Russisches Superfinale in St. Petersburg: Die Eindrücke nach 6 Runden
Das Finale der Einzelmeisterschaft Russlands findet dieses Jahr in der ehemaligen Hauptstadt des Zarenreiches statt, der Heimatstadt von Rekordmeister Svidler. Das Museum für die politische Geschichte Russlands ist Gastgeber der Veranstaltung, die traditionell sowohl die Damen- wie die Herrenmeisterschaft umfasst.
Nicht alle Spitzenspieler Russlands sind präsent, was damit zu tun hat, dass parallel in London das Chess Classic stattfindet, wo Sergei Karjakin und Jan Nepomniachtchi ihre Kräfte mit Magnus Henrikevich Carlsen & Co. messen. Aber auch Vladimir Kramnik und Alexander Grichuk fehlen, da sie sich in der Vorbereitung zum im März in Berlin stattfindenden Kandidatenturnier befinden.
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Doch das schier unerschöpfliche Reservoir an hervorragenden russischen Schachspielern macht auch das diesjährige Superfinale zu einem spannenden Eliteturnier. Neben Svidler (41 Jahre) kämpft die junge russische Garde um den wichtigsten Titel: zu den weiteren Favoriten zählen die beiden Europameister der zwei vergangenen Jahre Ernesto Inarkiev und Maxim Matlakov, der Europameister von 2009 Evgeny Tomashevsky, der erfahrene 2700er Nikita Vitiugov sowie die beiden Jungstars Vladimir Fedoseev (22 Jahre) und Daniil Dubov (21 Jahre), welche schon im Sommer dieses Jahres beim Weltcup in Baku hervorragende Leistungen abgelieferten.
Die beiden letztgenannten hatten den besten Start. Turnierküken Dubov, der das Turnier mit 3 aus 3 begann, schlug in der zweiten Runde Turniersenior Svidler mit den schwarzen Steinen in einer scharfen Positionspartie und meldete sehr beeindruckend seine Ansprüche auf den Titel an. Seine weiße Weste verlor er in der fünften Runde, als er eine uralte Variante der Wiener Partie gegen Tomachevsky riskierte, und von dem beschlagenen Theoretiker (der allerdings nach der Partie zugab, diese hochseltene Variante niemals untersucht zu haben) in die Schranken gewiesen wurde.
Peter Svidler (Foto: Eteri Kublashvili)
Noch fulminanter legte Fedoseev mit 4 aus 4 los, darunter Siege gegen die beiden Europameister Tomashevsky und Matlakov, ehe er in der sechsten Runde vom Routinier Vladimir Malakhov in einer ebenfalls mittlerweile altgewordenen Variante der Slawischen Verteidigung geschlagen wurde. Fedoseev zeigte bislang großen Siegeswillen, gute theoretische Vorbereitung und keine Scheu vor der Verteidigung schwieriger Stellungen.
Trotz dieses Dämpfers in den beiden letzten Runden stehen die beiden Jüngsten zur Halbzeit des Turniers an der Spitze, Fedoseev führt mit 4½, Dubow folgt mit 4 aus 6. Ein Generationswechsel im russischen Spitzenschach kündigt sich an!
Svidler, Tomashevsky und Vitiugov (noch ungeschlagen) folgen mit 3½. Für den in Landesmeisterschaften sieggewohnten Svidler, der in seiner Heimatstadt natürlich gerne einen guten Eindruck hinterlassen würde, scheint das Turnier gerade erst zu beginnen. Gelingt es ihm, in den nächsten Runden einige Siege einzufahren, dann könnte er zur Spitze aufschließen. Dies gilt ebenfalls für Tomashevsky. Die siebte Runde wird in dieser Hinsicht jedenfalls eine Entscheidung bringen, denn dann treten die beiden Topgroßmeister gegeneinander an.
Im Mittelfeld mit 3 aus 6 befinden sich Inarkiev (ebenfalls noch ungeschlagen, aber auch sieglos geblieben), Malakhov, Riasantzev und Sjugirov. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einer dieser Spieler in der zweiten Turnierhälfte ein paar Ränge nach vorne rücken kann.
Offenes Turnier
Ergebnisse der 6. Runde
Ergebnisse der 7. Runde
Partien von Runde 1 bis 7
Stand nach sieben Runden
Frauenturnier
Auch im Damenturnier vermisst man Spitzenleute: weder Ex-Weltmeisterin Alexandra Kostenjuk noch die russische Nummer zwei, Ekaterina Lagno, sind anwesend. Klare Elofavoritin (2510) ist die zweifache Europameisterin und dreimalige Landesmeisterin Valentina Gunina. Ihr könnten Olga Girja (2484), Natalja Pogonina (2469) und vor allem die 19-jährige Alexandra Goriatchkina (2486) gefährlich werden. Diese Spielerinnen, so darf man erwarten, werden die Medaillen unter sich ausmachen.
Valentina Gunina (Foto: Eteri Kublashvili)
Die Elofavoritin startete mit einer Niederlage gegen Alina Kashlinskaia, die mit dem polnischen Weltklassespieler Wojtaszek verheiratet ist, konnte sich aber nach 6 Runden zur Spitze hocharbeiten, die sie gemeinsam mit Olga Girja (je 4 Punkte) einnimmt. Auf dem Weg dorthin schlug Gunina ihre Konkurrentin Gorjatschkina (5. Runde), die ihrerseits Girja in der 2. Runde den vollen Zähler abnahm. Die Spitzenbegegnung Guninas mit Girja endete unentschieden (6. Runde).
Das kämpferische Schach, das von den Spielerinnen geboten wird, wird sicherlich noch ein paar überraschende Resultate bringen.
Jüngste Teilnehmerin ist Polina Schuwalowa (2385), die amtierende russische Mädchenmeisterin. Sie feierte während der ersten Runde ihren 16. Geburtstag. Ein Talent, von dem noch Großes zu erwarten ist.
Ergebnisse der 6. Runde
Ergebnisse der 7. Runde
Partien von Runde 1 bis 7
Stand nach sieben Runden