Magnus Carlsen: "Wir wollen das Schach entwickeln"

von ChessBase
14.11.2020 – Jonathan Tisdall führte ein langes Interview mit Magnus Carlsen, das in Norsk Sjakkblad erschien. Eine gekürzte Version wurde nun in englischer Sprache auf der Seite der US Chess Federation veröffentlicht. Carlsen gibt freimütig Einblick in verschiedene aktuelle Vorgänge. | Foto: Lennart Ootes / Altibox Norway Chess

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Auszüge aus dem Interview, erschienen auf der Seite der US Chess Federation... 

 

Magnus Carlsens Befürwortung eines Sponsorenangebots des Wettanbieters Kindred für den Norwegischen Schachverband löste in Norwegen eine große Kontroverse aus. In der Folge wurde Carlsen zum Botschafter für die Wettfirma Unibet berufen. Das Wettgeschäft ist in Norwegen ein Staatsmonopol, das Thema ist sehr heikel und die Diskussion wurde auch sehr emotional geführt. Magnus ist nach wie vor für den Norwegischen Verband aktiv, lässt seine Mitgliedschaft aber aus Protest gegen den Widerstand ruhen.

Im Interview nimmt der Weltmeister wie gewohnt kein Blatt vor den Mund.

Unibet

Zum Thema "Unibet-Botschafter" - wird man sich nun aufgrund Ihres Erfolgs auf die Fantasy-Football-League konzentrieren? Es scheint das perfekte Vehikel für den Sponsor zu sein. Sie wenden mentalen Fähigkeiten an, aber nicht im Schach, sondern auf eine andere Art von Wettkampf.

Es ist ganz einfach etwas, das ich interessant finde und über das ich auch gerne spreche und es bis zu einem gewissen Maß unterstütze. Es gibt viele Überschneidungen mit Leuten, die gerne spielen und gerne Fantasy-Fussball spielen. Da gibt es eine sehr offensichtliche Verbindung herzustellen.

Sie sagen im Fantasy-Football-Podcast, dass Sie kein großer Spieler sind, was die Leute überraschen könnte, da Sie ja Unibet-Botschafter sind. Wie viel "Mathematik" ist in dem, was Sie spielen?

Ich denke, Fantasy-Fußball hat viel Ähnlichkeit mit Poker und mit Wetten, da man Entscheidungen auf der Grundlage von Statistiken trifft, und das gibt einem dann eine bessere Chance Glück zu haben. Für mich ist es also nicht der spielerische Aspekt dieser Dinge, der es für mich interessant macht. Es geht mir mehr darum, gute Entscheidungen zu treffen, bessere Entscheidungen zu treffen als andere, obwohl wir die gleichen Daten haben.

Kurzfristig gibt es natürlich auch immer viel Glück im Spiel, das lässt sich nicht leugnen, aber ich denke, mit der Zeit nivelliert sich das. Ich denke, Fantasy-Fussball gehört definitiv in die gleiche Kategorie wie Wetten oder Poker, die zu einem großen Maße auch Fähigkeiten erfordern. 

Magnus Carlsen

Magnus Carlsen bei einem Blindsimultan in Stavanger.  | Foto: Lennart Ootes

Die Zukunft des Schachs

Zum Format Ihrer Online Rapid Tour - viele Leute meinen, dass es ein Testballon für das Format ist, das Sie gerne als Weltmeisterschaftsformat sehen würden. Ist daran etwas Wahres dran?

Ja, ich schätze, ich war ziemlich offen mit meiner Meinung, welches Format am besten geeignet wäre, den besten Spieler der Welt zu ermitteln, nicht unbedingt aber für eine Weltmeisterschaft. Die Online-Tour unterstreicht das.

Glauben Sie, dass die Covid-19-Pandemie generell die Bedeutung von Schnellschach - und Blitzevents verändert haben.

Ich glaube schon. Aber ich denke auch, dass es einfach nicht realistisch ist zu erwarten, dass die Leute auch Turnierpartien online spielen. Und es ist auch nicht realistisch, von den Leuten zu erwarten, dass sie diese mit großem Interesse verfolgen. Ich denke also, dass das Schnellschach-Format hervorragend für das Online-Spiel geeignet ist, weil man zumindest einen gewissen Anschein von qualitativ hochwertigem Schach bewahrt und es gleichzeitig nicht zu lange dauert. Man erhält mehrere Partien an einem Tag und auf diese Weise erhält man möglicherweise mehr Spannung.

Glauben Sie, dass davon auch das Schach am richtigen Brett beeinflusst wird, wenn es wieder stattfindet. Wird Schach generell schneller werden?

Ich weiß es nicht. Ich denke, im Allgemeinen ist die Zukunft des klassischen Schachs, so wie es jetzt ist, ein wenig unklar. Ich würde mir wünschen, dass mehr Fischer Random Chess in einem klassischen Format über das Brett gespielt wird. Das wäre sehr interessant für mich, weil ich glaube, dass dieses Format ziemlich gut für das klassische Schach geeignet ist, da man im Grunde genommen viel Zeit braucht, um die Partie auch nur annähernd anständig spielen zu können. Man sieht das daran, wie Fischer Random Chess jetzt gespielt wird, wenn es in einem schnellen Format gespielt wird.

Die Qualität der Partien ist nicht sehr hoch, weil wir in der Eröffnung so elementare Fehler machen. Wir verstehen das nicht annähernd genug, und ich denke, das würde sich sehr verbessern, wenn wir dort eine klassische Zeitkontrolle hätten. Das würde ich mir also auf jeden Fall wünschen.

Das klassische Schach am Brett hat es wohl eine Zukunft, aber man muss es so nehmen wie es ist. Es wird zwischen den besten Spielern der Welt immer viele Remisen geben. Das lässt sich nicht ändern, wenn man nicht etwas Grundlegendes an den Regeln ändert. Das mag schade sein, aber es lässt sich kaum ändern.

 

Read Das ganze Interview auf der Seite der USCF...

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Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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