Deutsch-irischer Kulturabend mit "chess and crime"

von ChessBase
05.12.2019 – Die Emanuel-Lasker-Gesellschaft veranstaltete Ende November im Berliner Literaturhaus einen deutsch-irischen Kulturabend unter dem Motto "chess and crime", mit den beiden Autoren Hannah O´Brien und Hendrick Melle. | Fotos: Stella Bouchette und Bernhard Riess

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Pressemitteilung der Emanuel-Lasker-Gesellschaft

„chess and crime“ – Deutsch-Irischer Kulturabend im Literaturhaus Berlin

Am 26. November 2019 veranstaltete die Emanuel Lasker Gesellschaft (ELG) im Literaturhaus Berlin einen deutsch-irischen Kulturabend zu dem Thema „chess and crime“. Das Literaturhaus war wie immer ein hervorragender Gastgeber für einen solchen Leseabend. Für Hochspannung sorgten diesmal keine Schachpartien, sondern die Autoren Hannelore Hippe alias Hannah O´Brien und Hendrick Melle, die jeweils ihre neuesten Werke, nämlich „Irische Totenwache“ und „Wurst“ vorstellten. Als Moderator agierte Thomas Weischede, der Vorstandsvorsitzende der ELG.

Hannelore Hippe alias Hannah O´Brien, Thomas Weischede und Hendrick Melle

Schach als Kultur- und Bildungsgut ist vielfach Thema in der Literatur. Werke wie Stefan Zweigs „Schachnovelle“ oder Stephen Carters „Schachmatt“ sind weltweit bekannt. Weniger bekannt ist, dass es im Schach nahezu zu jedem Land einen Schachbezug gibt, der es Wert ist, aufgegriffen zu werden. So sind viele Eröffnungen nach Ländern benannt. Eine irische Eröffnung gibt es zwar (noch) nicht. Es gibt aber eine bestimmte Bauernformation, die als „irisches Bauernzentrum“ bezeichnet wird. Namensgeber ist der englische Großmeister Tony Miles, der diese Schöpfung 1977 kreierte. Darüber hat u.a. ChessBase in einem humorvollen Artikel berichtet. Dies aufgreifend wurden daher zwei aktuelle Romane vorgestellt, deren Inhalte einmal von Irland und einmal von Deutschland erzählen und dem Leser die irische und deutsche Seele näherbringen.

   

Die Cover

Schach als Abbild des Lebens enthält stilistische Figuren, die es ähnlich in der Literatur gibt. Der Begriff „irisches Bauernzentrum“ beschreibt dabei etwas spöttisch eine Bauernformation, die in der Stammpartie durch drei isolierte Bauern auf der c-Linie (c2, c3 und c4) gekennzeichnet wurde.

Keogh-Sanz Alonso

Ähnlich wie im Schach können diese drei Figuren (Bauern) im Roman stark oder schwach sein, sich gegenseitig unterstützen oder behindern oder nicht selten anderen, die ihnen helfen möchten, im Weg stehen. Es lag daher nahe, über diese Metapher einen Bogen zu den Werken der Autoren zu spannen, in denen einmal das irische „Ermittler Kleeblatt“ rund um Grace O´Malley, Rory Coyne und Peter Burke im mittlerweile fünften Band und einmal das „Berliner-Trio“ Frederic Baecker, Stefan Meester und Lise als Helden agieren. Vor zahlreichem Publikum waren beide Autoren in ihrem Element und bereiteten allen Gästen mit Lesungen, Meinungen und Einsichten einen überaus unterhaltsamen Abend.

Hannelore Hippe alias Hannah O´Brien

Hendrick Melle | Fotos: Bernhard Riess

Spannend für viele Gäste dabei war wegen der „Bauerndemo“, die an diesem Tag ganz Berlin lahmgelegt hat, schon die Anreise gewesen. In Anspielung auf ein von den Demonstranten genutztes Banner („Wer Bauern quält wird abgewählt“) ließ es sich Thomas Weischede daher in seiner Anmoderation nicht nehmen, auf den besonderen Wert der Bauern im Schach hinzuweisen. Diese prägten nicht nur das irische Bauernzentrum, sondern seien sowieso „die Seele des Schachspiels“. Schachspieler wüssten dies schon seit Philidor. Die Politik sei daher gut beraten, öfters mal vom Schach zu lernen.

Die beiden Autoren, Hannah O´Brien und Hendrick Melle, hatten über die Leidenschaft zur Literatur hinaus mit Grace O´Malley noch eine weitere Verbindung. Denn nach dieser historischen Figur ist nicht nur die Titelfigur der irischen Romane von Hannah O´Brien benannt, sondern auch eine irische Whiskeymarke, an deren Verbreitung Hendrick Melle aktiv beteiligt ist. Welche Talente die Werbebranche einem abverlangt, beschreibt dabei eindrucksvoll sein Roman. Die Romane von Hannah O´Brien befassen sich ebenfalls alle mit einem besonderen Thema, nämlich bislang Familie, Spiel, Heimat/Identität, Glaube und Schuld. Band vier spielt teilweise in Nordirland. Alle Romane sind in sich abgeschlossen und können daher für sich genossen werden. Thomas Weischede wies aber zu Recht darauf hin, dass das Ermittler-Trio nach dem ersten Band bereits gute Bekannte seien, nach dem zweiten Band zu guten Freunden würden und ab dem dritten Band quasi zur Familie gehörten, so dass er nur das Lesen aller fünf Bände am Stück empfehlen könne. Bei dem Roman „Wurst“ sei es ähnlich. Dieser fesselt ebenfalls bis zur letzten Seite, was nicht nur an dem im wahrsten Sinne des Wortes explosiven Finale liegen würde. Mehr sei hier nicht verraten, damit der geneigte Leser dies selbst erfahren kann. Näheres zu den Werken und Autoren können aber den jeweiligen Homepages entnommen werden (Hannah O’Brien; Hendrick Melle).

Berliner Kulturinteressierte | Foto: Bernhard Riess

Zum Abschluss wurde natürlich noch das Verbindende von Schach, Literatur, Irland und Deutschland behandelt. Irland und Deutschland haben schon geschichtlich vieles gemeinsam, wenn man bedenkt, dass die irische Insel rechtlich noch immer geteilt ist und der drohende Brexit die Frage aufwirft, ob es künftig wieder eine „geschlossene Grenze“ geben wird. Eine Grenze, die in Deutschland vor 30 Jahren friedlich überwunden wurde und leider in vielen Köpfen noch immer oder schon wieder Bedeutung hat. Solche „Grenzen in den Köpfen“ prägen auch den Roman „Wurst“. Die irische Reihe von Hannah O´Brien behandelt dies ebenfalls und zeigt, wie bereichernd der derzeitige Zustand der irischen Insel ohne eine „abgeschottete Grenze“ ist. Alle Themen rund um Literatur und Schach konnten aus Zeitgründen nicht behandelt werden, so dass auf dem Podium und im Publikum Einigkeit bestand, dass diese Themenbereiche fortgesetzt werden müssen. Dies soll auch geschehen. Zum Abschluss bedankte sich die ELG bei beiden Autoren mit einem typischen Berliner Weihnachtsgeschenk, nämlich einem (alkoholfreien) Adventskalender der Fa. Sawade.

Autoren mit Berlinkalender | Foto: Bernhard Riess

Der Abend endete dann in einem geselligen Miteinander, in dem alle Gäste Zeit hatten, sich über die kulturellen Ziele der ELG in beiden Ländern zu informieren und mit den Autoren auszutauschen. Natürlich durfte dabei aus atmosphärischen Gründen eine irische Whiskeyverkostung ebenso wenig fehlen wie ein Bücherstand, an dem die Buchhandlung Schropp aus Berlin Werke der Autoren und zahlreiche Reiseführer zu Irland präsentierte.

Einladung zum Irlandbesuch | Foto: Stella Bouchette

Die ELG wies natürlich auf die englischsprachige Trilogie über Lasker hin, deren erster Band inzwischen veröffentlicht ist. Zudem konnten die Gäste sich in der Sonderausgabe von KARL zum Laskerjahr 2018 näher über die ELG informieren.

Neben diesen beiden Werken seien allen Schach- und Kulturfreunden die Werke der Autoren anempfohlen. Band 6 der irischen Krimireihe ist schon in Arbeit. Ob er den Titel „Irisches Bauernzentrum“ tragen wird, konnte und wollte Hannah O´Brien noch nicht verraten.

 


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