Graz, 22. bis 30.November 2003
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Graz 8. Runde
Peter Schreiner
Peter Schreiner in Graz
Die Organisation hier in Graz ist einfach nur exzellent. Wer noch nie solch ein
Turnier organisiert hat, macht sich im Allgemeinen keine Vorstellung davon,
welcher Arbeitsaufwand von dem Organisationsteam geleistet wird. Der "Macher"
des Turniers ist Walter Kastner.
Walter Kastner
Frage: Walter. Wie kam es zu der Idee, die Computerschach-WM in Graz
auszurichten?
Antwort: Die Idee stammt von unserem Medienkünstler Prof. Richard Kriesche, der
einerseits eine Medienplattform installieren wollte und andererseits die
Schachliebe die Prof. Jungwirth fördern wollte. Auf diesem Wege ist durch die
aktive Förderung des Schachliebhabers Prof. Kriesche das Turnier ermöglicht
worden.
Frage: Computerschachturniere haben ja eine ganz eigene Atmosphäre, z.B. darf
man während der laufenden Partien sprechen und in die laufenden Partien
hineinreden.
Antwort: Gerade weil man während der laufenden Partien kommentieren, analysieren
und diskutieren kann, passt dieses besondere Turnier hervorragend in unser
Konzept. Ich bin sehr überrascht, dass die zahlreichen Laien erstaunt die hier
vorherrschende Atmosphäre wahrnehmen und als bleibenden Eindruck mitnehmen. Die
"Schachexperten" wiederum merkt man das Erstaunen an, dass man das trocken
anmutende Computerschach so lebendig präsentieren kann.
Frage: Du selbst bist aktiver Turnierspieler. Wie ist Dein Eindruck vom
Computerschach allgemein und den hier teilnehmenden Programmen ?
Antwort: Mich faszinieren vor allem die Menschen, die hinter den Programmen
stehen. Ich hätte nicht gedacht, dass alle Programmierer im Grunde genommen so
lebenslustige und aufgeschlossene Menschen sind. Bei den Programmen ist das
Leistungsniveau absolut hervorragend. Beigeistert hat mich die Tatsache, dass
viele Teilnehmer via Internet auf leistungsstarke Maschinen zugreifen, die in
New York, Paderborn oder Amsterdam stehen.
Frage: Im allgemeinen ist es sehr schwer, Sponsoren für solche Events zu
gewinnen. Ich war selbst bei einigen Veranstaltungen dabei. Solch ein gediegenes
und professionell durchgezogenes Event habe ich noch nie erlebt ? Wer
unterstützt Dich konkret bei der Durchführung der Veranstaltung ?
In erster Linie der Präsident des Österreichischen Schachverbandes Prof. Kurt
Jungwirth. Er hat als ehemaliger Landeshauptmann für uns die notwendigen
Kontakte vermittelt, wie z.B. Fujitsu Siemens, Pro Holz, Otto Versand, Casino
Graz und nicht zuletzt ein ganz wichtiger Kontakt: ChessBase, die uns erst die
multimediale Aufbereitung des Turniers ermöglicht haben.
Frage: Auf schach.de wurde das Turnier weltweit verfolgt. Wie beurteilst Du die
Entwicklung des Schachs durch das Internet ?
Antwort: Das Internet ist für das Schach eine große Chance. Meiner Meinung nach
ist es das perfekte Medium für das Schach. Wir erreichen über das Internet die
Gemeinschaft der Schachcomunity praktisch vollzählig mit aktuellen Ergebnissen,
Partien und in Zulkunft auch mit Internetradio und Internet - TV. Ich freue mich
besonders darüber, dass unser Turnier als Pilotprojekt erstmals live auf dem
Server von ChessBase mit Kommentaren und bewegten Bildern übertragen wurde.
Besonders hervorheben möchte ich noch die Landesberufsschule Fürstenfeld, die
für uns speziell die wunderschönen Turnierbretter angefertigt haben.
Frage: Auch wenn man aufgrund der exzellenten Turnierorganisation den Eindruck
gewinnen könnte, dass Du professionell Turniere ausrichtest. Was machst Du
beruflich ?
Antwort: Dieses Lob lässt mich erröten, weil dies mein erstes Turnier als
Organisator war. Beruflich mache ich mit meiner Firma Imagewerk gemeinsam mit
meinem Partner Elmar Ranegger TV- Videoproduktionen und Webdesign.
Danke an Walter Kastner für das Interview.
Die große Rolle der Eröffnungsbücher:
Für die Erfolgsaussichten der Programme ist die Eröffnungswahl ein ganz
wichtiger Faktor. Hier in Graz treten nicht nur die Programmierer gegeneinander
an. Hinter den Kulissen läuft ein ebenso ehrgeizig betriebener Wettkampf
zwischen den Buchautoren der einzelnen Programme ab. Die überzeugendste
Eröffnungsbehandlung legte bisher Shredder an den Tag, dessen Buch von dem
italienischen Buchexperten Sando Necci aus Mailand erstellt wird. Bis auf die
Partie gegen Fritz kam Shredder jedes Mal mit einer soliden, ausgeglichenen
Stellung aus dem Buch. Während Sandro Necci im stillen Kämmerlein von Mailand
aus arbeitet und die Ergänzungen via Internet schickt, ist der Buchautor von
Fritz und Brutus, Alexander Kure, vor Ort.
Ulf Lorenz (Uni Paderborn), Buchautor Alex Kure, Chrilly Donninger
Warum sind Eröffnungsbücher so wichtig für die Erfolgsaussichten ? Grundsätzlich
besteht das Ziel der Eröffnung darin, eine möglichst vorteilhafte Stellung
herbeizuführen. Die Auswahl der Eröffnungen, die ein Schachspieler aktiv spielt,
ist ein wesentliches Merkmal zur Charakterisierung seiner Spielweise. Denn mit
unterschiedlichen Eröffnungen werden in der Regel verschiedene Stellungstypen
herbeigeführt, welche die individuellen Fähigkeiten eines Schachspielers auf
verschiedene Weise fordern. Die große Kunst bei der Eröffnungsvorbereitung
besteht hauptsächlich darin, ein System auszuwählen, das die eigenen Stärken
betont und optimal zum eigenen Spielstil passt! Wenn ein Mensch Eröffnungen
spielt, reproduziert er - wie bereits ausgeführt - in der Regel Züge. Dabei
spielt es für unsere Überlegung überhaupt keine Rolle, ob dieser Zug aus einem
Buch, von einem anderen Schachspieler oder einer Datenbank stammt. Auch wenn ein
bestimmter Eröffnungszug vom Spieler in häuslicher Analyse selbst gefunden wurde
(= Neuerung), handelt es sich bei der praktischen Anwendung in einer
Schachpartie um eine Reproduktion.
Schachprogramme verhalten sich in dieser Hinsicht nicht anders. Jedes Programm
verfügt über eingespeicherte Eröffnungszüge, die es nur aus der entsprechenden
Datei abzurufen braucht. Die Datei mit den gespeicherten Zügen bezeichnet man
als Eröffnungsbuch oder Eröffnungsbibliothek. In gedruckten Eröffnungsbüchern
befinden sich genau wie in den Eröffnungsbüchern von Schachprogrammen Zugfolgen
und Bewertungen (z.B. "guter Zug" oder "schlechter Zug").
Ein Schachprogramm hat - wie ein menschlicher Schachspieler - bestimmte
individuelle Stärken und Schwächen. Wir wollen an dieser Stelle nicht auf die
prinzipiellen Unterschiede der Herangehensweise von Mensch und Computer an das
Problem Schach eingehen.
Schachprogramme unterscheiden sich in ihrer Spielweise genau so voneinander, wie
sich menschliche Schachspieler voneinander unterscheiden (wäre dem nicht so,
müssten die Schachprogramme identisch sein und könnten deshalb keine
schöpferische Leistung der Autoren darstellen). Daraus folgt, dass
Schachprogramme ebenso wie Menschen unterschiedliche Eröffnungen spielen müssen,
um ihre spezifischen Fähigkeiten bestmöglich zur Geltung bringen zu können.
Die Analogie zum menschlichen Schachspieler lässt sich in diesem Punkt
fortführen. Ein Mensch wird sich aus der Summe der Eröffnungstheorie die
Spielweisen aussuchen, lernen und anwenden, die seinen individuellen Fähigkeiten
entsprechen; zumindest sollte es im Idealfall so sein. Ein Schachprogramm
benötigt hierzu jedoch die Hilfe eines Entwicklers, der einerseits ein starker
Schachspieler sein muss, um die individuellen Fähigkeiten eines Schachprogramms
zu erkennen,
die in Veröffentlichungen (Eröffnungsbüchern, Datenbanken, usw.) abgegebenen
Beurteilungen (Bewertungen) zu überprüfen, die Qualität des Spiels des
Schachprogramms nach der Eröffnung zu beurteilen.
Andererseits ist auch eine gewisse Kenntnis der spezifischen Programmierung des
Schachprogramms notwendig, um programm-technisch bedingte Grenzen der
Fähigkeiten des Schachprogramms erkennen zu können! Ein typisches Beispiel wäre
z.B. die Unfähigkeit eines Programms, bestimmte Wendungen, deren Auftreten
maßgeblich für die Bewertung einer Eröffnungsvariante sind, zu erkennen. Beim
Entwickeln eines Eröffnungsbuchs für ein Schachprogramm ist es keinesfalls
ausreichend, bereits veröffentlichtes Material ungeprüft zu übernehmen.
Das Eröffnungsbuch muss also unbedingt speziell auf das Schachprogramm
abgestimmt sein. Dies ist um so schwieriger, da ein menschlicher Schachspieler
seine eigenen Präferenzen kennt und demnach schnell beurteilen kann, ob eine
bestimmte Eröffnung ihm entgegenkommt oder nicht. Bei einem Schachprogramm
müssen die spezifischen Stärken und Schwächen erst erarbeitet werden. So finden
sich in Eröffnungsbüchern häufig Bewertungen wie "Weiß hat entscheidenden
Angriff".
Wenn nun das Schachprogramm nicht in der Lage ist, den Angriff fortzuführen,
dann ist diese Bewertung aus der subjektiven Betrachtungsweise des
Schachprogramms unzutreffend. Es wäre sinnlos, wenn das Schachprogramm diese
Stellung herbeiführen würde und nicht in der Lage wäre, sie zu verwerten.
Die Bewertung "Weiß hat Angriff für den geopferten Bauern" ist ein zweites
typisches Beispiel. Dies stellt eine subjektive Bewertung des jeweiligen Autoren
dar. Ein menschlicher Schachspieler wird in einem solchen Fall die weiße
Stellung bevorzugen, da Menschen in Verteidigungsstellungen psychologisch
bedingt öfter Fehler begehen (also schwächer spielen), als in
Angriffsstellungen.
Dies ist auf Schachprogramme nicht übertragbar, da die psychologische Komponente
für das Elektronenhirn vollkommen entfällt. In diesem Beispiel müsste exakt
überprüft werden: wie die Stellung objektiv zu beurteilen ist (wiegen die
Angriffsmöglichkeiten schwerer oder der geopferte Bauer?) und das Schachprogramm
sich in dieser Stellung verhält (wird es als Angreifer oder Verteidiger stärker
spielen?).
Erst nach diesen Überprüfungen kann festgelegt werden, ob es vorteilhaft ist,
das Schachprogramm diese Stellung mittels der Eröffnungsvariante herbeiführen zu
lassen. Ein anderer wesentlicher Punkt ergibt sich aus der Tatsache, dass die
Bewertung einer Stellung in vielen Fällen nicht klar ersichtlich ist, sondern
auf den individuellen Fähigkeiten eines Spielers beruht. So ist es durchaus
möglich, dass zwei Spieler gleicher Spielstärke, aber mit unterschiedlichen
Stärken und Schwächen, ein und dieselbe Stellung völlig unterschiedlich
bewerten.
Deshalb ist es unerlässlich, die festgelegten Bewertungskriterien des
Schachprogramms mit denen in Eröffnungspublikationen abzustimmen und die
Parameter entsprechend zu setzen. Wenn z.B. nach einer Zugfolge eine Seite
deshalb besser steht, weil sie den Vorteil zweier Läufer gegen Läufer und
Springer besitzt, kann dies für ein Schachprogramm nur dann relevant sein, wenn
es diese Konstellation ebenfalls als vorteilhaft einschätzt. Andernfalls besteht
die Wahrscheinlichkeit, dass es den Vorteil aus Unkenntnis preisgibt. Diese
Arbeit hat auf die Erfolgsaussichten eines Programms wesentlichen Einfluss.
Zum Turnierverlauf...
Zaungast Johan de Koning: Autor des Programms The King
Nachdem die Topfavoriten gegeneinander gespielt haben, wird es entscheidend
sein, wer am sichersten die Punkte gegen die vermeintlich schwächeren Programme
einfährt. Shredder spielte gegen das Programm Chinito. Unmittelbar nach der
Eröffnung hatte Shredder leichten positionellen Vorteil. Selten gab es eine
aggressivere Version von Shredder. Das Programm startete wieder einmal einen
scharfen Königsangriff, der die Partie umgehend entschied. Damit hatte der
vielfache Weltmeister sein Pensum erfüllt.
Shredder spielte gegen Chinito Schottisch, ohne mit Taktik zu geizen.
Fritz sollte man eigentlich umtaufen. Im laufenden Turnier würgt das Programm
seine Gegner in einem positionellen Stil ab, der an die Partien von
Exweltmeister Karpov erinnert. Ich habe den Fritz-Autoren den Namen "Boa
Constrictor" vorgeschlagen. Das Programm überspielt seine Gegner in einem
beeindruckenden positionellen Stil und läßt einfach keine Gegenchancen zu.
Momentan lebt das Turnier von der Spannung,. ob die beiden Spitzenreiter Fritz
und Shredder souverän ihre vermeintlich schwächeren Gegner besiegen können.
Titelverteidiger Junior spielte gegen das deutsche Amateurprogramm Quark.
Quark-Programmierer Thomas Mayer bereitete sich im Zockercafe "Brot + Spiele"
Tipps für die Vorbereitung vor und hoffte auf eine Überraschung. Junior ließ
aber nichts anbrennen und setzte sich erfolgreich gegen den Amateur durch.
Quark (re.) gegen Junior (li.)
Brutus besiegte Diep und hält damit Anschluß an das Spitzenfeld.
Brutus gegen Diep