Kramnik im Interview: Das Turnierschach vermisse ich nicht

von André Schulz
19.04.2023 – Vladimir Kramnik hat sich nach seinem Rücktritt wieder ans Brett gesetzt und nahm am Schnellschachturnier "Armageddon" in Berlin teil. Bei dieser Gelegenheit stellte er sich für ein Interview zur Verfügung und berichtete von seinen Schachschülern und den Ideen, das Schachspiel mit kleinen Regeländerungen interessanter zu machen.

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Im Januar 2019, nach dem Turnier in Wijk aan Zee, hatte Vladimir Kramnik seinen Rücktritt vom Turnierschach erklärt. Im Jahr 2000 hatte Kramnik Kasparov in London im Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft besiegt und wurde als 14. Weltmeister Kasparovs Nachfolger. Es war eine schwierige Zeit, denn nach dem WM-Kampf zwischen Short und Kasparov 1993 war die Schachwelt gespalten und es gab zwei Weltmeisterschaftssysteme. Mit Kramnik wurden die beiden konkurrierenden Zyklen wieder zusammengeführt, in einem sehr schwierigen Wettkampf gegen den FIDE-Weltmeister Veselin Topalov, der mit harten Bandagen geführt wurde. 2007 verlor Kramnik den Titel im WM-Turnier an Anand und auch im Revanche-Wettkampf 2007 unterlag Kramnik Anand. 

Im Laufe seiner Karriere hat "Big Vlad" wie der stattliche Großmeister von seinen Kollegen anerkennend genannt wurde, alle großen Turniere wenigstens einmal gewonnen. Im Kandidatenturnier 2018 setzte Kramnik noch einmal alles auf eine Karte, riskierte in den Partien viel, um vielleicht noch einmal um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können, doch kam nicht zum Erfolg. 2019 kam dann der Rücktritt vom Turnierschach. Die Motivation war nach und nach verloren gegangen. "Ich möchte mich auf Projekte konzentrieren, die ich in den letzten Monaten entwickelt habe, insbesondere im Bereich "Schach für Kinder und Bildung", erklärte der frühere Weltmeister, meinte aber auch: "Ich werde vielleicht immer noch gerne einmal ein Blitzschach- oder ein Schnellschachturnier mitspielen oder ein Simultan geben. Ich werde gerne an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen, die mit Schach verbunden sind, um dieses großartige Spiel noch populärer zu machen."

Beim Sparkassen-Schachfestival in Dortmund nahm er an dem Experiment "No Castling Chess" teil, und stellt sich auch in diesem Jahr dafür wieder zur Verfügung, und vor Kurzem beteiligte er sich am "Armageddon"-Turnier von World Chess. Bei dieser Gelegenheit gab er auch ein längeres Interview, das nun als Video veröffentlich wurde.

Seinen Rückzug vom Turnierschach bereue er nicht, sagte Kramnik. Für lange Turnierpartien brauche man viel Energie über viele Stunden. Mit 47 Jahren sei man viel schneller müde als die jüngeren Gegner. Den Spaß und das Interesse am Schach im Allgemeinen habe er aber nicht verloren. Es bereite ihm viel Freude, den Fortschritt von einigen sehr talentierten Schachschülern zu sehen. Auch mit Firouzja hat Kramnik trainiert. Kramnik berichtet außerdem, dass er mit anderen darüber nachdenkt, wie man Schach mit kleinen Regeländerungen so verändern kann, dass es interessanter wird.

 

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.