Im Endspiel punkten mit der Neuauflage der Endspiel Akademie

von Stefan Liebig
17.11.2024 – Unter vielen Schachspielern herrscht das Vorurteil, Endspiele und vor allem Endspieltraining seien langweilig. Dem tritt GM Dr. Karsten Müller immer wieder entgegen – mit seiner Show „Endgame Magic“ und auch mit Fritz Trainern. Am 11. November erschien die erste Folge seiner Endspiel Akademie, die eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage seiner in die Jahre gekommenen 14-teiligen Endspielreihe ist.

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Überblick

Sagen Ihnen Begriffe wie „W-Manöver“, „Reti-Studie“, „Schlüsselfelder“, „Pseudopatt“, „Rühr-mich-nicht-an-Felder“ oder „Bährsche Regel“ etwas? Richtig: Es geht um Bauernendspiele! Sicher kennen Sie den einen oder anderen Begriff, vielleicht sogar alle. Sie zu kennen und in der Praxis anzuwenden, sind jedoch immer noch zwei unterschiedliche Dinge.

Die Bährsche Regel gehört wohl schon eher zu dem Expertenwissen. GM und Endspielexperte Karsten Müller erklärt sie ausführlich.

Für Endspielfreunde beginnt nun der Spaß: Mit Karsten Müllers Teil 1 der „Endspiel Akademie“ können sie alles in der Praxis wichtige über das Mattsetzen und Bauernendspiele lernen. Für die Endspielmuffel sei gesagt: Es lohnt sich, denn mit nur wenigen Stunden Training lassen sich riesige Fortschritte erzielen und damit ärgerliche, weil unnötige Punktverluste vermeiden.

Die Endspiel-Akademie Band 1: Mattsetzen & Bauernendspiele

Vom Mattsetzen mit Dame, Turm, zwei Läufern, Springer und Läufer bis zu den Grundlagen der Bauernendspielen – hier lernen Sie das nötige Know-how um ihren Endspielvorteil in Siege zu verwandeln!

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Warum dafür eine Neuauflage der bereits bestehenden Serie des international anerkannten Endspielexperten nötig ist? Zum einen wählt Müller neue Beispiele, strukturiert das Material didaktisch optimiert und vor allem: Er nutzt die Vorteile der inzwischen etablierten ChessBase-Technik per ChessBase Book oder im Stream, indem er interaktive Videos und Ausspielstellungen gegen Fritz online direkt in die Kapitel einbaut. So werden am Ende jedes Kapitels die neu erworbenen (oder wiederholten) Inhalte unmittelbar auf den Prüfstand gestellt.

Mit ChessBase Books und im Stream lassen sich die neuen Erkenntnisse sofort interaktiv trainieren.

Wer nun immer noch denkt, das ist zu viel Mühe für die doch so übersichtlichen Bauernendspiele, der sollte sich doch einen Ruck geben und reinschauen: Denn schnell wird klar, dass es oft weit komplizierter ist, als man sich das vorstellt. Die Beispiele zeigen zudem oft genug, wie auch die Großmeister in – eigentlich bekannten – Endspielen daneben greifen.

Inhalt

In 70 Kapiteln, Unterkapiteln und Übungsaufgaben steigert er zunehmend den Schwierigkeitsgrad. Wenn sich zum Beispiel das Kapitel 1 „Mattsetzen“ nach Routine anhört, so erfordert doch das Mattsetzen mit Springer und Läufer – gerade unter Zeitdruck und unter Beobachtung – eine gewisse Routine. Das fehlende Beherrschen des W-Manövers hat selbst erfahrene Spieler schon erröten lassen.

Kostenloses Videobeispiel mit Dame und Bauern

Es folgen fünf ausführliche Kapitel mit sehr unterschiedlichen Bauernendspielen und den damit verbundenen Übergängen zu beispielsweise Endspielen mit Damen und Bauern. Zunächst erklärt Müller, wie Bauern durch Ausnutzen von Oppositionsstellungen der Könige und Betreten der Schlüsselfelder korrekt gespielt werden. Begriffe wie Quadratregel, Randbauern, Freibauern, blockierte Bauern und Durchbrüche werden mit abwechslungsreichen Beispielen illustriert. Nach und nach fördert der Autor dann auch das Gespür für die richtigen, wenn auch manchmal absurd aussehenden Königszüge, überraschende Reservezüge der Bauern oder auch die Beantwortung der Frage, ob und wann man überhaupt in ein Bauernendspiel abwickeln sollte. Ob Wettrennen, Durchbruch, Abtausch oder Pattkäfig – am Ende des Kurses steht ein großer Fundus von praktisch anwendbarem Wissen für die nächsten langen Partien.

Fazit

Dieser erste Band seiner Endspielreihe ist für Einsteiger ohne Vorkenntnisse geeignet, stellt auch für Vereinsspieler eine anspruchsvolle Herausforderung dar und hat ganz sicher auch für sehr starke Spieler einiges in petto.

Gerade in unserer Epoche der immer kürzer werdenden Bedenkzeiten ist es wichtig, Zeit auf der Uhr zu sparen. Indem man wichtige Stellungen, Muster, Techniken, Regeln und ihre Ausnahmen kennen- und anwenden lernt, kann man oft auf die konkrete Variantenberechnung verzichten. Ist man sich dessen im Klaren, lässt es sich auch deutlich selbstbewusster in die letzte Partiephase gehen. Doch zu sicher darf man sich nie sein: Überall lauern auch gefährliche Ausnahmen von den Regeln.

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Müller geht ausführlich vor allem auf wesentliche Bauernendspielformationen ein und beleuchtet zudem wichtige Aspekte, die bei der Entscheidung helfen, ob man in ein Bauernendspiel überleiten sollte. Immer wieder greift er die zuvor erklärten Begriffe auf, um das Wissen so zu festigen und auf andere Stellungen transferieren zu können.

Kostenloses Videobeispiel zur Abwicklung in Bauernendspiele

In fünf Stunden und über 70 Videos vermittelt er umfassendes Wissen und macht neugierig auf die Fortsetzungen der Serie (es sind ab sofort mehrere Folgen jährlich eingeplant). Wer dieses Material in Ruhe und mit ausreichender Zeit durcharbeitet, wird nicht nur sein Endspiel deutlich verbessern, sondern auch viel über das Zusammenspiel der Figuren lernen – und vermutlich auch der von Endspielen ausgehenden Faszination erliegen.

Tipp

Wer noch mehr Beispiele sehen möchte, wie sich selbst die weltbesten Spieler die Zähne an Endspielen ausbeißen, dem sei auch ein intensiver Blick in den ebenfalls kürzlich erschienenen Endspiel-Fritz Trainer von Viktor Bologan empfohlen.

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Zur Person des Autors

Dr. Karsten Müller kam am 23. November 1970 in Hamburg zur Welt. Er wurde mit 21 Internationaler Meister, mit 28 Großmeister und spielte 16-mal in der Nationalmannschaft. 2000 gewann er den Dähne-Pokal. Er promovierte 2002 in Mathematik – seiner zweiten großen Liebe neben Schach – und studierte etwa zehn Jahre an der Universität Hamburg, davon drei Jahre auf einer halben Promotionsstelle. 2007 wurde er vom Deutschen Schachbund als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Seine höchste Elo-Zahl war im Januar 1999 2558. Er gehörte zu den besten zehn Spielern in Deutschland und war Sekundant von Alexej Shirov. Inzwischen steht seine Elo seit 2016 bei 2532 – Müller ist nicht mehr in Turnieren aktiv, sondern als Trainer, Autor und Endspieltheoretiker tätig.

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Spielstile im Schach sind ein wichtiges und entsprechend oft diskutiertes Thema. GM Dr. Karsten Müller und GM Luis Engel greifen ein auf 4 Spielertypen beruhendes Modell von GM Lars Bo Hansen auf – und zwar ‘Aktivspieler’, ‘Pragmatiker’, ‘Theoretiker’ und

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Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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