Kölner Blitz-Schachclub: Will noch jemand mitspielen?

von André Schulz
20.02.2018 – Jeden Mittwoch, ab 16 Uhr, trifft sich im Kölner Engelshof eine Gruppe von Freunden des geselligen Blitzspiels. Wer im Köln-Bonner Schach auskennt, wird ein paar bekannte Gesichter erkennen. Neue Mitspieler sind willkommen. (Foto: Friedhelm Mandt)

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Einsatz: Ein "Rü"

Ein offizieller Schachklub ist die Gruppe nicht, Mitgliedsbeiträge müssen also nicht entrichtet werden. Trotzdem kann ein langer Abend auch mal teuer werden, nicht nur wegen der Getränke.

"Wir spielen die Partien um einen Rü," erläutert Vlastimil Hort.

Ein Rü?

"Das ist der Einsatz für eine Partie, 50 Cent. Damit es um etwas geht. Sonst lässt die Konzentration nach. Rüdiger Schmidt hat das vorgeschlagen, Bodos Bruder. Deswegen nennen wir es einen "Rü". Das ist quasi unsere eigne Kryptowährung hier, unser Bitcoin. Rüdiger ist unser Spielleiter. Er ist die Seele der Gruppe. Er ist auch der Älteste von uns, noch anderthalb Jahre älter als ich es bin. Wir treffen uns jeden Mittwoch, immer um 16 Uhr. Manchmal dauert es lange. Der Abend kann auch mal bis Mittenacht gehen. Meistens sind wir zu sechst", berichtet Vlastimil Hort weiter. 

Vorne: Bodo Schmidt und Vlastimil Hort, hinten: Gottfried Schumacher und Rüdiger Schmidt (Foto: Friedhelm Mandt)

"Außer Bodo und Rüdiger Schmidt sind da noch Gottfried Schumacher aus Bad Neuenahr, Ferdi Roski, Slobodan Bzidrevic, der immer extra aus Eschweiler herkommt. Und ich bin auch noch dazu gestoßen. Unser Schachfreund Friedhelm Mandt gehört ebenfalls dazu. Er ist assoziiert. Und er hat die Fotos gemacht."

Vlastimil Hort muss kaum extra vorgestellt werden. Mitte der 1960er Jahren stieß der Tscheche in die Weltspitze vor und spielte zusammen mit den großen jener Zeit bei unzähligen Turnieren. Vlastimil Hort kannte sie alle persönlich: Keres, Botvinnik, Fischer, Larsen, Spassky, umd nur einige wenige Namen der großen Spieler früherer Zeit zu nennen - Schachlegenden. In seiner hochgelobten Artikelserie stellt Hort hier auf der Chessbase-Newsseite regelmäßig große Schachspieler vergangener Zeiten vor und erzählt, was er mit ihnen erlebt hat.

Seit 1979 lebt Vlastimil Hort in Deutschland, doch seine Verbindungen in die tschechische Heimat hat er nie abreißen lassen. Auch sprachlich nicht. Sein Deutsch versieht er bekanntlich mit einem breiten tschechischen Akzent. Vermutlich könnte er Deutsch auch ohne diesen schönen Akzent sprechen, doch dann wäre er nicht mehr derselbe.

Kürzlich hat Hort in Prag seine Biografie vorgestellt - in tschechischer Sprache, ohne Schachpartien und Diagramme, stattdessen ausschließlich Erinnerungen. Vielleicht gibt es einmal eine deutsche Übersetzung. Es würde sich lohnen.

In der Schachbundesliga trat Vlastimil Hort über viele Jahre für die SG Porz an und so wählte er sein Domizil nicht weit von Porz entfernt auf der rechten Rheinseite in der Nähe von Hennef. Über die A3 ist man von hier schnell in Porz oder am nahe gelegenen Flughafen Köln-Bonner Flughafen. Auch die internationale Drehscheibe Frankfurt ist nicht allzu weit entfernt.

Von 1983 bis 2005 bildete Hort zusammen mit Helmut Pfleger ein kongeniales Kommentatoren-Duo in den unzähligen Schachsendungen des WDR. Horts böhmischer Humor, der so sehr an Jaroslav Hašek Figur des Josef Schwejk erinnert, ist nicht etwa aufgesetzt, sondern kommt von Herzen. Im privaten Umgang ist Vlastimil Hort ganz genauso. Irgendwelche großmeisterliche Allüren beim Schach sind dem einstigen WM-Kandidaten völlig fremd. Vlastimil Hort, inzwischen tatsächlich über 70 Jahre alt, ist zwar noch im Turnierschach aktiv - er spielt in der 3. Liga für den Oberhausener Schachverein und ab und zu auch noch ein Turnier -, aber sein schachliches Zuhause ist inzwischen wohl die Blitzrunde im Köln-Porzer "Engelshof".

Nicht nur in den Persönlichkeiten, auch in der Spielstärke passt die Gruppe gut zusammen. Hinter Hort ist Bodo Schmidt der nominell spielstärkste Schachfreund. Als FIDE-Meister spielte Bodo Schmidt für Porz und Solingen in der Bundesliga und war eine Zeitlang im Godesberger Schachklub als Spieler und vor allem auch als Sponsor aktiv. 2012 wurde Schmidt Deutscher Seniorenmeister und 2014 Deutscher Seniorenblitzmeister. 

Bodo Schmidt und Slobodan Bzidrevic (Foto: Friedhelm Mandt)

Auch Gottfried Schumacher und Ferdinand Roski gehörten dem Godesberger Schackklub an. Beide spielten über viele Jahre in der dritten und auch in der zweiten Liga für die Godesberger und sind vor allem unglaublich routinierte und schnelle Blitzspieler. Wer mal zu den besten Godesberger Zeiten bei einem der monatlichen Freitagsblitzturniere zu Gast war oder bei einem Mannschaftsblitzturnier auf ein Godeberger Team traf, weiß, was gemeint ist. Gottfried Schumacher, ebenfalls FIDE-Meister, ist inzwischen in Bad Neuenahr zuhause und leitet dort den örtlichen Schachverein. Außerdem nimmt er mehr und mehr an Seniorenturnieren teil. Im letzten November gewann Schumacher das (Jung-)Senioren-Open in Bad Griesbach und ließ dabei die beiden IMs Ivan Hausner und Josef Pribyl hinter sich. 

Ferdi Roski (Foto: Friedhelm Mandt)

Man sieht, Vlastimil Hort hat zwar das bewegtere Schachleben als Profi hinter sich, aber das "Überleben" in dieser ausgefinkelten Schchtruppe ist selbst für einen Großmeister alles andere als einfach. Da können schon einmal ein paar "Rü" den Besitzer wechseln.

Hinten: Rüdiger und Bodo Schmidt, vorne: Gottfried Schumacher und Slobodan Bzidrevic (Foto: Friedhelm Mandt)

"Wir könnten noch ein paar Mitspieler gebrauchen," meint Vlastimil Hort. "Sie müssen natürlich zu uns passen. Am besten einfach mal Mittwochs vorbei kommen, beim Engelshof in Köln-Porz. Haltestelle Berliner Straße und dann ein paar Minuten zu Fuß."

Meine Partien gegen die Weltmeister

Hort stellte einige seiner Partien gegen die Weltmeister vor und weiß viel über diese großen Persönlichkeiten des Schachs zu berichten.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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