7.Le3!? gegen die Rubinstein-Variante
Martin Lorenzini zeigt ein aggressives System
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sf3 Sgf6 6.Sxf6+ Sxf6 7.Le3

Auf der Suche nach einem Alternativsystem gegen die Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung stießen wir (Salvador Alonso und ich) auf die interessante Partie Tomashevsky,E - Kramnik,V 0-1 (2020), in der nach 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sbd7 5.Sf3 Sgf6 6.Sxf6+ Sxf6 der Anziehende mit 7.Le3!? die Hauptpfade verließ. Obwohl das Experiment kein Erfolg war, entdeckten wir bei der Erforschung des Spiels von Weiß aussichtsreiche Verbesserungen und attraktive Angriffsideen - hier sind unsere Ergebnisse.
In obiger Stellung hat Schwarz nach 7.Le3!? die Wahl zwischen A) 7...Sd5, B) 7...Ld6 und dem eher zweitrangigen C) 7...Le7.
A) 7...Sd5
wird beantwortet mit 8.Ld2.

Der Plan von Weiß ist sehr geradlinig: Er will Ld3/De2/0-0-0/Se5 folgen lassen und, bei von ihm kontrolliertem Zentrum, einen Bauernangriff auf die schwarze Rochadestellung am Königsflügel starten. Angesichts der typischen schwarzen Zentrumsreaktion ...c5 macht er sich einfach bereit, dxc5 zu spielen und so schnell wie möglich die Entwicklung fortzusetzen.
Nach 8...c5 9.dxc5 Lxc5 10.Ld3 Dc7 (bezüglich 10... 0-0 siehe Fressinet,L - Vaisser,A 1-0 - nach 11.De2 Sb4 12.Lxb4 Lxb4+ 13.c3 Le7 14.0-0-0 Da5 15.Kb1 hatte Schwarz Probleme mit seinem Lc8) 11.De2

gibt es drei Fortsetzungen für Schwarz:
A1) 11... 0-0 (12.0-0-0)

und nun hatte Schwarz in Nijboer,F - Dambacher,M 1-0 verschiedene Möglichkeiten - darunter die interessante Neuerung 12...b5!?.
A2) 11...Ld7!? - der solideste Zug für Schwarz, der es für Weiß am schwersten macht, auf Vorteil auszugehen.

Nach 12.0-0-0 Sf4 13.Lxf4 Dxf4+ wählte in Stellwagen,D - Meier,G ½-½ der Niederländer 14.Td2 und erlangte keinen Vorteil. Der Weg für Weiß muss sich auf den Zug 14.Kb1 fokussieren.
A3) 11. ... a6 wurde erprobt in Predojevic,B - Stojanovic,D 1-0 - eine großartige Musterpartie dafür, wie man den weißen Angriff führt.

Stellung nach 16.Se5!
B) 7....Ld6

Die andere Hauptalternative und auch der Zug, der von Vladimir Kramnik gewählt wurde. Nach 8.Ld3 b6 9.De2 Lb7 10.Se5 0-0 11.0-0-0

teilt sich der Weg für Schwarz:
B1) 11... c5 geschah in der besagten Partie Tomashevsky,E - Kramnik,V 0-1, wo wir statt des gespielten 12.h4?! 12.Sc4!

als Verbesserung Weiß empfehlen.
B2) 11...Sd5 sah man in Fressinet,L - Marzolo,C 1-0, eine wichtige Partie, in der nach 12.Ld2

Schwarz statt 12...Sb4? mit 12...Dh4!? hätte fortsetzen sollen.
C) 7...Le7

Diese nachrangige Fortsetzung bereitet keine besonderen Probleme. Nach 8.Ld3 0-0 9.De2 c5 10.dxc5 Dc7 11.0-0-0! Lxc5 12.Lxc5 Dxc5 13.Se5!

kommt Weiß wieder zu seiner Angriffsaufstellung, siehe Spraggett,K - Pogorelov,R 1-0.
Fazit: 7.Le3!? leitet ein aggressives Schema ein, mit klarer Angriffsvorgabe und einem Spielplan dahinter. Es ist eine interessante Alternative zu den abgegriffeneren und theorielastigeren Abspielen beginnend mit 7.c3 oder 7.Ld3, wert in die Praxis umgesetzt zu werden. Schwarz hat die Ressourcen, die Partie auszugleichen, aber bei der leichtesten Ungenauigkeit kann er in eine heikle Stellung geraten.
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Martin Lorenzini: Französisch Rubinstein-Variante 7.Le3
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Alexey Kuzmin: Damengambit 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 h6!?
Sergey Grigoriants: Grünfeld-Indisch mit 5.Sa4 e5
Roven Vogel: Königsindisch Fianchettovariante 8.Sa3

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