Jerusalem Grand Prix: Vachier-Lagrave und Nepomniachtchi bewahren Chancen aufs Kandidatenturnier

von Johannes Fischer
16.12.2019 – Maxime Vachier-Lagrave (Bild), Ian Nepomniachtchi und Wei Yi haben sich in der 2. Runde des Grand Prix in Jerusalem im Tiebreak gegen Dmitry Andreikin, Wesley So und Sergey Karjakin durchgesetzt. Damit bewahren Vachier-Lagrave und Nepomniachtchi ihre Chancen, sich fürs Kandidatenturnier 2020 zu qualifizieren. Jetzt treffen die beiden im Halbfinale aufeinander. Doch auch da entscheidet sich nicht unbedingt, wer zum Kandidatenturnier fahren darf. | Foto: Niki Riga

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Maxime Vachier-Lagrave, Nepomniachtchi und Wei Yi gewinnen im Tiebreak

Maxime Vachier-Lagrave 1,5-0,5 Dmitry Andreikin

Maxime Vachier-Lagrave gilt als einer der besten Schnellschachspieler der Welt und im Tiebreak gegen Dmitry Andreikin zeigte er, warum das so ist. Nach zwei spannenden und interessanten Partien setzte sich Vachier-Lagrave mit 1,5-0,5 durch. Den Grundstein für diesen Sieg legte der französische Großmeister mit einem hübschen Sieg mit Schwarz in Partie 1 des Tiebreaks. Andreikin opferte in einer ungewöhnlichen Stellung früh einen Bauern, aber in den dann entstehenden Komplikationen fand sich Vachier-Lagrave sehr viel besser zurecht.

 

Dmitry Andreikin | Foto: Niki Riga

Damit brauchte Vachier-Lagrave in der zweiten Partie des Wettkampfs nur noch ein Remis mit Weiß, um sich für das Halbfinale des Grand Prix zu qualifizieren. Aber er spielte nicht vorsichtig, sondern energisch und wieder kam es zu einer taktisch komplizierten Partie. Dieses Mal verpasste Vachier-Lagrave einige gute Chancen, aber am Ende kam er zum benötigten Remis und qualifizierte sich für das Halbfinale des Grand Prix.

 

Ian Nepomniachtchi 1,5-0,5 Wesley So

Im Halbfinale trifft Vachier-Lagrave auf Ian Nepomniachtchi, seinen direkten Konkurrenten um den Platz im Kandidatenturnier. Nepomniachtchi setzte sich gegen Wesley So ebenfalls mit 1,5-0,5 durch.

Ian Nepomniachtchi | Foto: Niki Riga

In der ersten Partie des Tiebreaks kam Nepomniachtchi mit Schwarz mühelos zu einem Remis, in der zweiten Partie setzte er Wesley So von Beginn an unter Druck und kam schließlich zu einem vorteilhaften Schwerfigurenendspiel, das So nicht halten konnte.

Partie 1

 

Partie 2

 

In der Gesamtwertung des Grand Prix liegt Nepomniachtchi damit weiter 4 Punkte hinter Vachier-Lagrave.

Die ersten drei der Grand Prix Gesamtwertung

Spieler Moskau Riga Hamburg Jerusalem GP Punkte gesamt
Alexander Grischuk 7 3 10 nicht gespielt 20
Maxime Vachier-Lagrave nicht gespielt 8 5 3 16
Ian Nepomniachtchi 9 nicht gespielt 0 3 12

Alexander Grischuk ist bereits für das Kandidatenturnier qualifiziert, aber das Rennen zwischen Nepomniachtchi und Vachier-Lagrave um das Ticket für das Kandidatenturnier bleibt spannend - und wird nicht unbedingt im Halbfinale des Grand Prix in Jerusalem entschieden.

Warum das so ist, verrät ein Blick auf die Punkte, die beim Grand Prix vergeben werden:

Runde Grand Prix Punkte
Platz 1 8
Platz 2 (Der Verlierer des Finales) 5
Im Halbfinale ausgeschieden 3
In Runde 2 ausgeschieden 1
In Runde 1 ausgeschieden 0
Für jeden Wettkampf, den man ohne Tiebreak gewinnt +1

Das heißt, wenn Nepomniachtchi das Halbfinale gegen Vachier-Lagrave gewinnt, bekommt er in Jerusalem mindestens 5 Punkte (6, wenn er gewinnt, ohne in den Tiebreak zu müssen). Aber dann liegt er in der Gesamtwertung immer noch hinter Vachier-Lagrave. Das heißt, Nepomniachtchi muss das Halbfinale gegen Vachier-Lagrave gewinnen und dann auch noch das Finale gegen Wei Yi oder David Navara. Verliert Nepomniachtchi gegen Vachier-Lagrave im Halbfinale oder verliert er im Finale gegen Navara oder Wei Yi, dann ist Vachier-Lagrave beim Kandidatenturnier 2020 in Jekaterinburg dabei.

Wei Yi 2,5-1,5 Sergey Karjakin

Wei Yi und Sergey Karjakin haben beide keine Chancen mehr, sich beim Grand Prix für das Kandidatenturnier zu qualifizieren. Für sie geht es um Geld und Prestige. In den klassischen Partien erlaubten sie sich zwei aufreizend schnelle Remis, aber dafür waren ihre Partien im Tiebreak umso interessanter.

In der ersten Schnellpartie gewann Wei Yi mit einem ungewöhnlichen Eröffnungskonzept, aber in der zweiten Schnellpartie schlug Karjakin zurück. Doch in beiden Blitzpartien hatte Wei Yi schließlich das bessere Ende für sich und qualifizierte sich damit für das Halbfinale gegen David Navara.

Wei Yi gegen Sergey Karjakin: Die klassischen Partien waren langweilig, der Tiebreak war spannend. | Foto: Niki Riga

 

Partien

 

Videokommentar mit Evgeny Miroshnichenko (Worldchess)

Turnierseite


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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