Teimour Radjabov hat das, was man gerne als einen "Lauf" bezeichnet.
Was er tut, scheint gut zu gehen. Gegen Navara brachte er im 6. Zug ein dubioses
Bauernopfer, was ihm eine Stellung mit Minusbauern und äußerst dünner
Kompensation bescherte, doch am Ende stand er als Sieger dar.
Navara,D (2719) - Radjabov,T (2729) [E61]
1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.c4 Lg7 4.Sc3 0-0 5.Lg5 c5 6.d5 b5?! Das ist wohl zu
optimistisch.
7.Sxb5 Se4 8.Lc1 a6 9.Sa3 Da5+ 10.Sd2 e6 11.g3 exd5 12.Lg2
Sxd2 13.Lxd2 Dd8 14.cxd5 a5 Nach 14...Lb2 spielt Weiß 15.Sc4 und erhält
für die Qualität phantastische Kompensation.
15.Lc3 Jetzt hat
Schwarz einfach einen Bauern weniger.
...d6 16.0-0 La6 17.Dd2 Lxc3 18.bxc3
Sd7 19.Tab1 f5 20.Sb5 Se5
21.e4? Riskant und schlecht. Mit 21.a4 konnte Weiß seinen Vorteil
gefahrlos sichern. Weiß entschließt sich stattdessen zu einem dubiosen
Figurenopfer, das Schwarz wieder in die Partie bringt.
...Sc4 22.Dc1 a4 23.exf5
Dd7 24.fxg6 Lxb5 25.Dg5 Se5 26.gxh7+ Kh8 27.Tfe1 Ld3 28.Tb6 Tae8 29.Te3 Sc4
30.Txd3 Te1+ 31.Lf1 Dh3 32.Dg8+ Txg8 33.hxg8D+ Kxg8 34.Tb8+ Kg7 0-1
Teimour Radjabov mit dem Glück des Tüchtigen
David Navara
Auch was in der Partie Anand gegen Svidler geschah, sorgte für Verblüffung.
In einer relativ harmlosen Stellung unterlief Peter Svidler ein Rechenfehler
- drei Züge später gab er auf.
Anand,V (2779) - Svidler,P (2728) [C88]
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3 Lb7 9.d3
Te8 10.a4 h6 11.c3 b4 12.Sbd2 d5 13.a5 dxe4 14.dxe4 Lc5 15.De2 De7 16.Sh4 Sd7
17.Sf5 Df6 18.Dg4
...Se7?? 19.Sxh6+ Dxh6 20.Dxd7 Ted8 21.Dxc7 1-0. Offensichtlich hatte Svidler
bei seinem 18. Zug gedacht, dass er jetzt 21...Tabc8 mit der Idee 22.Dxe5 Txd2
spielen könnte und den hängenden Läufer auf b7 dabei völlig
vergessen.
Vishy Anand und Peter Svidler vor der Partie
Eigentlich ist Alexei Shirov für Loek van Wely ein Angstgegner und der
Holländer hat schon viele schmerzliche Niederlagen gegen das Kombinationswunder
Shirov hinnehmen müssen. Doch dieses Jahr scheint für Shirov in Wijk
aan Zee gar nichts zu funktionieren. Was dennoch nicht erklärt, warum er
gegen van Wely über eine Stunde seiner Bedenkzeit verbrauchte, um 26. Züge
bekannten Vorbildern zu folgen. Im 27, Zug kam endlich seine Neuerung: ein Figurenopfer
im Shirov-Stil, nur leider nicht korrekt.
Shirov,A (2715) - Van Wely,L (2683) [B90]
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le3 e5 7.Sb3 Le6 8.f3 Le7 9.Dd2
0-0 10.0-0-0 Sbd7 11.g4 b5 12.g5 b4 13.Se2 Se8 14.f4 a5 15.f5 a4 16.Sbd4 exd4
17.Sxd4 b3 18.Kb1 bxc2+ 19.Sxc2 Lb3 20.axb3 axb3 21.Sa3 Se5 22.h4 Ta4 23.Dg2
Da8 24.f6 Ld8 25.Ld4 Sc7 26.fxg7 Kxg7 27.h5
Der erste neue Zug in der Partie. Als kritische Fortsetzung gilt momentan
27.Lc4, was in der Partie Rohit-Karavade aus der Indischen Meisterschaft 2006
zum Erfolg für Weiß führte. Shirovs Neuerung bereitet ein inkorrektes
Figurenopfer vor.
Se6 28.g6 Txd4 29.Txd4 Sxd4 30.h6+ Kf6 31.g7 Tg8 32.Df2+ Sdf3 33.Lg2 Dxe4+ 34.Ka1
Ke6 35.Tf1 Lg5 36.Lxf3 Dxf3 37.Dxf3 Sxf3 38.Txf3 Lxh6 39.Txb3 Txg7 40.Th3 Lf4
0-1
Van Wely demonstriert seinen Sieg bei der Pressekonferenz