ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Michael S. Langer, Vizepräsident Finanzen des DSB, wünschte sich anlässlich
eines Interviews
in Bezug auf die Spitzenschachförderung eine "Volkbefragung". Wie sehen die
Leser von Chessbase-News die Unterstützung des Spitzenschachs: Sollen die Spitzensportler
finanziell gefördert werden, um als Galionsfiguren Werbung für das Schach zu
machen (Boris Becker-Effekt)? Wären die Schachfreunde auch bereit, für diesen
Zweck Beitragserhöhungen in Kauf zu nehmen? Oder soll der Schachbund sich mehr
auf das Breitenschach konzentrieren? Wie sehen die Schachfreunde die Positionen
von Schachbund und Schachprofis? Bitte schicken Sie uns Ihre Meinung an umfrage@chessbase.de.
Unter allen Einsendern verlosen wir je eine DVD mit Original-Signatur von Weltmeister
Viswanathan Anand My Career Vol. 1, Viswanathan Anand My Career Vol. 2, Vladimir
Kramnik, My Path to the Top und Nigel Short, Greatest Hits, Vol 1.). Einsendeschluss:
Donnerstag, 31. März 2011. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Veröffentlichung
der Meinungen vorbehalten.
Nach den ersten Stellungnahmen
von Schachfreunden (10.-11.März 2011) sind noch zahlreiche weitere Meinungen
eingetroffen, die hier im Anschluss veröffentlicht werden.
Die wiedergegebenen Stellungsnahmen sind Meinungen der genannten Schachfreunde
und spiegeln nicht die Meinung der Radaktion oder der Firma ChessBase wider.
Liebe Schachfreunde,
ich bin schwerbehindert und spiele seit einem Jahr mit meinem Sohn 8 Jahre in
einem kleinen Verein, der im letzten Jahr seine Mitgliederzahl fast verdoppelt
hat.Vorher habe ich zuletzt in der DDR aktiv gespielt.Mein Sohn ist noch im
Schulschach aktiv. Im Freundeskreis spiele ich Fernschach. Zur Förderung der
Spitzensportler/innen sollten freiwillige Spenden bei allen Schachsportlern
nachgefragt werden,genau so zur Förderung im Breitenschach.
Meine Vorschläge:
Schulschach und Vereinsschach sollten vor Ort zusammenarbeiten. Im ländlichen
Gebiet sollten für Schulschachmannschaftskämpe Spielgemeinschaften möglich werden.
Schach sollte Schulfach werden. Kinder und Jugendliche sollten generell als
Gastspieler spielen dürfen . Dies möchte ich wie folgt begründen: Zur Zeit kann
mein Sohn als Gastspieler U 10 Mannschaftskämpe bestreiten. Ab U 12 ist dies
nicht möglich, da hier Mannschaftsmeisterschaften auf Bundesebene ausgetragen
werden . Junge Spieler sind dann gezwungen ihren kleinen Heimatverein zu verlassen
. Der kleine Verein geht kaputt und fehlt dann zur Nachwuchsförderung. In der
Bundesliga darf die ganze Welt spielen, unseren eigenen Nachwuchs schränken
wir unnötig ein.
Im Behindertenschach habe ich positive Erfahrungen in Sachsen gemacht. Gleiches
gilt für Schulschach bei meinem Sohn in Burgstädt. Wenn ich die durchaus guten
Erfahrungen in der DDR mit den jetzigen Möglichkeiten vergleiche, hat sich viel
Positives getan.
André Fischer
Sollen die Spitzensportler finanziell gefördert werden, um als Galionsfiguren
Werbung für das Schach zu machen (Boris Becker-Effekt)?
Wenn sich dafür Sponsoren finden lassen natürlich.
Wären die Schachfreunde auch bereit, für diesen Zweck Beitragserhöhungen
in Kauf zu nehmen?
Nein, warum auch? Ich zahle als aktiver Amateur schon genug an Startgeldern
für Open, bei denen diese Herren meist auch noch Kost und Logis frei haben.
Jeder ist für seinen Broterwerb selbst zuständig, der Breitensportler darf nicht
die Melkkuh für Spieler sein, die in der Weltrangliste gerade mal in der Top-100
sind!
Oder soll der Schachbund sich mehr auf das Breitenschach konzentrieren?
Der DSB sollte vernünftig mit seinem Geld umgehen, egal in welche Richtung.
Letztlich ist es aber so, dass die Mitglieder in den Schachclubs stetig älter
werden und nur wenige Jugendliche über die Pubertätsschwelle hinweg gehalten
werden können. Von daher sollte man in das Jugend- und Schulschach investieren,
denn dort "spielt" die Zukunft, nicht bei den Spitzenspielern.
Wie sehen die Schachfreunde die Positionen von Schachbund und Schachprofis?
Siehe oben, die Spieler brauchen Geld zum leben, von daher ist es legitim das
Beste für sich selbst rauszuschlagen. Auf der anderen Seite ist aber auch der
DSB daran gehalten die Mitgliedsbeiträge verantwortungsvoll zu verwalten. Das
ist die Ausgangsbasis und dann müssen beide Seite den besten Kompromiss finden.
Was ich allerdings dann nicht verstehen kann ist, das, wenn dieser Konsens nicht
zustande kommt, Spieler wie Rainer Buhmann eingeladen werden, der nun weder
in das Spitzenspielerfach, noch in das Jugendförderungsfach gehört. Wenn, dann
konsequent auf die Jugend setzen und nicht undurchschaubare Seilschaften auspacken,
das ist der schlechteste Weg!
mfg. Jonas Hoffmann
Wenn man es genau nimmt, war in den letzten 50 Jahren der einzige echte Weltklassespieler,
der innerhalb der Deutschen Schachstruktur aufgewachsen und aus dieser direkt
hervorgegangen ist GM Dr. Robert Hübner, ansonsten gab es da weit und breit
seit über fünf Dekaden nix!
Als beispielsweise Arkadi Naiditsch nach Deutschland kam, hatte er bereits eine
Spielstärke von etwa 2350, d.h. seine fundamentale Schachausbildung hat er in
Russland erhalten. Dieses grundlegende Fundament, in Verbindung mit seinem außergewöhnlichen
Schachtalent hat dann zu seinem späteren Aufstieg in die Internationale Spitze
geführt.
Aus Quantität (Breitenschach) muß man bestrebt sein Qualität (Spitzenschach)
herauszufiltern, d.h. eine gezielte und besondere Förderung von jungen Talenten
bereits im Kindes- bzw. Jugendalter sowie eine weitergehende Unterstützung der
Spitzenspieler ist dazu zwingend notwendig (genau so funktioniert die Schachausbildung
in Russland, der Ukraine, China und den anderen führenden Schachnationen, die
mitunter übrigens in ihrer allgemeinen Gesellschaftlichen Infrastruktur teilweise
weitaus weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben, als das wirtschaftlich
starke Deutschland).
Es wird hierzulande viel zu viel über allgemeine Mitgliedergewinnung und Breitenschach
debattiert und viel zu wenig darüber nachgedacht, wie man die Förderung von
spielstarken Jungtalenten unterstützen, vorantreiben und intensivieren kann.
Ferner scheint die DSB-Funktionärsstruktur sehr "aufgebläht" und äußerst bürokratisiert
und damit relativ unflexibel und festgefahren zu sein. Hier gibt es zwar einige
sehr gut organisierte Landesverbände, die im Bereich gezielter Nachwuchsförderung
bemüht sind sehr gute Arbeit zu leisten, vom Bundesverband DSB inkl. der DSJ
hört man im Vergleich dazu zu diesem Thema jedoch relativ wenig.
Ich kann daher die Standpunkte der A-Spieler der Deutschen Nationalmannschaft
bzw. deren Frustration über die aus ihrer Sicht nicht ausreichende Unterstützung
von Seiten des DSB voll und ganz nachvollziehen.
Wenn man also nicht weitere 50 Jahre auf die zufällige Geburt eines von Hause
aus genialen Spielers wie GM Dr. Robert Hübner warten möchte, der dann auch
noch quasi von selbst zur Weltspitze aufsteigt, müssen sich hierzulande strukturell
einige Dinge, auch in der Grundeinstellung vieler maßgeblicher Funktionärsköpfe
zum Profischach ändern, ansonsten werden die Deutschen Eigengewächse wohl weiterhin
für viele Jahrzehnte Internationales Mittelmaß bleiben.
Jan-Daniel Wierzbicki
Hallo,
ich finde ohne eine gute A-Mannschaft hat die Jugend auch niemand zu dem sie
aufsehen kann. Das Geld um eine gute A-Mannschaft auf Jahren hinaus zu bezahlen,
wurde bei der Schacholympiade im eigenen Land verschwendet. Für eine deutsche
Amateurmeisterschaft wo die Bedeutung und das öffentliche Interesse gleich Null
war, was im Voraus schon abzusehen war, wurde von den einzelnen Verbände, badischer
Verband schon aleine 30 000€, soviel Geld verschwendet, daß man wohl eine A-Nationalmannschaft
einige Jahre bezahlen hätte können. Wenn man das Geld wenigstens dafür genutzt
hätte, daß die Olympiade in den Medien aufgegriffen worden wäre, so hätte es
wenigstens vieleicht ein Werbeefekt für neue Mitglieder gegeben. Aber für Öffentlichkeitsarbeit
konnte man wohl nichts mehr aufbringen. Ich schätze auserhalb der schon Schachinteriesierten
haben von der Schacholympiade im eigenen Land wohl weniger als 10% der Bundesbürger
überhaubt mitbekommen, daß Hierzulande eine solche Veranstalltung stattgefunden
hat. Die Übertragung im Internet war für schon aktive Spieler zwar sehr schön,
aber zukünftige Spieler wirbt man so nicht.
Bleibt noch die Frage wie das Arbeitsfeld des Bundestrainers aussieht. Im Vorfeld
auf die letzte Schacholympiade war zu sehen, daß wohl eine Einwöchige Schulung
für die an der Olympiade teilnehmenden Spieler gab. Wo liegt alerdings der Aufgabenbereich
für den Rest des Jahres eines Bundestrainers. Wenn es ein zusätzliches Betätigungsfeld
für den A-Trainer gibt wäre es mal nicht schlecht wenn man in den Medien davon
was mitbekommen würde. Wenn man in den Medien nie präsent ist braucht man sich
nicht zu wundern wenn man keinen Mitgliederzuwachs bekommt.
Viele Grüße
Paul Ganz
Malsch
Hallo,
um wie viel reduziert sich der Arbeitsaufwand im DSB, wenn er nur ein Viertel
der Mitgliedern hätte? Wahrscheinlich gar nicht, den die Arbeit haben die Landesverbände.
Dies bedeutet, dass der Vergleich mit den vierfach höheren Beiträgen in den
Niederlanden geheuchelt ist. In Wirklichkeit hat der DSB gleiche oder weniger
Aufgaben, erreicht schlechtere Ergebnisse und dies auch noch mit mehr Beitragsgeldern.
Man sollte wirklich vergleichen warum, vielleicht einmal die Personalkosten
vergleichen.
Gruß, Gerd Lorscheid
Zu Ihren Fragen kurz folgendes:
1. Es muss ein Programm geben, das vom 8-10-jährigen Talent bis zum Spitzengroßmeister
fördert. Je erfolgreicher der Spieler, desto stärker muss die Förderung erfolgen.
2. Die Finanzierung all dieser Dinge sollte durch das Referat für Spitzenförderung
/ Leistungssport erfolgen. Hierfür ist eine halbe Stelle (1/2 BAT2a alte Besoldungsregelung
oder 1/2 TLVD 13) einzurichten. Die Wirtschaftsförderungs-GmbH des DSB ist´hiervon
auszuklammern, es ist eine Illusion (und unprofessionell) zu glauben, durch
den Verkauf überteuerter Schachdrucksachen ö.ä. eine reguläre und permanente
Ausgabenpolitik finanzieren zu können.
3. Dafür wird Geld benötigt. Der Stelleninhaber unter 2. sollte zwar als eine
seiner Aufgaben die Einwerbung von Sponsorengeldern im Vertrag stehen haben,
aber ohne Beitragserhöhung geht soetwas nicht. Das ganze Gejammer vieler Amateure
an der Basis ist in diesem Zusammenhang unerträglich. Man kann nicht Profi-Arbeit
zum Nulltarif verlangen, und das noch von ehrenamtlichen Funktionären. Pro Person
= erwachsenes Vereinsmitglied sollten 4,50 € p.a. erhoben werden, Jugendliche
die Hälfte. Das entspricht auf der einen Seite ca. einem Zufluss von 350.000,--€
und schafft Spielraum, und all die, die diesen Beitrag "astronomisch und unverschämt"
nennen werden, sollten sich überlegen, dass es sich dabei um ein Weizenbier
pro Jahr weniger handelt. Pro Jahr, nicht pro Monat (was auch vertretbar wäre),
auch nicht pro Woche, was bei manch einem gesund wäre.
4. Die Schachfunktionäre müssen viel mehr ran an die Basis. Sie sind oft unempfindlich,
was spieltechnische Belange angeht. Ich leite meine Lehrgänge seit diesem Jahr
wieder selbst, Ihr glaubt gar nicht, wie gut das allen tut. Auch sollten engagierte
und fähige Funktionäre schneller an die Schaltstellen der Macht kommen und nicht
durch quasi polititische Strukturen (Hausmacht in Landesverbänden, Bezirken
usw.) daran gehindert werden. Entscheidungen im Funktionärsbereich müssen die
fähigsten Leute fällen, nicht diejenigen, die es schaffen, irgendwie die meisten
Stimmen auf sich zu vereinen.
5. Die Nationalspieler haben nach den Geschehnissen der Vergangenheit vermutlich
zu 80% zu Recht einen dicken Hals. Dennoch sei Ihnen ein wenig mehr Kinderstube
und Diplomatie anempfohlen.
6. Von Breitenschachförderung halte ich relativ wenig, doch der bisherige Etat
muss beibehalten werden, für die Verzahnung mit dem Schulschach sollte er aufgestockt
werden.
7. Mit der Geschäftsstelle in Berlin sollte sich eine Unternehmensberatung beschäftigen.
Viele Grüße Lothar Karwatt, Niedersachsen dort: Referent für Ausbildung (seit
20 Jahren) dort: 1. Vorsitzender von Tempo Göttingen (Oberliga- bzw. Zweitligaverein),
ca. ebenso lange im Amt.
Die Umfrage von ChessBase begrüße ich. Wichtigster Nutzen: Das was im DSB längst
überfällig ist, hat eine Chance zu beginnen, nämlich eine Diskussion mit der
Basis, um endlich mehr Bodenhaftung zu bekommen und sich darüber im Klaren zu
werden, wo der DSB wirklich steht.
Die einfache Formel, man gebe den Nationalspielern mehr Geld und alles wird
gut, halte ich für einen Trugschluss. Ob glaubt jemand ernsthaft, dass man mit
höherem Honorar bessere Spielergebnisse bekommt? Meine Meinung dazu: Ein angemessenes
Fixhonorar und einen leistungsabhängigen Anteil zahlen. Dann die Erfahrungen
auswerten und sinnvoll nachjustieren. Einfach nur Geld zahlen, damit man Ruhe
hat, dient allenfalls zur Appetitsteigerung.
Über eine Verbesserung der Ausbildung der Spieler und eine Verbesserung der
Fortbildung muss gesprochen werden, das sehe ich auch so. Im Bereich Ausbildung
können sich DSB und Landesverbände noch steigern. Schon seit mehreren Jahren
plädiere ich für eine Internationale Deutsche Meisterschaft (Einladungen + Qualifikation
über die NDEM), um unsere besten Spieler international voran zu bringen. Bisher
leider ohne Resonanz beim DSB-Präsidium.
Mit der Höhe der Mitgliedsbeiträge hat das Spielerhonorar wenig zu tun, denn
die Spielerhonorare werden aus Gründen der Gemeinnützigkeit bisher nicht von
den Mitgliedsbeiträgen, sondern von der Wirtschaftsdienst-GmbH bezahlt. Und
die ist nicht sehr flüssig. Wenn die Spieler sich mehr Einnahmemöglichkeiten
wünschen, ist das für mich in Ordnung und unterstützenswert. Auf der Gegenseite
erwarte ich dann aber auch mehr Engagement innerhalb des DSB und Präsenz auf
wichtigen DSB-Veranstaltungen wie dem DSB-Kongress. Funktionärsschelte ist bequem,
aber primitiv. Sich mit Funktionären auseinandersetzen und sie zu überzeugen
ist unbequem, aber zielführend.
Die Hoffnung auf einen Boris-Becker-Effekt halte ich für Träumerei. Bundesweit
wird sich über das Aussterben der Spielabende beklagt, es gibt ein (regional
unterschiedliches) Vereinssterben und immer häufiger Rückzüge von Mannschaften
und unvollständige Mannschaften. Dazu einen ernsten Funktionärsmangel. Solange
der DSB sich (sicher regional unterschiedlich) dermaßen schlecht präsentiert,
werden ihm kaum Mitglieder zuströmen. Und wenn doch werden sie sich verschreckt
schnell wieder verziehen.
Die häufig negativen Äußerungen über die Olympiade tun weh. Die Olympiade war
eine großartige, gelungene Veranstaltung, und sie war nicht schuld an der finanziellen
Krise des DSB. Dass unsere Mitglieder teilweise der Olympiade gegenüber teilweise
eine so ablehnende Haltung haben, finde ich nicht in Ordnung. Wer seinen Sport
liebt sollte sich, egal welche Spielstärke er hat, für eine solche Veranstaltung
begeistern lassen. Oder sind wir Schachspieler lauter Egoisten, die nur auf
sich selbst fixiert sind und sich mit ihren übergeordneten Organisationen (Verein,
Bezirk, Verband, DSB) nicht identifizieren wollen?
Noch eine Bemerkung: Im Schach ist die Zeit der großen Entdeckungen vorbei.
Heute muss man wesentlich mehr als früher investieren, um etwas Neues zu finden.
Die hypermodernen Ideen sind bekannt, und der Kalte Krieg ist auch vorbei. Das
Arbeiterschach bescherte letzten Endes dem Deutschen Schachbund mit der Leitidee
"Bildung durch Schach" eine gewaltige Zahl an Mitgliedern. Heute fehlt uns eine
große Leitidee, hinter der sich viele Mitglieder versammeln könnten. Vielleicht
sollte man darüber auch mal nachdenken. Heute geht es vor allem um Spaß und
Selbstverwirklichung. Leider sind solche Leitideen weniger geeignet, sich ehrenamtlich
zu engagieren und viele Mühen in Kauf zu nehmen, um ein größeres Ziel zu erreichen.
Darunter leidet unsere Organisation.
Vielleicht geben meine Bemerkungen ein paar Anstöße, sich einmal grundlegender
über die Situation des DSB auszutauschen, und vielleicht wächst auch die Einsicht,
dass es eben nicht nur die bösen Funktionäre sind, warum der DSB sich in der
Rückwärtsbewegung befindet. Dafür sind wir alle verantwortlich, von der Spitze
bis zur Basis!
Herbert Bastian
Das eine tun - und das andere nicht lassen. Die vorhandenen Mittel optimal einsetzen
für mehr und gute Spielgelegenheiten für Amateure, Klubs - und Spitzenspieler.
Geld allein wird's nicht bringen, Ideen sind gefragt.
Ulrich Schweizer
Schweiz
Hallo,
p Professionelle Schachspieler sind naturgemäss freischaffende Künstler, aber
wir lieben Sie für Ihr Künstlertum.
Aber ohne Geld (Euronen) geht da nichts, das wurde zumindest in der Ehm. Sowjetunion
erkannt und es gab sogar neben der Förderung auch eine RENTE Bsp. Ratimir Cholmow,
David Bronstein
Grüsse Martin Cobbers
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Ihrer Umfrage nun meine Meinung...
Auf die Frage, was mehr gefördert werden soll, kann es keine einfache Antwort
geben. Sowohl der Gallionsfiguransatz, als auch die "Investition in den Breitensport"
sind vernünftige Ansätze. Aber genau wie in der Wirtschaft, wird es die reine
Lehre nicht bringen.
Ich denke die Galionsfigur lässt sich nicht planen, entweder man hat das Glück
das Talent zu finden oder nicht. Um es zu finden muss m.E. viel in das Schulschach
investiert werden, anders als in der Fragestellung von Herrn Schulz beschrieben,
bietet gerade der Trend zur Ganztagsschule die Möglichkeit ganz gezielt auch
das Schach zu fördern. Im Rahmen der Ganztagsschule ist es für viele Kinder
verpflichtend sich Arbeitsgemeinschaften auszusuchen, die dann Nachmittags abgehalten
werden und hier ist der Punkt wo Mittel eingesetzt werden müssten (zB Materialien;
Anreize/ Hilfe für Vereine diese Aufgaben zu übernehmen). Insbesonder sollte
aber bei der Kontaktaufnahme zu Schulen und zu den Organen der Schulverwaltung
geholfen werden, da es doch entscheidend sein kann , wer auf dem Briefkopf steht.Vielleicht
könnte so auch dem Abwärtstrend in der Mitgliederentwicklung begegnet werden.
Zur kombinierten Förderung von Spitzen und Breitenschach fällt mir z.B. folgendes
Modell ein [ggf. kann man so auch die Aufmerksamkeit der deutschen Einzelmeisterschaften
steigern (diese wurde im Rahmen mehrere Veröffentlichungen kritisiert [genaue
Quelle gerade nicht parat])] :
Es sollte eine offene deutsche (Internationale) Meisterschaft organisiert werden
(z.B. mit Hilfe von Herrn Schmitt aus Frankfurt/Mainz oder in Verbindung mit
Dortmund etc.). Diese sollte nach dem Londonprinzip funktionieren 4 int. und
4 nat. Spieler in einem Rundenturnier der Sieger erhält den Titel internationaler
deutscher Meister, der beste Deutsche den Titel deutscher Meister (plus Preisgeld.
Wie werden die deutschen Spieler "ausgewählt"? Diese spielen parallel (im Erstjahr
geht das natürlich noch nicht) zu dem internationalen Turnier ein offenes Turnier
(z.B. im Schweizer System), die ersten 4 qualifizieren sich für das "International"
im kommenden Jahr) . Jeder Spieler, der will kann gg. Entrichtung des Startgelds
teilnehmen. Es werden in Spielstärkegruppen in dem Qualiturnier attraktive Ratingpreise
angeboten, so dass das Turnier als solches einen großen Zuspruch auch für die
Breite der Spieler erfahren kann, dass es für Sponsoren potentiell (nicht der
Hauptgrund) attraktiv macht. Das eigentliche Ziel sollte es aber sein möglichst
viele Schachbegeisterte an einem Ort zu versammeln. So dass die Meisterschaften
in einem würdigen Rahmen stehen.
Es könnte z.B. so auch möglich sein auch die Strukturen des RAMADA Cups in dieses
Turnier einfließen zu lassen um so die Attraktivität zu steigern. Natürlich
ist das eine "naive Teilplanung" und es steckt viel mehr Arbeit dahinter als
das mal eben niederzuschreiben, aber vielleicht ist es möglich so ein Event
zu organisieren, welches eine nachhaltige Entwicklung und vielleicht auch Turniertradition
fördert.
Was macht nun der DSB??
Der DSB könnte z.B. obiges Event organisieren (und eine Anschubfinanzierung
leisten s.u.) oder den Nationalspielern einen Trainer/Trainingswochen zu bezahlen
(der Verband sollte sich auf Sachleistungen beschränken). Hier sollten die Spieler
unter professionellen Bedingungen z.B. mit einem erfahrenen Trainer Tipps für
ihre Praxis erhalten und zusätzlich z.B. ihr Buch aufbauen können. Sie erhalten
zwar nicht so ein hohes Startgeld nur ist diese Arbeit und Einsatz des Verbandes
für sie langfristig von Nutzen, da Ihnen Grundlegenes vermittelt (oder eine
neue Variante ausgearbeitet) wird, dies können die Spieler dann in Open/ Rundenturnieren/
Bundesliga etc. zu ihrem Vorteil nutzen, so dass sich da ein indirekter Vorteil
ergibt.
Nun kommen wir zu dem Punkt, was kann der "arme DSB" dafür tun um Maßnahmen
zur Steigerung des Interesses zu finanzieren. Laut Interview wurde 2004 der
beitrag "nur" um 50 ct erhöht. Was dazu führte, dass im Rahmen der Olympia die
"Liquiditätsrücklage" angezapft werden musste. Nun ist die Olympiade vorbei,
der Beitrag wurde aber nicht gesenkt, was zu folgender Situation führte: "Zum
zweiten Teil der Frage: In den Jahren 2009 und 2010 ist es uns gelungen, das
Vermögen auf knapp 203.000,-- € aufzustocken."
Im vorherigen Teil des Interviews erfuhren wir, dass diese Rücklage nach der
Olympiade in 2008 auf ca. 42..000 € zurückgegangen sei.
Das heißt aber! es war möglich in 2 Jahren jeweils 75.000 € in eine Liquiditätsrücklage
zu schieben. Nehmen wir nun an (ich weiß es halt nicht) dass hiervon 50.000
€ auf Einmaleffekten beruhen. So sollten Jährlich 25.000 € (von mir geschätzter
laufender Vermögenszuwachs) doch locker reichen um für obigen Event eine Anschubfinanzierung
zu leisten (Durch die Teilnehmer der open fließt ja auch Geld; ggf. ist auch
die Einbeziehung der Länder in ein solches Event möglich, da es ja Strahlkraft
entfalten soll). Wenn man zusätzlich für eine solche Aktionen noch z.B. 20 ct.
pro Mitglied - durch Erhöhung des Beitrags - nimmt (bei Kalkulationsgröße 40.000
) hätte man noch 8.000 zusätzliche Möglichkeiten die Situation zu verbessern
und vll. wirkungsvoll etwas für das Schach zu tun und das jedes Jahr!
Es darf NIE NIE NIE die Aufgabe eines Verbandes sein finanzielle Mittel zu horten,
eine Zuführung zu einer Liquiditätsrücklage ist aber genau dieses. Wenn diese
200.000 € reichen um nicht auf Fremdmittel angewiesen zu sein. So sollten die
obigen (hier geschätzten) Überschüsse -die anscheindend erzielt werden - nicht
mehr in diese Rücklage fließen sondern in verschiedene Projekte investiert werden
(Vorschläge siehe oben). Wichtig ist nur, dass was passiert!
Ich denke dass jeder Verein auch darüber hinaus bereit ist für jedes Mitglied
bereit auch noch einen kleinen Mehrbeitrag zu leisten, wenn sich ein Nutzen
hieraus erkennen lässt. Das geht nur über die klare Bennenung des Ziels. Was
nicht passieren darf ist, dass das Geld versickert (z.B. im Verwaltungsbauch
etc.) Das Resultat der Mehrbeiträge muss für Jedermann zu sehen sein!
Für den DSB ist in jedem Fall wichtig, dass wer sich hier ehrenamtlich engagiert
(egal in welcher Position) sich bewusst ist, dass es eine zeitraubende Aufgabe
ist, die man nicht annehmen sollte, wenn man beruflich stark eingespannt ist.
Dann sollte man lieber auf ein Amt verzichten. Was der DSB nun braucht sind
Macher, die bereit sind den Karren aus dem Dreck zu ziehen und das Ziel vor
Augen haben. Dem Ziel sollten auch persönliche Differenzen untergeordnet werden.
Denn letztlich geht es nur darum unseren Sport in Deutschland zu popularisieren
und dem Verband zu einem guten Image zu verhelfen, denn dann betreiben auch
viele Ihren Sport im Verein und sind gerne dabei!
Mit schachlichen Grüßen
Felix Wassermann
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem ich mich nun durch die Vielzahl der Meinungen gelesen habe, möchte ich
mich auch äußern.
Der DSB steht hier vor einer großen Zerreißprobe, die Entscheidung was zu tun
oder zu unterlassen ist, ist sehr schwierig.
1. Spitzensportler- finanziell unterstützen?
Klares - JEIN, nach der Frechheit bzgl. der Olympiade haben diese Sportfreunde
keine Förderung verdient!
Förderung bedeutet, ich unterstütze für einen begrenzten Zeitraum einen Sportler,
aber der muss auch was geben und nicht nur die Hand aufhalten. Es stellt sich
doch die Gegenfrage, wer ist Spitzensportler?
2. Beitragserhöhung - ein sehr unliebsames Wort.
Macht sich im DSB jemand die Mühe, die Struktur der Vereine anzuschauen, wo
liegen wir denn inzwischen im Alterschnitt? Viele Vereine vergreisen, weil die
wenigen jungen Spieler abwandern zu anderen Sportarten und dann folgt der langsame
Vereinstod auf Raten. In den letzten 10 Jahren haben wir nicht einen neuen Spieler
bekommen, demgegenüber steht der Abgang von 7 Spielern! Diese Situation ist
sicher in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich und nicht zu verallgemeinern.
3. Breitenschach - ja sofort Um die Situation innerhalb der Vereine langfristig
zu verbessern ist es unabdingbar im Breitschach tätig zu werden. Es ist auch
zu überlegen eine zentrale Regelung für Fahrtkosten einzuführen. Denn wer in
Ballungszentren wohnt hat fast keine Kosten, aber in den Flächenländern sieht
das schon wieder ganz anders aus. Und die heutigen Spritpreise sind wirklich
nicht mehr lustig. Dennoch sollte sich die Förderung von Talenten und die Arbeit
im Breitenschach ausgewogen gestalten.
4. Schachbund - Schachprofis - was geht mich als Schachspieler der Profi an?
Wie der Name Profi schon sagt, der Mann oder die Frau spielen Schach Erwerbsmäßig.
Es ist nicht die Aufgabe des DSB diese Spieler mit finanziellen Mitteln zu unterstützen.
Das ist die Aufgabe der Vereine, denn dort sitzt der Spieler am Brett und erbringt
seine Leistung. Im Fußball bezahlt doch auch nicht der DFB den Spieler xyz bei
Verein sowieso. Für die Nationalmannschaft gibt es klare Auswahlkriterien und
fertig, wer diese nicht erfüllt spielt dort nicht.
Was das Präsidium des DSB in seiner heutigen Form angeht, kann ich mir kein
Urteil erlauben. Ich konnte ich mich von der schwachen Leistung beim WM Kampf
in Bonn überzeugen. Ein wunderschönes Spiellokal und im Foyer keine Videoleinwand
um die Partie live zu verfolgen - schlicht peinlich der DSB. Es waren viele
Schachspieler da die keine Karte für den Spielsaal hatten, aber was soll`s Schnee
von gestern.
Herzliche Grüße
Jörg-Uwe Schliebe
Ich denke, die Eingangsfrage ist bereits falsch gestellt. Förderung von Spitzen-
und Breitenschach schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich. Das selbe
gilt für die äußerst wichtige Jugendarbeit und die damit verbundene Mitgliederentwicklung.
Auf alllen drei Ebenen ist der Deutsche Schachbund aktiv, und er tut gut daran!
Beiträge mit einseitig vorgetragener Kritik an der Förderung des Spitzenschachs
disqualifizieren sich daher von selbst. Das wäre ungefähr so, als würden die
Spitzenspieler fordern, dass der DSB nicht mehr das Breitenschach oder die Jugendarbeit
bezuschusst. Da das Breitenschach mit der in Deutschland und den Nachbarländern
etablierten und in der Welt wohl einmaligen Dichte an offenen Turnieren bereits
bestens versorgt ist, und sich sozusagen selbst trägt, sollte aus meiner Sicht
der Schwerpunkt des DSB auf der Jugend- und Spitzenförderung liegen. Die wichtigste
Aufgabe bleibt aber die für die Vereine wichtige Organisation des Ligenbetriebs.
Vernachlässigt wurde übrigens allzu lange der Bereich des Marketings und der
öffentlichen Darstellung, hier hat sich erst mit der seit Jahren aktuell und
abwechslungsreich gepflegten Nachrichtenseite des deutschen Schachbunds unter
Klaus Jürgen Lais eine substantielle Verbesserung ergeben! An dieser Stelle
sei angemerkt, dass der Webmaster des holländischen Schachbunds ein monatliches
Festgehalt erhält, von dem er auch gut leben kann, weil man in Holland die Funktion
der Öffentlichkeitsarbeit als eine der wichtigsten im Schachbund begreift. Eine
in Deutschland geradezu revolutionäre Erkenntnis. Hauptsache, man findet jemanden,
der es umsonst macht. Und bitte keine Beitragserhöhung für die Mitglieder -
ich zahle doch nicht mein sauer verdientes Geld dafür, dass Schach in der Öffentlichkeit
populär gemacht wird!!!
Besonders amüsant finde ich das mehrfach vorgetragene Argument, dass der DSB
zwar darauf setzen muss, nach langer Zeit wieder einen Großmeister in die Weltspitze
zu bringen, andererseits sollen aber alle anderen Großmeister, die nicht talentiert
genug sind, in die Weltspitze vorzudringen, selbst schauen, wie sie über die
Runden kommen. Mit anderen Worten, dutzende talentierter Spieler, die es bis
zum Großmeister schaffen, handeln auf eigenes Risiko, und ggf. lässt man sie
fallen wie heiße Kartoffeln. Schade um die Jahrzehnte an Lebenszeit die dabei
vergeudet wurden! Dies wurde ja in der Diskussion um die deutsche Nationalmanschaft
und die skandalöse Diskriminierung der nächstbesten Spieler wie Khenkin & Co.
überdeutlich. Heutzutage kann man als 2600er Großmeister nicht mal mehr darauf
vertrauen, dass man für die Nationalmannschaft nominiert wird - hier hat sich
der DSB wirklich blamiert! Allerdings hielt auch ich die finanziellen Forderungen
der Spitzenspieler überzogen. Hochspezialisierte Großmeister fordern einen Theorie-Trainer,
der die Vorbereitung übernimmt - brauchen sie vielleicht auch noch einen Hilfs-Großmeister,
der sie am Brett vertritt oder eine Psychologin, die sie nach einer verlorenen
Partie wieder aufrichtet? Der entscheidende Fehler des DSB bzw. des Bundestrainers
Uwe Bönsch war aus meiner Sicht also nicht, dass dass er diese Forderungen abgelehnt
hat, sondern dass er nach dem Scheitern der Verhandlungen nicht die zweitstärkste
Mannschaft nominiert hat. Außerdem wäre natürlich ein besseres Krisenmanagement
gefordert gewesen, aber diese Einsicht hat sich inzwischen allgemein durchgesetzt.
Für die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft bin ich nur bedingt optimistisch,
da ehrenamtliche Vorstände und Schachprofis nicht immer die selbe Sprache sprechen.
Generell finde ich, dass die Kritik am DSB von vielen Seiten zu scharf vorgetragen
wurde und wird. In meiner etwa 30-jährigen Schachlaufbahn auch als zeitweiliger
Nationalspieler hatte ich kaum Anlass zur Klage über den Schachbund. Hier arbeiten
viele Menschen sehr engagiert und ohne Bezahlung daran, dass Schach vorangetrieben
wird. Wer hätte gedacht, dass in Deutschland - dem Land der Bedenkenträger -
nach vielen Jahrzehnten wieder eine Schacholympiade ausgetragen wird! Die viele
Arbeit, die von allen Seiten in die Ausrichtung investiert wurde, wird nun von
einigen selbsternannten Meinungsträgern schlecht gemacht. Vielleicht sollten
diese klugen Herren sich einmal fragen, ob der Hauptorganisator Dr. Dirk Jordan
und seine Mitstreiter die Absicht hatten, Schach in Deutschland mit großem Einsatz
voranzubringen oder nicht. Mag sein, dass ihnen das im Rückblick nicht optimal
gelungen ist, aber sie haben es wenigtsens mit allen Kräften versucht, und ich
denke mal, es zählt auch der gute Wille. Die vielfach beklagte rückläufige Mitgliederentwicklung
im Schach muss meines Erachtens an der Basis bei den Vereinen ansetzen. Insofern
halte ich eine Großveranstaltung wie die Schacholympiadepositive in Bezug auf
die Mitgliederentwicklung für den falschen Ansatz. Das war aber auch sicher
nicht das primäre Ziel der Austragung der Olympiade.
Immer wieder lese ich den Beiträgen das Wort Sponsoring, wobei zum Teil auch
feinsinnig zwischen Sponsoren und Mäzenaten unterschieden wird. Mäzenaten und
Sponsoren hat es in der Geschichte des Schachs immer wieder gegeben. Es ist
aber die Ausnahme, wenn ein Mäzen oder Sponsor dem Schach 20 Jahre die Treue
hält, wie das bei van Osterom der Fall ist. Insofern müsste der DSB laufend
nach Sponsoren Ausschau halten. Da die Schachübertragung aber nicht (mehr) im
Fernsehen sondern (nur noch) im Internet stattfindet, und das Internet bekanntlich
fast all seine Inhalte kostenlos bereitstellt, ist es schwer, eine finanzielle
Gegenleistung für den Sponsor zu erkennen. Und wenn man ehrlich ist, passt ein
so intellektuelles und langwieriges Ereignis wie eine Schachpartie nicht mehr
so recht zu unserer schnellebigen Welt (sie hat sich ja wirklich in den letzten
Jahrzehnten erheblich beschleunigt) - außer als Ansatz zu einer Entschleunigung,
die vielleicht mal wieder als Kontrapunkt zur Hektik des Alltags in Mode kommen
wird. Insofern sehe ich nur begrenzte Chancen zur Gewinnung von Sponsoren, einfach
weil sich die Gesellschaft im Ganzen in eine andere Richtung bewegt.
Hinzu kommt natürlich der vielfach beklagte kostenlose Imageklau des Schachs.
Jede Firma, die mit einem Schachmotiv wirbt, ohne sich im Gegenzug auch dort
zu engagieren oder wenigstens eine Spende für die Jugendarbeit zu leisten, verhält
sich aus meiner Sicht zumindest unmoralisch. An diesem Punkt müsste man ansetzen:
der DSB sollte wirklich jeder Firma, die mit geklautem Schachimage wirbt, erst
freundlich zu einem Gespräch einladen, um eine konstruktive Zusammenarbeit zu
besprechen, und falls das nicht hilft, Sanktionen androhen. Und sei es nur eine
Veröffentlichung auf der Homepage des Schachbunds, dass die Firma Ideenklau
& Co. unberechtigt bzw. moralisch fragwürdig mit einem Schachmotiv geworben
hat! Aber hier scheut man ja sicher das Prozessrisiko, denn eines ist sicher:
beim DSB sitzen auch viele Juristen und Angsthasen...
Mit freundlichen Grüßen
Gerald Hertneck
Schachgroßmeister
Ein Zahlenspiel: Aktuell hat Deutschland stolze 1144 Titelträger, mehr als Frankreich,
die Niederlande, Polen und China zusammengenommen. Allesamt große Schachnationen.
Wir haben dreimal soviele GMs wie die Niederlande, fast doppelt so viele wie
Frankreich und mehr IMs als diese beiden Länder zusammen.
Wenn es um das Spitzenschach geht, sind diese 'kleineren' Länder aber viel erfolgreicher
als Deutschland. Hinzu kommt, dass nur vier deutsche Top-Ten-Spieler ihre schachliche
Ausbildung in Deutschland begonnen haben (Meier, Gustafsson, Hübner, Buhmann).
Alle anderen Spieler sind bereits als Riesentalente nach Deutschland immigriert.
Selbstverständlich haben Spieler wie Naiditsch von den Bedingungen in Deutschland
profitiert. Dennoch: Von einer 'deutschen Talentschmiede' kann bezüglich des
Spitzenschachs wohl kaum die Rede sein.
Irgendetwas läuft hier falsch, etwas, das z. B. in den kleinen Niederlanden
bedeutend besser läuft. Oder Georgien, da war ich vor kurzem: Ein armes Land,
gehört aber zu den besten Teams der Welt. Das hat nicht nur etwas mit dem Sowjeterbe
zu tun. Die machen irgendwas richtig.
Es liegt definitiv nicht allein am Geld. Also: Woran?
T. Bressel (Aachen)
Sehr geehrter Herr Langer, mein Fazit vorweg - zu viele Fehler von allen Beteiligten,
zu wenig Einsicht und Mut, nach vorn zu schauen.
Die Förderung des Spitzensportes ist ein Muß!
Dies geht nur mit mehr Geld, also mein uneingeschränktes Ja zur Beitragserhöhung.
Die Schachelite ohne finanzielle Unterstützung stehen zu lassen ist fatal. Keine
Vorbildfunktion sehe ich, wenn die zweite Garnitur zur Olympiade geschickt wird.
Die geforderte und diskutierte Summe war im Grunde lächerlich. Sicher war es
schon zu spät, um noch schnell die finanziellen Forderungen aus einem leeren
Topf erfüllen zu können. Doch daran sind die viel gescholtenen Profis nicht
schuld.
Sponsoren - die gibt es sicher. Nicht gefunden? Wurden die Ursachen analysiert?
Meiner Meinung nach fehlt hier sowohl die richtige Einstellung beim DSB als
auch die Zuständigkeit der handelnden Personen. So etwas ist nicht meine Aufgabe,
habe so viel andere Aufgaben zu erledigen … Bis heute kann ich nicht erkennen,
dass aus den alten Fehlern gelernt wurde. Die Olympiade bot eine tolle Chance
und viele Ideen wurden auch auf den Weg gebracht, so erinnere ich mich gerne
an ein Simultanturnier in Regensburg im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und
Vorbereitung zur Olympiade.
Ein Sponsor braucht selbstverständlich das Interesse der Öffentlichkeit oder
glaubt da noch jemand an den Weihnachtsmann? Vielleicht kann ein DSB Präsident
den schnöden Mammon nicht mit seinem Selbstverständnis von Amt und Würde in
Einklang bringen? Sponsoren müssen ja nicht immer riesige Summen bringen, das
Wechselgeld wäre doch ein schöner Anfang, oder?
Breitensport und Schach als Spitzensport schließen einander nicht gegenseitig
aus. Die gehören zusammen. Fußballidole sind Vorbilder und haben entsprechende
Breiten-Wirkung. Wir kennen doch alle Bundesligateams oder eine Nationalmannschaft,
deren Persönlichkeiten die Begeisterung in der Breite zu schaffen vermögen.
Kein FC Bayern ohne Schweinsteiger, Lahm & Co. Keine Nationalmannschaft ohne
Löw. Ich behaupte, dass ohne geförderten Spitzensport der Breitensport Schach
keine Zukunft haben wird. 90000 Mitglieder im DSB. Das ist ein phantastisches
Potential und ein Schwergewicht, um auch in der Öffentlichkeit beachtet zu werden.
Persönliche Befindlichkeiten hin, Vorwürfe her, redet miteinander, hört einander
zu. Ansonsten findet die Abstimmung mit den Füßen weiterhin statt.
Mit schachlichen Grüßen
Jürgen Brassat
Vorstand des SC Eulenspiegel in Regensburg
Hallo liebe Schachfreunde
Muss Schach immer als Sport gesehen und verkauft werden? Ich glaube nicht in
dieser Sparte ist die Konkurrenz zu groß. Wir haben etwas viel besseres Kunst,
Kultur und Geist (Denken) - hier müssen wir die Geldgeber finden und unsere
guten Argumente einbringen. Natürlich kann es auch ein Wettkampf sein aber bitte
mit Geist und Verstand diesen "Sport" verkaufen. Im normalen körperlichen Sport
haben wir nichts zu suchen. Im Kulturteil der meisten Zeitungen ist noch genügend
Platz. So wäre ich auch mit einer Beitragserhöhung einverstanden.
Gruß Hubert
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Situation des Deutschen Schachs ist in vielerlei Hinsicht sehr schwierig.
Natürlich sollte man die Spitzenspieler geeignet fördern. Man darf aber nicht
unsere jungen Talente vergessen. Die Förderung dafür halte ich noch für viel
wichtiger und bedürftiger. Unsere A-Nationalmannschaft verfügt leider über keinen
"richtig guten" Schachspieler, der auch mal in der Weltspitze mitmischen kann.
Dem Team um Gustafsson und Meier möchte ich sicher nicht die schachlich notwendige
Kompetenz absprechen, sind sie aber viel zu oft durch andere negative Dinge
auffällig geworden. Als Repräsentanten des Schachs in Deutschland sind diese
Herren im Moment also absolut ungeeignet. Weiterhin sollte man prüfen, ob und
inwiefern eine Leistungssteigerung überhaupt möglich ist. Eine große Steigerung
der Spielstärke war in den letzten Jahren lediglich bei Georg Meier ersichtlich.
In Verbindung mit seinem "jungen" Alter hätte also nur er eine Förderung verdient.
Bei dem Rest des A-Teams kann man eigentlich davon ausgehen, dass keine Steigerung
mehr erfolgen wird. Um das Schach in Deutschland interessanter zu machen bräuchte
man schon eine Art Kultfigur wie Fischer oder Kasparov. Beide profitierten von
Eskapaden außerhalb des Schachs und von unglaublichen Feuerwerken auf dem Schachbrett
selbst. Wie ich schon angedeutet habe, haben wir aber so eine Figur nicht. Logisch
wäre also eine Förderung von jungen vielversprechenden Talenten. In einem Land
mit 80 Mio. Einwohnern muss doch ein einziger dabei sein, der der Weltspitze
Paroli bieten kann. Es gilt also diesen Einen zu finden. Ich plädiere also zu
einer Jugendförderung, weil diese nachhaltig zu großer Popularität führen wird.
Die erforderliche Geduld sollte man dafür also aufbringen.
Für die Förderung dieser Talente bin ich auch bereit höhere Beiträge zu bezahlen.
Allerdings muss ich dann auch erwarten, dass sich unsere Funktionäre bereit
erklären, für ihre Sitzungen weniger Geld einzustreichen. Denn diese Funktionäre
haben mit dem besten Beispiel voran zu gehen. Über diese Funktionäre möchte
ich auch noch ein Wort verlieren: Ich kann nicht verstehen, wie man das Schach
nicht fördern will oder kann. Unsere Herren zeigen keinerlei Bemühen irgendeine
positive Bewegung in allen Dingen zu zeigen. Unser Schachbund hat einen unglaublich
schlechten Ruf der wenigstens durch die halbwegs gut organisierte WM aufpoliert
werden konnte. Es sind dringend Satzungsänderung von nöten, damit der eingefahrene
alte Schachbund erneuert werden kann. Besonders in Sachen GEORDNETE Jugendförderung
muss sich schleunigst etwas tun, ansonsten "sterben" die Mitgliederzahlen weiter.
Zu unserem Nationalteam ist noch zu sagen, dass sich alle Spieler schämen müssen
und sollten. Für sein Land zu spielen, sollte jeden einzelnen mit Stolz erfüllen
und keine Fragen von Geldern sein. Der Schachbund sollte nur Kosten für Anfahrt
und Aufenthalt bezahlen + eine KLEINE Vergütung für den Aufwand. Die Teilnahme
an dem Wettbewerb abzusagen, weil die Frage der Honorare nicht geklärt werden
konnte stimmten mich äußerst missmutig und machten mich sehr sauer. Gleiches
gilt aber auch für andere Sportarten.
Diese Zeilen entsprechen natürlich meinen Gedanken und repräsentieren meine
persönliche Meinung.
A.H. 23 Jahre, Schachspieler aus Leidenschaft
Sollen die Spitzensportler finanziell gefördert werden, um als Galionsfiguren
Werbung für das Schach zu machen (Boris Becker-Effekt)?
Antwort: Der Boris Becker Effekt wird im Schach sicher nicht realisierbar sein.
Warum? - Im Gegensatz zum Tennis ist Schach weder Medienwirksam noch kann man
damit bis auf wenige Ausnahmen eine finanziell gesicherte Zukunft anstreben.
Man versucht hier mittels Spitzenförderung mehr Breitenaktive zu aquirieren.
Das ist schlichtweg der falsche Weg. Schon heute sind klassische Turniere für
die breite Masse (insbesondere im Jugendbereich) kaum noch finanzierbar. Hotel,
Anreise, Startgeld... Anstatt in einige wenige Luftnummern, sog. "Talente" zu
setzen sollte man erstmal Schach für die Breitensportler erschwinglich und interessanter
gestalten.
Und vor allem sollte der DSB endlich einlenken und dieses Possenspiel mit den
A-Nationalmannschaft beenden! Die verbohrten dem Schach schadenden Funktionäre
an der Spitze des DSB müssen schnellstmöglich durch junge, zeitgemäß denkende
Leute mit Profil ersetzt werden. Dann kommen auch Sponsoren!
Wären die Schachfreunde auch bereit, für diesen Zweck Beitragserhöhungen in
Kauf zu nehmen?
Antwort: Ganz klar NEIN! - aktives Turnierschach ist eh für viele kaum erschwinglich....
Oder soll der Schachbund sich mehr auf das Breitenschach konzentrieren?
Antwort: Ganz klar Ja! Vor allem ist Unterstützung für Vereine vonnöten, die
mit Talenten gesegnet sind. Es kann nicht sein das ein kleiner verein mit guter
Jugendarbeit plötzlich "Unsummen" bezahlen muß, um diesen Jugendlichen die Teilnahme
an der Deutschen Meisterschaft zu ermöglichen. Vierstellige Beträge sind da
ja schon normal. Es darf nicht sein, dass ein Jugendlicher aufgrund dieses Aspektes
seine Teilnahme absagen muss. (Ich kenne die Problematik aus eigener Erfahrung).
Was ist demotivierender für Jugendliche, als sich für einen solchen Event zu
qulifizieren und dann aufgrund von DSB/Orga Raffgier nicht teilnehmen zu können?
Wie sehen die Schachfreunde die Positionen von Schachbund und Schachprofis?
Antwort: Sehr schlecht!
Schachprofi =Schachspieler, die sich um ihre Existenz bemühen müssen, können
nicht befreit spielen.
Schachbund: Lassen den Profi hängen. Getreu dem Motto: warum sollen wir dich
unterstützen (A-Nationalmannschaft ist das beste Beispiel)?
mfG Marc Hansen