Nicholas Pert: Typical Mistakes by 1600 – 1900 Players
Rezension von Robert Klenk
„Die Fehler sind alle da, sie müssen nur noch gemacht werden“ soll schon der berühmte Tartakower gesagt haben.
Großmeister Nick Pert interessierte sich als Cheftrainer des Englischen Schachverbandes speziell für Fehler junger SpielerInnen mit Wertungszahlen zwischen 1600 und 1900, und untersuchte eine große Zahl von Partien darauf, welche Fehler bei dieser Spielergruppe am meisten anzutreffen sind.
Inhalt (Laufzeit: ca. 4h)
Seine Ergebnisse hat er in insgesamt elf Kapiteln (Fehlertypen) nunmehr vorgelegt, die meisten davon rein schachlicher Natur, aber auch psychologische Aspekte werden untersucht – etwa gleich zu Anfang im Kapitel „Keine Fehler eingestehen“ (und stur mit dem falschen Plan weitermachen).
Fehlertypen sind (Übersetzung, in Klammern Ergänzung des Rezensenten):
1. Fehler nicht eingestehen
2. fehlerhaftes Opfern
3. Beachte Drohungen des Gegners (Fehler: sie nicht berücksichtigen, das längste Kapitel)
4. Standard-Endspiele (bzw. deren mangelhafte Kenntnis)
5. Zu materialistisch
6. Berechnungsfehler bei forcierten Varianten
7. Tausch von Läufer gegen Springer (häufige Fehler dabei)
8. Behandlung von Bauernstrukturen
9. Die schlechteste Figur (nicht einsetzen)
10. Königssicherheit (vernachlässigen)
11. Überschätzung gegnerischer Pläne
Zu Beginn jedes der 11 Kapitel wird der Fehler durch Beispiele von einigen Minuten veranschaulicht, danach ist Zuschauer dran: Im Trainingsmodus sind verschiedene Aufgaben zu lösen, wobei der Schwierigkeitsgrad relativ breit gestreut ist.
Bewertung
Erfrischend anders der ganze Ansatz: Anstatt des üblichen „so machst du es richtig“ geht der Autor hier genau den umgekehrten Weg, und ist damit sehr praxisnah. Der Clou der DVD ist, dass der Lernende über die Tests selbst auf die Suche gehen kann, wo er besonders anfällig ist, und es findet eine Sensibilisierung statt.
Erstaunt war ich darüber, dass der Punkt „Fehlende Kenntnis typischer Taktik-Motive“ nicht auftaucht – womöglich gibt es da einfach regionale Unterschiede zwischen Engländern und Deutschen. Bei der Vielzahl an möglichen Fehlerquellen kann in vier Stunden naturgemäß auch nur eine Auswahl gezeigt werden.
Wichtig ist zu verstehen, dass hier vor allem eine Art Analysewerkzeug zur Verfügung gestellt wird. Es wäre zu viel, ein detailliertes Programm zu erwarten, wie denn nun solche Fehler abzustellen sind. Das würde vermutlich für viele Kapitel nochmal eine DVD brauchen ... oder auch mehrere, etwa bei den Standard-Endspielen, siehe Karsten Müllers Beiträge dazu.
Ein kurzes Wort noch zur Vortragsweise: Als Muttersprachler spricht der Autor relativ schnell, so dass manchem sicher das eine oder andere Wort entgeht. Man kommt aber trotzdem gut mit.
Kaufberatung
Das Werk bietet eine erste Ausgangsbasis für die genannte Zielgruppe, sich nach dem Ansehen mit den eigenen Partien unter neuen Aspekten zu beschäftigen. Auch Trainern kann es einen klareren Blick für die Probleme ihrer Schützlinge bieten, um gezielter mit ihnen arbeiten zu können. Insgesamt also eine gute Anschaffung auch für die Vereinsbibliothek.
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