DSOL geht in die K.o.-Phase

von Thorsten Cmiel
24.08.2020 – Die Rundenphase der neuen DSOL ist erfolgreich abgeschlossen. Nun geht es mit einer kleinen Pause mit der K.o.-Phase weiter. Thorsten Cmiel zieht eine kleine Zwischenbilanz, nicht nur mit Blick auf die DSOL, sondern auch zum Online-Schach überhaupt.

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DSOL Gruppenphase beendet - K.o. Spiele voraus

64 Mannschaften sind in der Deutsche Schach-Online-Liga (DSOL) für die anstehende K.o. Phase qualifiziert. Nach einer Woche Pause geht es für die jeweiligen beiden Gruppenersten weiter. Die Begegnungen im Viertelfinale finden an den jeweiligen Spieltagen der Heimmannschaften statt. Halbfinale (4.09.) und Finale (11.09.) sollen an Freitagen stattfinden. Die Paarungen und geplanten Termine sind inzwischen für alle Ligen online abrufbar unter dem Stichwort Endrunde. Für die Reihenfolge wurden die Ergebnisse gegen das letzte Team in der Vorrunde gekürzt, um eine Vergleichbarkeit von Gruppen mit sieben und acht Teams herzustellen. Am 24. August (Montag) geht es mit fünf Paarungen weiter. https://dsol.schachbund.de/

Was sind bisherigen Erfahrungen mit der neuen Bedenkzeit von 45 Minuten und 15 Sekunden? In welchen Spielphasen fallen die Entscheidungen am häufigsten?

Eröffnungen

Das statistische Auswerten der Partien ergibt interessante Befunde, die für Amateur-Spieler wichtige Hinweise für Prioritäten geben dürfte. Der häufigste Eröffnungszug in der DSOL war mit Abstand der Zug des Königsbauern (1.e4). So begannen über 50 Prozent der Partien (1515) aller Ligen. Am zweitbeliebtesten war der Damenbauer (1.d4) mit 870 Partien gefolgt von (1.c4) in 241 Fällen und 1.Sf3 in 201 Partien.

Wer sich im Amateur-Schach allgemein vorbereitet, der sollte also vor allem gegen den Königsbauern gewappnet sein. Die meisten Spieler greifen zu Sizilianisch, wobei dieser Befund täuschen könnte, da sich dahinter mehrere Eröffnungskonzepte verbergen. Der klassische Zug 1...e5 ist nur knapp dahinter zu finden. Auf Platz Drei bei den Verteidigungen findet sich Französisch und auf Platz Vier die Caro-Kann-Verteidigung.

Auffällig ist im klassischen Schach, dass die Italienische Partie (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4) fast dreimal so häufig wie Schottisch (3.d4) oder die Spanische Partie (3.Lb5) gespielt wurde. Das Königsgambit (1.e4 e5 2.f4) wurde zwar deutlich seltener als 2.Sf3 gespielt, war dabei aber erfolgreicher. Solche Auswertungsbefunde sind allerdings mit Vorsicht zu bewerten, da knapp 3000 ausgewertete Partien zwar der Lebensleistung vieler Spieler im klassischen Schach entspricht, aber bezogen auf die Datenmengen keine statistische Aussagekraft entfalten. So verfügt alleine die Mega-Database inzwischen über 8 Millionen Partien.

Mittelspiele

Die meisten Partien wurden im Mittelspiel entschieden. Während nur etwa zehn Prozent der Partien 70 Züge oder länger dauerten, endete etwa ein Drittel der knapp 3000 Partien zwischen dem 40. und 60. Zug. Zu Kurzpartien (bis 25 Züge) kam es in etwa 500 der Partien. Leider gab es immer wieder Fehler zu beobachten, die durch die Technik beeinflusst worden sein dürften. Selbst in Partien von starken Spieler waren das Einstellen von Figuren oder das Nicht-Abwehren einzügiger Drohungen keine singulären Ereignisse. Hinzu kamen die technischen Unebenheiten zu Beginn des Turniers und immer wieder ungewollte Verbindungsabbrüche, die Einfluss auf das Spiel der Spieler gehabt haben dürften.

Endspiele

Nicht überraschend haben vor allem Turmendspiele diese Spielphase dominiert. Es gab dabei spannende und oft technisch betrachtet einwandfrei vorgetragene Endspiele zu verfolgen. Auffällig war zudem, wie schwierig den Spielern offenbar das Abwehren aller langfristigen Drohungen in Endspielen mit mehreren Leichtfiguren fiel. Endspiele,die eigentlich klar Unentschieden zu sein schienen, boten oft noch Möglichkeiten für einen Sieg.  Besonders ist die Konzentration natürlich bei Partien über 100 Zügen gefordert. Zehn solche Seeschlangen finden sich in der Partienauswahl. Die längste Partie dauerte übrigens 117 Züge und wurde in der dritten Liga Gruppe A gespielt.

Zeiteinteilung

Man konnte immer wieder live Partien von Zeitnot-Junkies beobachten. Das ist kein nur online-spezifisches Phänomen, sondern oft eine Einstellungsfrage. Nicht jeder Spieler ist bereit, eine länger dauernde Partie in rasanter Zeitnot entscheiden zu wollen. Natürlich passiert es immer wieder, dass Spieler ohne Wunsch nach diesem Kick nach schwierigen Entscheidungsphasen ungewollt in Zeitnot geraten. Eine eher pragmatische Aufteilung der Zeit für die drei Spielphasen dürfte für die Mehrheit der Spieler empfehlenswert sein. Ein Kadenz ohne zusätzlichen Zeitaufschlag nach 40 Zügen, wie im Normalbetrieb üblich, erfordert etwas mehr generelle Planung. Für Zuschauer sind die beispielsweise die regelmäßigen Zeitnotduelle von Thies Heinemann oder wie in der Partie von Stephan Buchal und Luis Engel gesehen, sicherlich attraktiv, ob deren Mannschaftskameraden das immer genauso sehen, ist eine andere Frage.

Sofern kürzere Bedenkzeiten ebenfalls im Normalbetrieb weiter anhalten, und davon ist eigentlich auszugehen, sollten Turnierspieler vor allem ihre Kenntnisse im Endspiel verbessern. Die Alternative besteht darin, die eigenen Eröffnungen so aggressiv zu wählen, dass man selbst oder auch der Gegner diese Spielphase eher nicht erreicht.

Fehler sind Teil des Spiels

Beginnen wir diesen Teil einmal mit aktuellen Partien des deutschen Teams bei der Schacholympiade. Die Partien zeigen, dass grobe Fehler und Bedienprobleme ein wesentlicher Bestandteil des schnellen Spiels und im Online-Schach sind. Selbst sehr starke und erfahrene Spieler haben gelegentlich mit den Tücken des Online-Spiels zu tun. Vier aktuelle Partien aus der Rubrik Pleiten, Pech und Pannen der deutschen Spieler aus der erfolgreichen Qualifikation zur Top-Division. Es gilt eine alte Börsenweisheit: Mal gewinnt man, mal verliert man.

Fehler

 

Kleine Auswahl

Auch in der finalen Runde gab es wieder spannende Partie zu beobachten. Der Kampf um die Qualifikation in der ersten Liga Gruppe D zeigt bereits die gesamte Dramatik von Schach. In der aktuellen Auswahl ist wieder für jeden etwas dabei: Bezeichnend für einen unterschiedlichen Spielstil sollen diesmal zwei Partien unter Beteiligung von Großmeistern herangezogen werden. Während Vlastimil Babula für Bremen seine Partien auf das Sammeln kleiner Vorteile anlegt. Bei Thies Heinemann war wie immer viel los und das dann in Zeitnot. Diesmal stand er lange Zeit sehr schlecht im späteren Mittelspiel, konnte überleben und letztlich seine Partie sogar noch gewinnen.

Partienasuwahl

 

Links:

Einen Wettkampf aus der siebten Runde hatten wir schon am Freitag betrachtet.

 

Bei den Schachfreunden Dachau können Interessierte sich zu den Wettkämpfen Analysen in Newslettern herunterladen.

Olaf Steffens (Bremen): Gedanken zur DSOL und zum Online-Schach...

 

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Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.

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