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Von Thomas Pähtz
Gestern erhielt ich die traurige Nachricht, dass mein langjähriger Freund Heinz Rätsch, Träger des Verdienstkreuzes am Bande, für mich unerwartet im Alter von 87 Jahren verstorben ist.
Heinz Rätsch wurde am 13. Dezember 1934 in Apolda geboren. Das Schachspiel erlernte er im Alter von 12 Jahren in der Kinderheilstätte Egendorf bei Weimar. Mit 16 Jahren trat er in den Schachverein Empor Weimar ein. Als Thüringer Jugendmeister nahm Heinz Rätsch an den DDR-Jugendmeisterschaften 1953 in Brandenburg/ Havel teil, belegte dort den 7. Platz und verpasste damit nur um einen Platz die gesamtdeutschen Jugendmeisterschaften. In der Mannschaft von Motor Gotha feierte er den ununterbrochenen Aufstieg von der Bezirksklasse bis in die höchste Spielklasse der DDR - die Sonderliga. Auch ohne Trainer gelangen Heinz Rätsch als Autodidakt herausragende Einzelergebnisse. Dies blieb nicht unbemerkt bei den Trainern und Offiziellen des Deutschen Schachverbandes der DDR und er wurde zu Länderkämpfen einberufen, nahm an der Schacholympiade 1960 in Leipzig und dem Internationalen Lasker-Gedenkturnier 1962 in Berlin teil.
Nach Abschluss seines Studiums zum Sportlehrer an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport in Leipzig nahm er 1965 ein Angebot des SC Leipzig an, als hauptamtlicher Sportklub-Trainer zu arbeiten. Bis 1976 war er in Leipzig aktiv und fungierte zu jener Zeit auch als Verbandstrainer für den Nachwuchs beim DSV der DDR. Schon damals war es für ihn das Wichtigste, schachinteressierten Kindern und Jugendlichen fundierte Kenntnisse über das Spiel der Spiele zu vermitteln. 1972 gehörte Heinz Rätsch zum Trainerstab bei der Internationalen Schacholympiade im makedonischen Skopje an.
Nach 12 Jahren erfolgreicher Arbeit in Leipzig sah sich Rätsch gezwungen, um seine Abberufung zu bitten, nachdem ihm von den Oberen des DDR-Schachs zu Unrecht vorgeworfen wurde, seine Trainingsmaterialien „an den Westen“ verkauft zu haben.
Erst 1989, nachdem die alten Funktionäre entlassen worden waren und die Spieler um seine Rückkehr gebeten hatten, engagierte sich Heinz wieder im Schachsport und übernahm die Funktion als Frauen-Verbandstrainer im DSV der DDR. Im Einigungsvertrag zwischen den beiden deutschen Schachverbänden wurde seine Übernahme in den Deutschen Schachbund (DSB) fixiert.
Nach zwei Jahren als Bundestrainer der Damen wurde seiner Bitte entsprochen, erstmalig im DSB einen Bundesnachwuchstrainer zu etablieren. Diese Funktion erfüllte Heinz Rätsch bis zu seiner Verabschiedung im Rahmen der Kinder- und Jugendweltmeisterschaften 1999 in Oropesa (Spanien) sehr engagiert mit Leben und Kreativität. In seiner Funktion als Bundesnachwuchstrainer hatte Heinz großen Anteil am Gewinn von zwei Weltmeistertiteln, einem Europameistertitel sowie zahlreichen Silber- und Bronzemedaillen im Nachwuchsbereich.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert prägte der gebürtige Apoldaer Generationen von Schachspielern, zunächst in der DDR, später im vereinten Deutschland. Auch nach dem Ende seiner beruflichen Laufbahn im Jahr 1999 blieb er dem königlichen Spiel treu und gab seine zahlreichen Erfahrungen weiter.
Davon profitierte seit 2011 in besonderem Maße die Arnoldischule in Gotha, welche 2018 mit Heinz Deutscher Schulschachmeister 2018 WK II wurde.
Abschließend ein ganz persönlicher Rückblick:
Nach dem Tod meines Vaters 1970 kümmerte sich Heinz Rätsch nicht nur um meine schachliche Förderung sondern half mir oftmals auch im privaten Umfeld. Das Jahr 1974 brachte einen tiefen Einschnitt. Die SED-Führung hatte 1972 beschlossen, alle nichtolympischen Sportarten vom internationalen Spielbetrieb auszuschließen. Der ursprüngliche Plan von Heinz Rätsch, mich im Anschluss an meine Ausbildung nach Leipzig zu holen, fiel ins Wasser. Er hatte bis dahin erfolgreich die späteren Schachgroßmeister Lothar Vogt, Rainer Knaak sowie die internationale Meisterin Petra Feustel in Leipzig trainiert und betreut und ich sollte das Trio komplettieren.
Unsere Wege kreuzten sich erst wieder bei den Europa-Einzelmeisterschaften 1994 in Herculane. Meine Tochter Elisabeth holte mit Heinz als väterlichen Freund und Schachtrainer vor Ort für Deutschland, ihre erste Einzelmedaille.
„Heinz Rätsch war ein erfolgreicher und starker Schachspieler. Er hat Außerordentliches für die Förderung des Schachsports in der ehemaligen DDR und danach geleistet. Heinz wusste immer, was in der Schachwelt gerade aktuell war. Seine Leidenschaft für das Schachspiel und seine Fähigkeit, andere für das, was er zu sagen hat, zu begeistern, waren stets präsent.
Ich werde ihn stets als gut gelaunten Menschen mit großer Schachkompetenz in Erinnerung behalten.“