Endspiel: Erinnerung an Michael Gambon (1940-2023)

von André Schulz
30.10.2023 – Ende September starb 82-jährig Michael Gambon, vielen Film- und Harry Potter-Freunden als Albus Dumbledore bekannt, der Schuldirektor in den Harry Potter Filmen. Ursprünglich Theater-Schauspieler, hatte Michael Gambon sich für das Schachspiel interessiert, nachdem er in Samuel Becketts "Endgame" mitgewirkt hatte und spielte mit Jason Kouchak während eines gemeinsamen Filmprojekts regelmäßig Partien. Jason Kouchak verabschiedet sich mit einem Song.

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Endspiel: Erinnerung an Michael Gambon (1940-2023)

Am 27. September verstarb der britische Schauspieler Michael Gambon. Die meisten werden seinen Namen vielleicht nicht kennen, aber sein Gesicht. Er verkörperte den Schuldirektor Albus Dumbledore ab dem dritten Harry Potter Film (Harry Potter und der Gefangene von Askaban), nachdem der ursprüngliche Darsteller Richard Harris 2002 nach schwerer Krankheit verstorben war. 

Eigentlich stammte Michael Gambon aus Irland, am 19. Oktober in Dublin geboren. Sein Weg zur Schauspielerei war nicht geradlinig, denn zunächst absolvierte er eine Ausbildung als Werkzeugmacher, dann eine Fortbildung zum Ingenieur. Da er sich aber für die Schauspielerei interessierte, bewarb er sich 1963 mit einem gefälschten Lebenslauf am Edwards-MacLiammoir Gate Theatre in Dublin und wurde dort auch aufgenommen. Bald darauf ging er nach England, spielte zunächst in Laurence Oliviers National Theatre Company am Old Vic Theatre und ab 1967 am Theater in Birmingham. Hier empfahl er sich mit vielen Hauptrollen für andere große englische Theater, reifte zu einem der der größten Theaterdarsteller des Landes und wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet. Mitte der 2010er Jahre musste er sich von der Bühne zurückziehen, weil es ihm immer schwerer fiel, die Texte auswendig zu lernen.

Gambons Film- und Fernsehkarriere begann erst Mitte der 1980er Jahre. Er spielte unter anderem in Peter Greenaways "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" mit, in Tim Burtons "Sleepy Hollow", in "Ali G in da House", in "Wiedersehen in Brideshead", in  "The King’s Speech", in Dustin Hoffmans Regiedebut "Quartet", in "The Kingsman: The Golden Circle" und in "Johnny English – Man lebt nur dreimal". Alles in allem wirkte Michael Gambon in über 170 Film- und Fernsehproduktionen mit, wobei er bei der Auswahl seiner Rollen nie wählerisch war. Mit seiner Rolle als Albus Dumbledore in den Harry Potter Filmen erzielte er seine größte Popularität. 

Für Dustin Hoffmans Film "Quartet" (2012), nach nach einem Theaterstück von Ronald Harwood, in dem vier pensionierte Opernsänger das Altenheim, in dem sie leben, durch die Organisation einer Musik-Gala vor dem finanziellen Ruin retten wollen, wurde Jason Kouchak als musikalischer Berater hinzugezogen. Man traf sich regelmäßig zur Besprechung der Musikauswahl im Wolseley Restaurant am Piccadilly Circus, in dem es auch ein altes Holzschachspiel mit Staunton-Figuren gibt.

Jason Kouchak im Wolseley Restaurant | Foto: Julian Paix

Michael Gambon und Jason Kouchak entdeckten während der Treffen ihr gemeinsames Faible fürs Schachspiel und spielten während der Gespräche auch regelmäßig Partien gegeneinander. Michael Gambon erzählte Jason Kouchak, wie er sich für das Schachspiel zu interessieren begann, als er für Samuel Becketts "Endgame" auf der Bühne stand.

Foto: Manuel Harlan

Samuel Beckett war selber ein begeisterter Schachliebhaber und das Stück "Endspiel" hat, wie der Namen vermuten lässt, enge Bezüge zum Schachspiel.

Dustin Hoffman, Jason Kouchak und Michael Gambon

Jason Kouchak: "Schach und die Dynamik von Macht sind sind eindeutige Subtexte in Beckett's Stück. "Ich bin am Zug", verkündet Hamm, der von Michael Gambon gespielt wurde, ein ramponierter und zerschundener König. Er wird von Clov, anfangs ein nutzloser Bauer, der aber danach strebt, durch Erreichen der achten Reihe zum wahren Herrscher aufzusteigen, endlos über die Bühne hin und her geschoben".

Beckett zeigt in seinem Stück "Endgame" die Parallelen zwischen dem Schachspiel und dem Kampf in den letzten Phasen des Lebens. "Danke, Michael, für die Schachpartien und die Lektionen, die du mir mit Lachen, Weisheit und immer einem schelmischen Glitzern in den Augen beigebracht hast - ein wahrer König". (Jason Kouchak)

Auch Dustin Hoffman hatte eine, wenn auch nur berufliche Verbindung zum Schach. In Sam Peckinpahs Film "Straw Dogs" spielte Hoffman als TV-Autor David Sumner mit seiner Frau Amy, gespielt von Susan George, eine Partie Schach. 

Mit bestem Dank an Jason Kouchak für seine Berichte und Hinweise!

Jason Kouchaks Webseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.