ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Der überraschendste Sieg in Runde 1 der Schacholympiade in Batumi war vielleicht der Sieg des Ägypters Mohamed-Mehdi Aithmidou (Elo 2244) gegen den Chinesen Li Chao (Elo 2708). China gehört zu den Favoriten der diesjährigen Olympiade und der Elo-Unterschied zwischen den beiden Spielern betrug nicht weniger als 464 Punkte.
Noch größer war der Elo-Unterschied allerdings in der Begegnung zwischen dem Kanadier Aman Hambleton (Elo 2492) und Rijendra Rajbhandari (Elo 1937) aus Nepal: die beiden trennten ganze 555 Punkte. Hambleton ist eine bekannte Größe in der Schachwelt. Als Mitglied der Chessbrahs kommentiert er regelmäßig schlagfertig und kompetent Top-Ereignisse aus aller Welt. Aber beim Kampf gegen Schachzwerg Nepal schien Hambleton noch nicht richtig in Form für die Olympiade zu sein. Im 21. Zug unterlief ihm ein taktisches Versehen, das ihn einen Bauern kostete, und danach wurde er vom selbstbewusst und souverän wirkenden Außenseiter überspielt.
Aman Hambleton beim Grenke Open 2016 (Foto: Georgios Souleidis)
Schwarz hat diese Partie überzeugend gewonnen. Wenn man den Namen des Siegers solcher Partien nicht kennt, vermutet man dahinter oft einen äußerst talentierten Jugendlichen, dessen Elo-Zahl mit der Entwicklung seiner Spielstärke einfach nicht mithalten konnte. Aber Rajbhandari ist kein Jugendlicher mehr. Laut Elo-Liste der FIDE wurde der Nepalese 1974 geboren.
In Runde zwei wartet ein nominell leichterer Gegner auf Rajbhandari. Da Nepal trotz des Außenseitererfolgs an Brett vier 1-3 gegen Kanada verlor, spielen die Nepalesen in Runde zwei gegen die Niederländisch-Antillen und Rajbhandari trifft an Brett vier auf Jimmy Izijk, der auf eine Elo-Zahl von 1995 kommt.
Hambleton kann beim Kampf gegen Vivas Zamora (Elo 2363) aus Venezuela versuchen, die unerwartete Auftaktniederlage wieder gut zu machen.
In den Zeiten starker Engines lastet leider schnell ein hässlicher Verdacht auf überzeugenden Außenseitersiegen. Ging tatsächlich alles mit rechten Dingen zu oder verdankt der Sieger seinen Sieg vielleicht doch fremder Hilfe? In dieser Partie kann das ausgeschlossen werden, denn Schwarz hat die gesamte Partie über gespielt wie ein Mensch und kaum Computerzüge gemacht. Außerdem sind die Kontrollen bei der Schacholympiade streng.
So streng, dass sie dem Team aus den USA, das Titelverteidiger und mit Fabiano Caruana, Wesley So, Hikaru Nakamura, Sam Shankland und Ray Robson auch wieder Favorit ist, in Runde 1 beinahe einen Streich gespielt hätten. Die US-Spieler waren pünktlich zum Spiellokal gekommen, aber kamen wegen der Sicherheitskontrollen erst 22 Minuten nach offiziellem Spielbeginn ans Brett.
Die Karenzzeit beträgt in Batumi 15 Minuten und wenn diese Regel ohne Berücksichtigung der Umstände streng ausgelegt worden wäre, hätte die USA den Kampf gegen Außenseiter Panama mit 0-4 verloren. Doch so weit wollten die Schiedsrichter nicht gehen - allerdings spielten alle vier US-Spieler mit sieben Minuten weniger auf der Uhr. Aber trotz dieses kleinen Handicaps setzten sich die Goliaths an allen vier Brettern durch. Ein besonders überzeugender Sieg gelang dabei Hikaru Nakamura.