Dr. Karsten Müller: Schachendspiele 4 –
Strategische Endspiele
Rezension von Martin Rieger
Viele Schachspieler meiden Endspiele wie der
Teufel das Weihwasser. Zu trocken, zu langweilig und schwer zu erlernen, das
sind die häufigsten Rechtfertigungen um sich mit der an sich wichtigen Materie
nicht beschäftigen zu müssen.
Wie wichtig Endspiele für jeden ernsthaften
Schachspieler sind, möchte ich an folgendem Beispiel aufzeigen: Jose R.
Capablanca (Schachweltmeister von 1921-1927) verlor in seiner gesamten
Schachkarriere nur 35 Partien und galt als unbesiegbare „Schachmaschine“. Doch
was war das Geheimnis seines unglaublichen Erfolgs? Zum einen perfektes
Positionsspiel gepaart mit unglaublichem Talent, zum anderen perfekte
Endspielbehandlung. Capablanca betonte immer die Notwendigkeit von
Endspielkenntnissen, da Mittelspiel und Eröffnung immer in Bezug auf das
Endspiel studiert werden sollten, bereits in der Eröffnung dachte Capablanca
also an möglichst günstige Übergänge in das Endspiel! Durch diese streng
logische Herangehensweise war er seinen damaligen Konkurrenten weit überlegen.
Doch die Zeiten, in denen sich der
Endspielinteressierte durch Bücher wie den Cheron quälen musste um etwas über
Endspiele zu erfahren, geschweige denn zu lernen, sind endgültig vorbei. Mit der
Fritz Trainer Reihe Endspiel kann man es sich bequem machen und dem Großmeister
bei seinen unterschiedlichen Lektionen zuhören und zusehen.
Der Hamburger Großmeister Dr. Karsten Müller
stellt mit „Strategische Endspiele“ den vierten Teil seiner Endspielreihe auf
DVD vor. Die Teile 1-3 behandelten die Grundlagen für Einsteiger, Turmendspiele
und Schwerfigurenendspiele. Im nun vorliegenden vierten Teil geht es um etwas
kompliziertere Endspiele mit mehr Figuren auf dem Brett und die daraus
abgeleiteten Endspielprinzipien.
In 6 Kapiteln mit insgesamt 61
Videolektionen (6h Spielzeit) werden folgende Themen im Einzelnen genauer
betrachtet:
- Turm und Leichtfigur gegen Turm (u.a.
Cochrane–Verteidigung, Zweite Reihe – Verteidigung und Philidor–Stellung)
- Turm gegen zwei Leichtfiguren (Turm
gegen Läufer und Springer)
- Turm und Leichtfigur gegen Turm und
Leichtfigur
- Dame und Springer gegen Dame und
Läufer
- Läuferpaar
- Doppelturm
Dr. Karsten Müller bespricht und erklärt die zum
Teil recht anspruchsvollen Stellungen so, dass sie auch von Endspiel-Laien gut
verstanden und nachvollzogen werden können. Die einzelnen Kapitel bauen
aufeinander auf und führen den zukünftigen Endspielkönner vom Einfachen zum
Schwierigen, sprich von der elementaren Cochrane-Verteidigung (Turm gegen Turm
und Läufer) zum komplexen Doppelturmendspiel (Giardelli-Andersson, Pinamar
Masters 2001).
Das "Fischer-Endspiel" (Video-Ausschnitt in reduzierter Qualität ansehen)...
Dabei weist der Autor immer wieder auf die grundlegenden
Endspielprinzipien hin, wiederholt bereits gelerntes und gibt dem Lernenden
immer wieder die Möglichkeit, in zwischendurch eingeworfenen Trainingsfragen
sein Wissen zu überprüfen und zu testen.
In folgender Stellung (Philidor-Stellung) ist
Weiß am Zug und gewinnt. Hier hilft reines Rechnen nicht weiter, Weiß muss
wissen wie er vorgeht um die Stellung zu gewinnen.
Der Lösungszug lautet 1.Tf8+!
Nach 1…Te8 folgt 2.Tf7! Te2 3.Th7 Te1 4.Tb7 [4.Lf3? Ke8!=] 4...Tc1 5.Lb3 Tc3
6.Le6 Td3+ 7.Ld5! Tc3 8.Td7+ Kc8 9.Th7 Kb8 10.Tb7+ Kc8 11.Tb4 Kd8 12.Lc4 Kc8
13.Le6+ Kd8 14.Tb8+ Tc8 15.Txc8# +-
Fazit:
Durch das innovative ChessBase Media Format lernt man mit Hilfe audiovisuellen
Unterrichts schneller, bequemer und auch wirksamer scheinbar schwierige
Endspiele. Großmeister Dr. Karsten Müller hat mit dem vierten und letzten Teil
seiner Endspielserie ein großes Werk komplettiert das für mich bereits jetzt zu
den modernen Klassikern zählt. Uneingeschränkt für jeden zu empfehlen, der mehr
über Endspiele erfahren und lernen möchte.
Zu den ersten drei Bänden der Großen Endspielschule von GM Dr. Karsten Müller: