Manfred Mädler zum 90sten Geburtstag

von André Schulz
15.07.2024 – Mit Manfred Mädler feierte heute eine lebende Schachlegende ihren 90sten Geburtstag. Der gebürtige Dresdener verließ seine Heimatstadt zu Beginn der 1950er Jahre, war im Westen auf vielen beruflichen Feldern unterwegs und dabei immer dem Schach verbunden. In Deutschland war er einer der ersten, der Titel eines internationalen Fernschachmeisters erhielt. Außerdem war er Verleger, Schachjournalist und Organisator. | Foto: Ingrid Schulz (Deutscher Schachbund)

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Schachlegende Manfred Mädler feiert 90sten Geburtstag

Manfred Mädler wurde am 15. Juli 1934 in Dresden geboren. Sein Vater Paul führte in alter Familientradition eine Eisenwarenhandlung in der Dresdener Blochmannstraße. Schon der Großvater Heinrich Mädler hatte als Hufschmid regelmäßigen Umgang mit Eisen, denn zu seinen "Kunden" gehörten die Pferde der Dresdner Pferdebahn. Zur Welt kam Manfred Mädler noch in der Wittenberger Straße. 1936 zog die Familie in eine Villa in die Wägnerstraße. Als Kind musste Manfred Mädler im Krieg miterleben, wie das Geschäft der Eltern in den Bombenangriffen auf Dresden zugrunde ging. Er selbst wurde als Zehnjähriger noch 14 Tage vor Kriegsende in die Hitlerjugend eingezogen, wo die "Pimpfe" eine Kurzausbildung beim Bedienen von Panzerfäusten erhielten.

Nachdem die Russen in das zerstörte Dresden eingezogen waren, wurden im elterlichen Haus russische Offiziere einquartiert. Einer der Offiziere brachte Manfred Mädler das Schachspiel bei. Nach der Schulausbildung am Schiller-Gymnasium in Dresden absolvierte Manfred Mädler bei "Eisen-Richter" eine Lehre als Eisenwaren-Kaufmann. In den Mittagpausen spielte er mit dem später in der DDR sehr bekannten Konrad Zanger Tennis und konnte auch vom Schach begeistern. 

Das väterliche Eisenwarengeschäft existierte nach dem Krieg nur noch als Provisorium in der Garage des Mädler'schen Wohnhauses und warf nicht mehr viel ab. Deswegen schlug Mädler Senior seinem Sohn vor, sein berufliches Glück anderswo zu finden. Der 18-jährige Junge wurde im Oktober 1952 von den Eltern zum Bahnhof gebracht und machte sich alleine über Berlin auf den Weg nach Westdeutschland.

Nach verschiedenen Stationen im "Westen", darunter auch die Schweiz und zwei Jahre in Stockholm, Schweden - dort sortierte Manfred Mädler unter anderem die Bibliothek des Schachverbandes - kam Manfred Mädler schließlich nach Düsseldorf, wo er eine Stelle als Außendienstler im "Fachverband des Deutschen Eisenwarenhandels" (FDE) an und leitete im Auftrag des Verbandes an vielen Orten im Bundesgebiet Seminare und Schulungen. Eine Zeit lang war er Leiter für Öffentlichkeitarbeit in Lübeck und begleitete dort u.a. organisatorische die Eröffnung der ersten Obi-Märkte. In Lübeck war er auch im Lübecker Schachclub aktiv, war dort von 1972 bis 1973 der zweite Vorsitzende des Vereins und organisierte die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Klubs mit. In Lübeck begründete er auch sein Schachhaus Mädler.

Da Manfred Mädler über viele Jahre aus beruflichen Gründen ständig unterwegs war, beschäftigte er sich besonders mit dem Fernschach. 1968 wurde er zum Internationalen Fernschachmeister ernannt und war einer der ersten, der diesen Titel erhielt Außerdem betätigte er sich als Schachjournalist, reiste zu vielen großen Turnieren und veröffentlichte in den Schachzeitschriften darüber Berichte. 20 Jahre lang führte er die Schachspalte des Magazins "Stern." Zudem gab er Schachkurse an der Volkshochschule, aber auch in Seniorenheimen und in sogar in Gefängnissen. 

1991 veröffentlichte Manfred Mädler eine kleines Büchlein mit heiteren Geschichten rund ums Schach.

Das Büchlein enthält Anekdoten und Geschichtchen; auch einige Leserbriefe als Reaktion auf Mädlers Schachkolumne sind abgedruckt, zum Beispiel:

Schluss mit Karpow

"Sie Russenfreund! Im letzten Jahr haben Sie immer wieder sowjetische Siege gezeigt. Aber auch bei uns wird Schach gespielt, was der unbemittelte Spieler besser versteht als die blöden Läuferrückzüge von dem Typen mit dem Rosi-Mittermeier/ Karel-Gott-Gesicht aus der Sowjetunion."

1989 lernte Manfred Mädler bei einem seiner Volkshochschulkurse die Chemikerin Monika Hommes kennen und heiratete sie ein paar Jahre später. Monika Mädler arbeitete nun bei der Bearbeitung der Versandbestellungen im Mädler'schen Schachhaus mit, das jetzt in Düsseldorf seinen Sitz hatte, und gab als Redakteurin im Schachverlag Mädler die Gambit-Revue mit heraus.

1996 zog das Ehepaar Mädler mit ihrem Schachgeschäft, darunter Tausenden von Büchern, von Düsseldorf zurück nach Dresden in das Haus, das Manfred Mädler von seinen Eltern geerbt hatte und führte das Schachgeschäft nun von Dresden-Blasewitz aus weiter.

Manfred und Monika Mädler (2008) 

Anlässlich der Schacholympiade 2008 in Dresden gab es auch Gelegenheit, das Schachhaus Mädler zu besuchen. Die Eindrücke flossen in diesen Bericht ein.


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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