Die Partie des Jahres?

von André Schulz
08.01.2020 – Bei unserer Vorauswahl zur Partie des Jahres haben wir keine Blitzpartien berücksichtigt. Vielleicht hätten wir das tun sollen, denn viele glauben, dass die Partie des Jahres bei der Rapid- und Blitzpartie gespielt wurde - in einem etwas anderen Sinn allerdings. Hier noch einmal der Live-Mitschnitt der Partie Firouzja - Carlsen zum Genießen.

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Jäger und Gejagter

Es ist doch noch gar nicht so lange her, da tauchte plötzlich dieses junge Riesentalent aus Norwegen in den großen Turnierarenen auf, spielte bei den Großen mit und setzte sich schließlich als Leitstier an die Spitze der Herde. 2013 wurde Magnus Carlsen Weltmeister und ist es bis heute. Nach Weihnachten 2019 gewann er auch noch den Titel im Schnellschach und im Blitzschach. Magnus Carlsen, Weltmeister in allen Disziplinen.

Und trotzdem: Aus dem einstigen Jäger ist ein Gejagter geworden. Einige neue junge Wilde sind aufgetaucht, wollen nun ihrerseits im Konzert der Großen mitspielen und dem Leitwolf das beste Stück Fleisch abjagen. Von diesen hat Alireza Firouzja den größten Sprung gemacht. Er gehört zu einer neuen Generation von Spielern, die das Schach vor allem beim Spiel im Internet gelernt haben. Dort sind sich der Iraner Firouzja und der Carlsen mit Sicherheit schon häufiger über den Weg gelaufen.

Seit 2013 ist die Zeit weitergegangen. Carlsen ist älter geworden, auch wenn er zur Zeit sicher im besten Schachalter ist und alle Listen anführt. Aber der Weltmeister ist tatsächlich fast doppelt so alt wie Alireza Firouzja, den viele Schachfreunde für den Kronprinzen halten.

Bei der Rapid-Weltmeisterschaft in Moskau konnte Carlsen seinen Verfolger auf den zweiten Platz verweisen, spürte aber sich schon dessen Atem. Der ehrgeizige Norweger, der es hasst nicht als Sieger von Tisch oder aus dem Turniersaal zu gehen, war im Begriff auch den Titel im Blitzschach zu holen. Er führte kurz vor dem Ende des Turniers mit einem halben Punkt Vorsprung. In Runde 19 von 21 musste er gegen diesen Firouzja spielen, mit den schwarzen Steinen. Carlsen war sichtlich angespannt - eine wichtige Partie, aus verschiedenen Gründen

Im Videomitschnitt der FIDE, Peter Leko und Almira Skripchenko kommentieren, kann man die Partie aus nächster Nähe verfolgen und wohl auch als Nicht-Schachspieler die Spannung mit Händen greifen. Darum macht Schach so einen Spaß!

 

 

Im Anschluss an die Partie gab es noch eine Diskussion mit dem Schiedsrichter, weil Firouzja die Regeln nicht richtig kannte. Er dachte wohl, dass er die Partie nicht verlieren könne, da Carlsen nur mit einem Läufer nicht mattsetzen kann. Da Weiß aber auch noch Material hat, vor allem Bauern, ist theoretisch ein Selbstmatt möglich. Aus diesem Grund hat die Zeitüberschreitung Gültigkeit.

Für Carlsen war diese ein glückliches, aber wichtiges Ergebnis. Er hielt mit dem Sieg seinen Vorsprung und gewann den Titel am Ende durch einen Sieg im Stichkampf gegen Hikaru Nakamura.

Am Samstag befinden sich Magnus Carlsen und Alireza Firouzja erneut im gleichen Turniersaal, in der Sporthalle De Moriaan in Wijk aan Zee. Dann werden sie das erste Mal eine Partie mit klassischer Bedenkzeit gegeneinander spielen. Auch hier sollte für Spannung gesorgt sein.

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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