FIDE: Wie soll man gegen Cheater vorgehen?

von ChessBase
27.08.2020 – Was beim Sport das Doping ist, ist beim Schach das unerlaubte Spielen mit Computerhilfe. Jetzt, beim derzeitigen Online-Schachboom, wird dies besonders sichtbar. Die FIDE muss und will gegen die Betrüger vorgehen. FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich wendet sich an die Schachgemeinde, um das richtige Maß für die Sanktionen zu finden.

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Liebe Schachfreunde, 

Ich glaube, es gibt einen breiten Konsens darüber, dass computerunterstütztes Betrügen eine echte Plage des zeitgenössischen Schachspiels ist. 

Wir haben bereits energische Schritte unternommen, um unsere Effizienz bei der Bekämpfung dieses Phänomens zu steigern, unter anderem die Verbesserung der Analysewerkzeuge, der Einsatz von Detektoren und Scannern bei allen offiziellen FIDE-Veranstaltungen, die Ausbildung von Schiedsrichtern, die Suche nach einer sicheren Rechtsgrundlage und die Einsetzung eines engagierten Teams, das sich mit diesen Fragen befasst. 

Der Online-Schachboom brachte neue Herausforderungen mit sich, und obwohl die Zahl der Verdachtsfälle ziemlich gering ist, muss die FIDE energisch handeln und eine klare Botschaft an die potenzielle Betrüger senden, um so ein zuverlässiges Umfeld in unseren Wettkämpfen zu schaffen. 

Wir arbeiten mit den führenden Online-Schachplattformen zusammen. Wir haben die für das Online-Spiel verwendeten Algorithmen angepasst. Da wir über eine Menge Daten verfügen, haben wir unsere statistischen Methoden geschärft - und in dieser Hinsicht möchte ich Professor Ken Regan danken, der seinen Algorithmus ständig verbessert - und diejenigen, die glauben, dass seine Methode nicht gegen die so genannten intelligenten Betrüger funktioniert, werden überrascht sein. 

Wir müssen handeln, und ich möchte betonen, dass die FIDE auf die sich daraus ergebenden rechtlichen Anfechtungen vorbereitet sein wird. 

Ich glaube jedoch, dass wir einen breiten Konsens über die angewandten Maßnahmen brauchen. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Fragen, zu denen wir gerne Ihre Meinung hören möchten: 

1. Unsere Nachweismethoden sind zwar sehr fortschrittlich und werden ständig verbessert, können aber keine 100%ige Bestätigung liefern. In vielen Fällen ist die geschätzte Wahrscheinlichkeit höher als bei DNA-Tests. Glauben Sie, dass ein statistischer Algorithmus (oder eine Kombination davon), der eine nahezu 100%ige Wahrscheinlichkeit für Betrug ergibt, als ausreichender Grund für die Sperre eines Spielers dienen könnte? Wenn ja - welche Chancen würden Sie für ausreichend halten? 

2. Soll die FIDE bei Verdachtsfällen im Online-Schach auch Sanktionen im "normalen"  für die betreffenden Spieler verhängen (und umgekehrt)? 

3. Sollen wir Sanktionen für vermutete Verstöße bei plattformeigenen Veranstaltungen und anderen inoffiziellen Online-Veranstaltungen auch auf die offiziellen FIDE-Online-Veranstaltungen anwenden (und umgekehrt)? 

4. Sollen wir die Namen der mutmaßlichen Betrüger nach der ersten Verurteilung veröffentlichen? 

5. Sollen die Verstöße auch rückwirkend bestraft werden, wobei das Preisgeld, die Auswertung und die Titel für eine bestimmte Zeit nach der Verurteilung entzogen werden? Und wenn ja, wie weit sollen diese Maßnahmen zurückgehen? 

6. Was halten Sie für die angemessene Sperrfrist bei erstmaligen Verstößen und für Wiederholungstäter? Wie streng sollten die Maßnahmen bei Jugendwettbewerben sein? 

Es gibt viele Fragen, und einige davon beziehen sich auf die moralischen und rechtlichen Aspekte des Themas. Ein faires und transparentes System erfordert einen vertrauenswürdigen Rahmen. Das Schlimmste, was man tun kann, wäre, einen unschuldigen Spieler zu bestrafen.. 

Ebenso könnten der Ruf des Schachspiels und unserer globalen Schachfamilie enormen Schaden nehmen, wenn ein Sturm von Skandalen und Gerichtsverfahren die Schachturniere überschatten würde. 

Wir müssen streng, aber verantwortungsbewusst sein. Fest, aber verantwortungsbewusst. Und bevor wir einer allgemeinen Politik zustimmen, würden wir gerne Ihre Meinung hören. Sie können die in dieser Mitteilung aufgeworfenen Fragen beantworten oder einfach Ihre Vorschläge an die folgende E-Mail-Adresse senden: anticheating@fide.com 

Es wird ein langer Kampf sein, aber ich bin sicher, dass wir Erfolg haben werden.

Übersetzt von André Schulz

Englischer Originaltext bei der FIDE...

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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