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Patrick Karcher verfasst einen spannenden Debütroman / Erfahrungen als Entwicklungshelfer in Ghana prägen
Patrick Karcher hat mit seinem Schachbuch „DWZ-Plus“ einen Bestseller gelandet. Der Joachim-Beyer-Verlag wünschte sich deswegen einen zweiten Band von dem Oberliga-Spieler der Rochade Kuppenheim. Doch weil ihm dazu die „gute Idee“ fehlte, wie Karcher gestand, verfasste der Südbadener stattdessen einen Thriller: „Über die Mauer nach Afrika“ heißt dieser und ist in allen Buchhandlungen und natürlich online für 19,80 Euro zu bestellen. Der ehemalige Entwicklungshelfer in Ghana lässt dabei auch seine Erfahrungen aus Afrika einfließen.
Island, Ghana, Schweiz: Der Südbadener Patrick Karcher scheut weder fremde Kulturen und Sprachen noch berufliche Abenteuer. „Intensive Erfahrungen als Entwicklungshelfer in Afrika“ beschäftigten ihn so sehr, dass der 42-Jährige „glaubte, ich hätte eine Geschichte zu erzählen“. Daraus wurde der interessante Thriller „Über die Mauer nach Afrika“.
Die 233 Seiten, ummantelt von einem sehr gefälligen orangefarbenen Einband mit dem Schatten eines für den Schwarzen Kontinent typischen Savannenbaums und eines Löwen vor der untergehenden Sonne, erschienen im Joachim Beyer Verlag. Die Unterfranken hatten bereits anno 2015 Karchers erstes Werk verlegt – und da „DWZ-Plus – Talent wird überschätzt“ ein Kracher für Schachbuch-Verhältnisse war und auch unter dem Titel „Increase your Chess“ auf Englisch erschien, begehrte der Verleger einen Nachfolge-Band. „Doch dazu fehlte mir die Idee“, gesteht der Kuppenheimer Oberligaspieler unumwunden.
Dafür lieferte sein Blog, den der Murgtäler während seiner siebenmonatigen Afrikazeit bis Juni 2019 genauso wie einst in Island unterhielt, eine Steilvorlage. „Die vielen Kurzgeschichten, in die ich meine Erfahrungen einfließen ließ“, erheiterten seine Follower. Die knapp 80 Leser ermutigten Karcher, „daraus ein Buch zu machen“. Allerdings fand der langjährige Projektleiter bei SAP die Erzählungen selbstkritisch „nicht spannend genug für ein ganzes Buch“. Karcher befand aber immerhin, dass sich „einzelne Teile seiner Erlebnisse durchaus zu einem spannenden Werk zusammenfügen ließen“. Im Wesentlichen sei die Handlung seines Romans jedoch „frei erfunden“, betont der Testmanager bei der Schweizer Post in Bern, um keinen falschen Eindruck von Ghana zu vermitteln oder das Land gar „zu geißeln“.
Das Leben als Entwicklungshelfer der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) empfand der 42-Jähriger aber durchaus als extrem: „Ich verstand am Anfang erst gar nicht den Sinn der Re-Integrationskurse nach der Rückkehr“, gesteht Karcher, „aber man kommt mit so vielen Erfahrungen zurück und stellt in Deutschland fest, hier hat sich die Welt nicht verändert. In Afrika lernt man große Armut kennen, die man entweder ignoriert oder einen länger beschäftigt. Insofern half der Erfahrungsaustausch mit anderen, um das zu verarbeiten! Auch die Vorbereitungskurse und das Sicherheitstraining der GIZ waren extrem gut.“
Der für den Aufbau einer IT-Abteilung eingesetzte Informatiker lernte jedoch auch die Menschen in Ghana schätzen, die als Händler ehrlich blieben, als sich der „Obruni“ (weiße Mann) im Armenviertel einquartierte. Einen besonders guten Draht entwickelte er dank seines Hobbys zu den Schachspielern des Landes. Zu dem ersten Turnier in Accra holte ihn ein Nationalspieler ab. Zudem kam der Präsident des ghanaischen Schachverbands, um den Oberliga-Crack aus Deutschland zu begrüßen.
Respekt verschaffte sich Karcher dann gleich auf den 64 Feldern mit seinem Co-Sieg bei dem Wettbewerb. Auch in dem besonders schachbegeisterten Island fand der Gaggenauer so umgehend Anschluss. Auf der nordischen Insel wollte er vor allem die komplizierte Sprache mit der Deklination von Eigennamen und zum Beispiel „drei Formen von Sie“ lernen. Das gelang zwar nicht ganz – immerhin „verstehe ich seitdem die Dialekte meiner Kollegen in der Schweiz besser“, ulkt Karcher und sieht sich bestätigt, dass „jede neue Sprache den Horizont erweitert“.
In seinem Debütroman flieht der Protagonist Lukas Schlossnickel aus der DDR und vor seiner tragischen familiären Vergangenheit. „Es geht dabei auch um Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit“, wollte der Autor zunächst gar nicht in Ostdeutschland beginnen, entdeckte indes letztlich „im Sozialismus korrupte Strukturen auf einer anderen Art mit der Stasi“. Karcher kaufte sich „extra ein Buch, um sich authentisch im DDR-Deutsch ausdrücken zu können“.
Im Westen heuert Schlossnickel gleich an, um in einem fiktiven Land in Westafrika eine Wasseraufbereitungsanlage zu realisieren. Golden Bay entpuppt sich aber nicht als reines Paradies. Schlossnickel kämpft gegen Intrigen, Sabotage und korrupte Strukturen in der Gier nach Gold. Der Leser fiebert mit und ist gespannt auf das Finale, das überraschend ausfällt. Das offene Ende lässt sogar Platz für eine Fortsetzung.
Der Krimi-Debütant „träumt nicht von einem Bestseller, sondern sehe es als Gesellenstück an. Ich hatte viele Ideen und wollte die nicht nur für mich festhalten“, sagt Karcher. Ob er weitere Romane verfasst, für die er „mehr als genug Ideen“ habe oder gar einen Folgeband mit Schlossnickel als Serienheld schreibt, wartet der Gaggenauer ab: „Das hängt vom Feedback der Leser ab.“ Eins ist dem Schachbuch-Autor der Rochade Kuppenheim zumindest nach dem Thriller klar geworden: „Ich dachte, es sei einfacher, einen fiktiven Roman als ein Schachbuch zu schreiben – doch da täuschte ich mich!“
Euro 19,80
Paperback, 233 Seiten
ISBN-10 : 3959201494
ISBN-13 : 978-3959201490