Donnerstag, den 5.Oktober
15:00 Uhr MEZ
Sie sind
ein renommierter Veranstalter, was sagen Sie zu ihren Kollegen von der FIDE
in Elista.
Aus der Distanz sich ein
Urteil zu bilden ist immer schwierig, aber wenn man die Fakten, die
Konversation zwischen den Parteien und die Haltung des eindeutig nicht
neutralen Veranstalters FIDE in Elista ansieht, muss man Folgendes aus Sicht
der FIDE berücksichtigen: 1. man hat einen eigenen Weltmeister namens Topalov
und 2. einen „weißen“ feindlichen Ritter namens Weltmeister Vladimir Kramnik.
Die Fidegesellen Makropolus, Azmaiparashvilli, Gijssen, Vega, Kutin und
Gasanov sind sich ihrer Taten vielleicht gar nicht so richtig bewusst. Das
ist in diesem Teil der Welt doch so üblich mit Bakschisch und Vorteilsnahme
im Amt. Der generelle Fehler ist im Übrigen, dass der Kampf in Elista
ausgetragen wird, weil kein einziger internationaler Sponsor mehr zu finden
war. Sie hätten in Reykjavik, Berlin, Paris, London, Madrid, New York, Rio de
Janairo oder Sydney spielen sollen, wenn Schach wirklich seriös betrieben
würde, gäbe es auch große Sponsoren. Dann wäre die öffentliche Kontrolle
durch die Medien und Gremien auch viel effektiver.

Aber
durch solche Aktionen kommt man doch wieder auf die Titelseiten des Gazetten
z.B.: Wall Street Journal – das ist doch genug Kompensation für das Schach.
„Bad news are good news”
das wissen alle Zeitungsleute! Ein Mord auf der Schachbühne, haltlose
Beschuldigungen oder gar Verleumdungen, der Veranstalter streckt den
Weltmeister in der Pressekonferenz mit einem Faustschlag nieder. Solche
Sachen sind nur temporär interessant für die Presse, bringen aber
letztendlich eine edle Sportart in Verruf und bringen niemals eine
nachhaltige Verbesserung für eine Sportart oder gar Marktanteile.
Dopingverdacht killt Sponsoren!
Was
bringt denn was fürs Schach.
Ein ehrlicher Kampf, gut
organisiert, live zu sehen in aller Welt, fair und spannend ohne jeglichen
Verdacht des elektronischen Dopings. Souveräne Veranstalter mit
professionellem Turniermanagement, die unabhängig von jeder Einflussnahme der
Protagonisten sind, die absolut gleichen Chancen jedem Teilnehmer
garantieren. Klare, zeitliche langfristig wirkende Regeln mit Terminen und
kalkulierbare Qualifikations- und WM-Kämpfe. Schach hat alles, was das
Zuschauen spannend machen kann: bekannte Regeln weltweit, hohes Ansehen bei
Laien und Geschäftsleuten, Leistungserbringung unter Zeitdruck, usw.
Die ersten zwei Partien
waren Werbung für das ganze Schach, es kam schon richtig Euphorie in den
Schachklubs auf. Der Kampfgeist unter den Protagonisten, vielzügige spannende
Partien, das Fiebern um den Ausgang des gesamten Wettkampfes. Der von allen
Schachfreunden geliebte oder gar verehrte Kämpfer Topalov mit seinem
fantasievollen modernen Schach wurde ausgekontert von einem staubtrockenen
Positionsspieler. Kramnik spielt die Wahrheit, kein Trickschach, keine
Schnörkel, keine Show für die Galerie, nur klares geradliniges und auf Erfolg
getrimmtes rationales Schach.
Wieso
ist schon allein der Dopingverdacht so ein schlimmes Gift.
Die FIDE hat sich
jahrelang, um physikalisch wirkendes Doping gekümmert mit zuviel Kaffee und
Tee, Beta-Blockern, Epo, Anabolika und noch anderen Dingen, die im
körperlichen Sport leistungsfördernd sind, aber im Denksport Schach überhaupt
nichts bringen, also auch nicht verboten werden müssen. Auf das elektronische
Doping bei 7-Stunden-Schach Partien haben Sie überhaupt kein Wert gelegt,
außer die Handybenutzer unter Generalverdacht zu stellen. Dieser Wettkampf
stellt den ganzen Turnierschachsport unter Generalverdacht, egal ob Open,
Mannschaftskämpfe, Klubmeisterschaften, überall wo Leute von Ihrem Brett
aufstehen können und sich unbeaufsichtigt bewegen können, wird die Vermutung,
dass er betrügt linear steigen mit der Güte und der Fehlerlosigkeit seiner
Partie. Dies ist absolut fatal und schreckt Geldgeber ab, die wollen Geld
investieren für sauberen Sport, für aufregenden und spannenden Sport, für
Sport mit offenem Ausgang eines Wettkampfs. Was das bulgarische Team als
psychologische Waffe benutzt hat, um Kramnik aus der Fassung zu bringen,
kommt einem Bumerang gleich.
Wie
könnte das aussehen mit dem Bumerang.
Für das Team Topalov: zum
Beispiel könnte ein Expertenteam jetzt einmal untersuchen, wie ein jahrelang
im Turniergeschäft tätiger erfahrener Spieler plötzlich im gesetzten Alter
von 30 Jahren nicht mehr eine Leistung von 2730-2740 bringt, sondern konstant
über 2800 spielt mit unglaublichen Serien von Siegen in San Luis, Morelia/Linares
und Sofia. Bei den Schnellschachturnieren in Leon und Monaco spielt er nur
wie ein mitttelmäßiger 2700er und in Mainz gegen Anand tritt er erst gar
nicht an. Für die Schachwelt ist der weitere Niedergang der
Sponsorfreundlichkeit zu erwarten.

Was kann
man tun, um diesen Trend aufzuhalten.
Aufklären und konsequente
Maßnahmen ergreifen. In Turnieren prophylaktisch tätig werden. Wer beim
Betrügen erwischt wird, wird mindestens für zwei Jahre überall gesperrt und
kommt auf eine Liste. Die zweite Variante ist „schneller“ zu spielen und die
dritte Variante ist alle Vorbereitungen auszuhebeln mit Chess960 – dies Art
Schach zu spielen wird schneller kommen, als heute noch viele glauben wollen.
Aber was
macht man mit dem Topalov-Team, dass offensichtlich die Mittel der
Diskreditierung und Verleumdung benutzt, um den russischen Weltmeister
Vladimir Kramnik aus der Fassung zu bringen und zwar mit Erfolg. Einen Punkt
haben sie ja schon Kramnik gestohlen, also scheint die Methode zu greifen.
Ok, der Attackierende ist
erstmal im Vorteil, er besitzt das Überraschungsmoment, aber nur so lange,
bis die Gegenseite die richtigen Maßnahmen gefunden hat. Die einzigen
Maßnahmen, die helfen, sind den Gegner an der Basis zu entzaubern mit klaren
juristischen und praktischen Maßnahmen oder ihm einfach die Maske vom Gericht
reißen. Oft ist es auch so, dass sich diese Leute selbst entzaubern.
Der Prozess der
Entzauberung hat ja schon eingesetzt mit dem Solidarprinzip der
Internetbenutzer und der Kollegen Großmeister. 100 Großmeister auf Kramniks
Seite, keiner auf Topalovs Seite. Veselin Topalov hat viel von seinen
Sympathiewerten eingebüsst und wird sie nie wieder zurück gewinnen. Sollten
aber seine Behauptungen richtig sein, ist Vladimir Kramnik erledigt und
sollte auf Lebenszeit gesperrt werden. Ich stehe allerdings nach der
Faktenlage eindeutig auf Kramniks Seite.
… das
kann doch noch nicht alles sein, als internationaler Veranstalter hat man
doch auch Macht?
Das ist ein sehr präziser
Einwand. Ja, die Veranstalter in Wijk aan Zee, Morelia/Linares, Monaco,
Dortmund, Mainz und Korsika könnten einen lauten Protest oder auch nur einen
stillen Boykott dem Team Topalov androhen, wenn er nicht sofort diese
haltlosen Beschuldigungen und diese Mäzchen einstellt. Eine zweijährige
Nichteinladung zu den Turnieren würde ihn wahrscheinlich an seiner
empfindlichsten Stelle treffen – also am Geldbeutel. Außerdem könnten einige
seiner Top Ten Kollegen das Danailov-organisierte Turnier in Sofia
boykottieren.
Wer
gewinnt in Elista?
Der Attacker oder der, wie
eine falsche Schlange, Agierende ist eindeutig im Vorteil, also Topalov! Der
haltlos beschuldigte und bestohlene Spieler ist in einem riesigen Dilemma und
wird normaler Weise verlieren. Ich stehe auf der Seite Kramniks, aber ich
befürchte das Topalov die besseren Karten jetzt hat und Danailov nachher
prahlt mit seiner diffizilen Taktik und schäbigen Machenschaften.
Was
hätten Sie als Manager von Kramnik nach der fünften Partie mit der Wertung
3:2 gemacht!
Wahrscheinlich kann das
Team Kramnik aus juristischen Gründen, Verträge, Sanktionen,
Schadensersatzansprüche, etc. nicht anders handeln, ich hätte trotzdem alle
sieben Sachen gepackt und mit einer 3:1 Führung abgereist. Vor diesem
abgekarteten Spiel hätte meinen Weltmeister geschützt und mit Ihm und seinen
Freunden versucht eine westliche Opposition aufzubauen mit einem Wettbewerber
für die FIDE. Fatal würde ich es jetzt zusätzlich empfinden, wenn das
bulgarisches Kaissa-Management auch noch den Grand Prix der klassischen
westlichen Turniere Corus & Linares unter seine Fuchtel bekommt.
Vielen Dank für das
Gespräch, Donnerstag, den 5.Oktober 15:00 Uhr MEZ