ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Mit Schach beginnen die
„Spiele“
Text und Photos von Olena Boytsun
„Meine Installation ist interaktiv“, - sagt die Künstlerin. „Ich will es sehen, wie die Leute die Spiele spielen, alles berühren, Spaß haben“. Einzel- und Gruppenausstellungen von und mit Karolina Freinos Arbeiten fanden bereits in Polen, Frankreich, Italien und Deutschland statt. Jetzt hat sie noch eine Möglichkeit, in Deutschland ihre Arbeiten zu präsentieren, dank der Unterstützung von der Alfred Toepfer Stiftung F.V:S.
Die Künstlerin Karolina Freino
Die Polin ist zur Zeit in dem Masterstudiengang „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“ an der Bauhaus Universität in Weimar eingeschrieben. “Ich wollte immer ein Master in Deutschland machen und war wirklich froh, ein Stipendium von der Stiftung zu bekommen“, - so Karolina. – „Ohne das Stipendium würde ich das Studium nie schaffen“. Als der Vorstandsvorsitzende der Alfred Toepfer Stiftung Herr Ansgar Wimmer Karolina Freino vorschlug, ihre Werke anlässlich der Eröffnung der „Galerie im Georgshof“ in Hamburg zu präsentieren, nahm die Künstlerin die Einladung mit große Freude an.
Die Installation „Spiele“ bereitete die Polin 4 Jahre lang vor. Jetzt gibt es 10 spezielle Kunstwerke, die man zu einer Serie verbinden kann. Nach Hamburg brachte Karolina nur 5 Spiele mit – das heißt das Wichtigste. Und alles fängt mit Schach an.
Auf den ersten Blick sieht man nichts Besonderes – nur ein ganz einfaches Schachbrett und viele ganz einfache Figuren. Die sind aber alle... grau.
Das Werk "Schach"
Das Grau bekommt man aus der Mischung von schwarz und weiß. „Es wäre sehr schwierig, die Bauern des Gegners und die Eigenen zu unterscheiden, wenn alle Bauern grau bemalt wären“, - erzählt Karolina die Idee. „Sie würden bestimmt verwechselt werden“. Und dann – wäre es nicht möglich, weiter zu spielen, oder im auf das Leben übertragenen Sinn - zu kämpfen. Dann kommt die Ruhe.
Ein Matt kann man doch leicht setzen
Karolina fragte sich, ob man mit solchen Figuren trotzdem spielen kann. Na ja, man kann sicher sogar blind ohne Figuren spielen; es ist nicht wirklich schwierig ein grauen Matt für den Gegner zu setzen. Aber wenn neue Leute hinzukommen, und die Position der Figuren ansehen, dann ist es für sie schwierig, diese genau einzuschätzen. Zum Beispiel, sieht man den grauen König und die graue Dame. Mit der Dame auf der gleichen Diagonale ist der graue Läufer verbunden. Und wie kann man es jetzt unterscheiden, ob die Dame den König angreift, oder die Dame doch den König verteidigt? Unterstützt der Läufer die Dame oder bedroht er sie? Wenn man sich verwirrt fühlt, gibt es keinen Impuls für den Kampf.
Das Schachspiel eröffnet die Spielreihe in der Ausstellung. Als nächstes kommt das Spiel mit einem unaussprechbaren Namen: „...“. Es ist wie Erinnerung an die Kindheit: man sieht die Karten, und weiß, dass auf der anderen Seite ein Bild ist.
"Das Spiel"
Man soll gleiche Bilderpaare finden; der Trick ist aber, dass die Menge der Bilder so gewählt ist, dass am Ende des Spiels ein Element übrig bleibt. Was soll das? „Manchmal ist die Welt nicht symmetrisch... Manchmal lernen wir die Einsamkeit kennen...“ – so sieht das die Künstlerin.
Das nächste Spiel heißt „Wirf es aus Dir raus“ und nutzt das Alphabet der Blindenschrift.
„Statt gewöhnlicher Punktezahlen habe ich auf jeder Seite des Würfels Buchstaben aus der Blindenschrift angebracht. Auf jeder Seite befindet sich ein Buchstabe.
Alle können den Würfel werfen und zufällige „Wörter“ erzeugen.“ – Karolina meint und erzählt auch, dass man auf Polnisch sagt: „wirf es aus die raus!“, wenn jemand Schwierigkeiten hat, etwas auszusprechen. Den Würfel wirft man doch auch.
Auf dem „Selbstporträt“ sieht man die Städte, wo Karolina lange Zeit arbeitete und studierte („Zuhause war“).
Der Ball auf der Karte macht deutlich, dass es nicht leicht ist, „ins Loch zu fallen“. Das bedeutet – man braucht viel Zeit, sich irgendwo einzuleben und Wurzeln zu schlagen. Aber dann stößt uns etwas heraus und zwingt uns wieder, nach anderen Plätzen zu suchen.
„Ich habe keinen Standpunkt mehr“, so sagt man manchmal. Wenn etwas Untrennbares trennbar ist – diese Situation zeigt das fünfte Spiel. Karolina wählte sechs Symbole, die leicht von allen Menschen der Welt zu erkennen sind. Aber wenn man damit sechs Puzzles macht, dann kann man neue Zeichen für sich selbst konstruieren.
Im Rahmen der Ausstellung junger polnischer Kunst in der „Galerie im Georgshof“ präsentiert auch Janusz Janczy ( http://www.janczy.go.pl/ ) seine Skulpturen und Malerei. 2002 begann Janusz in der Serie „still position“ Skulpturen – Körper – aus Holz zu schaffen und erhielt den Gustav-Weidanz-Preis für Plastik.
Der Stipendiat von Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Janusz Janczy
Die Skulptur "Balance"
Die Ausstellung „Junge Polnische Kunst“ ist in der „Galerie im Georgshof“ (Georgsplatz 10, Hamburg, Tel: +49 / 40 / 33 40 20) bis Ende July 2006 zu sehen. Die Galerie ist für Besucher zwischen dem 17. Mai und 31. Juli 2006 werktags von 9 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.
Das Buero der Alfred Toepfer Stiftung im Hamburg
Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. wurde 1931 vom Hamburger Kaufmann und Landwirt Alfred C. Toepfer als „Stiftung F.V.S. zu Hamburg“ gegründet. Die Stiftung engagiert sich heute für die Förderung der Europäischen Einigung unter Wahrung der kulturellen Vielfalt sowie die Verständigung zwischen den Völkern Europas. Als gemeinnützige private Stiftung ist sie dabei in den Feldern Europäische Integration, Völkerverständigung, Kunst und Kultur, Wissenschaft, Naturschutz und Jugend präsent, weitere Aktivitäten reichen zudem in die Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Denkmalpflege hinein.