Neues von Borislav Ivanov

von ChessBase
11.07.2013 – Niemand will mehr mit Ivanov spielen. Eigentlich wollte sich Ivanov, der nach überraschenden Turniererfolgen, bei denen seine Partien starke Parallelen zu Vorschlägen der Schach-Engine Houdini aufwiesen, unter Betrugsverdacht geraten war, einem Test unterziehen, um diese Vorwürfe zu entkräften. Ivanov erschien nicht zum Test, der bulgarische Schachverband sperrte ihn für vier Monate und Turnierorganisatoren lassen ihn nicht spielen.  Mehr...

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Ivanov erscheint nicht zum Anti-Betrugstest des bulgarischen Schachverbands


Es ist schon eine Weile her, seit Borislav Ivanov das letzte Mal bei einem Schachturnier in Erscheinung getreten ist. Aber das liegt nicht daran, dass Ivanov, der als völliger Außenseiter Ende 2012 vier Großmeister bei einem Turnier in Zadar zerschmettert hatte, nicht mehr spielen will.

Der Grund ist vielmehr, dass Turnierorganisatoren in Bulgarien und in anderen Ländern sich rundheraus weigern, Ivanov spielen zu lassen, nachdem er zu einem Anti-Betrugstest nicht erschienen war, der am 19. Juni in Sofia stattfinden sollte und vom bulgarischen Schachverband organisiert worden war.

Mit diesem Test wollte man Ivanov Gelegenheit geben, alle Betrugsvorwürfe zu widerlegen, die in den letzten Monaten gegen ihn erhoben worden waren, nachdem er in einer Reihe internationaler Turniere in Spanien, Kroatien und Bulgarien erfolgreich, aber nicht durchgegehend stark gespielt hatte.

Borislav Ivanovs sprungartiger Spielstärkezuwachs hatte ihn schlagartig bekannt gemacht, nachdem er beim Zadar Open letztes Jahr im Dezember überraschend Vierter geworden war. Nach einer genaueren Betrachtung seiner Partien konstatierten viele Schachcomputerexperten auffallende Parallelen zwischen den von Ivanov gemachten Zügen und den Vorschlägen Houdinis, der zur Zeit stärksten Schachengine. Rasch entstand der Verdacht, Ivanov hätte betrogen, obwohl er vor der achten Runden in Zadar einer Leibesvisitation unterzogen worden war. Dabei fand man keine Beweise für möglichen Betrug, aber konfiszierte Ivanovs Stift.

Am 19. Juni 2013 organisierte der bulgarische Schachverband in Sofia deshalb einen einmaligen Anti-Betrugstest. Dieses Experiment sollte Ivanov Gelegenheit geben, die Vorwürfe gegen ihn auszuräumen. Zuvor hatte sich Ivanov öffentlich dazu bereit erklärt, zu zeigen, dass er ein schachliches Naturtalent ist, ohne jede fremde Hilfe spielt und GMs erfolgreich überspielen kann.

Silvio Danailov, Präsident der ECU und des Bulgarischen Schachverbands, war unmittelbar zuvor aus Spanien zurückgekehrt, um beim Test mit Ivanov dabei zu sein. Über seinen Anwalt hatte der junge FM Danailov eine Erklärung zukommen lassen, dass er bereit war, sich einem "speziellen Test zu unterziehen, um mit technischen Methoden und mit wissenschaftlichen Mitteln objektiv zu beweisen, dass er während seiner Partien keine unfairen Methoden anwendet."

Warten auf Ivanov: Silvio Danailov und die Prüfungskommission

Doch als der Test im Gebäude des bulgarischen Schachverbands um 13 Uhr beginnen sollte, war von Borislav Ivanov nichts zu sehen. In letzter Minute hatte er dem bulgarischen Schachverband am Abend bevor der Test stattfinden sollte über seinen Anwalt eine Nachricht zukommen lassen, dass er am 7. Varna Open teilnehmen würde, das am gleichen Tag begann. Das einzige Problem bei dieser Nachricht war, dass Borislav Ivanov in einem Interview für eine Fernsehshow erklärt hatte, dass der Organisator des Varna Opens, Boris Hristov, sich “kategorisch geweigert” hätte, ihn an dem Turnier teilnehmen zu lassen, aus Angst, dass anderen potenziellen Teilnehmern Ivanov “nicht gefiel”.

Die Haltung des bulgarischen Schachverbands, nachdem Ivanov nicht zum Test erschienen war, den zu organisieren eine Menge Geld gekostet hatte, war eindeutig. Laut Aussage von Danailov “ist der Fall Ivanov jetzt abgeschlossen”. Auch die Klage, die Ivanov gegen den bulgarischen Schachverband angestrengt hatte, um gegen die viermonatige Sperre, die der bulgarische Schachverband gegen ihn verhängt hatte, zu protestieren, war zugunsten des bulgarischen Schachverbands entschieden worden.

Diese Entscheidung des Gerichts wurde auf dem Treffen des Schachverbands, das unmittelbar nach dem gescheiterten Test stattfand, bekannt gegeben. Daraufhin verriet Marin Atanasov, Ivanovs Vereinstrainer, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, dass er Ivanov bis zur letzten Minute geraten hatte, sich dem Test zu unterziehen, aber mit seinen Bemühungen gescheitert war.

Der bulgarische Schachverband veröffentlichte eine Erklärung, dass “es Ivanov nach Ablauf seiner viermonatien Sperre für die Teilnahme an Turnieren in Bulgarien freisteht, überall dort Schach zu spielen, wo er es will. Aber letztendlich kann die Entscheidung, ob er spielen darf, einzig und allein von den jeweiligen Turnierorganisatoren gefällt werden." Nachdem Ivanovs Teilnahme beim 7. Varna Open scheiterte, wurde ihm auch die Teilnahme an einem Turnier in Spanien verweigert, zu dem er sich bereits angemeldet hatte.

Text: Alex Karaivanov




Über den Autor

Alex Karaivanov ist Manager von FM Valeri Lilov und betreut Lilovs Trainerkarriere seit sechs Jahren. Karaivanov ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Tiger Lilov Chess School und Präsident des Shanghai Chess Club: Zweig Pudong. Außerdem ist er an der Produktion von Valeri Lilovs ChessBase DVDs beteiligt und Gründer des Edgewater Chess Club in New Orleans, Louisiana.


Übersetzung aus dem Englischen: Johannes Fischer


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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