Khalifmann Sieger beim Herzschlagfinale in Bad Wiessee

von ChessBase
08.11.2010 – Der Gewinner der 14. Offenen Internationalen Bayrischen Meisterschaften in Bad Wiessee heißt Alexander Khalifman. Gleich sechs Spieler kamen mit 7,5 Punkten ins Ziel; der St. Peterburger wurde dank bester Zweitwertung zum Sieger erklärt und hat das Turnier nun schon zum dritten Mal gewonnen. Als vorentscheidend für den Turniersieg erwies sich Khalifmans Partiegewinn über Chanda Sandipan. Der Inder hatte bis zur 8. Runde geführt, wurde nun aber von Khalifman an der Spitze abgelöste. In der Schlussrunde reichte dem späteren Turniersieger ein Remis gegen Daniel Fridman zum ersten Preis. Daniel Fridman und Sergei Azarov belegten die Plätze. Turnierseite... Berichte, Endstand, Partien...

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Endstand
 

Fortschrittstabelle:  Stand nach der 9. Runde   (nach Rangliste)
Nr. Teilnehmer ELO NWZ Punk Buch GegWr
1. Khalifman, Alexan 2626 2652 7.5 59.0 2427
2. Fridman, Daniel 2645 2642 7.5 57.5 2429
3. Azarov, Sergei 2596   7.5 55.0 2415
4. Sandipan, Chanda 2641 2635 7.5 54.5 2429
5. Khenkin, Igor 2614 2621 7.5 54.5 2391
6. Graf, Alexander 2606 2597 7.5 51.5 2319
7. Iordachescu, Vior 2632 2624 7.0 56.5 2384
8. Brodsky, Michail 2549   7.0 53.5 2335
9. Drozdovskij, Yuri 2608 2625 7.0 52.5 2324
10. Rivas Pastor, Man 2529   7.0 51.5 2255
11. Petrov, Marijan 2550 2509 7.0 51.0 2325
12. Ovsejevitsch, Ser 2597 2578 7.0 49.5 2268
13. Siebrecht, Sebast 2421 2375 7.0 49.0 2342
14. Poetsch, Hagen 2395 2384 7.0 48.5 2262
15. Buhmann, Rainer 2563 2560 7.0 47.5 2228
16. Mainka, Romuald 2483 2433 6.5 57.0 2356
17. Naumann, Alexande 2544 2522 6.5 56.0 2336
18. Hertneck, Gerald 2541 2528 6.5 54.5 2335
19. Rozentalis, Eduar 2611 2571 6.5 54.0 2325
20. Eingorn, Vereslav 2562   6.5 53.0 2315
21. Solomon, Kenny 2394   6.5 52.0 2310
22. Abergel, Thal 2521 2458 6.5 52.0 2281
23. Deglmann, Ludwig 2397 2318 6.5 51.5 2280
24. Meins, Gerlef 2475 2422 6.5 51.0 2326
25. Zude, Arno 2470 2447 6.5 51.0 2292
26. Singer, Christoph 2369 2302 6.5 51.0 2231
27. Roy Chowdhury, Sa 2457   6.5 50.5 2324
28. Telljohann, Sven 2403 2333 6.5 50.5 2312
29. Zhigalko, Andrey 2580   6.5 50.0 2326
30. Fedorovsky, Micha 2411 2369 6.5 49.5 2232
31. Carlstedt, Jonath 2376 2359 6.5 49.0 2284
32. Kindermann, Stefa 2526 2500 6.5 48.5 2226
33. Schmitz, Thorsten 2320 2289 6.5 48.0 2223
34. Turov, Maxim 2639   6.5 47.5 2244
35. Lomineishvili, Ma 2355 2332 6.5 47.5 2207
36. Cordts, Ingo 2292 2148 6.5 47.5 2202
37. Schneider, Ilja 2519 2501 6.5 46.5 2231
38. Schultz, Andreas 2209 2095 6.5 45.5 2209
39. Cocchi, Andrea 2266   6.5 43.5 2101
40. Andersson, Ulf 2566   6.5 37.5 2229


Rundenberichte

Runde 6

Die sechste Runde des Wiesseer Opens 2010 wird für viele der Hauptprotagonisten als Sinnbild für vertane Chancen stehen. So versuchte zwar Igor Khenkin mit Weiß am Spitzenbrett, seinen einzigen Mitstreiter mit bis dato voller Punktzahl unter Druck zu setzen, doch Sandipan Chanda verteidigte sich umsichtig und war letztlich nie in Gefahr, die Kontrolle zu verlieren: Remis.


Chanda Sandipan

Eigentlich eine Gelegenheit für das Verfolgerfeld, Boden gut zu machen, von der jedoch, mit Ausnahme des bulgarischen GM Julian Radulski, entschieden zu wenig Gebrauch gemacht wurde: die meisten Partien im Spitzenbereich endeten, teilweise ereignislos, remis. Das ist natürlich schade, aber immerhin bleibt der Kampf um den Turniersieg damit weiter spannend. Wir hoffen, dass dies auch die Spieler für die nächsten Runden motiviert, wieder zum Kampfschach der ersten fünf Runden zurückzukehren.

Abseits des Turniergeschehens - zumindest im engeren Sinne – durfte sich der älteste Teilnehmer des Turniers, Niek Oud aus Holland, über ein kleines Präsent freuen, welches ihm heute überreicht wurde. Doch wir sind uns keineswegs sicher, ob es sich mit dem Geschenk messen kann, dass sich „Old Nick“ bereits in der ersten Runde selbst bereitet hatte, als er nämlich mit Schwarz gegen GM Rainer Buhmann remisierte.

Anbei sei erwähnt, dass die Durchführung der heutigen siebten Runde lange Zeit auf der Kippe stand, da ein Teil des Organisationsteams sich vormittags auf eine Wanderung zum Wallberg begab. Doch zum Glück kennt sich „der Boss“ Horst Leckner mit den Bergen ebenso gut aus wie in der Welt des Schachs.  

Runde 7

Die gestrige siebte runde der OIBM brachte möglicher Weise eine Vorentscheidung um den Turniersieg. Nachdem sich Sergei Azarov und Igor Khenkin bereits frühzeitig auf Remis geeinigt hatten, gab es nur noch zwei Spieler, die sich - durch einen Sieg im direkten Duell – auf 6,5/7 hieven und damit vom restlichen Feld absetzen konnten. Dies gelang denn auch dem mit Weiß spielenden GM Sandipan Chanda, der ein verfehltes Entlastungsmanöver seines Gegners Julian Radulski dazu nutzte, dessen Zentralstruktur aufzubrechen. Dies trug ihm einen Mehrbauern ein, den er in der Folge über die Ziellinie brachte.

Auf den Fersen bleiben ihm vor allem GM Alexander Khalifman und GM Daniel Fridman,die sich beide mit beeindruckenden Siegen gegen  zurückmeldeten, letzterer sogar mit Schwarz. Egal wer von den beiden in Runde 8 auf den Spitzenreiter trifft, es wird wohl die letzte Chance sein, diesen mit einem Sieg vom Thron zu stürzen, denn in Runde 9 wird Sandipan ja wieder mit den weißen Steinen aufschlagen dürfen. Sollte ihm zu diesem Zeitpunkt ein Remis reichen, wird er sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen.


Khalifman und Naumann

Erwähnenswert ist auch die Anwesenheit einer weiblichen Teilnehmerin in der Verfolgergruppe mit 6 Punkten. WGM Natalia Zdebskaja gelang heute ein Sieg gegen GM Vitaly Kunin, der, im Bestreben, Boden gut zu machen, viel riskierte und am Ende noch mehr verlor.


Natalia Zdebskaja

Mit einem völlig eingeklemmten Turm konnte er die Mattdrohungen seiner Gegnerin nicht mehr parieren. Der Kreis der möglichen Turniersieger wird damit immer kleiner.

Runde 8

Die achte Runde des Wiesseer Turniers brachte eine dramatische Wendung im Kampf um den Turniersieg. Der bis dato souveräne Führende, Sandipan Chanda, wurde von Alexander Khalifman in die positionelle Zwickmühle gesteckt, aus der er sich trotz langen Widerstandes nicht mehr befreien konnte.


Khalifman gibt Autogramme

Ein hervorragend herausgespielter Sieg des inzwischen wieder Topfavoriten auf den morgigen Gesamtsieg. Ebenfalls voll punkten konnten die deutschen Hoffnungen Igor Khenkin und Daniel Fridman, die wie Khalifman am Inder vorbei auf  7/8 zogen. Wer unter der Troika morgen noch eins draufsetzen kann, wird alleiniger Erster sein. Bei friedlichem Ausgang kommt als Turniersieger auch noch Chanda in Betracht, der von den Verfolgern im Falle eines Sieges am Schlusstag die beste Wertung aufweisen würde.

Mit ihm punktgleich liegen unter anderem noch Vorjahressieger Viorel Iordachescu, Alexander Graf und Sergei Zhigalko auf der Lauer, die allesamt heute gewinnen konnten. Sein Namensvetter Sergei Azarov genügte für den Verbleib in der Verfolgergruppe ein Remis, da er wie die drei Führenden mit sechs Punkten in die heutige Runde gegangen war.

Runde 9

In der Schlussrunde der Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaft kam es zu dem erhofften Herzschlagfinale. Zwar setzten an den ersten beiden Brettern sowohl Daniel Fridman als auch Viorel Iordachescu ihre Gegner Alexander Khalifman und Igor Khenkin unter Druck, mussten sich jedoch von den Verteidigungskünsten Letzterer überzeugen und schließlich ins Remis einwilligen. Damit hieß es „Feuer frei“ für die Verfolger, und diesmal „wüteten“ sie mächtig: der lange Zeit führende Sandipan Chanda konnte gegen Sergei Zhigalko seinen x-ten Sieg mit der Sämischvariante des Nimzoinders landen und so ein beeindruckendes Turnier zum guten, wenngleich nicht maximalen Ende, führen. Alexander Graf gewann in einer langen Partie gegen den Überraschungsmann Ludwig Deglmann vom FC Bayern, der trotz eines Minusbauern auf die Remistendez der ungleichfarbigen Läufer hoffen durfte. Ergänzt wurde die Liste der Leute, die sich mit 7,5/9 den Turniersieg teilen, durch Sergei Azarov, der mit Ilja Schneiders mutmaßlich ersten Gehversuchen im soliden Spanier konfrontiert wurde. Bald geriet dabei Schneiders Turm in ein gefährliches Abseits, aus dem es kein vernünftiges Entkommen mehr gab.

Damit geht es an der Spitze so eng zu, wie nie zuvor: sechs Spieler stehen am Ende mit 7,5 Punkten da und unterscheiden sich nur durch ihre Buchholzwertung.

And the winner is… Alexander Khalifman! Nachdem er sich lange Zeit erst ins Turnier kämpfen musste und dabei einige kritische Momente zu bestehen hatte, war er zum richtigen Zeitpunkt voll da und errang seinen dritten Wiessee-Triumph bei seiner dritten Teilnahme.

Zweiter wurde Daniel Fridman vor Sergei Azarov.

Bei der Siegerehrung wurde denn auch das Geheimnis des Turniersiegers gelüftet, welches Turnierchef Horst Leckner die Woche über genau mitverfolgte: es ist eine Tasse Espresso, mit der sich Khalifman unter anderem gegen die Nesquik – Variante des Inders Sandipan durchsetzte. Neben den freundlichen Abschiedsgrüßen von Bürgermeister Peter Höß, nahm außerdem Ralph Alt vor interessiertem Publikum Stellung zu aktuellen Themen innerhalb des Deutschen Schachbundes. Sehr erfreulich war dieses Jahr die Kampfmoral der Teilnehmer, von denen wir hoffen, so viele wie möglich nächstes Jahr wieder zu sehen.


BU: v.l. Horst Leckner, Wolfgang Fiedler, Segei Azarov, Peter Rie, Alexander Khalifmann, Kurt Sareiter, Daniel Fridmann und Bürgermeister Peter Höß

(Pressetexte)

 

 

 

 

 

 


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