritt, seine Leistung sollte nicht
übersehen werden. Jedes Jahr reist er vom Norden in den Süden Neuseelands, um
dafür zu sorgen, dass alles in Ordnung ist.
Das internationale Turnier fungiert zugleich als Offene
Meisterschaft Neuseelands und bei der Abschlussfeier standen die “Kiwis”
Schlange, um ihre Preise in Empfang zu nehmen. Der höchste Preis und der größte
Pokal gingen an FM Michael Steadman, der 6,5 Punkte aus 9 Partien holte und auf
den geteilten neunten Platz kam.

FM Michael Steadman (6.5/9, 12. Platz) ist Neuseeland-Meister
Zugleich erwarb er das Recht, für Neuseeland bei der
Schacholympiade zu spielen. Behalten Sie ihn im Auge, er spielt sehr aggressiv
und unterhaltsam!
Das Turnier ist außerdem Teil des Ozeanien-Zyklus und hier ist
Darryl Johansen aus Australien der Champion. Er holte 7,5 aus 9 und… gewann
damit auch das Turnier! Am Ende lagen drei Spieler auf dem ersten Platz, aber
Darryl konnte seiner umfangreichen Trophäensammlung eine weitere hinzufügen, da
er die beste Wertung hatte (gewertet wurde die Zahl der Siege – er kam auf
sieben). Die beiden anderen Spieler an der Spitze waren die chinesischen GMs Li
Chao und Zhao Jun, die allerdings beide drei Mal Remis gespielt hatten. Johansen
sicherte sich den Sieg mit einem starken Finish: er gewann die letzten drei
Runden und hatte in der letzten Runde sehr viel Glück, da sein Gegner Gawain
Jones ein Remis durch dreimalige Stellungswiederholung verschmähte und am Ende
noch verlor.

Die drei Sieger: Zhao Jun, Darryl Johansen, Li Chao.

"Promoter" GM Chandler mit den Siegern
Bemerkenswert war die niedrige Remisquote. Ein Grund dafür war
die Regel, dass die Spieler an den ersten zehn Brettern kein Remis vor dem
dreißigsten Zug machen durften. Die Strafen für einen Verstoß gegen diese Regel
waren drastisch – bei einem ersten Verstoß bekam man 50% seines möglichen
Preisgeldes abgezogen, beim zweiten Verstoß wäre das Preisgeld ganz verloren
gegangen. Ich persönlich ziehe ja die australische Methode vor, bei der der
Kampfgeist mit einem speziellen Preisfonds geschürt wird, aber die Organisatoren
haben den ausländischen Titelträgern gute Konditionen eingeräumt, und das gibt
ihnen das Recht, mehr von ihnen zu verlangen.

Spieler aller Art

Jung



Weniger jung

Mädchen

Frauen

Emma Guo aus Australia- 4.5/9.

WGM Kruttika Nadig (IND) 5.5/9

WGM Irine Kharisma Sukandar aus Indonesien machte ihre vierte
(allgemeine) IM-Norm mir 6.5/9.

IM Akshat Khamparia aus Indien, vierter Platz mit 7/9

GM Surya Shekhar Ganguly wurde Achter mit 7/9.
Für drei Spieler verlief das Turnier besonders erfolgreich, denn
sie alle holten eine IM-Norm. Trevor Tao (7/9) erzielte sogar seine letzte Norm,
und da er bereits über 2400 Elo hat, ist ihm der Titel jetzt sicher.

Trevor Tao (AUS), sechster Platz mit 7/9 und seiner letzten IM-Norm
Er spielte ein phantastisches Turnier und hätte sogar geteilter
Erster werden können, wenn er Li Chaos überambitioniertes Spiel in der letzten
Runde bestraft hätte. Irine Sukundar aus Indonesien holte ihre vierte
Männer-IM-Norm und FM Junta Ikeda aus Australien holte ihre erste Norm – die ja
bekanntlich die schwerste ist. Der Schönheitspreis ging an Gawain Jones.


GM Gawain Jones holte 6/9 und den Schönheitspreis
Endstand
... 148 Spiele
Quelle: Chess-Results
Schlussstand:
http://chess-results.com/tnr63826.aspx?art=1&rd=9&lan=1&fed=AUS
Turnierseite:
http://www.newzealandchess.co.nz/queenstownchess/
Partien der Spitzenbretter:
http://www.newzealandchess.co.nz/queenstownchess/pgndownload.html

Dejan Bojkov, Neunter, 6.5/9
GM Dejan Bojkov-
www.dejanbojkov.blogspot.com