ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Von Sebastian Vigl
Fällt einem das Navigationsgerät aus, während man mit dem Auto in einer unbekannten, ländlichen und schlecht ausgeschilderten Gegend (Pampa) unterwegs ist, darf man erleben, was ein Schachspieler erleidet, wenn ihm der nächste Theoriezug partout nicht einfallen will: Man ist auf sich allein gestellt. Nun zeigt sich, wer sich orientieren kann. Während dem Autofahrer zum Beispiel die Kenntnis der Himmelsrichtungen hilfreich sein dürfte, kann der Schachspieler sich an der entstandenen Bauernstruktur orientieren.
Die französische Verteidigung ist eine der facettenreichsten Erwiderungen auf den Doppelschritt des weißen Königsbauern mit abwechslungsreichen, strategisch komplexen Mittelspielstellungen. Sind diese Mittelspielstellungen erreicht, zeigt sich, wer diese durch bloßes Auswendiglernen der Eröffnungszüge erreicht oder wer sich bereits ein tieferes Verständnis für die Eröffnung angeeignet hat.
Unzählige Schachspieler haben weltweit mit der sympathischen Stimme des englischen Großmeisters Nigel Davies besser Schach spielen gelernt. Der Fritztrainer „A French Defence Strategy“ knüpft daran an: In 26 kurzweiligen Lehrvideos rüstet er den Schachfreund mit einem besseren Verständnis für französische Bauernstrukturen aus. Gemäß der Redewendung „Bauern machen Fürsten“ wird im Franzosen nicht selten der zum Sieger erkoren, der es besser verstanden hat, sein Spiel an den Bauern auszurichten und diese mit Bedacht zu führen.
Natürlich widmet sich Davies ausführlich dem „französischen“ Läufer und demonstriert, wie dessen Einbunkerung in der eigenen Stellung den Verlust bringen kann, dessen Aktivierung Schwarz jedoch gutes Spiel beschert. Das starke weiße Zentrum mit Bauern auf d4, e5 und eventuell auch auf f4 ruft den Schwarzen auf den Plan: Davies demonstriert in der Partie Tarrasch - Von Gottschall, was dem Französisch-Spieler blüht, wenn er das Zentrum nicht angreift (mit den klassischen Zügen f6 neben c5) und sich sein Gegenspiel am Damenflügel mies machen lässt.
Interessant für alle, die Französisch auf ihren Bretter haben werden, dürfte es sein, die Strategien zu verfolgen, die eingefleischte Französisch-Aficionados wie Sergej Dolmatov und Nigel Short anwenden, wenn sie mit den weißen Steinen auf die französische Verteidigung treffen.
Zwei weitere charakteristische Bauernformationen sollten dem Französisch-Spieler geläufig sein: der rückständige Bauer auf e6 und der Isolani auf d5. Bei beiden heißt es: „To be or not to be, that is the question!“. Ob die erwähnten Bauern eine Stärke darstellen oder zu Schwäche neigen, davon hängt nicht selten der Ausgang der Partie ab, wie Davies in je 2 Videos veranschaulicht.
„Der rückständige Bauer auf e6 und sein Drang nach vorne“
Versucht Weiß den schwarzen Angriff auf das Bauernzentrum d4 und e5 abzuschütteln, indem er mit seinen beiden Zentrumsbauern die heran preschenden schwarzen Bauern c5 und f6 schlägt (dxc5 und exf6) und nimmt Schwarz auf f6 mit einer Figur wieder, so entstehen die hängenden Bauern e6 und d5. Davies zeigt, warum Weiß diese blockieren sollte und wie Schwarz gegen diese Bestrebungen vorgeben muss.
„Hängende Bauern und die wichtigen Blockadefelder auf e5 und d4“
Nimmt Schwarz im eben beschriebenen Szenario auf f6 mit einem Bauern wieder, so entsteht ein breites schwarzes Zentrum. Zwei Musterpartien zeigen hier die Möglichkeiten für beide Seiten auf.
„Schwarz kontrolliert das Zentrum und verfügt über die halboffene g-Linie“
In der McCutcheon- und der Winawer-Variante findet sich Weiß oft mit einem Doppelbauern auf der c-Linie wieder. Auch hier demonstriert Davies Vorzüge und Schwächen dieser Bauernformation.
„Strukturelles Defizit oder kompensierte Schwächung: Der weiße Doppelbauer auf der c-Linie“
Abschließend werden noch 2 Partien zum „kleinen französischen“ Zentrum gezeigt, das entsteht, wenn der schwarze Bauer d5 sich gegen den weißen auf e4 tauscht. Des Weiteren eine lehrreiche Partie, die nachweist, wie Schwarz auch in der Abtauschvariante vermag, auf Sieg zu spielen, wenn der Gegner sich „remislich“ verhält. Welche Partie veranschaulicht dies besser als Gurevich gegen Short, Manila 1990?
Am Ende gibt Davies in einem Video Vorschläge für ein strategisches, positionelles Schwarzrepertoire, das einfach zu erlernen ist.
Das Studium der französischen Verteidigung eignet sich hervorragend, um sein Positionsverständnis zu verbessern. Nicht umsonst entnahm ihr Nimzowitsch viele Ideen, um daraus allgemeingültige, positionelle Grundsätze zu formulieren. Der Fritztrainer „A French Defence Strategy“ demonstriert wichtige strategische Aspekte, deren Berücksichtigung besseres Verständnis für französische und ähnliche Stellungsmuster liefert. Einzigartig macht diesen Fritztrainer der Umstand, dass Davies sowohl die Schwächen als auch die Stärken der jeweiligen Bauernstrukturen aufzeigt. Damit ist „A French Defence Strategy“ für Weiß- und für Schwarzspieler von Bedeutung.
Wer Französisch auf dem Brett hat, der muss die Sprache seiner Bauern sprechen! „A French Defence Strategy“ räumt eventuelle Verständnisschwierigkeiten aus dem Weg und dürfte für alle Vereins- und Turnierspieler geeignet sein, die ihr Weiß- oder Schwarzrepertoire im Franzosen besser verstehen und gewinnbringender umsetzen wollen.
Nigel Davies:
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