DSOL: Dritte Runde im Kasten

von Thorsten Cmiel
13.07.2020 – Nach einer Woche Pause, zwecks Nachjustierung der Technik, wurde in der vergangenen Woche die 3. Runde der neuen DSOL durchgeführt (Die zweite Runde wird am Ende angehängt). Thorsten Cmiel hat das Geschehen beobachtet und stellt Höhepunkte und einige Dramen vor.

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Zweite (dritte) Spielrunde der DSOL im Kasten

Endlich stand Schach wieder im Mittelpunkt

Nach einer Woche Pause, um technische Probleme zu beheben, ging es in der vorigen Woche (6. bis 10. Juli) mit der dritten Runde weiter – um Verschiebungen im Terminkalender zu vermeiden wird die zweite Rund nachgespielt - weitgehend störungsfrei weiter. Die meisten Spieler sind inzwischen besser an die Spielzeit zwischen Schnellschach und Turnierschach gewöhnt und meist lokale Zuschauer fiebern mit ihren Vereinskameraden mit und feuern diese an. Erneut gab es wieder viele spannende Partien zu sehen, Fehler und manches Drama ereignete sich natürlich ebenfalls. Zudem zeigte sich erneut, dass der Ratingunterschied im Nahkampfschach online nicht so sehr zum Tragen kommt. Insofern konnte bereits manche „Überraschung“ beobachtet werden.

Drama und Schönheit

Die vielleicht spannendste Partie des Spieltags, aber sicher dieser Auswahl, ist die Partie von David Wachinger und Waldemar Schötzer aus dem Wettkampf von Werder Bremen II und dem SK Lauffen. Die Partie begann mit einer spannenden Eröffnungsphase in der Weiß die Oberhand hatte, nachdem der Schwarzspieler optimistisch den gegnerischen h-Bauern kassierte, es folgte ein Mittelspiel in dem zunächst Weiß immer noch den Ton angab. Als diese Phase vorbei war, gelang es Schwarz mit Turm, Springer und Freibauern den Gegner zu beschäftigen. Nachdem der Weiße im Endspiel einen groben Fehler beging und die Partie objektiv verloren war, revanchierte sich sein Gegner, es ging noch einmal hin und her und zum Schluss endete diese aufregende Partie fast gerecht sozusagen friedlich.

In der Partie von Ralf Hein (Diogenes) und Christian Braun (Porz) kam es vor allem zu der wohl spektakulärsten Schluss-Position der Runde. Drei Bauern auf der siebten Reihe des Gegners erinnert an romantischere Zeiten im Schach.

 

Die Partien der DSOL zeigen: Bauern auf f7 sind für die Königssicherheit überschätzt

Das Feld f7 steht im Mittelpunkt von fünf hier betrachteten Partien. In den ersten beiden Partien gelang es Weiß jeweils den Bauern f7 mit Schach „herauszuoperieren“, ohne dass dies bereits entscheidend war. In beiden Fällen entwickelte sich in der Folge ein interessanter Kampf. Als Randnote sei erwähnt: In der Partie von Alexander von Gleich (Eppendorf), der mit den schwarzen Steinen gegen Björn Kopp (Landau) spielte, kam es zu einem ungewöhnlichen Bedienfehler wegen eines Laptops, das in den Stromsparmodus wechselte. Die Spieler fanden via Chat einen kreativen Weg, um die Partie nach einem kurzen Intermezzo von zwei Zügen fortzusetzen. Das war eine sportlich faire Geste des Landauers, der nach dem Versehen die Dame des Gegners nehmen konnte. Die Geschichte aus Sicht der Landauer kann man auf deren Homepage nachlesen.

Thomas Wessendorf (Katernberg) versuchte im Tarrasch-Franzosen ein Figurenopfer auf f7 gegen Jürgen Dietz (SF Hamburg), das aber nur etwa zum Ausgleich ausreichen sollte. Ein grobes Versehen entschied dann die Partie zugunsten des Hamburgers.

In der Partie von Moritz Monninger gegen Sven Charmeteau stand Weiß nach dem Einschlag auf f7 eigentlich bereits haushoch auf Gewinn. Der Nachziehende ignorierte den geopferten Turm und rochierte lang weg. Nachdem es Weiß nicht gelang die Partie im Angriff zu beenden kam es zu einem Drama. Weiß nahm unvorsichtig einen unwichtigen Bauern und mit seiner ersten ernsthaften Drohung übernahm Sven kurzzeitig die Initiative und gewann eine lange Zeit schlecht stehende Partie nach einem vergessenen Zwischenschach auf f5.

In der fünften Partie hatte Weiß frühzeitig seinen Bauern von f7 nach f5 gezogen, wodurch er dem Risiko, ebenfalls einen Bauern auf f7 zu verlieren, auswich. Eine taktische Drohung des Gegners parierte Markus Beinrucker dann jedoch etwas tollkühn, indem er den Bauern e6 bei rochiertem König mit Kg8-f7 deckte. Das erwies sich in der Folge als etwas zu riskant.

 


Eröffnungstricks, Strafe für Franzosen und Leningrader

In den unterschiedlichen Spielphasen gab es erneut bemerkenswerte Wendungen zu beobachten. Auch in der Eröffnung können erfahrene Spieler bei Unachtsamkeit in Schwierigkeiten geraten. In den ersten beiden Partien ging Material verloren und in der dritten Partie zeigte Lara Schulze ihrem Gegner Alexander Steinmüller, wie man bei zu passiver Spielweise im Franzosen in Probleme geraten kann. Vor allem der Tausch des angeblich schlechten Läufers kostete zu viel Zeit. In den beiden Partien mit großmeisterlicher Beteiligung (Jonas Rosner gegen Thies Heinemann) wurde eine offenbar in Norddeutschland verbreitete Variante diskutiert und Vladimir Babula gewann überzeugend gegen die Leningrader Variante im Holländer von Moritz Koch.

 


Sogar Mittelspiele ohne Damen bieten Matt-Potential

Die fünf hier betrachteten Mittelspielstellungen zeigen teilweise recht komplexe Momente in denen beide Seiten noch ihre Chancen hatten. Verständlicherweise passieren in solch einer Phase Fehler, vor allem mit Damen auf dem Brett und wenig Zeit gelingt es häufig nicht den Überblick zu behalten: Das zeigen unsere ersten beiden Partien. In der dritten hier betrachteten Partie von Jan Dette gegen Jonas Simon Gremmel kam die vermutlich schlechtest denkbare Bauernstruktur (vier Bauerninseln und jeweils isolierte Doppel- und Triple-Bauern) überhaupt auf das Brett. Zur Ehrenrettung des Hamburgers muss man allerdings erwähnen, dass er zunächst auf Gewinn stand. In den beiden verbliebenen Partien waren vor allem noch jeweils zwei Türme und Leichtfiguren auf dem Brett. Die Klassifizierung als Mittelspiel und nicht schon als Endspiel beruht auf dem Motivpotential in beiden Partien spielt die Grundreihe des Gegners eine wichtige Rolle.

 

 

Ungleichfarbige Läufer und Leichtfiguren-Endspiele

Die heutige Auswahl beinhaltet zunächst zwei Partien mit ungleichfarbigen Läufern, die beide Remis ausgehen sollten, aber mit knapper Zeit durchaus hohes Fehlerpotential aufweisen. Unter den anderen Endspielen ist ein Doppelturm-Endspiel sowie ein ausgeglichenes Bauernendspiel, das einen überraschenden Ausgang nimmt. Selbst reine Leichtfiguren-Endspiele erweisen sich zudem immer wieder als trickreich mit wenig Restbedenkzeit. Der Angreifer mit nicht ausreichendem Materialvorteil hat in der Regel die besseren Aussichten. Niemand sollte im Endspiel zudem das Matt-Potential von Leichtfiguren unterschätzen.

 


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Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.

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