Er war eine starke Persönlichkeit
Vor einem Jahr verstarb auf tragische Weise einer der talentiertesten Schachspieler seiner Generation – Urii Eliseev (29.07.1996 - 26.11.2016). Er war Weltmeister und Russischer Meister in seiner Altersklasse. Als Mitglied der Jugend Nationalmannschaft gewann er die Schacholympiade U16. 2015 gewann er die Moskauer Männer Meisterschaft, ein Jahr später das Hauptturnier im Moskau Open 2016.Diese Tage beginnt im Moskauer Klub T. Petrosjan ein Turnier zum Gedenken an Urii Eliseev, initiiert von einem seiner Freunde, Großmeister Daniil Dubov.
Vor Turnierbeginn wurden die Teilnehmer gebeten, ihre Erinnerungen an Urii zu teilen.
Daniil Dubov: Ich kenne keine andere derart vielseitig begabte Person: Urii konnte gut singen, schrieb Gedichte. Er liebte und beherrschte die russische Sprache hervorragend. Sein Gedächtnis war außerordentlich gut. Einmal während einer Zugfahrt hat er aus dem Gedächtnis heraus das halbe „Eugen Onegin“ rezitiert.
Er war ein großartiger Schach-Analytiker. Typisch für ihn war sein Hang zur Perfektion, ob im Schach, in der Poesie oder Musik. Stets betonte er, was man hätte besser machen können. Als Freund war auf ihn immer Verlass …
Wie mit anderen hochbegabten Menschen auch, konnte es mit Urii anstrengend werden: Er wollte ununterbrochen spielen, reden, denken. Es war für ihn unerträglich, untätig zu sein. Seine fanatische Liebe zum Schach hat sich irgendwann, wenn auch in Maßen, auf mich übertragen. Urii war eine starke Persönlichkeit – im Schach wie im Leben.
Vladimir Fedoseev: Als ich Urii kennenlernte, merkte ich sofort, dass er eine weltweit einmalige Persönlichkeit war. Seine ungewöhnliche Art, sich mitzuteilen, sein Verhalten, seine Interessen … Er wirkte so, als wollte er in allem anders sein. Dies merkte man auch seinem Schach an – seine Partien waren einzigartig. Ob im Leben oder Schach – er ging immer seinen eigenen Weg.
Die Bereitschaft, seinen Ideen bis zum Ende treu zu bleiben sowie seine Ausdauer und Mut verdienten großen Respekt, wurden ihm allerdings zum Verhängnis und verschuldeten seinen plötzlichen Tod. Während einer Übung, die er vielfach wiederholt hatte, passierte das Unglück. Wir haben einen der unglaublichsten Schachspieler seiner Generation verloren.
Vladislaw Artemiev: Schon 2012 hat er sich sehr für klassische Literatur und verschiedene Musikrichtungen interessiert. Er schrieb eigene Gedichte, er liebte die russische Sprache und bediente sich häufig einer Art Sprachakrobatik. Urii war enorm belesen und hatte einen hervorragenden Sinn für Humor. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals schlecht gelaunt war.
Alexander Predke: Ich hatte den Eindruck, dass Urii bestrebt war, eine Partie von der Eröffnung bis zum Ende perfekt zu spielen. Oft wählte er eine seltene Variante, vermutlich, um dem Gegner zu zeigen, dass er seine Lebensansichten ändern sollte.
Mikhail Antipov: Wir lernten uns 2005 bei der Moskauer Meisterschaft U10 kennen. Schon als Kinder nahmen wir regelmäßig an denselben Turnieren teil. Leider konnte ich ihn nicht besser kennenlernen, ich weiß aber, dass er ein interessanter und fröhlicher Mensch war.
Maxim Matlakov: Urii und ich standen uns nicht sehr nahe, daher kann ich über seine Persönlichkeit wenig sagen. Wir haben hauptsächlich unsere Partien analysiert. Mit ihm habe ich eine dramatische Partie gespielt und war von seiner phänomenalen Phantasie beeindruckt. Urii war ein Schachromantiker. Wenn ihn eine Idee faszinierte, tat er alles für ihre Umsetzung. Manchmal zahlte er mit dem Partie-Ergebnis für seine Meisterwerke.
Es ist so wunderbar, dass er ein Schachspieler war und so traurig, dass er nicht mehr unter uns weilt.
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von ruchess.ru ...
Das Eliseev Gedenkturnier
Die jungen russischen Großmeister spielten die Partien des Gedenkturniers bisher im Geiste ihres toten Freunde - nur eine Partie endete remis. Vladimir Fedoseev hatte mit zwei Siegen den besten Start.
Ergebnisse der 1. Runde
Ergebnisse der 2. Runde
Partien von Runde 1 bis 2
Stand nach zwei Runden
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