ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Das Kandidatenturnier in Khanty-Mansiysk wird mit acht Spielern ausgetragen und in zwei Umgängen gespielt, das heißt: Jeder Spieler spielt gegen die übrigen Spieler im Feld zweimal - einmal mit Weiß, einmal mit Schwarz. Qualifiziert haben sich die Teilnehmer auf verschiedenen Wegen: Durch ihr Ergebnis beim World Cup (Kramnik, Andreikin), durch ihr Ergebnis bei der Grand Prix-Serie (Topalov, Mamedyarov), durch ihre Elo-Zahl (Aronian, Karjakin), als Verlierer des letzten WM-Kampfes (Anand) und als Nominierter des Veranstalters (Svidler).
Viswanathan Anand, der im letzten Oktober seinen Titel an Magnus Carlsen verlor, hat sich erst spät dazu entschieden, am Kandidatenturnier teilzunehmen. Aber er hat sich dazu entschieden, auch wenn manche ihm geraten haben, erst einmal eine Pause einzulegen, um sich von seiner Formkrise zu befreien. In den letzten Turnieren hatte der Inder es an der gewohnten Sicherheit missen lassen und immer wieder verdarb er Partien durch ungewohnte grobe Fehler.
Anand ist der 15. Weltmeister der Schachgeschichte in der Tradition, die mit Wilhelm Steinitz begann. Diese etwas umständliche Formulierung des Titels schließt die Weltmeister der FIDE aus, die zwischen 1993 und 2005 als Parallelweltmeister zu Kasparov und später Kramnik ermittelt wurden. In dieser Zeit experimentierte die FIDE mit dem K.o-Format, verkürzte die Bedenkzeit und trug Weltmeisterschaften zum Teil im Jahresrhythmus aus. Im Ergebnis wurden einige Spieler Weltmeister, die in der Weltrangliste weiter hinten lagen. Deshalb, aber auch wegen der umstrittenen Modusänderungen, fanden die "FIDE-Weltmeister" nicht die ungeteilte Anerkennung der Schachwelt.
Inzwischen ist das Schisma bei den Schachweltmeistern überwunden, aber zu ganz großer Klarheit hat die FIDE immer noch nicht gefunden. Früher einmal, in den "goldenen Zeiten" nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen klaren Dreijahreszyklus. Im ersten Jahr wurden Zonen- und Interzonenturniere gespielt, im zweiten Jahre Kandidatenwettkämpfe und im dritten Jahr der Weltmeisterschaftskampf. Das war kein schlechtes Format, und das beste daran war, dass es über viele Jahre so blieb.
Mit ihren Experimenten zwischen 1993 und 2005 hat die FIDE den Weltmeistertitel nachhaltig entwertet. Im Verständnis der Schachwelt ist der Weltmeister der beste Schachspieler der Welt und das Format muss geeignet sein, diesen im Wettkampf zweifelsfrei zu ermitteln. Vor allem muss der Weltmeister in der im 19 Jahrhundert begründeten Tradition seinen Vorgänger im Wettkampf besiegen. Das war bei den "FIDE-Weltmeisterschaften" nicht der Fall. Möglicherweise handelte die FIDE-Führung um Kirsan Ilyumzhinov damals in voller Absicht, mit dem Ziel, den Einfluss des Weltmeisters auf die FIDE-Politik zu verringern. Kasparovs Macht im Ausgang des 20. Jahrhunderts als bester Spieler der Welt war der FIDE mehr als lästig. Im Jahresrhythmus gekürte FIDE-Weltmeister hingegen hatten keine Zeit großen Einfluss zu gewinnen.
Nun ist die Situation aber wieder so wie die Schachwelt es erwartet. Magnus Carlsen ist klarer Weltranglistenerster und er ist Weltmeister. So soll es sein. Aber: Weshalb wird in diesem Jahr überhaupt eine Weltmeisterschaft ausgetragen? Es gab 2012 ein WM-Match (Anand-Gelfand), es gab 2013 ein WM-Match (Anand-Carlsen) und es wird 2014 ein WM-Match geben (Carlsen -?). Hat die FIDE den WM-Zyklus auf einen neuen Einjahresrhythmus festgelegt? Eine solche Erklärung gab es eigentlich nicht und selbst in FIDE-Kreisen weiß man nicht genau, warum nun drei Jahre hintereinander Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Für die Zuschauer sind spannende Kandidatenturniere und WM-Matches ein schönes Highlight. Aber welcher Weltmeister möchte schon gerne jedes Jahr in einem Nerven aufreibenden Match seinen Titel verteidigen? Wie gesagt: Es mangelt der FIDE weiter an Klarheit.
Das Kandidatenturnier in Khanty-Mansijsk ist vielleicht etwas weniger spektakulär als das Turnier im letzten Jahr in London. Zum einen fehlt Medien- und Publikumsmagnet Magnus Carlsen. Der Norweger gewann damals knapp vor dem punktgleichen Kramnik, weil er eine Partie mehr gewonnen hatte, oder - wie Kasparov es formulierte - eine Partie mehr verloren hatte. Von ihrem Tiebreak-System ist die FIDE jedoch trotz der Kritik nicht abgerückt. Und es scheinen die Zuschauer zu fehlen. Der Weg nach Westsibirien ist vielen Schachfreunden dann wohl doch etwas zu weit. Immerhin: Das Internet bringt Partien, Bilder und Kommentare vom Turnier in jede Stube. Es gibt also Zuschauer, sogar reichlich, man sieht sie nur nicht.
Und es wird tolles Schach gespielt.
Anand hatte den besten Start und konnte zwei Partien des ersten Umgangs für sich entscheiden. Verloren hat er keine. Erst in der letzten Runde wurde er von Aronian eingeholt. Der Weltranglistenzweite rang Sergey Karjakin nieder, kam damit zu seinem dritten Partiegewinn, hat aber auch eine Partie - gegen Anand - verloren. Vladimir Kramnik folgt mit einem halben Punkt Rückstand.
unde 8, 22.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Kramnik Vladimir |
½-½
|
Andreikin Dmitry |
Svidler Peter |
0-1
|
Karjakin Sergey |
Topalov Veselin |
½-½
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Aronian Levon |
½-½
|
Anand Viswanathan |
Daniel King zeigt die Partie Svidler gegen Karjakin
Heute begann der zweite Umgang und die Begegnung zwischen Anand und Aronian stand erneut auf dem Programm - mit vertauschten Farben. Das Hinspiel hatte Anand für sich entschieden. In einer Reti-Eröffnung war Anands Zug 4...c5 bereits eine Neuerung. Aronian gewann mit einem Damenausflug einen Bauern, erhielt aber eine etwas unterentwickelte, gedrückte Stellung. So richtig zufrieden war Aronian anscheinend dann aber nicht mit seiner Position. Anand indes zählte seine Bauern und so besiegelte man im 19. Zug die Punktteilung durch Stellungswiederholung.
Das hätte Kramnik die Möglichkeit gegeben zu den beiden Führenden aufzuschließen. Der 14. Weltmeister bemühte sich mit den weißen Steinen gegen Dmitry Andreikin in der Chebanenko-Variente der Slawischen Verteidigung um Vorteil, doch der World Cup-Zweite hielt die Balance. Nach 32 Zügen endete auch diese Partie remis.
Zuvor hatten auch Veselin Topalov und Shakriyar Mamedyarov den Punkt geteilt.
Topalov hatte gegen Mamedyarovs Najdorf-Variante die Modevariante mit 6.h3 gewählt. Mamedyarov reagierte mit dem Übergang in die Drachenvariante und hatte danach keine ernsthaften Probleme.
Pater Svidler und Sergey Karjakin lieferten sich im Königsindischen Angriff ein hochinteressantes und kompliziertes Gefecht. Mit 6.e4 hatte Svidler ein Bauernopfer angeboten, das Karjakin jedoch ablehnte.
In der Folge produzierten die beiden Russen ganz ungewohnte Stellungsbilder in einer sehr geschlossenen Stellung. Mit einem weiteren Bauernopfer kam Svidler zu etwas Initiative am Königsflügel. doch Karjakin wehrte alle Angriffsversuche ab. Der jüngste Großmeister aller Zeiten nahm den Mehrbauern mit ins Endspiel mit Turm und ungleichen Läufern und bewies hier seine hervorragenden technischen Fähigkeiten. Karjakin verschaffte sich einen Freibauern, genauer gesagt Doppelfreibauern, am Königsflügel. Schließlich garantierte ein Qualitätsopfer den Bauerndurchmarsch zum Umwandlungsfeld und zum Schluss gab es noch ein hübsches Finale im Endspiel mit Läufer und Bauern.
Klaus Bischoff kommentiert
Kommentatorenplan
Datum | Englisch | Deutsch |
Rd. 1, 13. März | Simon Williams/Chris Ward | Oliver Reeh/Merijn van Delft |
Rd. 2, 14. März | Daniel King/Simon Williams | Oliver Reeh/Karsten Müller |
Rd. 3, 15. März | Simon Williams/Irina Krush | Klaus Bischoff |
Rd. 4, 17. März | Alejandro Ramirez/Simon Williams | Klaus Bischoff |
Rd. 5, 18. März | Daniel King/Chris Ward | Klaus Bischoff |
Rd. 6, 19. März | Alejandro Ramirez/Parimarjan Negi | Oliver Reeh/Merijn van Delft |
Rd. 7, 21. März | Simon Williams/Daniel King | Oliver Reeh/Merijn van Delft |
Rd. 8. 22. März | Daniel King/Yasser Seirawan | Oliver Reeh/Karsten Müller |
Rd. 9, 23. März | Simon Williams/Alejandro Ramirez | Oliver Reeh/Merijn van Delft |
Rd. 10, 25. März | Daniel King/Simon Williams | Klaus Bischoff |
Rd. 11, 26. März | Alejandro Ramirez/Irina Krush | Klaus Bischoff |
Rd. 12, 27. März | Daniel King/Yasser Seirawan | Klaus Bischoff |
Rd. 13, 29. März | Daniel King/Irina Krush | Klaus Bischoff |
Rd. 14, 30. März | Daniel King/Yasser Seirawan | Klaus Bischoff |
Die Kommentierung beginnt jeweils etwa eine halbe Stunde nach Rundenbeginn und ist für Premiummitglieder kostenlos.
Rundenplan
Runde 1, 13.03.2014, 10:00h MEZ, | ||
Andreikin Dmitry |
½-½
|
Kramnik Vladimir |
Karjakin Sergey |
½-½
|
Svidler Peter |
Mamedyarov Shakhriyar |
½-½
|
Topalov Veselin |
Anand Viswanathan |
1-0
|
Aronian Levon |
Runde 2, 14.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Kramnik Vladimir |
1-0
|
Karjakin Sergey |
Svidler Peter |
1-0
|
Andreikin Dmitry |
Topalov Veselin |
½-½
|
Anand Viswanathan |
Aronian Levon |
1-0
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Runde 3, 15.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Andreikin Dmitry |
½-½
|
Karjakin Sergey |
Svidler Peter |
½-½
|
Kramnik Vladimir |
Topalov Veselin |
½-½
|
Aronian Levon |
Mamedyarov Shakhriyar |
0-1
|
Anand Viswanathan |
Runde 4, 17.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Mamedyarov Shakhriyar |
1-0
|
Andreikin Dmitry |
Karjakin Sergey |
½-½
|
Topalov Veselin |
Aronian Levon |
1-0
|
Svidler Peter |
Anand Viswanathan |
½-½
|
Kramnik Vladimir |
Runde 5, 18.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Andreikin Dmitry |
½-½
|
Anand Viswanathan |
Karjakin Sergey |
½-½
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Svidler Peter |
1-0
|
Topalov Veselin |
Kramnik Vladimir |
½-½
|
Aronian Levon |
Runde 6, 19.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Aronian Levon |
½-½
|
Andreikin Dmitry |
Anand Viswanathan |
½-½
|
Karjakin Sergey |
Mamedyarov Shakhriyar |
1-0
|
Svidler Peter |
Topalov Veselin |
1-0
|
Kramnik Vladimir |
Runde 7, 21.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Karjakin Sergey |
0-1
|
Aronian Levon |
Svidler Peter |
½-½
|
Anand Viswanathan |
Kramnik Vladimir |
1-0
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Andreikin Dmitry |
1-0
|
Topalov Veselin |
Runde 8, 22.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Kramnik Vladimir |
½-½
|
Andreikin Dmitry |
Svidler Peter |
0-1
|
Karjakin Sergey |
Topalov Veselin |
½-½
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Aronian Levon |
½-½
|
Anand Viswanathan |
Runde 9, 23.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Karjakin Sergey |
-
|
Kramnik Vladimir |
Andreikin Dmitry |
-
|
Svidler Peter |
Anand Viswanathan |
-
|
Topalov Veselin |
Mamedyarov Shakhriyar |
-
|
Aronian Levon |
Runde 10, 25.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Karjakin Sergey |
-
|
Andreikin Dmitry |
Kramnik Vladimir |
-
|
Svidler Peter |
Aronian Levon |
-
|
Topalov Veselin |
Anand Viswanathan |
-
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Runde 11, 26.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Andreikin Dmitry |
-
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Topalov Veselin |
-
|
Karjakin Sergey |
Svidler Peter |
-
|
Aronian Levon |
Kramnik Vladimir |
-
|
Anand Viswanathan |
Runde 12, 27.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Anand Viswanathan |
-
|
Andreikin Dmitry |
Mamedyarov Shakhriyar |
-
|
Karjakin Sergey |
Topalov Veselin |
-
|
Svidler Peter |
Aronian Levon |
-
|
Kramnik Vladimir |
Runde 13, 29.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Andreikin Dmitry |
-
|
Aronian Levon |
Karjakin Sergey |
-
|
Anand Viswanathan |
Svidler Peter |
-
|
Mamedyarov Shakhriyar |
Kramnik Vladimir |
-
|
Topalov Veselin |
Runde 14, 30.03.2014, 10:00h MEZ | ||
Aronian Levon |
-
|
Karjakin Sergey |
Anand Viswanathan |
-
|
Svidler Peter |
Mamedyarov Shakhriyar |
-
|
Kramnik Vladimir |
Topalov Veselin |
-
|
Andreikin Dmitry |
Fotos: Anastasiya Karlovich, Eteri Kublashvili, Kirill Merkuriev (FIDE, ugrasport.com)