Olympiasplitter: Anfänge

von Johannes Fischer
01.08.2014 – 1927, vor 87 Jahren, fand in London die erste offizielle Schacholympiade statt, in Tromsø beginnt am 1. August die 41. Schacholympiade. Olympiaden haben Schachgeschichte geschrieben und sorgten für Glanzpartien, Triumphe, Tragödien und Rekorde. Bis zum Ende der Olympiade am 15. August betrachtet ChessBase solche Olympiasplitter. Den Anfang machen die Anfänge.

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Geburtswehen

Schacholympiaden sind FIDE-Sache. Schon bei der Gründung des Weltschachbunds am 20. Juli 1924 in Paris wollte man ein regelmäßiges Mannschaftsturnier der Mitgliedsländer der FIDE durchführen und tatsächlich wurde die Gründung der FIDE im Paris 1924 auch von einem Turnier begleitet. Allerdings kein Mannschaftsturnier, sondern ein Einzelturnier, das der Lette Hermann Mattison gewann, wofür ihn die FIDE zum "Amateur-Weltmeister" krönte.

Mannschaftliche Stimmung wollte man in das Turnier bringen, indem man die Punkte der einzelnen Mitglieder der jeweiligen Landesverbände zusammenzählte. Der Verband mit den meisten Punkten war dann Mannschaftssieger. Vorsichtig gesagt, keine glückliche Idee, die keineswegs ermittelt, welche Mannschaft die beste ist. Schon deshalb zählt das Turnier in Paris 1924 nicht als offizielle Olympiade. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass der französische Schachverband und nicht die FIDE das Turnier organisierte.

So fand die erste offizielle Olympiade erst drei Jahre später in London statt. 16 Mannschaften, fast alle damaligen FIDE-Mitglieder, spielten vom 18. bis 29. Juli an vier Brettern ein Rundenturnier Jeder-gegen-Jeden, Sieger war die Mannschaft mit den meisten Brettpunkten. Ein anspruchsvolles Programm, das die Ungarn am besten bewältigten: Mit 40 Brettpunkten aus 15 Kämpfen siegten sie knapp vor der Mannschaft aus Dänemark, die 1,5 Brettpunkte weniger hatte.

Geza Maroczy, mit 9 aus 12 erfolgreichster Punktesammler der Ungarn in London (Foto: Wikipedia)

Darum geht's: Der Hamilton Russel Pokal, 1927 von Frederick Hamilton-Russel gestiftet.
Diesen Pokal erhält die Siegermannschaft auch heute noch.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 - als die Olympiade in Buenos Aires mitten im Gange war - folgten weitere sieben offizielle Olympiaden (Den Haag 1928, Hamburg 1930, Prag 1931, Folkestone 1933, Warschau 1935, Stockholm 1937 und Buenos Aires 1939) sowie eine inoffizielle (München 1938). Erfolgreichste Mannschaft dieser Jahre war die USA mit drei Goldmedaillen.

Neubeginn

Die nächste Olympiade gab es dann erst elf Jahre später, in Dubrovnik 1950. Wieder gingen 16 Mannschaften an den Start und spielten ein Rundenturnier. Die Bundesrepublik Deutschland, die ein Jahr zuvor gegründet worden war, durfte fünf Jahre nach Kriegsende mitmachen und belegte hinter Jugoslawien und Argentinien Platz drei. An Brett eins der deutschen Mannschaft feierte Wolfgang Unzicker sein Olympiadebüt.

Glanzvolle Schachkarriere: Wolfgang Unzicker

Mit 11 aus 14 erzielte Unzicker zusammen mit Miguel Najdorf das beste Ergebnis am ersten Brett. Im Laufe seiner Karriere spielte Unzicker bei insgesamt 13 Olympiaden 206 Partien (+69, =110, -27).

Seit Dubrovnik 1950 wurden die Olympiaden trotz aller Schwierigkeiten, Streitereien und politischen Konflikte ohne Unterbrechung alle zwei Jahre ausgetragen und entwickelten sich im Laufe der Jahre zu einem immer größeren und bunteren Schachfest mit Teilnehmern aus aller Welt.

Frauenolympiaden

Die erste Frauenolympiade fand 1957 in Emmen statt, die Goldmedaille ging an die Sowjetunion, Silber an Rumänien, Bronze an die DDR. 15 Jahre später, 1972 in Skopje, fanden die Olympiaden der Männer und die der Frauen zur gleichen Zeit am gleichen Ort statt. In beiden Wettbewerben gewann die Sowjetunion. Die erste Frau, die an einer Männerolympiade teilnahm war übrigens die Französin Madame Chantal Chaudé de Silans (9. März 1919 bis 5. Mai 2001). Sie ging für Frankreich an den Start, gewann eine Partie, machte ein Remis und verlor vier Mal.

Russland: Die Siegerinnen der Schacholympiaden 2010 und 2012

Live Berichterstattung von der Schacholympiade in Tromsø:

TV ChessBase wird im gesamten Verlauf der Schacholympiade von den Ereignissen live berichten. Im "Studio Tromsø" werden Daniel King und André Schulz viele internationale und deutsche Gäste begrüßen.

Daniel King

André Schulz

 

Parallel zu den Interviews werden die Toppartien im Server wie gewohnt live per Audio kommentiert, wobei Klaus Bischoff den Löwenanteil der deutschen Kommentierung übernimmt., 

Klaus Bischoff kommentiert auf deutsch

 

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Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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