Endspielrätsel Smyslov vs Benkö gelöst

von Karsten Müller
29.10.2020 – Vor gut einer Woche bat Karsten Müller die ChessBase-Leser um Hilfe bei der Analyse eines kniffligen Endspiels, das in einer 1975 gespielten Partie zwischen Vassily Smyslov (Bild) und Pal Benkö aufs Brett kam. Smyslov gilt als Endspielspezialist, aber dennoch unterliefen ihm in Partie und Analyse eine Reihe von Fehlern. Mit Unterstützung der ChessBase-Leser haben Karsten Müller und Zoran Petronijevic genauer hingeschaut. | Foto: Dutch National Archive

Schachendspiele 14 - Die goldenen Endspielregeln Schachendspiele 14 - Die goldenen Endspielregeln

Krönender Abschluss der erfolgreichen DVD-Reihe von Karsten Müller. Die Kenntnis der "Goldenen Endspielregeln" ist unverzichtbar, wenn Sie in einem komplexen Endspiel das Zepter mit sicherer Hand führen wollen!

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Endspielrätsel V. Smyslov gegen P. Benkö gelöst!

Das Turmendspiel, das in der Partie aufs Brett kam, war kompliziert und beide Seiten erlaubten sich eine Reihe von Fehlern und Ungenauigkeiten. Smyslov und Adrian Mikhalchishin haben das Endspiel analysiert und hielten es für gewonnen für Weiß, aber die Analysen von Karsten Müller und Zoran Petronijevic deuten darauf hin, dass Schwarz sich ins Remis retten konnte.

 

Zoran Petronijevic fasst die Ergebnisse der Untersuchungen noch einmal zusammen:

  • 1. Smyslov und Mikhalchishin halten die Ausgangsstellung für gewonnen für Weiß, aber unsere Analysen deuten darauf hin, dass sie remis ist.
  • 2. 42...Tc6, mit der Idee, sich entlang der sechsten Reihe zu verteidigen, ist vielleicht der einfachste Weg, wie Schwarz Remis halten kann.
  • 3. Der Partiezug 44.Th1!? ist ein interessanter Versuch, auf Gewinn zu spielen.
  • 4. 44...g5 ist ein Fehler, nach dem Schwarz auf Verlust steht. 44...Rg8! führt zum Remis. In dieser Variante ist 50...g4 eine wichtige Ressource des Schwarzen, die Charles Sullivan entdeckt hat. Ohne 50...g4 steht Schwarz auf Verlust.
  • 5. 46.Ta1 ist ein Fehler, der den Gewinn aus der Hand gibt. Aber 46.Te4! sollte zum Gewinn für Weiß führen.
  • 6. 46...Kc7 verliert und ist ein lehrreicher Fehler. Zuerst habe ich [Zoran Petronijevic] geglaubt, dass der prophylaktische Zug 46...Tb8 ebenfalls verliert. Aber Analysen von Alberto Oggero, Charles Sullivan und natürlich auch Karsten Müller haben gezeigt, dass dieser Zug zum Remis führt. Diese faszinierende Variante enthält eine Menge verblüffender Ideen des Schwarzen.
  • 7. 48.b5 ist ein Fehler, nach dem die Stellung wieder Remis ist.
  • 8. 50...Tb6 ist ein starker Zug – Schwarz verteidigt sich entlang der sechsten Reihe.
  • 9. 51...Kc8 führt zum Remis, aber zugleich macht sich Schwarz damit das Leben schwer. Einfacher war 51...Kd8.
  • 10. 55... Kb7 ist ein Fehler, nach dem Schwarz auf Verlust steht. Nach 55...Kc8! kann sich Schwarz halten.
  • 11. Nach dem sorglosen 62.Tf6 ist die Stellung wieder remis.
  • 10. 62...Te4 war der letzte Fehler in diesem sehr interessanten und lehrreichen Endspiel. Nach diesem Fehler steht Schwarz endgültig auf Verlust.

Dank der Hilfe zahlreicher Endspiel-Fans (Charles Sullivan, Alberto Oggero, Karsten Müller und vieler andere, die die Kommentarfunktion von ChessBase genutzt haben, um interessante Analysen beizusteuern), sind wir der Wahrheit jetzt näher gekommen. Ich würde nicht sagen, dass wir die ganze Wahrheit kennen, aber wir sind ihr näher gekommen.

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Karsten Müller gilt als einer der größten Endspielexperten weltweit. Dazu hat sein zusammen mit Frank Lamprecht verfasstes Buch „Grundlagen der Schachendspiele“ ebenso beigetragen wie seine Kolumnen auf der Webseite ChessCafe sowie im ChessBase Magazin. M.s ChessBase-DVDs im Fritztrainer-Format über Endspiele sind Bestseller. Der promovierte Mathematiker lebt in Hamburg, wo er auch für den HSK viele Jahre in der Bundesliga auf Punktejagd ging.

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