Endspielrätsel gelöst: Spassky hatte ein Remis!

von Karsten Müller
31.01.2024 – Letzte Woche haben wir Sie gebeten, uns bei der Lösung eines historischen Endspielrätsels zu helfen. In der dritten Partie des WM-Kampfs zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky in Reykjavik 1972 gelang Fischer der erste Sieg seiner Karriere gegen Spassky. Die Partie wurde bereits oft analysiert, aber trotzdem waren noch viele Fragen offen. Charles Sullivan, Wolfram Schön und Zoran Petronijevic halfen Karsten Müller, diesen Fragen nachzugehen - und tatsächlich hätte sich Spassky retten können!

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Der Wettkampf des Jahrhunderts

Der "Wettkampf des Jahrhunderts" zwischen Weltmeister Boris Spassky und seinem Herausforderer Bobby Fischer fand 1972 in Reykjavik, Island, statt.

Fischer startete den Wettkampf mit zwei Niederlagen: In der ersten Partie nahm er in vollkommen ausgeglichener Stellung ohne Not einen vergifteten Bauern und verlor anschließend ein schwieriges Endspiel. Zur zweiten Partie trat er aus Protest gegen die angeblich zu lauten Kameras hinter der Bühne gar nicht erst an und verlor kampflos.

Aber zur dritten Partie trat Fischer wieder an und konnte das erste Mal in seiner Karriere gegen Spassky gewinnen.

Aber hätte Spassky diese wichtige Partie, in der er bald nach der Eröffnung in die Defensive geraten war, Remis halten können? Den Analysen zufolge, die Charles Sullivan mit Hilfe von Wolfram Schön, Zoran Petronijevic und anderen ChessBase-Lesern gemacht hat, hätte die Partie tatsächlich Remis enden können.

Die kritische Frage war, ob 34.Kf1!! tatsächlich Remis hält, wie Charles Sullivan von Anfang an behauptet hat - tatsächlich zeigt sich, dass Weiß eine Festung errichten und erfolgreich halten kann.

Die kommentierte Partie

Charles Sullivan hat die Ergebnisse, zu denen er und seine Mitanalytiker gekommen sind, zusammengefasst und sieht die folgenden kritischen Punkte:

  1. 14...Dh4? ist zu forciert. Nach 14...Sg4 ist die Stellung mehr oder weniger ausgeglichen.
  2. 15.Ld2? ist zu langsam. Nach 15.f3 halten die Engines die Stellung für gewonnen für Weiß.
  3. 22.Tae1? verliert. Überraschenderweise kann Weiß die Stellung mit 22.e5!! immer noch halten.
  4. 23...Te7? ist ein Fehler. 23...Tac8! gewinnt.
  5. 34.Txe4? verliert, aber 34.Kf1!! hätte die Stellung überraschenderweise immer noch gehalten.

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Karsten Müller gilt als einer der größten Endspielexperten weltweit. Dazu hat sein zusammen mit Frank Lamprecht verfasstes Buch „Grundlagen der Schachendspiele“ ebenso beigetragen wie seine Kolumnen auf der Webseite ChessCafe sowie im ChessBase Magazin. M.s ChessBase-DVDs im Fritztrainer-Format über Endspiele sind Bestseller. Der promovierte Mathematiker lebt in Hamburg, wo er auch für den HSK viele Jahre in der Bundesliga auf Punktejagd ging.

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