Keine Sieger beim Grand Prix in Jerusalem

von André Schulz
12.12.2019 – Gestern startete in Jerusalem der vierte und letzte Grand Prix der aktuellen Serie. Sieger gab es in der Auftaktrunde keine. Nicht an allen, aber an einigen Brettern wurde um den Sieg gekämpft. |Fotos: Niki Riga (FIDE)

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Die Grand Prix Serie 2019 hat nach den Turnieren in Moskau, Riga und Hamburg jetzt ihre letzte Station erreicht: Jerusalem. Als der Unternehmer Andrew Paulson (1958-2017) die Firma Agon gründete und vom damaligen FIDE-Präsidium die Vermarktungsrechte und die Durchführungspflichten der Weltmeisterschaften erwarb, stand bei ihm die Idee im Vordergrund, die großen Schachturniere in den großen Metropolen der Welt durchzuführen und damit mehr in den Fokus der allgemeinen Öffentlichkeit zu rücken. 

Notre Dame von Jerusalem, der stimmungsvoll Spielort

Inzwischen hat sich viel geändert. Paulson hat vor seinem viel zu frühen Tod die Firma für einen symbolischen Preis an Ilya Merenzon verkauft und das alte FIDE Präsidium wurde abgelöst. Nachdem die FIDE Agon einige Zeit allein hat machen lassen, ist das neue Präsidium wieder näher dabei. 

Die Weltmeisterschaften und Qualifikationsturniere sind tatsächlich in den Metropolen angekommen, haben dort manchmal, aber nicht überall auch mehr Zuschauer angezogen. Die Schachbegeisterung ist eben nicht an allen Orten gleich groß. Vielleicht ist das aber auch egal, weil die Turniere im Internet ihre Zuschauer finden. 

Unter den Zuschauern vor Ort: Boris Gulko

Das Format der Grand Prix Turniere wurde auch mehrfach geändert. Erst wurde es in Rundenturnieren ausgetragen, aber zu viele Spieler taktierten dort herum und spielten leblose Remispartien. Nach der Übernahme durch Agon, jetzt in Worldchess umbenannt, wechselte man ins Schweizer System mit mehr Spielern, aber aber zu viele Spieler taktierten dort herum und spielten leblose Remispartien. Deshalb wechselte man zur aktuellen Serie in ein K.o.-System, aber zu viele Spieler... Vielleicht ist nicht das Format das Problem...

Der Grand Prix wird jetzt nach dem World Cup Schema gespielt, also zwei lange Partien, dann Stichkämpfe. Am ersten Spieltag endeten alle Partie remis. Die Partien zwischen Radek Wojtaszek und Dmitry Andreikin und Ian Nepmniachtichi und Boris Gelfand brachten es auch 80 Züge, in der Addition. Daran hatte Ian Nepomniachtchi und Boris Gelfand allerdings nur mit zehn Zügen einen Anteil. Die Partie fand nicht statt. 

Harikrishna und Sergey Karjakin brauchten 21 Züge für ihr Remis, doch auch diese Partie fand nicht wirklich statt. Die Spieler zitierten eine lange Variante in der Berliner Verteidigung und es gab reichlich Vorgänger. In der Partie von Yu Yangyi gegen Wesley So verflachte eine Variante der Katalanischen Eröffnung im 22. Zug zur Punkteteilung.

An anderen Tischen wurde länger gespielt. Shakhriyar Mamedyarov und Dmitry Jakovenko quälten sich sich in einem Endspiel, in dem beide Spieler schlechte Läufer hatten und als Mamedyarov seinen los wurde, bot er Remis an. 

Auch David Navara und Wang Hao boten eine volle Partie. Der Chinese ist neben Boris Gelfand einer der beiden Nachrücker für Teimour Radjabov und Levon Aronian, die aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatten. Ein Doppelturm-Doppelläuferendspiel mündete in ein reines Turmendspiel und am Ende standen nur noch die Könige auf dem Brett.

Maxime Vachier-Lagrave ist derzeit Zweiter in der Gesamtwertung hinter Alexander Grischuk, der nur noch theoretisch überholt werden kann und hat gute Chancen, sich zu qualifizieren - wenn er genügend punktet. In seinem Match gegen Veselin Topalov führte der Franzose in der Englischen Partie die schwarzen Steine, konnte aber an keiner Stelle die Führung in der Partie übernehmen. 

 

Schwarz muss hier noch um Ausgleich kämpfen und suchte mit 28... e5 nach Gegenspiel.

Topalov und Vachier-Lagrave

Eine interessante Partie spielten Wei Yi und Anish Giri. Der raketenhaft in die Weltspitze geschossene Chinese wurde eine Zeit lang als möglicher WM-Kandidat gehandelt, doch zuletzt hat sich die ballistische Flugbahn seines Aufstiegs etwas abgeflacht. 

 

Giri war mit Schwarz im Sizilianer in eine ziemlich schlechte Stellung geraten, mit schwachen Bauern auf a6 und b4. Er gab hier mit 18... Txb6 die Qualität und hielt die Partie dann über eine lange Distanz. Remis im 59.Zug.

Anish Giri

Zur Freude von Karsten Müller und allen anderen Endspielliebhabern brachten Radek Wojtaszek und Dmitry Andreikin ein interessantes Turmendspiel aufs Brett, in dem sie sich 35 Züge lang übten.

 

Die Partie endete ebenfalls remis. 

Partien

 

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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