Sparkassen Chess-Meeting 2018 in Dortmund
Es ist gar nicht so selten, dass sich die Top-Spieler der Welt auf der Suche nach Siegchancen materieller Ungleichgewichte bedienen. Dabei wird dann schon mal die Dame gegen Turm, Leichtfigur und Bauer(n) getauscht, was in der bloßen Bewertung anhand von "Bauerneinheiten" immer noch ungefähren Gleichstand bedeutet. Es ist dann die konkrete Stellung, die darüber entscheidet, welchen Ausgang ein solcher Tauschhandel nimmt. In der zweiten Runde des Dortmunder Großmeisterturniers war diese Strategie heute gleich in zwei der vier Partien zu beobachten: Es waren Kovalev als Weißer gegen Nepomniachtchi und Kramnik als Schwarzer gegen Wojtaszek, die sich von ihren Damen trennten, um anschließend ihre Gegner mit nicht ganz ungefährlichen Freibauern zu bedrohen. Diese beiden Partien dauerten schließlich auch am längsten. Ein "richtiges" Damenendspiel gab es zwischen Nisipeanu und Duda, und zwar war dies ein solches, das für Duda leicht zu gewinnen war. So kompliziert wurde es bei Meier und Giri nicht, und damit beginnen wir unseren kleinen Überblick auch:
Meier - Giri
Die Spieler entschieden sich für eine bekannte Theorievariante, zu der sich in der ChessBase-Onlinedatenbank hunderte von Referenzpartien finden lassen. Die Remisquote dort ist hoch, aber wiederum nicht so hoch, wie man angesichts des Partieverlaufs heute vielleicht vermuten könnte:
Kovalev - Nepomniachtchi
Am Ende hatte Kovalev Turm, Läufer und zwei verbundene Freibauern gegen Nepomniachtchis Dame, doch die Schlussstellung nach 90 Zügen war definitiv remis. Ob vorher etwas ging? Jedenfalls ging (im Gewinnsinne!) wohl sicher nichts für Schwarz:
Heute wieder 90 Züge: Vladislav Kovalev - der Marathonmann von Dortmund
Wojtaszek - Kramnik
Kramnik trennte sich von seiner Dame, um Wojtaszek fortan mit einem weit vorgedrungenen Freibauern auf der d-Linie unter Druck setzen zu können. Das reichte zum Remis, aber es gab aus Wojtaszeks Sicht einige Situationen, in denen vielleicht mehr drin gewesen wäre:
Radoslaw Wojtaszek - hätte er heute vielleicht gar gewinnen können?
Nisipeanu - Duda
Duda bedrohte einen von Nisipeanus Zentrumsbauern, wogegen der Deutsche nicht die richtige Verteidigung fand:
Aktuelle Tabelle
Alle Partien
Runde 1, 14. Juli, 15 Uhr
Wojtaszek - Meier
Kramnik - Nisipeanu
Duda - Kovalev
Nepomniachtchi - Giri
Runde 2, 15. Juli, 15 Uhr
Meier - Giri
Kovalev - Nepomniachtchi
Nisipeanu - Duda
Wojtaszek - Kramnik
Runde 3, 17. Juli, 15 Uhr
Kramnik - Meier
Duda - Wojtaszek
Nepomniachtchi - Nisipeanu
Giri - Kovalev
Runde 4, 18. Juli, 15 Uhr
Meier - Kovalev
Nisipeanu- Giri
Wojtaszek - Nepomniachtchi
Kramnik - Duda
Runde 5, 20. Juli, 15 Uhr
Duda - Meier
Nepomniachtchi - Kramnik
Giri - Wojtaszek
Kovalev - Nisipeanu
Runde 6, 21. Juli, 15 Uhr
Meier - Nisipeanu
Wojtaszek - Kovalev
Kramnik - Giri
Duda - Nepomniachtchi
Runde 7, 22. Juli, 13 Uhr
Nepomniachtchi - Meier
Giri - Duda
Kovalev - Kramnik
Nisipeanu - Wojtaszek
Open
Im Rahmen des Sparkassen Chess-Meetings wird auch ein offenes Turnier ausgerichtet, dessen Teilnehmer in drei Spielstärkeklassen eingeteilt sind (A-Open, B-Open, C-Open) - es haben sich über 200 Spieler angemeldet. Für den 1. Platz im A-Open gibt es ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro; elobester Starter ist hier GM Daniel Hausrath.
Helmut-Kohls-Turnier
Das nach einem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Dortmund benannte Einladungsturnier soll junge Talente aus der Region fördern. Die zehn Spieler bzw. Spielerinnen treten in einem Rundenturnier jeweils einmal gegeneinander an.
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