Strategiewechsel
Von Albert Silver und Brian Jerauld
"Zeit für eine andere Strategie!", dachte sich GM Kayden Troff bei den US-amerikanischen Jugendmeisterschaften 2014 in St. Louis. Gesagt, getan - allerdings nur am Ruhetag. Der einzige Tag, an dem kein Schach auf dem Programm stand.
Die Nummer eins der Setzliste begann die US-amerikanische Jugendmeisterschaft, wie man es von einem Favoriten erwartet und übernahm schnell die Führung. Doch dann kam Sand ins Getriebe. Zwei Remispartien in Folge kosteten Troff die Tabellenführung und in der letzten Runde vor dem Ruhetag kam es noch schlimmer: Troff verlor gegen FM Michael Bodek. Es musste etwas geschehen.
Kayden Troff verwandelte Schwäche in Stärke und nahm sich eine Auszeit
"Ich war immer der Meinung, die Runde vor dem Ruhetag zu verlieren, ist schrecklich. Das geht einem dann einen ganzen Tag lang im Kopf herum", meinte Troff. "Aber dieses Jahr wollte ich es anders machen und den Ruhetag nutzen: Den Kopf freibekommen, entspannen, Dinge tun, die ich gerne tue, um so den zweiten Teil des Turniers wie ein neues Turnier zu spielen. Ich wollte einfach noch einmal bei Null anfangen."
Mit Erfolg. Nach dem Ruhetag startete Troff durch und holte sich am Ende den Titel. Seine Strategie in der zweiten Turnierhälfte war dabei denkbar direkt: Er besiegte einfach alle seine Konkurrenten. Erst gewann Troff gegen IM Luke Harmon-Vellotti, danach gegen IM Jeffrey Xiong - beide hatten am Ruhetag noch an der Tabellenspitze gelegen.
[Event "ch-USA Junior 2014"] [Site "Saint Louis USA"] [Date "2014.06.26"] [Round "6.2"] [White "Harmon-Vellotti, Luke"] [Black "Troff, Kayden W"] [Result "0-1"] [ECO "B20"] [WhiteElo "2412"] [BlackElo "2494"] [PlyCount "46"] [EventDate "2014.06.20"] 1. e4 c5 2. b3 {"Mit b3 hat er mich wirklich überrascht," meinte Troff. "Ich bin nicht sicher, wie gut meine Antwort eigentlich ist. Immerhin bekam ich Ausgleich und eine spielbare Stellung. Das war mein wichtigstes Ziel: Eine Stellung bekommen, die beiden Chancen bietet. Auch wenn ich objektiv betrachtet etwas schlechter stehen sollte, Hauptsache, ich habe Spiel."} Nc6 3. Bb2 a6 4. Nf3 d6 5. d4 cxd4 6. Nxd4 e5 7. Nxc6 bxc6 8. Bd3 Nf6 9. O-O {Diagramm [#]} g5 {Troff gibt das Kompliment zurück und beantwortet den überraschenden Zug seines Gegners mit einem unerwarteten Gegenschlag.} 10. Nd2 Bg4 11. f3 Be6 12. Kh1 h5 13. g3 $2 {Ein Fehler, der Schwarz Angriff gibt.} (13. Bc4 d5 ({ Nicht} 13... Bxc4 $2 14. Nxc4) 14. Bd3 Qc7 {um e5 zu decken} 15. Re1 {und Weiß behält die Kontrolle über die Stellung.} d4 16. c3 c5 17. Qe2 h4 18. Bxa6 Be7 19. Bc4 $16) 13... g4 ({Natürlich nicht} 13... h4 $2 14. g4 {und plötzlich ist der schwarze Angriff so schnell vorbei, wie er gekommen ist.}) 14. Qe1 h4 $1 {Die letzten beiden Züge des Schwarzen haben sich fast von allein gespielt.} 15. gxh4 Bh6 16. Bc4 $2 {Weiß verliert den Überblick und gestattet} Bxd2 $1 17. Qxd2 Bxc4 18. bxc4 gxf3 {wonach die weiße Stellung rasch zusammenbricht.} 19. Rae1 Rxh4 20. Rxf3 Nxe4 21. Qe3 Qd7 22. Ref1 O-O-O 23. Rxf7 { Diagramm [#]} Rxh2+ $1 {Und Schwarz setzt Matt.} 0-1
Alles in allem lieferte Kayden Troff trotz der Rückschläge eine souveräne Leistung ab und gewann das Turnier überzeugend. Mit 7 aus 9 übersprang er die Marke von 2500 Elo und wird bald offiziell Großmeister sein.
Jeffrey Xiong begann brillant, aber ließ zum Ende nach.
Jeffrey Xiong begann das Turnier mit 3,5 aus 4, aber verlor dann aber in Runde fünf gegen Samuel Sevian. Am Ende erlitt er einen weiteren Einbruch und verlor in den letzten drei Runden zwei Partien. Für seine Elo-Zahl ist dieses Ergebnis zwar keine Katastrophe, aber trotzdem wird er über dieses Turnierfinale enttäuscht sein.
Samuel Sevian erwischte einen schlechten Start, aber hatte ein starkes Finish.
Ganz anders erging es Samuel Sevian. Mit 1 aus 4 (einem Sieg, drei Niederlagen) begann er unerwartet schlecht, aber holte dann 4,5 Punkte aus den letzten fünf Runde. Mit 5,5 aus 9 wurde er so damit noch Zweiter, allerdings mit 1,5 Punkten Rückstand auf den Sieger.
Der dritte Platz ging an Michael Bodek, der ein sehr gutes Turnier spielte. Fast wäre er sogar auf dem zweiten Platz gelandet, doch in der letzten Runde verlor er gegen Joshua Colas, der vorher noch keine einzige Partie gewinnen konnte. Dafür war Bodek der einzige, der gegen Turniersieger Kayden Troff gewinnen konnte.
FM Justus Williams
Michael Larson startete mit einer Zahl von 2160, aber erzielte eine Performance von 2305.
Luke Harmon-Vellotti lag zwischenzeitlich in Führung, kam am Ende aber mit 4,5 aus 9 nur auf 50 Prozent.
FM Arthur Shen
Joshua Colas
Endstand
Fotos: Turnierseite