FIDE World Cup: Pähtz im Glück, Keymer souverän

von André Schulz
03.08.2023 – Nach der Vorrunde sind nun auch die Topspieler in den World Cup in Baku eingestiegen. Magnus Carlsen und einige andere starteten mit Siegen. Mancher Weltklassespieler musste sich jedoch mit einem halben Punkt gegen nominell schwächere Spieler begnügen. Im deutschen Lager gab es zwei Siege, eine Niederlage und viele Remisen. Elisabeth Pähtz benötigte Caissas Hilfe. | Fotos: Anna Shtourman und Stev Bonhage (FIDE)

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In der zweiten Runde des World Cups galt die größte Aufmerksamkeit den besten Spielern der Welt, die als Gesetzte jetzt erst in das Turnier einstiegen. Dazu gehörten Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura, Ian Nepomniachtchi, Fabiano Caruana, der vor wenigen Tagen seinen 31. Geburtstag feierte, und im Frauenturnier auch die alte und neue Weltmeisterin Ju Wenjun, die ohne große Pause von ihrer erfolgreichen WM-Titelverteidigung gegen Le Tingjie angereist war.

Ju Wenjun

Die Runde wurde von Generaloberst Madat Guliyev, dem Minister für Verteidigungsindustrie der Republik Aserbaidschan, einem Nationalheld des Landes, und von Timur Turlov, dem Präsidenten des kasachischen Schachverbandes und CEO der Freedom Holding Corp, Sponsor und Partner des FIDE-World Cups, mit den symbolischen ersten Zügen eröffnet.

An den Spitzentischen mit den vier top gesetzten Spielern sah man folgende Begegnungen:

GM Magnus Carlsen (2835) gegen Levan Pantsulaia (2564)
Hikaru Nakamura (2787) gegen Karthik Venkataraman (2565)
Fabiano Caruana (2782) gegen Mikheil Mchedlishvili (2561)
Ian Nepomniachtchi (2779, FIDE) vs Vugar Asadli (2567)

Magnus Carlsen

Drei dieser vier Partien gingen zugunsten der Favoriten aus. Carlsen und Caruana gewannen mit den schwarzen Steinen, Nepomniachtchi mit Weiß. Nur Nakamura musste sich mit Weiß mit einem Remis begnügen. Aber auch Wesley So kam gegen Emre Can mit Weiß nicht über ein Remis hinaus. Maxime Vachier-Lagrave konnte sein Eloübergewicht und seinen Weißvorteil gegen Valentin Dragnev ebenfalls nicht nutzen. Auch hier endete die Partie remis. Und auch Anish Giri musste sich gegen Arseniy Nesterov mit einem Remis begnügen, so wie Teimour Radjabov gegen Viktor Erdos, Shakhriyar Mamedyarov gegen Tin Jingyao aus Singapur. und Alexander Grischuk gegen den Iraner Bardiya Daneshvar.

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Die größte Überraschung des Tages war die Niederlage von Sam Shankland gegen Ivan Schito aus Moldawien, der etwa 200 Elopunkte weniger aufweist als der US-Großmeister. Shankland geriet mit Weiß in eine schlechte Stellung und wurde mattgesetzt.

Die acht deutschen Großmeister hatten zum Teil schon sehr starke Spieler als Gegner der zweiten Runde. Den "dicksten Brocken" hatte Daniel Fridman mit Nikita Vitiugov zu bewältigen. Nicht viel kleiner war die Aufgabe von Niclas Huschenbeth, der auf David Navara traf. Frederik Svane musste gegen Ivan Cheparinov ran. Sein Bruder Rasmus hatte mit Ivan Saric einen Gegner der gleichen Kragenweite. Dmitrij Kollars hatte es mit dem früheren FIDE-Weltmeister Ruslan Ponomariov zu tun.

Alexander Donchenko war gegen Mateusz Bartel schon leichter Elofavorit, ebenso Matthias Blübaum gegen David Paravyan. Auch Vincent Keymer brachte gegenüber Daniel Dharda ein Übergewicht von 100 Elopunkten auf die Rating-Waage.

Daniel Fridman musste dann gegen Nikita Vitiugov im 49. Zug die Waffen strecken, nachdem der unter FIDE-Flagge spielende Russe dem Essener zuvor einen Bauern wegkombiniert hatte.

Vincent Keymer

Vincent Keymer gewann gegen Daniel Dardha die Dame für zwei Leichtfiguren und verwandelte den Vorteil sauber zum Gewinn.

Die übrigen Partien der deutschen Großmeister endeten alle remis.

Eine sehr schöne Angriffspartie im Geiste der Romantik spielte Praggnanandhaa gegen den  Franzosen Maxime Lagarde.

Praggnanandhaa auf dem Weg nach oben

Auch Gukesh startete mit einem überzeugenden Sieg in den World Cup.

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Frauen World Cup

Im Frauen-World Cup waren die Spitzentische so besetzt;

Ju Wenjun (2564) gegen Eva Repkova (2312)
Aleksandra Goryachkina (2557) gegen Lisandra Teresa Ordaz Valdes (2318)
GM Koneru Humpy (2553) gegen Priyanka Nutakki (2293)
​GM Kateryna Lagno (2552) gegen Gomes Mary Ann (2326)

Mehr als einen halben Punkt konnte Ju Wenjun gegen Eva Repkova nicht ergattern. Nach 16 Zügen war aus der Partie die Luft raus. Auch Aleksandra Goryachkina und Kateryna Lagno starteten mit einem halben Punkt ins Turnier. Humpy Koneru feierte hingegen einen Sieg gegen ihre Landsfrau Priyanka Nutakki.

Elisabeth Pähtz startete gegen ihre Auftaktgegnerin Turmunkh Munkhzul ebenfalls mit einem Sieg, benötigte dafür aber Glück und die Hilfe ihrer Gegnerin. Nach einer gut vorbereiteten Eröffnung (s. Interview mit Elisabeth Pähtz vor dem Turnier in Hamburg) geriet die beste deutsche Schachspielerin in eine verlorene Stellung...

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Nicht so viel Glück hatte Sara Khadem, die gegen Medina Warda Aulia aus Indonesien eine Niederlage quittieren musste.

Partien Offenes Turnier

Partien Frauenturnier

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.