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Schach, das süchtig macht
Igor Stohls Garry Kasparov's Greatest
Chess Games, Vol. 1,
Gambit 2005, gebunden, 320 S., 35,00€.
Von Johannes Fischer
Als
der legendäre Filmemacher und Regisseur Ernst Lubitsch starb, klagte ein Freund:
"Kein Lubitsch mehr". Worauf ein anderer entgegnete: "Schlimmer noch: Keine
Lubitsch-Filme mehr". So zumindest will es die Legende. Zum Glück lebt Garry
Kasparov noch, aber nach seinem Rückzug vom Schach muss man wirklich fürchten,
dass es keine Kasparov-Partien mehr geben wird. Wie groß dieser Verlust ist,
zeigt Igor Stohls soeben bei Gambit erschienenes Buch Garry Kasparov's
Greatest Chess Games, der erste von geplanten zwei Bänden mit insgesamt 150
Kasparov-Partien aus den Jahren 1973 bis 2005.
In den vergangenen Jahren ließen Kasparovs politische Winkelzüge und die hämische Debatte, ob er seinen Zenit nicht bereits überschritten hätte, leicht vergessen, wie großartig sein Schach ist und immer war. Igor Stohls Partiensammlung zeigt jetzt eindrucksvoll, warum Kasparov es verdient, als bester Spieler aller Zeiten in die Geschichte einzugehen.
Bereits als 10-jähriger beweist er neben großem taktischen Geschick gutes Positionsverständnis, als 13-jähriger macht er mit einer Glanzpartie gegen Lputian von sich reden, und bald darauf beginnt sein rascher Aufstieg an die Weltspitze, bei dem er Spieler wie Andersson, Polugajewski, Kortschnoi, Tal und Beljawski im Angriffsstil überrennt. Danach folgt die lange Auseinandersetzung mit Karpov, in der Kasparov im ersten Wettkampf am Rande einer vernichtenden Niederlage steht, sich aber noch retten kann. Er zieht die Lehren aus diesem Beinah-Debakel und wird ein halbes Jahr später der jüngste Weltmeister aller Zeiten. Auch die Jahre danach stehen im Zeichen der Rivalität zu Karpov: Sie treibt Kasparov dazu, sein Spiel kontinuierlich zu verbessern, sein Eröffnungsrepertoire zu erweitern und seinen Angriffsstil um positionelle Elemente zu bereichern, was ihn schließlich zu dem Spieler mit der höchsten je erreichten Elo-Zahl werden lässt. Der Weltmeistertitel wird ihm allerdings 1993 aberkannt, als er sich von der Fide lossagt, um seinen Weltmeisterschaftskampf gegen Nigel Short in Eigenregie zu spielen. Mit diesem Wettkampf endet auch der erste Band von Garry Kasparov's Greatest Chess Games, der ungeduldig auf den zweiten warten lässt.
Denn auch wenn die hier vorgestellten Partien alle gut bekannt sind, so ziehen sie dennoch erneut in ihren Bann. Man möchte das Buch nicht aus der Hand legen, Partie um Partie nachspielen, um zu sehen, wie Kasparov besser wird, sein Schach noch schöner, noch vollendeter. Und ganz egal, was man von Kasparov hält, fest steht, dass er alle Erwartungen, die an sein Talent gestellt wurden, mehr als erfüllt hat. Er hat das Schach der letzten zwanzig Jahre geprägt wie kein anderer: mit seinem dynamischen, aggressiven Stil, seiner professionellen Einstellung und nicht zuletzt mit seiner umfassenden Eröffnungsvorbereitung, bei der er als erster Spitzenspieler die Möglichkeiten des Computers nutzte. Dabei gelang es Kasparov stets, seine Energie und sein Selbstbewusstsein in harte Arbeit zu verwandeln. Und obwohl Schachprogramme, Datenbanken und das Internet zu einer Explosion des schachlichen Wissens geführt haben, war Kasparov seinen Rivalen mehr als zwanzig Jahre lang immer einen oder mehrere Schritte voraus. Er arbeitete härter, analysierte tiefer, wusste mehr – und entschied zahlreiche wichtige Partien durch spektakuläre Neuerungen.
Stohl
gebührt das Verdienst die schönsten und lehrreichsten Partien aus Kasparovs
Laufbahn ausgewählt und durch Analysen und Kommentare zugänglich gemacht zu
haben. Damit schließt er eine Lücke, denn trotz der eindrucksvollen
Schachkarriere Kasparovs existiert keine aktuelle, gute Sammlung mit
Kasparov-Partien. Kasparov veröffentlichte zwar regelmäßig Analysen in
Schachzeitschriften wie New in Chess oder auf seiner Webseite
www.kasparov.com, aber einen Überblick über seine Laufbahn gab es bislang nicht.
Kasparovs 1985 auf russisch und 1986 auf Deutsch erschienene Partiensammlung
Von der Zeit geprüft endet 1984 und Kasparovs 1987 veröffentlichtes Buch
über die beiden Wettkämpfe gegen Karpov 1985 und 1986, in denen er den
Weltmeistertitel errang und verteidigte, konzentriert sich eben nur auf diese
beiden Wettkämpfe. Allerdings hat Kasparov angekündigt, in einem der nächsten
Bände seiner "Predecessors-Reihe" einen umfassenden Blick auf die eigene
Karriere zu werfen.
Das sollte einen jedoch nicht davon abhalten, Garry Kasparov's Greatest Chess Games zu studieren, denn Stohl bringt hier den Zauber der Kasparov-Partien wunderbar zur Geltung. In jeder Partie erläutert er die strategische Linie, weist auf kritische Punkte hin und analysiert gründlich, ohne sich im Variantengestrüpp zu verheddern. Bei aller Begeisterung bleibt er dabei stets sachlich und wahrt kritische Distanz. All das macht Garry Kasparov's Greatest Chess Games zu einem schachlichen Leckerbissen voll faszinierender Partien und Analysen.