Der Vorsitzende der Bremer SG, Michael Woltmann, war knapp zwei Jahre im Präsidium des Deutschen Schachbundes als Vizepräsident Verbandsentwicklung aktiv und hat in dieser Zeit im Schachbund einiges bewegt. Nachdem zuvor schon Christian Warneke und Michael Langer ihren Rückzug erklärt haben, hat nun auch Michael Woltmann seinen Rückzug aus dem Präsidium des Schachbundes angekündigt. Mit ihm und Joachim Gries, der sich ebenfalls nicht mehr zur Wahl stellen will, ist mit Ausnahme des Präsidenten selber, Herbert Bastian, nun das gesamte Präsidium zurückgetreten.
Im Gegensatz zu den anderen Präsidiumsmitgliedern hält Michael Woltmann nicht hinter dem Berg und hat auf seiner Homepage Gründe für seinen Rückzug explizit und auch in konkreten Beispielen angegeben.
So habe Herbert Bastian seine Wahl zum FIDE-Vizepräsidenten zuvor im Präsidium nicht abgesprochen. Michael Langer habe er in Tromsö in Eigenregie zum Member of Verification Committee nominiert, ohne diesen vorher zu fragen.
Nicht gelöst werden konnte auch nach Monaten die Frage der Vertretung der Geschäftsführerin Heile Quellmalz, die in Mutterschutz gehen wird. Gegen die Mehrheitsmeinung im Präsidium habe Herbert Bastian versucht, eine Strukturreform zu bewirken, damit Kräfte gebunden und es dann aber am Ende versäumt, dem Bundeskongress fristgerecht einen abstimmungsfähigen Antrag vorzulegen.
Augrund gesteigerter, aber notwendiger Personalkosten schmilzt laut Woltmann die Liquiditätsrücklage des Schachbundes. Notwendig und möglich wären gemäß den Vorstellungen von Michael Woltmann und Michael Langer Einsparungen im fünfstelligen Bereich. Auch könnte man versuchen zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Stattdessen sollte im Hauruck-Verfahren eine Beitragserhöhung beschlossen werden.
Vorschläge des Präsidenten zu möglichen Feiern im "Lasker-Jahr" oder zur Durchführung eines Superturniers mit Kasparov, Karpov, Carlsen und Hou hält Woltmann in seiner Erklärung angesichts fehlender Finanzierungsmöglichkeiten für unrealistische Fantasien und Träume. Notwendig sei stattdessen zum Beispiel eine vernünftige Lösung für die Deutsche Meisterschaft.
Seinen Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt begründet Woltmann so:
"Und wann hätte ich gehen sollen? Als Herbert die außenpolitische Tradition des DSB für einen Posten verkauft hat (nein, nicht für Geld. Das glaube ich nicht!)? Oder als wir gleichzeitig Strukturreform und BMI auf dem Zettel hatten? Aus Gründen der Loyalität und der Situation völlig undenkbar. Im Februar, als Michael endlich die Nase voll hatte? Da hätte jeder von einem abgekarteten Spiel gesprochen.
Und warum jetzt? Weil ich die Schwerpunktsetzung „Laskerjahr“ nicht mittrage. Weil ich die perspektivische Mittelverwendung nicht mittrage. Weil ich die erneute Verschiebung der Schwerpunktsetzung zum Leistungssport (mehr Trainerstunden) zwar für gangbar, aber ohne Befragung des Kongresses für undemokratisch halte. Und zu guter letzt: Weil ich Herbert jedwede Kompetenz in der Personalführung abspreche und er nicht in der Lage ist, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden und mit entsprechenden Schwerpunkten Lösungen zu erarbeiten."
Zur ganzen Erklärung...