GRENKE Chess Classic, Runde 9: Carlsen triumphiert

von Johannes Fischer
29.04.2019 – Weltmeister Magnus Carlsen spielte bei den GRENKE Chess Classic bis zum Schluss souverän. In der neunten und letzten Runde gewann er gegen Maxime Vachier-Lagrave und holte damit seinen vierten Sieg in Folge und gewann das Turnier mit 7,5 Punkten aus 9 Partien und 1,5 Punkten Vorsprung vor Fabiano Caruana. Er erzielte dabei eine Elo-Performance von 2990 und kommt in der Live-Weltrangliste jetzt auf 2875,2 Punkte und ist damit nur noch 7 Elo-Punkte von seiner eigenen Elo-Bestmarke von 2882 Punkten entfernt, die er im Mai 2014 erzielt hatte. | Foto: Georgios Souleidis

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GRENKE Chess Classic 2019, Runde 9

2019 lief bislang sehr gut für Carlsen. Mit seinem Schlussrundensieg gegen Vachier-Lagrave kommt Carlsen auf 59 Partien ohne Niederlage, 31 davon hat er im Jahr 2019 gespielt, 16 Mal hat er gewonnen, 15 Mal Remis gespielt. Und bislang hat Carlsen 2019 jedes Turnier gewonnen, bei dem er an den Start gegangen ist: erst Wijk aan Zee, dann Shamkir und jetzt die GRENKE Classic.

M. Carlsen 1-0 M. Vachier-Lagrave

In der Schlussrunde in Baden Baden profitierte Carlsen von Vachier-Lagraves allzu großem Optimismus.  In der Symmetrievariante der Englischen Eröffnung brachte die französische Nummer eins im zehnten Zug eine Neuerung und bot ein Bauernopfer an. Eine Strategie, die Carlsen allerdings nicht besonders beeindruckt hat. Nach der Partie meinte er: "Maxime opfert gerne Bauern, um die Initiative zu ergreifen, aber hier war das Problem, dass er keine Initiative bekommt."

Carlsen nahm den Bauern, neutralisierte das schwarze Gegenspiel und wickelte dann mit einer präzise berechneten taktischen Zugfolge in ein Damenendspiel mit Mehrbauern ab, das er ohne große Problem gewann.

 

V. Keymer 0-1 F. Vallejo Pons

Vincent Keymer erging es in der Schlussrunde gegen Vallejo Pons wie schon ein paar Mal in diesem Turnier: er kam mit einer guten bis vorteilhaften Stellung aus der Eröffnung, aber fand dann nicht die richtige Antwort auf das taktisch-spekulative Spiel einer Gegner. So konnte Vallejo Pons das Turnier mit einem Sieg beenden - seinem ersten Sieg in diesem Turnier.

 

Vincent Keymer landete nach dieser Niederlage mit 2 aus 9 zusammen mit Georg Meier auf dem letzten Platz, aber zog sich mit einem Sieg, zwei Remis und einer ganzen Reihe stark gespielter Partien in diesem Superturnier mehr als achtbar aus der Affäre.

Konzentriert: Francisco Vallejo Pons | Foto: Georgios Souleidis

Vincent Keymer | Foto: Georgios Souleidis

F. Caruana ½-½ L. Aronian

Fabiano Caruana und Levon Aronian nutzten die letzte Runde, um ihre ausgezeichneten Theoriekenntnisse zu beweisen. Im Marshall Gambit folgten sie lange bekannten Vorbildern, bis Aronian im 32. Zug schließlich eine Neuerung brachte. Doch da stand bereits ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett, das wenig später zu einem Remis wurde.

 

Alles schon dagewesen: Fabiano Caruana und Levon Aronian zu Beginn ihrer Partie | Foto: Georgios Souleidis

Diese Partie dauerte etwa anderthalb Stunden und als Caruana und Aronian Frieden schlossen, war Carlsen vorzeitig Turniersieger, egal, ob er gegen Maxime Vachier-Lagrave gewinnen, unentschieden spielen oder verlieren würde.

Caruana hatte mit diesem Remis zumindest den geteilten zweiten Platz sicher, denn mit dem halben Punkt lag er einen ganzen Punkt vor Vachier-Lagrave, der jetzt gegen Carlsen gewinnen musste, um mit Caruana gleichzuziehen. Mit Vachier-Lagraves Niederlage gegen Carlsen war Caruana mit 6 aus 9 alleiniger Zweiter.

 

V. Anand ½-½ P. Svidler

Vishy Anand und Peter Svidler beendeten das Turnier mit einem schnellen Remis. In einer bekannten Variante des Spaniers, in der Weiß eine Figur opfert, um Schwarz unter Druck zu setzen, brachte Anand im 25. Zug eine Neuerung, die sich jedoch als ungefährlich erwies. Svidler verzichtete darauf, Gewinnversuche zu machen und wickelte bald in ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel ab. Damit beendeten Anand und Svidler das Turnier beide mit 4,5 aus 9.

 

A. Naiditsch 1-0 G. Meier

Auch Arkadij Naiditsch beendete das Turnier mit einem Sieg. In einer von beiden Seiten originell angelegten Partie bewies er einmal mehr sein ausgezeichnetes Gefühl für Dynamik und besiegte Georg Meier in einer taktisch komplizierten Partie.

 

Ergebnisse der 9. Runde

Tit. Name Land Elo Ergebnis Tit. Name Land Elo
GM Arkadij Naiditsch
 
2695 1 - 0 GM Georg Meier
 
2628
GM Fabiano Caruana
 
2819 ½ - ½ GM Levon Aronian
 
2763
GM Magnus Carlsen
 
2845 1 - 0 GM Maxime Vachier Lagrave
 
2773
IM Vincent Keymer
 
2516 0 - 1 GM Francisco Vallejo Pons
 
2693
GM Viswanathan Anand
 
2774 ½ - ½ GM Peter Svidler
 
2735

Schlussstand

Rg. Tit. Name Land Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Pkt. Perf.
1 GM Magnus Carlsen
 
2845   ½ 1 ½ ½ 1 1 1 1 1 7.5 / 9 2990
2 GM Fabiano Caruana
 
2819 ½   ½ 1 ½ ½ ½ ½ 1 1 6.0 / 9 2833
3 GM Maxime Vachier Lagrave
 
2773 0 ½   ½ ½ ½ ½ ½ 1 1 5.0 / 9 2758
4 GM Arkadij Naiditsch
 
2695 ½ 0 ½   1 ½ 0 ½ 1 1 5.0 / 9 2766
5 GM Viswanathan Anand
 
2774 ½ ½ ½ 0   ½ ½ 1 0 1 4.5 / 9 2719
6 GM Levon Aronian
 
2763 0 ½ ½ ½ ½   1 ½ ½ ½ 4.5 / 9 2720
7 GM Peter Svidler
 
2735 0 ½ ½ 1 ½ 0   ½ 1 ½ 4.5 / 9 2723
8 GM Francisco Vallejo Pons
 
2693 0 ½ ½ ½ 0 ½ ½   ½ 1 4.0 / 9 2689
9 GM Georg Meier
 
2628 0 0 0 0 1 ½ 0 ½   0 2.0 / 9 2518
10 IM Vincent Keymer
 
2516 0 0 0 0 0 ½ ½ 0 1   2.0 / 9 2529

Alle Partien

 

Turnierseite


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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