Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..
Als ich den ersten Teil des Video-Beitrags von Lilit Mkrtchian gesehen habe, indem sie sich mit dem Aufbau ihres Eröffnungsrepertoires beschäftigt, wurde mir mal wieder bewusst, was einer der gravierendsten Unterschiede zwischen einem Profispieler und einem Amateur bei der Beschäftigung mit Schach ist. Das ist schlicht und ergreifend die Zeit und die Arbeit, die der Profi (jeweils viel) und der Amateur (jeweils eher wenig) investieren kann. Ich jedenfalls habe weder die Zeit noch die Selbstdisziplin, mehrere 1000 Datenbanken, Dateien, auf meinem Rechner in einer Art und Weise unterzubringen, dass ich sie im Bedarfsfall schnell wiederfinde.
Dennoch möchte ich natürlich mein Eröffnungsrepertoire verwalten, im Griff haben, sinnvoll aufbauen und sinnvoll pflegen. Gerade weil die Zeit knapp ist. Dies ist möglich mit den Funktionen von ChessBase und um das Eröffnungsrepertoire.
Der von den Zahlen her auffälligste Vorteil ist, dass man hier mit zwei Datenbanken, Eröffnungsrepertoire Weiß und Eröffnungsrepertoire Schwarz, auskommt. Weitere Ordnungsarbeiten delegiere ich an das Programm!
Für diesen Artikel fange ich einmal ganz von vorne an und lege zwei entsprechende Datenbanken an. Nachdem ich zwei entsprechende Datenbanken, Ich-Weiß und Ich-Schwarz, angelegt habe und die entsprechenden Icons auf meinem Bildschirm auftauchen, markiere ich die beiden Icons, klicke mit der rechten Maustaste darauf und definiere unter Eigenschaften zum einen Repertoire-Datenbank Weiß und Repertoire Datenbank Schwarz.
Durch die Eigenschaft als „Repertoire-Datenbank„ werden die beiden technisch hervorgehoben und sind für laufende Arbeiten gezielt und leichter ansprechbar. Dies werde ich im Laufe des Artikels näher darlegen. Optisch ist die Eigenschaft als Repertoire Datenbank durch ein besonderes Symbol zu erkennen, die gekreuzten Krummschwerter:
Nachdem man auf diese Weise die Datenbanken angelegt hat, muss man sie nun mit Inhalt füllen. Dabei hat es sich für mich als sinnvoll erwiesen, statt einzelner Partien einzelne Eröffnungsvarianten zu speichern. Diese kann ich gegebenenfalls gezielt bearbeiten und erweitern, je nachdem, wie sich das eigene Repertoire oder die Eröffnungstheorie entwickelt.
Ein Blick auf die Partienliste der Repertoire-Datenbank verdeutlicht, dass es sinnvoll ist, hier beim Speichern der Partien (Varianten) die Information über den Inhalt der Variante in den Vordergrund zu rücken, nicht so sehr die beteiligten Spieler.
Eine spezielle Besonderheit stellt hier die Verwendung der Turnierbezeichnung dar. Eröffnungsvarianten sind keine Teilnehmer von Turnieren. Daher wurde hier das entsprechende Datenbankfeld „missbraucht“, um die Partien mit einer Ordnungsziffer zu versehen. Das System der Ordnungsziffern wurde so gewählt, dass neue hinzugekommene Varianten passend eingeordnet werden können. Beim Speichern kommen sie zunächst einmal an das Ende der Liste, aber mit einem Klick auf den Reiter „Turnier„
kann eine Sortierung entsprechend der Ordnungsziffern vorgenommen werden. Diese Sortierung muss dann allerdings fixiert werden, damit diese beim nächsten Aufruf der Datenbank zur Verfügung steht. Eine entsprechende Funktion findet sich unter dem Registerfeld Partien und hier Sortierung fixieren.
Der einfachste Weg, um die Bezeichnung einer Variante (Partie) in der Partienliste zu ändern oder zu korrigieren ist es, diese Partie in der Partienliste zu markieren und dann die Taste F2 zu drücken. Es erscheint das Menü zur Bearbeitung der Kenndaten einer Partie.
Die Anzahl der Informationen, die in der Partienliste angezeigt wird, wurde angepasst. So fehlen zum Beispiel die Angaben über die Elo-Zahlen in dieser Liste. Erreichen tut man denn eine solche Anpassung dadurch, dass man auf den entsprechenden Reiter geht und dort die rechte Maustaste drückt. In dem dann aufspringenden Menü wählt man aus, was man machen möchte:
Eine weitere wichtige Funktion, welche die Repertoiredatenbank eröffnet, ist die Möglichkeit von Repertoireberichten über bestimmte Datenbanken. Das Programm durchsucht die Datenbank nach für mein Repertoire relevanten Partien.
Markiere ich eine bestimmte Eröffnungsstellung als wichtig (Blau), dann kann ich jede ChessBase-Datenbank auf dem Rechner vom dahingehend durchsuchen lassen, ob diese Partien mit der „blauen“ Eröffnungsstellung enthält. Die gefundenen Partien können dann mit Hilfe weniger Mausklicks an passender Stelle in das bestehende Eröffnungsrepertoire integriert werden. Diese wichtige Funktion, soll einmal anhand eines konkreten Beispiels dargestellt werden:
In dieser Variante soll der Zug 7.Le2 als kritischer Eröffnungs-Zug (blauer Zug) markiert werden. Dies erreicht man, indem man den Zug mit der Maus anfährt und sodann unter Report die Funktion „Markiere Zug blau„ anklickt.
Nach dieser Änderung der Kommentierung die Partie noch einmal speichern und der Zug ist als kritischer Eröffnungs-Zug markiert.
Wie bereits angedeutet, gibt es jetzt mit Hilfe der kritischen Eröffnungs-Züge die Möglichkeit, Datenbanken durch das Programm dahingehend durchsuchen zu lassen, ob sich in dieser Datenbank Partien befinden, die für mein Repertoire von Bedeutung sind. Ein typisches Anwendungsbeispiel ist es, die wöchentlichen Mega-Update-Datenbanken darauf zu durchsuchen, ob es in meinem Eröffnungsrepertoire etwas Neues gibt.
Dazu ist es zunächst erforderlich, sich mit dem Update-Server zu verbinden. Hierfür klickt man im ChessBase-Startfenster auf das Feature „Neue Partien“.
Bei der folgenden Auswahlfrage wählt man, ganz wichtig, die Option „Klassische Ansicht„.
Nachdem man mit dem Server verbunden ist, markiert man den aktuellen Jahrgang, im Beispiel 2022, und hier die aktuelle Datenbank, im Beispiel 49.
Sodann klickt man auf „Ausgewählte Einträge laden„. Nach kurzer Zeit erscheint eine Auswahl-Box und hier wählt man „Als Einzeldatenbank erhalten“. Dies kann man auch machen, indem man mehrere aktuelle Datenbanken markiert und herunterlädt. Nach Abschluss des Ladevorgangs schließt man das Server-Fenster und ist dann wieder bei ChessBase.
Nun gilt es die heruntergeladene Update-Datenbank für den Repertoirebericht auszuwählen. In der Grundeinstellung des Programms befindet sie sich im Ordner …/Dokumente/ChessBase/Download/Subskription.
Jetzt klickt man auf Report und wählt hier die Funktion „Repertoirebericht Weiß“. Wenn man diesen startet, so wird die Datenbank gescannt und verglichen, ob Partien mit den kritischen Eröffnungsstellung vorhanden sind.
Sodann erstellt das Programm eine HTML-Datei, in der die Partien, auf die dieses zutrifft, aufgelistet werden.
Als Anwender hat man jetzt die Möglichkeit, jede der Partien anzusehen und zu entscheiden, ob man sie für das eigene Eröffnungsrepertoire braucht. Ist dies nicht der Fall, so schließt man die Partie einfach wieder es geht mit der nächsten Partie weiter.
Kommt man zu dem Schluss, dass man die Partie in das eigene Repertoire überführen will, so ist der einfachste Weg wieder unter Report zu gucken. Nun aber nach dem Feature in das Repertoire Weiß (oder eben in das Repertoire Schwarz) übernehmen. Klickt man auf diese Funktion, so öffnet sich ein neues Menüpunkt zum einen hat man die Möglichkeit, die gefundene Partie als neue Partie in der „Datenbank Eröffnungsrepertoire Weiß“ zu speichern. Oder man hat die Möglichkeit, die gefundene Partie in einer schon vorhandenen Partie (oder Variante) zu integrieren.
Auf diese Weise kann man die Trefferliste, die sich aus dem Öffnungsreport ergibt, abarbeiten und hat sodann ein auf dem aktuellen Stand befindliches Eröffnungsrepertoire. Sinnvoll ist es natürlich noch, die Einträge nachzuarbeiten, insbesondere dafür zu sorgen, dass das, was gezeigt wird, sich auf die Eröffnung konzentriert oder zumindest von hinreichend allgemeinem Interesse ist.
Tipp: Hat man ein größeres Eröffnungsrepertoire mit entsprechend vielen kritischen Eröffnungszügen, so kann die Trefferliste sehr lang sein.
In diesem Fall empfiehlt es sich, die HTML Datei als Textdatei zu speichern, um sie dann in mehreren Schritten vollständig abzuarbeiten.
Wichtig ist, dass man die Funktion „Speichern als“ wählt, da man nur dann die Option erhält, eine Datenbank auszuwählen.
Tipp Zwei: Basiert das Eröffnungsrepertoire auf einem Eröffnungs-Buch, das nicht mehr so ganz aktuell ist, so besteht die Möglichkeit, mit Hilfe der Funktion Eröffnungsreport zu überprüfen, ob es wichtige Entwicklungen in den Partien gibt. Nehmen wir an, der angegebene Redaktionsschluss für das Eröffnungs-Buch ist der 31. Dezember 2018. Dann ist es hilfreich, alle Partien aus den Jahren 2019-2022 mit Hilfe der Suchmaske aus der Mega-Datenbank herauszufiltern und in eine separate Datenbank zu kopieren. Sodann führt man den Eröffnungsreport für die Datenbank durch und, vorausgesetzt, man hat im Repertoire die kritischen Eröffnungszüge ausreichend markiert, bekommt die wichtigen neuen Partien, die seit der Veröffentlichung des Buches gespielt worden sind, präsentiert.
Das ChessBase-Feature Repertoire Datenbanken nimmt dem Anwender vor allen Dingen technische Arbeit ab. Von der Zeit, die man für Schach investieren will oder kann, bleibt mir für die eigentliche schachliche Arbeit übrig, an das Programm ein Großteil der Organisationsarbeit übernimmt. Daher lohnt es sich, wenn man viel an seinen Eröffnungen arbeiten will, sich mit diesem Feature auseinanderzusetzen. Für den Anfang würde ich empfehlen, eine kleine, übersichtliche, Repertoire Datenbank anzulegen und anhand dieser sich ausgiebig mit dem Feature vertraut zu machen. Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Spaß und Erfolg mit den Repertoiredatenbanken.
Anzeige |