Eine Milliarde Menschen haben vermutlich das Spiel Spanien
gegen Südkorea verfolgt. Sie sahen den meist gesehenen Raubüberfall der
Geschichte, findet Kasparov:
"Was sagen wir den Millionen von Kindern, die dies gesehen
haben? Eines ist klar: Korruption war hier ausschlaggebend, nicht die sportliche
Leistung." Und weiter schreibt er: "Wenn mir die Vorgänge bei den vorherigen
Spielen schon skandalös vorkamen, z. B. bei den Spielen Korea gegen Portugal und
Korea gegen Italien, so platzte mir dann beim Spiel des Gastgeberlandes gegen
Spanien endgültig der Kragen und ich beschloss, die zahlreichen
Verpflichtungen während meiner Reise nach New York zu unterbrechen und diese
Zeilen zu schreiben. Jetzt scheint es ja schon soweit zu sein, dass Herr Blatter
vorher entscheidet, welche Mannschaft gewinnen wird." Im Weiteren plädiert
Kasparov für eine rigorose Verfolgung der Schuldigen und für den Einsatz von
Computertechnologie als Hilfe für korrekte Schiedsrichterentscheidungen. Und
vielleicht dachte er gerade daran, wie es nächstes Jahr in Linares sein würde,
als er schrieb: "Ich hoffte und wünschte ein Finale Brasilien gegen Spanien zu
sehen, aber die korrupten Bosse haben mir ein großes Spektakel
vorenthalten. Es ist eine Tragödie für Millionen von Fußballfans und ein
Frontalangriff auf die universellen Werte des Sportes." Was wäre wohl gewesen,
wenn die Spanier nach Aberkennung des Golden Goals einfach den Platz verlassen
hätten, fragt sich der beste Schachspieler der Welt?
Kasparovs Artikel in El Pais...
Korruption im Fußball? Gibt es das? Die Spanier dachten als erste an diese
Möglichkeit. Vielleicht weil der spanische Fußball so viel Erfahrung damit hat?
Die Älteren unter uns erinnern sich wohl noch an ein Rückspiel im
Europapokal der Landesmeister, lange bevor dieser zur Champions League wurde,
zwischen Mönchengladbach und Real Madrid. "Die Fohlen" hatten zuhause 2:2
gespielt. Beim Rückspiel führten sie in Madrid 1:0, mussten zwar den Augleich
hinnehmen, schossen dann aber ein weiteres Tor. Der Schiedsrichter erkannte es
nicht an. Die Gladbacher schossen noch ein Tor. Der Schiedsrichter erkannte es
nicht. Nun merkten die Deutschen die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen. Madrid kam
eine Runde weiter. Holländische Fußballfans erinnern sich an eine Qualifikation
zu einer Europameisterschaft vor etwa 20 Jahren. Um die vor ihnen liegenden
Holländer zu überholen, hätten die Spanier im letzten Spiel gegen Malta schon
mit 12 Toren Unterschied gewinnen müssen. Das schien auch gegen Malta kaum
möglich. Spanien gewann 13:1 und qualifizierte sich. Wie sich später heraus
stellte, waren die maltesischen Spieler von spanischer Seite bestochen worden.
Und wie sieht es in Südkorea aus? Bei der Olympiade in Seoul 1988 gewannen die
Boxer des Gastgebers ihre Kämpfe, obwohl sie gar nicht besser waren. Die
Kampfrichter waren bestochen. Na ja, Boxen... .Guus Hidinks Vorgänger als
Nationaltrainer, Bum Kun Cha, bekam wegen Korruption in Korea ein Berufsverbot
als Trainer verhängt. Nicht etwa, weil er jemanden bestochen hatte, sondern weil
er eine Korruptionsvergehen im koreanischen Jugendbereich öffentlich gemacht hatte. Es
scheint also auch in Korea Spuren von Korruption zu geben. Noch vor der WM hat
sich
Martin Hägele in der TAZ mit diesem Phänomen beschäftigt und
beschreibt, mit welchen Methoden man in Asien zum Erfolg kommt.
Tadao Murata,
der früher Rivale von
Dr. Mong Joon Chung, dem jetzigen
Fußballpräsidenten von Korea und Vizepräsident der FIFA, wird so ziteirt:"
"In Asien ist es üblich, Stimmen zu
kaufen, auch mit den besten Argumenten und der allergrößten Leidenschaft für
eine Sache hast du dagegen keine Chance."
Bei einem Bundesligaspiel in Bremen pfiff Schiedsrichter
Ahlsfeld zur Halbzeit: es waren aber gerade erst 30 Minuten gespielt.
Durch die gemeinsame und beherzte Überzeugungsarbeitarbeit von Spielern und
Betreuern beider Mannschaften konnte der Herr Ahlsfeld zum Weitermachen bewegt
werden. Die Ursachen für den Irrtum des Herrn Ahlsfeld wurde nicht publik -
immerhin gab es in Bremer Kneipen danach für lange Zeit den Ahlsfelder zu
bestellen, ein hochprozentiger Klarer.
Im Schach gibt es zwar auch Schiedsrichter, die haben aber
keinen Einfluss auf den Partieverlauf, so dass Bestechungen an dieser Stelle
nutzlos wären. Und dass die Spieler sich gegenseitig bestechen oder Absprachen
treffen, wird ja keiner ernsthaft glauben...