Hauen und Stechen beim Reykjavik Open

von André Schulz
25.04.2017 – Mit der gestrigen siebten Runde hat sich die breite Spitzengruppe beim Reykjavik Open halbiert. Fast alle der Spitzenspiele wurden entscheiden, zumeist zugunsten des Weißspielers. Emre Can führt das Feld an.

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Weiß ist mehr als OK beim Reykjavik Open

Vor der siebten Runde lagen beim Rykjavik Open 13 Spieler mit 5 Punkten gleichauf. So recht hat sich bei diesem Turnier die Spreu vom Weizen noch nicht getrennt.

Fassadenkunst in Reykjavik

Zu den Spitzenspielern/Spielerinnen gehörte auch die 16-jährige Ramesh Babu Vaishali, zweimalige Jugendweltmeisterin und ältere Schwester von Ramesh Babu Praggnanandhaa. R. Vaishali traf mit den schwarzen Steinen auf Erwin l'Ami, der die Partie aber dank seiner langjährigen Großmeister-Erfahrung in aller Ruhe auf positionellem Gebiet zum vollen Punkt nach Hause fuhr. 

Vaishalis jüngere Bruder Praggnanandhaa (11 Jahre) ist einer indischen Wunderkinder und erhielt 2016 als jüngster Spieler aller Zeiten den IM-Titel. Bisher war er U8 und U10-Weltmeister. Weitere Jugend-Weltmeistertitel werden sicher noch folgen. Gestern spielte Praggnanandhaa gegen den inzwischen 64-jährigen Alexander Beliavsky, seinerzeit einer der besten Spieler der Welt. In der Italienischen Partie konnte Beliavsky dem jungen Inder einen Bauern wegnehmen, musste dann aber eine starke Initiative aushalten. Am Ende war der ehemalige WM-Kandidat mit dem Remis wahrscheinlich zufrieden.

Viel leichter als den Namen von Ramesh Babu Praggnanandhaa kann man sich den von Nihal Sarin merken. Nihal ist etwas älter als Praggnanandhaa, zwölf Jahre, und spielte gestern gegen Alexander Donchenko. Der deutsche Großmeister kassierte an Tisch 12 den ganzen Punkten und hievte sich damit in die aktuelle Verfolgergruppe, Rang 16 mit 5,5 Punkten.

Am ersten Tisch traf Anish Giri auf Gata Kamsky. In der Damenindischen Verteidigung rochierte Giri ungewöhnlicherweise lang, was die Sicherheit seines Königs nicht unbedingt erhöhte. Im Gegenzug konnte er aber die Rochade seines Gegners ganz verhindern. Vermutlich waren beide Spieler froh, dass die Partie nach dem Damentausch im Endspiel verflachte und die beiden Könige sich nun in Sicherheit wiegen konnten.

Die Partie zwischen Giri und Kamsky war allerdings die einzige an den oberen Brettern, die ohne Sieger endete. In den anderen Spitzenspielen setzten sich sechsmal die Weißspieler durch, einmal gewann Schwarz. Nils Grandelius gelang dabei ein Big Point gegen Dmitry Andreikin. Jobava Baadur besiegte Konstantin Landa.

Baadur Jobava

Abhijeet Gupta bezwang Sergei Movsesian und Emre Can setzte sich gegen Gawain Jones durch. Giris Sekundant Vidit Gujrathi durchbrach die Weißsieg-Serie, indem er seinen Landsmann Panchanathan Magesh Chandran mit den schwarzen Steinen niederhielt. 

Ein paar Tische weiter hinten wurde der Kanadier Michael Kleinmann in einer Modevariante im Sizilianischen Tajmanov-System das Opfer einer listigen Finte von Alexej Shirov.

 

Die Ergebnisse an den Spitzentischen

Name Pts. Result Pts. Name
Giri Anish 5 ½ - ½ 5 Kamsky Gata
Grandelius Nils 5 1 - 0 5 Andreikin Dmitry
Jobava Baadur 5 1 - 0 5 Landa Konstantin
Gupta Abhijeet 5 1 - 0 5 Movsesian Sergei
Can Emre 5 1 - 0 5 Jones Gawain C B
Panchanathan Magesh Chandran 5 0 - 1 5 Vidit Santosh Gujrathi
L'ami Erwin 1 - 0 5 Vaishali R
Yilmaz Mustafa 1 - 0 Esserman Marc
Praggnanandhaa R ½ - ½ Beliavsky Alexander G
Van Foreest Jorden 1 - 0 Christiansen Johan-Sebastian
Hambleton Aman 1 - 0 Ramirez Alejandro
Donchenko Alexander 1 - 0 Sarin Nihal
 

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Die Spitzengruppe hat sich nun also praktisch halbiert und besteht jetzt aus fünf Spielern mit sechs Punkten. Emre Can führt diese mit der besten Zweitwertung an. Johann Hjartarsson, ebenfalls eine früherer WM-Kandidat, ist Wertungsbester der großen Verfolgergruppe.

Collage

Stand nach 7 Runden

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Can Emre 6,0 0,0
2 Vidit Santosh Gujrathi 6,0 0,0
3 Grandelius Nils 6,0 0,0
  Gupta Abhijeet 6,0 0,0
5 Jobava Baadur 6,0 0,0
6 Hjartarson Johann 5,5 0,0
7 Harika Dronavalli 5,5 0,0
8 Van Foreest Jorden 5,5 0,0
9 L'ami Erwin 5,5 0,0
  Hambleton Aman 5,5 0,0
11 Friedel Joshua E 5,5 0,0
12 Giri Anish 5,5 0,0
13 Almasi Zoltan 5,5 0,0
  Kamsky Gata 5,5 0,0
15 Yilmaz Mustafa 5,5 0,0
16 Donchenko Alexander 5,5 0,0
17 Vaishali R 5,0 0,0
18 Kavutskiy Konstantin 5,0 0,0
19 Perelshteyn Eugene 5,0 0,0
20 Panchanathan Magesh Chandran 5,0 0,0
  Torre Eugenio 5,0 0,0
22 Ristoja Samu 5,0 0,0
23 Blomqvist Erik 5,0 0,0
24 Jones Gawain C B 5,0 0,0
25 Beliavsky Alexander G 5,0 0,0
26 Andreikin Dmitry 5,0 0,0
27 Movsesian Sergei 5,0 0,0
  Landa Konstantin 5,0 0,0
29 Shirov Alexei 5,0 0,0
30 Praggnanandhaa R 5,0 0,0
  Ris Robert 5,0 0,0
32 Bailet Pierre 5,0 0,0
  Sundararajan Kidambi 5,0 0,0
  Guramishvili Sopiko 5,0 0,0

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Fotos: Alina l'Ami

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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