Der meist gesehene Raubüberfall der Geschichte?

von ChessBase
05.07.2002 – Als Gary Kasparov sich in New York das Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Süd-Korea und Spanien anschaute, traute er seinen Augen nicht. Die Spanier schossen zwar Tore, doch das nützte ihnen nichts. Hier fand offenbar ein groß angelegter Raubüberfall statt (im Foto rechts die Tatwaffe). Also setzte er sich hin und ließ einen Beitrag in El Pais veröffentlichen, in dem er für die spanische Sache und die Sauberkeit des Fußballs Partei ergriff. Wie es scheint, plant Kasparov auch im nächsten Jahr eine Teilnahme in Linares. Mehr...

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Eine Milliarde Menschen haben vermutlich das Spiel Spanien gegen Südkorea verfolgt. Sie sahen den meist gesehenen Raubüberfall der Geschichte, findet Kasparov: "Was sagen wir den Millionen von Kindern, die dies gesehen haben? Eines ist klar: Korruption war hier ausschlaggebend, nicht die sportliche Leistung." Und weiter schreibt er: "Wenn mir die Vorgänge bei den vorherigen Spielen schon skandalös vorkamen, z. B. bei den Spielen Korea gegen Portugal und Korea gegen Italien,  so platzte mir dann beim Spiel des Gastgeberlandes gegen Spanien endgültig der Kragen und ich beschloss, die zahlreichen Verpflichtungen während meiner Reise nach New York zu unterbrechen und diese Zeilen zu schreiben. Jetzt scheint es ja schon soweit zu sein, dass Herr Blatter vorher entscheidet, welche Mannschaft gewinnen wird." Im Weiteren plädiert Kasparov für eine rigorose Verfolgung der Schuldigen und für den Einsatz von Computertechnologie als Hilfe für korrekte Schiedsrichterentscheidungen. Und vielleicht dachte er gerade daran, wie es nächstes Jahr in Linares sein würde, als er schrieb: "Ich hoffte  und wünschte ein Finale Brasilien gegen Spanien zu sehen, aber die korrupten Bosse haben mir ein großes Spektakel vorenthalten. Es ist eine Tragödie für Millionen von Fußballfans und ein Frontalangriff auf die universellen Werte des Sportes." Was wäre wohl gewesen, wenn die Spanier nach Aberkennung des Golden Goals einfach den Platz verlassen hätten, fragt sich der beste Schachspieler der Welt?

Kasparovs Artikel in El Pais...

Korruption im Fußball? Gibt es das? Die Spanier dachten als erste an diese Möglichkeit. Vielleicht weil der spanische Fußball so viel Erfahrung damit hat? Die Älteren unter uns erinnern sich wohl noch an ein Rückspiel im Europapokal der Landesmeister, lange bevor dieser zur Champions League wurde, zwischen Mönchengladbach und Real Madrid. "Die Fohlen" hatten zuhause 2:2 gespielt. Beim Rückspiel führten sie in Madrid 1:0, mussten zwar den Augleich hinnehmen, schossen dann aber ein weiteres Tor. Der Schiedsrichter erkannte es nicht an. Die Gladbacher schossen noch ein Tor. Der Schiedsrichter erkannte es nicht. Nun merkten die Deutschen die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen. Madrid kam eine Runde weiter. Holländische Fußballfans erinnern sich an eine Qualifikation zu einer Europameisterschaft vor etwa 20 Jahren. Um die vor ihnen liegenden Holländer zu überholen, hätten die Spanier im letzten Spiel gegen Malta schon mit 12 Toren Unterschied gewinnen müssen. Das schien auch gegen Malta kaum möglich. Spanien gewann 13:1 und qualifizierte sich. Wie sich später heraus stellte, waren die maltesischen Spieler von spanischer Seite bestochen worden.

Und wie sieht es in Südkorea aus? Bei der Olympiade in Seoul 1988 gewannen die Boxer des Gastgebers ihre Kämpfe, obwohl sie gar nicht besser waren. Die Kampfrichter waren bestochen. Na ja, Boxen... .Guus Hidinks Vorgänger als Nationaltrainer, Bum Kun Cha, bekam wegen Korruption in Korea ein Berufsverbot als Trainer verhängt. Nicht etwa, weil er jemanden bestochen hatte, sondern weil er eine Korruptionsvergehen im koreanischen Jugendbereich öffentlich gemacht hatte. Es scheint also auch in Korea Spuren von Korruption zu geben. Noch vor der WM hat sich Martin Hägele in der TAZ mit diesem Phänomen beschäftigt und beschreibt, mit welchen Methoden man in Asien zum Erfolg kommt.
Tadao Murata, der früher Rivale von Dr. Mong Joon Chung, dem jetzigen Fußballpräsidenten von Korea und Vizepräsident der FIFA, wird so ziteirt:" "In Asien ist es üblich, Stimmen zu kaufen, auch mit den besten Argumenten und der allergrößten Leidenschaft für eine Sache hast du dagegen keine Chance."

Bei einem Bundesligaspiel in Bremen pfiff Schiedsrichter Ahlsfeld zur Halbzeit: es waren aber gerade erst 30 Minuten gespielt. Durch die gemeinsame und beherzte Überzeugungsarbeitarbeit von Spielern und Betreuern beider Mannschaften konnte der Herr Ahlsfeld zum Weitermachen bewegt werden. Die Ursachen für den Irrtum des Herrn Ahlsfeld wurde nicht publik - immerhin gab es in Bremer Kneipen danach für lange Zeit den Ahlsfelder zu bestellen, ein hochprozentiger Klarer.

Im Schach gibt es zwar auch Schiedsrichter, die haben aber keinen Einfluss auf den Partieverlauf, so dass Bestechungen an dieser Stelle nutzlos wären. Und dass die Spieler sich gegenseitig bestechen oder Absprachen treffen, wird ja keiner ernsthaft glauben...

 

 


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