Mit Schach beginnen die
„Spiele“
Text und Photos von Olena Boytsun
„Meine Installation ist
interaktiv“, - sagt die Künstlerin. „Ich will es sehen, wie die Leute die Spiele
spielen, alles berühren, Spaß haben“. Einzel- und Gruppenausstellungen von und
mit Karolina Freinos Arbeiten fanden bereits in Polen, Frankreich, Italien und
Deutschland statt. Jetzt hat sie noch eine Möglichkeit, in Deutschland ihre
Arbeiten zu präsentieren, dank der Unterstützung von der Alfred Toepfer Stiftung
F.V:S.

Die Künstlerin Karolina Freino
Die Polin ist zur Zeit in dem
Masterstudiengang „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“
an der Bauhaus Universität in Weimar eingeschrieben. “Ich wollte immer ein
Master in Deutschland machen und war wirklich froh, ein Stipendium von der
Stiftung zu bekommen“, - so Karolina. – „Ohne das Stipendium würde ich das
Studium nie schaffen“. Als der Vorstandsvorsitzende der Alfred Toepfer Stiftung
Herr Ansgar Wimmer Karolina Freino vorschlug, ihre Werke anlässlich der
Eröffnung der „Galerie im Georgshof“ in Hamburg zu präsentieren, nahm die
Künstlerin die Einladung mit große Freude an.
Die Installation „Spiele“
bereitete die Polin 4 Jahre lang vor. Jetzt gibt es 10 spezielle Kunstwerke, die
man zu einer Serie verbinden kann. Nach Hamburg brachte Karolina nur 5 Spiele
mit – das heißt das Wichtigste. Und alles fängt mit Schach an.
Auf den ersten Blick sieht
man nichts Besonderes – nur ein ganz einfaches Schachbrett und viele ganz
einfache Figuren. Die sind aber alle... grau.

Das Werk "Schach"
Das Grau bekommt man aus der
Mischung von schwarz und weiß. „Es wäre sehr schwierig, die Bauern des Gegners
und die Eigenen zu unterscheiden, wenn alle Bauern grau bemalt wären“, - erzählt
Karolina die Idee. „Sie würden bestimmt verwechselt werden“. Und dann – wäre es
nicht möglich, weiter zu spielen, oder im auf das Leben übertragenen Sinn - zu
kämpfen. Dann kommt die Ruhe.

Ein Matt kann man doch leicht setzen
Karolina fragte sich, ob man
mit solchen Figuren trotzdem spielen kann. Na ja, man kann sicher sogar blind
ohne Figuren spielen; es ist nicht wirklich schwierig ein grauen Matt für den
Gegner zu setzen. Aber wenn neue Leute hinzukommen, und die Position der Figuren
ansehen, dann ist es für sie schwierig, diese genau einzuschätzen. Zum Beispiel,
sieht man den grauen König und die graue Dame. Mit der Dame auf der gleichen
Diagonale ist der graue Läufer verbunden. Und wie kann man es jetzt
unterscheiden, ob die Dame den König angreift, oder die Dame doch den König
verteidigt? Unterstützt der Läufer die Dame oder bedroht er sie? Wenn man sich
verwirrt fühlt, gibt es keinen Impuls für den Kampf.

Das Schachspiel eröffnet die
Spielreihe in der Ausstellung. Als nächstes kommt das Spiel mit einem
unaussprechbaren Namen: „...“. Es ist wie Erinnerung an die Kindheit: man sieht
die Karten, und weiß, dass auf der anderen Seite ein Bild ist.

"Das Spiel"

Man soll gleiche Bilderpaare
finden; der Trick ist aber, dass die Menge der Bilder so gewählt ist, dass am
Ende des Spiels ein Element übrig bleibt. Was soll das? „Manchmal ist die Welt
nicht symmetrisch... Manchmal lernen wir die Einsamkeit kennen...“ – so sieht
das die Künstlerin.
Das nächste Spiel heißt „Wirf
es aus Dir raus“ und nutzt das Alphabet der Blindenschrift.

„Statt gewöhnlicher
Punktezahlen habe ich auf jeder Seite des Würfels Buchstaben aus der
Blindenschrift angebracht. Auf jeder Seite befindet sich ein Buchstabe.

Alle können den Würfel werfen
und zufällige „Wörter“ erzeugen.“ – Karolina meint und erzählt auch, dass man
auf Polnisch sagt: „wirf es aus die raus!“, wenn jemand Schwierigkeiten hat,
etwas auszusprechen. Den Würfel wirft man doch auch.

Auf dem „Selbstporträt“ sieht
man die Städte, wo Karolina lange Zeit arbeitete und studierte („Zuhause war“).


Der Ball auf der Karte macht
deutlich, dass es nicht leicht ist, „ins Loch zu fallen“. Das bedeutet – man
braucht viel Zeit, sich irgendwo einzuleben und Wurzeln zu schlagen. Aber dann
stößt uns etwas heraus und zwingt uns wieder, nach anderen Plätzen zu suchen.
„Ich habe keinen Standpunkt
mehr“, so sagt man manchmal. Wenn etwas Untrennbares trennbar ist – diese
Situation zeigt das fünfte Spiel. Karolina wählte sechs Symbole, die leicht von
allen Menschen der Welt zu erkennen sind. Aber wenn man damit sechs Puzzles
macht, dann kann man neue Zeichen für sich selbst konstruieren.


Im Rahmen der Ausstellung
junger polnischer Kunst in der „Galerie im Georgshof“ präsentiert auch Janusz
Janczy ( http://www.janczy.go.pl/ ) seine
Skulpturen und Malerei. 2002 begann Janusz in der Serie „still position“
Skulpturen – Körper – aus Holz zu schaffen und erhielt den Gustav-Weidanz-Preis
für Plastik.

Der Stipendiat von Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Janusz Janczy

Die Skulptur "Balance"
Die Ausstellung „Junge
Polnische Kunst“ ist in der „Galerie im Georgshof“ (Georgsplatz 10, Hamburg,
Tel: +49 / 40 / 33 40 20) bis Ende July 2006 zu sehen. Die Galerie ist für
Besucher zwischen dem 17. Mai und 31. Juli 2006 werktags von 9 Uhr bis 16 Uhr
geöffnet.

Das Buero der Alfred Toepfer Stiftung im Hamburg
Die
Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. wurde 1931 vom Hamburger Kaufmann und
Landwirt
Alfred C. Toepfer als „Stiftung F.V.S. zu
Hamburg“ gegründet. Die Stiftung engagiert sich heute für die Förderung der
Europäischen Einigung unter Wahrung der kulturellen Vielfalt sowie die
Verständigung zwischen den Völkern Europas. Als gemeinnützige private Stiftung
ist sie dabei in den Feldern Europäische Integration, Völkerverständigung, Kunst
und Kultur, Wissenschaft, Naturschutz und Jugend präsent, weitere Aktivitäten
reichen zudem in die Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Denkmalpflege
hinein.